Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
DOI Kapitel:
Nr. 195
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0839

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mannheimer Anzchcr.

18S8

Anzeige» werden in dem „Mann-
Mittwoch, 18. August
die gewöhnl.Zeile berechn, mit S kr.

Erscheint, Montags auSgeuom-
men, täglich Morgens in 1800
Gxempl. und kostet mit dem Unter-
haltungSblatte Vierteljahr!. S4 kr.

* Mannheim, 17. August. Nächsten Donnerstag Abend
findet auf dem Löwenkeller das bereits in letzter Woche ange-
kündigte, der schlechten Witterung wegen jedoch verschobene Con-
cert der Cavalleriemusik zum Besten der Familie Sieber statt-
Indem wir hierauf aufmerksam machen, bitten wir Jedermann
recht inständig, doch ja an diesem Abende eine milde Gabe auf
den Opferaltar für diese arme Familie nicderzulegen, denn die
Noth ist groß.
* Mannheim, 17. August. Es gibt gewisse Tage, an
denen sich das Unglück in den verschiedensten Gestalten sammelt.
In dem Hause Lit. U 2 Nr. 17 wäre vorgestern Abend die
beinahe 80jährige Frau K. fast verbrannt. Um Hülfe sortspringend,
wurde das Feuer nur noch mehr angefacht. Der zur Rettung
herbeieilende Sohn verbrannte sich so stark an den Händen, daß
er dadurch arbeitsunfähig wurde. Die alte Frau selbst wurde
sehr verwundet, so daß man sür ihr Aufkommen fürchtet. — Heute
Nachmittag stürzte bei dem Neubaue der Gassabrik der Maurer I.
von dem Gerüste und verletzte sich ebenfalls sehr bedeutend. Ein
Beinbruch nebst einer heftigen Gehirnerschütterung werden einer
zahlreichen Familie auf längere Zeit den Ernährer rauben. —
Heute Abend entstand in den belebtesten Straßen der Unterstadt
ein Streit, der für den bethciligten L- eine bedeutende Messerver-
letznng am Kopfe zur Folge hatte.
* Mannheim, 17. August. Unter den Gewerken ehren
die Maurer, Steinhauer, Schieferdecker und Zimmerleute noch
zumeist die altehrwürdigen Gebräuche ihrer Vorfahren. So feierten
sie das diesjährige St. Rochusfest, das Fest ihres Schutzpatrons,
in würdiger Weise mit einem Gottesdienste. Abends folgte ein
Ball, der in den schön verzierten Räumen des Gasthofes zum
„Badner Hofe" eine heitere Gesellschaft froh vereinte. —
Am vergangenen Sonntage machte die Gesellschaft „Wahalla"
einen Ausflug an die Bergstraße, über welchen uns ein
größerer Bericht angemeldet ist. — Am gleichen Tage feierten
die hiesigen Landwirthe in dem „Gasthaus zur goldenen Gerste"
das Erndtesest- In dem entsprechend gezierten Lokale einte die
Göttin Ceres ihre Verehrer bei einem fröhlichen Mahle bis zur frühen
Morgenstunde. — Die „Sänger-Einbeit" bereitet für die nächste
Zeit eine „Musikalische Abendnnterhaltnng" vor. — Die „Casino-
Gesellschaft" gibt Dienstag den 24. August für dieses Jahr ihren
letzten Sommerball in den beliebten Räumen der Mühlau.
V" Mannheim, 17. August. S. K. H. der Großherzog
von Hessen-Darmstadt wohnte heute frühe einer weiteren größeren
Uebung der gegenwärtig hier versammelten Pioniere des 8. Armee-
korps bei. DaS Aufschlagen der Brücke über die ganze Breite
des Rheines war in 43 Minuten vollendet und das Abschlagen
erforderte kaum 30 Minuten. Eine zahllose Menge Zuschauer
hatte sich auch diesmal zu der Uebung eingefunden und versäumte
dasselbe nicht, ein Contingent zu stellen, als die Passage der
Brücke auf kurze Zeit freigestellt worden war. — Heute frühe
fiel von einem Schiffe im hiesigen Hasen Frau D. in den Rhein,
wurde aber alsbald durch die ausgebotene Hülfe eines in dec
Nähe gewesenen Mannes von der bevorstehenden Lebensgefahr-
errettet.
f Mannheim, 17. August. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 15. —16. August: 421 Personen.
* Aus Baden. Die „Karlsruher Zeitung" schreibt unterm
10. Aug. daß J.J. KK H.H. am 18. aus dem Obcrlande
nach Karlsruhe zurückkehren und einige Tage nach der Rück-
kehr Sich in Folge ergangener Einladung nach Babelsberg be-
geben, um dort während des Aufenthaltes Ihrer Majestät der
Königin Victoria zu verweilen. — Der Gr. Finanzrath Schmidt
ist badischer Seits zu der am 12. d. M. in Hannover eröffneten
General-Zollvereins-Conferenz entsendet. — Am 13. Aug. Nach-
mittag 5 Uhr entlud sich ein heftiges Gewitter mit Schloßen in

I der Richtung von Hockenheim über Schwetzingen nach Ladenburg
nach dem Gebirge hin, über dastge Gegend. Dasselbe hat einen
nicht unbeträchtlichen Schaden, besonders am Tabak, angerichtet.
Namentlich scheint die Gemarkung Heddesheim stark gelitten zu
haben. — Nach einer 14tägigen Rundreise durch den Odenwald,
das Bauland und die Taubergegend behufs der Abhaltung von
Schulprüfungen im landwirtschaftlichen Unterricht sind die HH.
Frhr. v. Babo und Landtags-Abgeordneter Pfarrer Allmang be-
reits wieder zurückgekehrt. Die R.sultate der Prüfungen sind
vorzüglich ausgefallen, und es zeigt sich durchgehends im Oden-
wald ein reger Sinn für Hebung der Landwirthschaft. — Am
!3. August Mittags entlud sich im Jartth al ein Unwetter mit
starkem Hagelschlag und Platzregen derart, daß ein Theil der
dortigen und der Gommersdorfer Weinberge und Felder arg be-
schädigt worden sind. Der Schaden mag sich auf mehrere Tau-
send Gulden belaufen. Die Hauptstraße von Krautheim nach
Heilbronn war durch das Herabflößen der Erde von den Wein-
bergen einen Augenblick unfahrbar, bis die angeschwemmte Erde
wieder hinweggeräumt war. Noch weit größern Schaden ver-
ursachte das Gewitter in dem württembecgischen Nachbarorte Alt-
Krautheim, wo es alle noch auf dem Felde befindlichen Früchte
und die Weinberge total zerschlagen hat. — Am 13. Aug. fiel
in Eschelbach, Amts Sinsheim ein wolkenbruchartiger Regen.
Die Bäche schwollen innerhalb 10 Minuten der Art an, daß
sie aus ihren Usern traten und die anliegenden Wiesen, Gärten
und Aecker unter Wasser setzten. Mehrere '.Landwirthe mußten
ihr Vieh aus dem Stalle flüchten; große Quadersteine wurden
von den Brücken losgerissen und mit fortgeschwemmt. Die Obst-
bäume sind bedeutend geleert. Viele Leute mußten ihre Wägen
auf dem Felde stehen lassen und konnten sich nur mit Mühe mit
ihrem Zugvieh durch die Fluchen durcharbeiten. Fast hätten wir
den Verlust einiger Menschenleben zu beklagen gehabt, da gerade
ein Bauer mit seiner Frau vom Felde heimfuhr und in den ärg-
sten Strudel hineinkam; nur mit aller Mühe und Anstrengung
entging er der Gefahr. — Am 15. August Nachmittag halb 5
Uhr, während das Durlacher Kirchweihfest bereits in vollem
Gang war und Tausende von Fremden herbeigeführt hatte, er-
scholl plötzlich Feuerlärm. Es brannte in der Zündhölzchenfabrik
des Herrn Fr. Keller, wo das Feuer durch Selbstentzündung
des im Kellerraum aufbewahrten Phosphors entstanden sein soll.
In Folge der rasch herbeigeilten Hilfe konnte dasselbe glücklicher
Weise erstickt werden, ehe eS sich weiter verbreitete. Der Scha-
den ist unbedeutend. — Dem eben ausgegebenen Programm des
Pforzheimer Pädagogiums und der höheren Bürgerschule ent-
nehmen wir, daß viese kombinirten Anstalten im verflossenen Jahr
zusammen von 176 Schülern besucht wurden. — Der Theaterbau
in Baden-Baden ist nun beschlossen und wird baldigst nach
dem Plane des Architekten Derchy aus Paris und unter Auf-
sicht der Gr. Bauinspekkion durch die Verwaltung des Conver-
satiouöhauses in Angriff genommen werden. Der Kostenvoran-
schlag beträgt 168,0l-0 fl. — Am 22. d. M. findet in Alten-
heim die Feier des Bezirksfestes der Gustav - Adolph - Stiftung
statt. — In Freiburg hatten sie am 13. August Mittags 3
Uhr einen so furchtbaren von Südwest herkommenden Sturm, daß
eine einzige, dichte Staubmasse den ganzen Horizont verdunkelte.
Derselbe dauerte Vr Stunde, und die Luft blieb auch nachher noch
und andern Tags stark bewegt. In dec Nähe war aber in der
ganzen Umgegend kein Gewitter. Die Trauben kochen, und es
wurden auf dem Freitags-Markte schon sehr viele und gute ver-
kauft. An Pflaumen und Birnen ist ein wahrer Ueberfluß,
so daß man von jenen 40—50, und von diesen 18—20 schöne
Stücke für 1 kr. bekommt. — Ein Coucert, das die Kapelle des
2. Füsilierbataillons letzten Sonntag in Freiburg zum Besten
der Walldorfer gab, ertrug 84 fl- 15 kr. — DaS Lyceum von
 
Annotationen