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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0051

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Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mamchei-
4-, 14s men, täglich Morgens und kostet 14 nier Anzeiger" und dem täglichen
IS» mit dem Unterhaltungs-Blatte „StraßenplakaU" die Zeile berech- LO«FO»
vierteljährlich kr. nct mit Ä kr.

Badischer Landtag.
6. öffentliche Sitzung der ersten Kammer.
Dienstag, 12. Januar 1858.
Durch das Präsidium werden Mittheiluugen der zweiten
Kammer angezeigt. Das Sekretariat zeigt das Ergebniß stattge-
habter Kommissionswahlen und den Einlauf zweier Petitionen
wegen Besserstellung der Unterlehrer an.
Generallieutenant v. Porbeck bittet, den so eben im Druck
vollendeten Kommissionsbericht über den Gesetzentwurf wegen frü-
herer Einberufung der Rekruten bei der Dringlichkeit der Sache
sofort erstatten zu dürfen. Der Gegenstand wird nach ertheilter
Genehmigung sofort in abgekürzter Form berathen und dem Ge-
setzentwurf nach Antrag der Kommission die Zustimmung der
Kammer erthcilt. Graf v. Kageneck äußert bei diesem Anlaß den
Wunsch, es möchten zur Zeit der Heu- und Fruchternte im In-
teresse der Landwirtschaft ausgiebige Beurlaubungen erfolgen.
Kriegspräsident Generallieutenant Ludwig bemerkt, diese Beurlau-
bungen hätten bei den älteren Leuten von zweijährige'. Präsenz-
zeit von jeher stattgefunden, und würden auch fernerhin, soweit
dies der Dienst gestatte, eintreten. In den ersten Jahren lasse
die Einübung der Mannschaft eine Beurlaubung in der fraglichen
Zeit nicht zu.
Die Tagesordnung führt zur Diskussion des Berichts des
Grafen v. Kageneck über den Gesetzentwurf, die Rechtsverhältnisse
der Gewerbschul-Hauptlehrer betreffend.
Der Entwurf bezweckt die Gleichstellung derselben mit den
Dolksschullehrern in Beziehung aus Entlaßbarkeit, Anspruch auf
Pension und Wittwen- und Waisenversorgung.
Durch den Kommissionsbericht wird unter Nachweisung des
Standes der Gewerbschulen im Lande und des Bedürfnisses,
Männer für dieselben zu gewinnen, die nach besonderer Vorbe-
reitung sich ausschließlich diesem Lehrberufe widmen, und der
Nothwendigkeit, diesen Männern Aussicht auf angemessene Ver-
sorgung zu eröffnen, die Annahme des Entwurfs beantragt. Nach
mehrfacher Diskussion über die einzelnen Paragraphen nimmt die
Kammer den Entwurf einstimmig au.
Graf v- Kageneck spricht vor Schluß der Diskussion sich
über die Wirksamkeit der Gesellenvereine aus, welche neben der
sittlichen und technischen Ausbildung der Handwerksgesellen be-
zwecken, ihnen das Leben in der Familie des Meisters, zu welchem
sie sonst zugelassen waren, zu ersetzen, und empfiehlt sie dem
Schutze der Regierung. In gleicher Richtung spricht Frhr. v.
Stotzingeu. Prälat Ullmann anerkennt die sociale Wichtigkeit
derartiger Vereine; ihre Förderung scheine ihm indeß mehr Aus-
gabe der Privatwohlthätigkeit, als der Staatsregierung zu sein,
welche ihr Einschreiten wohl nur auf Abweh? gegen etwaige
Uebergriffe zu beschränken habe- Geh. Rath Frhr. v- Stengel
bemerkt hierauf, die großh. Regierung habe bisher diesen letzteren
Grundsatz verfolgt; er könne indeß den Gesellenvereinen das
Zeugniß ausstellen, daß sie zu derartigem Einschreiten noch kei-
nerlei Anlaß gegeben hätten. — Schlutz der Sitzung.

* Mannheim, 13. Januar. In einer Stadt, in der das
Theater fast ausschließlich den Zentralpunkt des geselligen und
geistigen Lebens bildet, lebt sicher auch die regste Theilnahme für
die Leiter und Künstler dieses Instituts. Wenn eö schon ange-
nehm ist, von Werken gemeinsamer Liebe zu berichten, so ist es
sicher doppelt angenehm, von der menschlichen Thätigkeit rühriger
Eelbsthülfe da zu hören, wo in der Natur der Sache liegende
Verhältnisse zwischen Leistung und Belohnung schmerzlich empfun-
dene Lücken sind. Tie Gemeinsamkeit, die überall im Leben daS
Einzelstreben nach einer lebenslänglich wirksam gesicherten Eristenz
auöführt, bewährt sich auch in der „Pensionsanstalt des Großh.
Hof- und National-Theaters in Mannheim." Freilich find die

Mittel dieses Instituts, das der wärmsten Theilnahme des hiesi-
gen Publikums würdig ist, noch lange nicht der Art, daß sie voll-
kommen ihrem Zwecke zu entsprechen vermögen. Allein die auf-
richtige Protektion unseres strebsamen Theatercomites und nament-
lich die unermüdliche Sorge des derzeitigen Rechners, unseres
Herrn Bürgermeisters Nestler, lassen wenigstens mit der Zeit
eine vollständige Erreichung des augestrebten Zweckes ziemlich be-
stimmt hoffen.
Die Einkünfte des Pensionsfouds bestehen:
1) in jährlichen festen Zuschüssen der Stadtkasse von 5000 st,
2) in 2 pCt. der Gagen sämmtlicher Mitglieder,
3) in dem Ertrag zweier Vorstellungen und eines Concertes
zum Besten des Fonds,
4) in der Abgabe von 5 pCt. der Bezüge fremder Künstler bei
Gastvorstellungen, und
5) in eingehenden Strafgeldern.
Es gingen ein am 1. Oktober:
18^/o0 1350/51 1851/52 1852/.,
7396 fl. lOkr. 7147 fl. 56 kr. 8088 st. 28 kr. 7325 st. 7kr.
1853/^ 1854/55 185S/5g 1856/^
7516 fl. 18 kr. 8024 fl. 59 kr. 7717 fl. 27 kr. 9082 fl. 24.
und wurden an Pensionen bezahlt:
1849/zo 1850/g. I8SI/52 1852/5,
7143 fl. 40 kr. 7311 fl. 37 kr. 7994 fl. 29 kr. 7606 fl.' 41.
1853/54 1854/55 l^ 18^
7416 fl. 49 kr. 7874 fl. 25 kr. 7875 fl. 12 kr. 8261 fl 26.
im Ganzen 61,514 fl. 19 kr.
Der gegenwärtige Stand der Pensionäre ist:
8 Mitglieder der Oper mit 4103 fl. 2 kr.

4 „ des Schauspiels „ 2402 „ 47 „

5
„ des Orchesters „
1760 „
17
3
„ des Chors „
685 „
30 „
1
„ des übrigen Personals „
673 „
20 „
21
Pcnsionsberechtigte mit
9624 fl.
56 kr.

Die höchste Pension eines Mitglieds ist gegenwärtig 875 fl.,
die niedrigste Pension 195 fl.
Es verdient die Protektion unseres Hoftheater-Comite's zur
Hebung des Pensionsfouds die rühmlichste Anerkennung und ent-
schiedenste Unterstützung; ehrend aber ist bie uneigennützige Ge-
schäftsführung des Herrn Bürgermeisters Nestler öffentlich zu
erwähnen.
Möge das theater-liebendc Publikum bei den Benefize-Vor-
stellungen des Pensionsfonds das Seinige thun, um einen edlen
Zweck vollends seiner edlen Bestimmung entgegen zu führen!

Mannheim, 11. Ian. Die verschiedenen Schifffahrts-
Gesellschaften des Mittel- und Oberrheins, des Mains und
Neckars, die hiesige und die Frankfurter Handelskammer, haben
in den letzten Tagen der Verwaltung der Köln-Mindener und
rheinischen Eisenbahn einen gerichtlichen Protest gegen die Kölner
Brücke insinuiren lassen, in welchem sie, auf Grund der in der
Rheinschifffahrts-Akte enthaltenen Bestimmungen über die Freiheit
der Rheinschifffahrt, ihr Recht wahren. Dieser Protest ist auch
den betreffenden Behörden mitgetheilt und von vielen Schiffern
unterzeichnet worden. Nach der in der badischen Kammer
vom Ministerium gemachten Erklärung steht eine außerordent-
liche, zum Zweck der Regulirung der Rheinbrückenfrage anzu-
beraumende Sitzung der Rheinschifffahrts - Central-Commission
nahe bevor. (F. I.)
7 Mannheim, 13. Ian. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 12.—13. Ian.: 229 Personen.
Aus Baden, 9. Ian. Es ist bekannt, daß bei der vor
etwa 10 Jahren stattgehabten Zehntablösung die Zehntberechtigten
alle mehr oder weniger verloren haben und sich für Viele in den
nächstfolgenden Jahren ein empfindlicher Verlust einstellte. Dieser
 
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