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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 5
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Mimhmiicr Aiiztiiicr.

Nr. 5.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhollungs - Dlaite
vierteljährlich zZ.Z. kr.

Mittwoch, 6. Zanuar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger^ und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit d kr.

1858.

* Mannheim, 5. Jan. In der heute Vormittag in dem
Bahnhofe zu Ludwigshafen abgehaltenen Generalversammlung
der Actio na re der Pfälzischen Ludwigsbahn wurden zu-
erst die austretenden Mitglieder des Verwaltungsrathes — die
HH.Rentier Löw von Landstuhl, Reg.-Rath Wand von Speyer
und quiesc. Landkommissärv.Pöllnitz in Bamberg—wieder gewählt.
Sodann wurde das vorgeMagene Prioritätsanlehen im Betrage
von 800,000 fl. genehmigt, um mit dieser Summe zwischen Lud-
wigshafen und Worms ein zweites Schienengeleis zu legen,
das Fahrmaterial der Gesammtbahn zu vermehren und die Werk-
stätten zu Ludwigshafen und Kaisers la utern zu vergrößern.
Die nach Vertheilung von 30 fl. Dividende pro Aktie sich erge-
bende Restsumme von 24,000 fl. wurde folgendermaßen vertheilt:
12,000 fl. wurden dem Reservefonds zugetheilt; 0000fl. dem
„Unterstützungs-, Sterbe- und Kranken-Verein" der Angestellten
der Pfälzischen Ludwigsbahn Übermacht; 2000 fl. sür die katho-
lische und 2000 fl. für die evangelische Kirche Ludwigshafens
bestimmt; 1000 fl. zur Vollendung des Speyerer Domes an-
gewiesen; und endlich 1000fl. für die Verunglückten in Mainz
verwendet. Der geschäftsgewandte Direktor der pfälzischen Lnd-
wigsbahn und der Marbahn erstattete einen umfangreichen, klar
und überzeugend geschriebenen Bericht, der den Äetionären die
sichere Zuversicht gab, daß die Pfälzer Bahnen durch keine Kon-
kurrenzbahn, weder durch die Rhein-Nahe-Bahn, noch die irgend
einer andern Richtung, je in dem so erfreulichen Resultate ihres
gegenwärtigen Betriebes werden beeinträchtigt werden. Wir er-
lauben uns gelegentlich Näheres mitzutheilen.
Mannheim, 5. Jan. Der Neckar, welcher schon
gestern Vormittag anfing mit Eis zu gehen, soll sich bereits an
mehreren Plätzen gestellt haben, was bei dem ungemein niedern
Wasser und der folglich sehr schwachen Strömung nicht anSblei-
ben konnte. Wenn die Witterung nicht, wie es im Augenblick
den Anschein hat, einen gelindern Charakter annimmt, so dürfte
wohl heute Nacht oder morgen die Rhciubrücke abgeführt werden,
denn auch der Rhein treibt Eisschollen und das Hafenbassin hat
seine schon ziemlich dicke Winterdecke. Unter solchen Umständen
ist der ohnedies schon unerhört niedrige Wasserstand schnell noch
weiter herabgegangen, am Pegel im Rheinhasen war solcher heute
frühe mit 9' 8" unter Mittel zu konstatiren, diesen Mittag 3 Uhr
zeigte derselbe nur noch 10' 1" Zoll unter Mittel, woraus ohne
Zweifel die Stauung des Neckareises nicht ohne Einfluß ge-
blieben ist.
* Mannheim, 5. Jan. Soeben, 7 Uhr Abends, wird mit
der Abführung der Rheinbrücke begonnen.
Mannheim, 5. Jan. Nachdem die Witterung im
letzten Monate zur Hoffnung auf einen gelinden Winter berech-
tigte, haben sich seit zwei Tagen die Aussichten anders gestaltet;
das Wetter neigte sich plötzlich zu Kälte und dies in solcher
Weise, daß bereits gestern Vormittag der Neckar viel Eis trieb.
Von den Dampfbooten der vereinigten Mosel- und Delphin-
Dampfschifffahrts-Gesellschaften traf am 2. d. M. das Letzte hier
ein und gestern hat sich auch das vorher von Cöln hier einge-
laufene Boot „Die Pfalz", nach vorher erfolgter Löschung der
Ladung, in den Winterhafen gelegt. Die obenbenannten Dampf-
boote waren die Einzigen, welche seit etwa Mitte Oktober die
Verbindung zwischen dem Hafen Mannheim und dein Nieder-
rheine unterhielten und trotz den höchst ungünstigen Schifffahrts-
verhältnissen in dem Gütertransporte recht Ansehnliches leisteten.
Durch die Unterhaltung eines Dampsboot-Güter-Transportdienstes
gedachter Schiffe auf dem Hafen Mannheim von Mitte Oktober
an, wo sämmtliche größere tiefgehenden Dampfboote ihre Fahrten,
des niedern Wasserstandes wegen, einznstellen genöthigt waren,
blieb Mannheim aber somit das ganze Jahr 1857 hindurch in
steter Dampstchiffs-Verbindung mit dem Niederrheine. Ohne die
Aufnahme der unterbrochenen Verbindung durch die genannten

Boote hätte der Cigenhandel unseres Platzes sich zur Versendung
seiner Maaren nach dem Niederrheine und dem Norden aus-
schließlich der Eisenbahnen oder der Landsuhren bedienen müssen,
indeß an Speditions-Waaren wohl der überaus größte Theil
Mannheim nicht berührt haben würde und vom Absendungsorte
ab gleich der Beförderung durch die Eisenbahnen wäre zugewie-
sen worden. Bei einigermaßen nur ungünstigen Schifffahrts-
und Frachtverhältnissen entziehen die Bahnen ohnehin der Rhein-
Route Vieles.
ZX Mannheim, 5. Jan. Dem Vernehmen nach wurde
in Kaiserslautern ein preußischer Wagenwärter von einem Zuge
der Pfälzischen Bahn überfahren.
* Ans Baden. Tie beiden Kammern unserer Landstände
halten nächsten Donnerstag wieder die ersten Sitzungen nach
ihrer Vertagung. — Alis Bruchsal klagt man über den lang-
samen Gang des Tabakshandels Gute Jabake werden allmättg
beim Landwirts) zum hohen Preise von 20—25 fl. aufgeräumt;
mittlere Qualität steht auf 15—18fl. und ist noch viel da, und
verhagelter Tabak wurde zu 10—12 fl. verkauft. Die Tabake
der Pfalz haben vorzüglich durch die Hitze und Trockenheit Noch
gelitten, daher die auffallende Erscheinung, daß im Oberland der
Durchschnittspreis sich höher stellte, als dort. Um diese Preise
sollte der Landwirth losschlagen und sich nicht durch Vorspiege-
lung täuschen lassen, als ob der Preis des Tabaks in diesem
Jahr sich ebenso hoch stellen werde, als im vorigen, sobald ein-
mal die Handlungen die Waare in ihren Händen haben werden.
— Der allerwärtö herrschende Wassermangel macht sich auch im
Baulande in empfindlicher Weise bemerkbar. Nicht wenige
Orte haben das Wasser aus Stunde Entfernung herbeizu-
schaffen und einige Müller mußten das Mahlen entstellen und
die Bäche zeitweise schwellen. — Die Wintersaaten stehen sehr
schön.
Mainz, 4. Januar. Seit heute Nacht hat sich endlich
Frost eingestellt. Der Main treibt bereits Eis, und zwar, in
Folge der großen Sandbank an der Mainspitze, dicht an unserer
Stadt vorbei. Das Absahren eines Theils der Nheindrücke wird
noch heute erwartet. (M. Anz.)
* Vom Mittelrheine, 31. Dez. Heute hat die erste
Probefahrt aus der linksrheinischen Eisenbahn von Rolandseck
nach Remagen stattgefunden, und hat die Locomotive, aus 30 und
40 Fuß hohen Futtermauern dahin brausend, zuerst den Vater
Rhein begrüßt.
* Berlin, 2. Jan. Die in Berlin seit Beginn der Geld-
krisis eröffneten Concurse übersteigen bereits die Zahl 80 und bil-
den etwa den dritten Theil aller in dieser Zeit in Preußen eröff-
neten Concurse. Nächst Berlin kommt Stettin mit 14, Breslau
mit 9, Halle, Königsberg und Görlitz mit je 7.
"Köln, 30. Dez. Die Krisis, welche so Manchen ins Un-
glück gestürzt, hat auch hier und dort Einzelnen Gewinn gebracht.
So erzählt man von einem hiesigen speculirenden Kausmanne,
welcher durch gute Freunde ausbreiten ließ, daß es auch mit ihm
schlecht stehe und daß seine Gläubiger wohl thaten, sich seiner
Waaren zu versichern, bevor er die Verfügung über diese durch
den Bankbruch verliere. Man kam, man bot auf die Waaren,
erwarb sie und beglückwünschte sich, trotz der Hoheit Preise, indem
man doch so das Meiste gerettet meinte, und erfuhr zuletzt, daß
der Betreffetide blos die Maske des Bedrängten angenommen.
Bremen, 30. Dez. Die Bürgerschaft genehmigte heute
den Gesetzentwurf, nach welchem die bisherigen gesetzlichen Be-
schränkungen des vertragsmäßigen Zinssatzes bis zum 31. Dez.
1858 außer Wirksamkeit treten sollen. ' (Nat.-Z.)
Wien, 30. Dez. Die neuesten Reducirungen sind jetzt aller
Orten in's Leben geführt. Das Polizeiwachkorps eristirt nur
noch in Wien, Mailand, Venedig, Pesch und Lemberg, und zwar,'
statt sonst in der Stärke von 200, ^etzt nur noch in der Stärke
 
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