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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
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Nr. 241
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Nr. 241

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte Vierteljahr!. L fl.

Sonntag, 10. Oktober

Anzeigen Werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßeuplakat" zusammen
die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

1888.

* Mannheim, 9 Okt. Das Großh. 3. Dragonerrebi-
meut rückte heute Vormittag IIV2 Uhr von den Manövern hier
wieder ein. Das Regiment wurde von dem Gr. Garnisonskom-
mandanten Herrn Generalmajor Kuntz und dem Stabe des Gr.
2. Infanterie-Regiments, Prinz von Preußen, auf der Neckarauer
Straße empfangen und von dem gesummten Offizierkorps vor
dem Heidelberger Thore begrüßt. Während seines Einzuges un-
ter klingendem Spiele begleitete eine große Menschenmenge das
Regiment bis zum Schloßplatze, wo der Regimenlskoinmandant,
Herr Oberstlieutenant v. Wechmar eine Anrede au das Regiment
hielt.
* Mannheim, 9. Okt. Die Wanderbücher und andere
Reiselegitimationen sind vielfach mißbraucht worden, namentlich
zur Umgehung der Staatserlaubniß zur Auswanderung in über-
seeische Länder» Die großh. Regierung hat deßhalb neuestens
zur Verhütung dieses Mißbrauchs eine Verordnung erlassen,
wornach ferner die Wandererlaubniß nicht mehr mit den Worten'
„Crlaubniß zum Wandern im In- und Ausland" ertheilt werden
darf, vielmehr auf der vierten Blattseite der Wauderbücher die
Länder genau bezeichnet sein müssen, für deren Bereisung die
Wandererlaubniß ertheilt wird; und überdies muß beigefügt
sein, daß das Wanderbuch nicht zu Reisen in überseeische Länder
giltig ist: wozu nur gehörig legalisirte Pässe benützt werden dür-
fen. Die Pässe enthalten die Lander, weiche bereist werden wol-
len, und ist darin ausdrücklich angeführt, ob der Inhaber die
Auswanderungsexlaubniß erhalten hat, oder nicht In letzterem
Falle ist die Reiseroute und die Zeit der Giltigkeit des Passes
im Passe zu bezeichnen. Heimathscheine gelten nie als Reisele-
gitimation.
ch Mannheim, 10. Oktober. Stand der Fremden hiesiger
Stadt am 9. Oktober: 421 Personen.
Müll hem, 7. Okt, Der Pestalozzi - Verein badischer Volks-
schullehrer hielt gestern eine Generalversammlung in der Krone
dahier ab. Es kam die Abänderung der Statuten der Sterb-
kasse zur Berathung. (K. Z)
Konstanz, 5. Okt. Se. König!. Hoheit der Großherzog
hat das hiesige Komitee, das die freiwilliger! Beiträge für die
Standbilder der Heiligen Gebhard und Bernhard an das nördliche
Portal der Münsterkirche in Empfang nimmt, in zartester Weise
auf das freudigste überrascht, indem Höchstdcrselbc aus seiner Hand-
kasse die fürstliche Summe von 300 fl. unter Huldvollstein Schrei-
ben an Se. Ercellenz den vormaligen hochwürdigen Bisthums-
verweser Frhrn- v. Wessenberg zu bezeichn tun Zwecke übersendete.
München, 8. Okt. Die 19jäbrige Tochter eines geachte-
ten hiesigen Bildhauers wurde gestern Abend im Garkenhause
ihres Vaters von ihrem Geliebten, dem 22jährigen Ounel. jur.
F. aus Edenkoben in der Rheinpfalz, wie es scheint aus Eifer-
sucht, durch einen Pistolenschuß gctövtet. Die Kugel drang der
Unglücklichen in den Unterleib, und hatte den sofortigen Tod
zur Folge; der Thäter hatte sich dann unmittelbar der Polizei
gestellt. Dieser höchst beklaqenswerthe Vorfall erregt hier allge-
meine Teilnahme. (A- Z)
* Bamberg. Das „Pastoralblattfür die Erzdiözese Bam-
berg" theilt eine Ministerialentschließung mit, wornach die über
die Feier des Sonntags bestehenden staatspolizeilichen Verordnun-
gen auch für Israeliten ihre Geltung haben.
* Dr. Gihne wird von Neujahr an die Redaktion der
„Frankfurter Postzeitung" übernehmen. — Heribert Rau
wird die Predigerstelle in Danzig nicht annehmen.
* Auch die ministerielle „Zeit" gibt zu verstehen, daß die dä-
nische Erklärung in Frankfurt nicht befriedigt habe. Es
scheine, daß das Kopenhagener Kabinet nicht bis zu einer präciseu
und klaren Erfüllung der Bundesforderungen fortgeschritten sei.
Denn entspräche die dänische Auslassung unzweifelhaft den Bun-

beschlüssen, so würden die Ausschußberathungen bereits beendet sein.
Allein auch in der Sitzung der vorigen Woche konnte eure defi-
nitive Feststellung des Vortrags noch nicht bewirkt werden. Die
Vernehmung Dänemarks ist übrigens vollständig abgeschlos-
sen und der Nachricht, daß dasselbe eine Nachfrist zur'Abgabe
weiterer Erklärungen verlangt habe, wird von unterrichteter Seite
widersprochen. — Durch den Tod des Frhrn. v. Brockhausen
sind nicht weniger als 6 preußische Gesandtschaftsposten erledigt,
nämlich der zu Wien, Konstantinopel, Brüssel, München, Stutt-
gart und Bern.
* Wiesbaden, 6. Okt. Seit gestern unterzeichnet Herr
Christian Höppl wieder die Mittelrheinische Zeitung als verant-
wortlicher Rebacteur.
Leipzig, 5. Okt. Eine fortlaufende Reibe von Staaten-
geschichten der neuesten Zeit, redigirt von Professor Biedermann,
beginnt demnächst zu erscheinen:' A. L. v. Rochau eröffnet den
Reigen mit einer neuern Geschichte Frankreichs; Italien von Dr.
Reuchiin, Belgien von Prof. Arendt in Löwen, England v. Prof.
C. F- Wurm in Hamburg werden für 1859 versprochen, Bud-
deus bearbeitet Rußland, Generalkonsul Dr. A. D. Mordtmann
die Türkei (A. Z.)
Leipzig, 4! Okt. So eben ist der zweite Halbband von
Bunsen's Bibelwerk (Leipzig, F. A. Brockhaus) erschienen.
D-r zweite Halbband ist 20 Bogen stark und bringt die voll-
ständige Uebersetzung und Erklärung der fünf Bücher Moses. (K. Z )
Berlin, 8 Okt. JI. MM. der König und die Königin
sind heute Äurgens halb 10 Uhr nach Berlin gekommen und
haben die Kunstausstellung mit einem Besuche beehrt. (A. Z.)
Die längst und sehnsüchtig erwartete Entscheivung der preu-
ßischen Regierungsfrage ist endlich erfolgt, und zwar vollständig
in dem Sinne, wie dieselbe erwartet unpOvorgestern von uns an-
gedeutet wurde. Der König hat es für angemessen erachtet,
daß von jetzt ab, bis zu seiner vollständigen Wiedererstellung, der
Prinz v 0 n Preußen die Regierung in v 0 ller
Selbstständigkeit und nach freiem Ermessen als
R e g e n t s o rtführ e- So wäre also die allzulange in der
Lchwebe befindliche Frage, welche in dem zunächst berührten
Preußen nicht nur, sondern auch in ganz Deutschland und außer-
halb desselben eine ganz ungewöhnliche Spannung und Aufregung
hervorgeruftn, zu einer befriedigenden Lösung gelangt. Wir zwei-
feln nicht, daß die Segnungen einer festen, kräftigen und konse-
quenten Regierung in dem durch des Königs Krankheit schwer
heimgesuchten Lande nach innen und außen sich bald fühlbar machen
werden. Ein Personen- und Systemwechsel in manchen Zweigen
der Verwaltung dürfte nächstens erfolgen und namentlich ein Um-
schwung in den kirchlichen Verhältissen, sowie eine Reorganisation
des sich neuerdings zu sehr vordrängenden Polizeiwesens zu er-
warten fein. Ob sich aber die weit gehenden Hoffnungen nament-
llch der liberalen Partei alle verwirklichen und ob der Prinz dem
erstrebten Parlamentarismus ausgedehntere. Coneessionen machen
werde, unterliegt jedenfalls gewichtigen Zweifeln. Es ist eine ost
erprobte Erfahrung, daß in monarchistben Staaten die Opposition
in der Regel hoffnungsvoll auf den Thronfolger blickt, um dann
bei dessen Thronbesteigung in den maßlosen Erwartungen bitter
enttäuscht zu werden. Der Prinz, durch und durch eine energische
und thatkrästische SKdatennatur, scheint uns nicht der Mann zu
sein, der sich mit dem raisonirenden Liberalismus auf die Dauer
vertragen könnte. Die nächsten Wochen werden uns indeß Ge-
legenheit geben, die Politik des Prinzen kennen zu lernen und zu
beurtyeilen. (Pf. Z.)
* Bei der gejammten österreichischen Cavallerie werden
nach dem preußischen Vorbilde nunmehr ebenfalls neue Säbel
mit Gußstahlklinge und Korb eingeführt werden.
* Von dem Schwurgerichte in Pfäffikon (Kanton Zürich)
 
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