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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
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Nr. 86
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Rr. 86

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltung? - Blatte
vierteljährlich L-t kr.

Sonntag, 11. April

Anzeigen wecden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit Ä kr.

1838

* Mannheim, 9. April. Ihre Königliche Hoheit die Frau
Großherzogin Sophie hat dem katholischen Rettungshause in
KäfertHal ein Geschenk von 250 Gulden übermachen lassen.
* Mannheim, 9. April. Bereits hat der Rhein wieder
die mittlere Wasserhöhe überstiegen, unter welcher er zeitweise 10 Fuß
gestanden hatte. Das Wasser ist immer noch im Wachsen. Die
Schifffahrt beginnt mit großer Lebhaftigkeit ihre fast 6 Monate
lang unterbrochene Thätigkeit. Schon haben mehrere große
Schlepper bedeutende Labungen Güter hieher gebracht. Zur "gro-
ßen Freude der Hausfrauen geben auch schon die Brunnen hie
und da wieder Wasser von sich Auch den vertrockneten Feldern
und Wiesen und den versuchten Quellen ist der Aprilregen außer-
ordentlich zuträglich. Allenthalben stehen die Saaten schön und
vielversprechend, während die Futterkräuter fast sichtlich aus der
Erde wachsen.
* Mannheim, 9. April. Die Ausstellung des großen
historischen Bildes von Emele, „Vertheidigung der Heidelberger
Brücke durch den Grafen v. Pappenheim", welche der hiesige Kunst-
verein vor einer Woche veranstaltet hatte, ist an den Osterfeiertagen
beendigt worden, und dasselbe wurde zu einer Ausstellung im Wie-
ner Kunstvereine befördert. Der Andrang des kunstliebenden
Publikums zu dem Bilde war ein unausgesetzter gewesen, und
Laien und Kunstverständige stimmten in dem Urtheile, daß hier
eine höchst erfreuliche Entwicklung einer ausgezeichneten künstleri-
schen Begabung in Komposition, Gruppirung und Darstellung
stattfinde, überein, und wurden so das Echo des Lobes, welches
dem Bilde auch in München und Karlsruhe, zu Theil geworden
ist, welches Unheil, von einem bekannten Kunstkenner abgefaßt,
wir gerne unterschreiben.
* Mannheim, 10. April. Nach einer von Mainz hier
eingetroffenen Mittheilunb erhebt das Rheinzollamt Mainz gemäß
einer neuen hessischen Mmisterialverfügung von heute für frische
Butter in Kisten und Kübeln wieder die ganze Gebühr und be-
handelt nur solche in Körben zollfrei.
* Mannheim, 10. April. Der Kranken-Unterstützungs-
Verein „zum silbernen Anker" dahier trat gestern zu dem „All-
gemeinen Kranken-Unterstützungs-Verein in Mannheim" über.
Der allgemeine Verein freut sich dieses ersten Uebertrittes um
so mehr, als die Verschmelzung sämmtlicher Vereine der Zweck
seiner Gründung ist. In der Vereinigung sämmtlicher „Bruder-
schaften* zu einem großartigen Institut allein können die einzeln
angestrebten Zwecke dauernd erreicht werden. Da durch den Bei-
tritt der einzelnen Vereine zu dem allgemeinen Vereine für
die Mitglieder der Spezial-Vereins nur Vortheile erwachsen, so
hoffen wir auf allseitige Nachahmung des schönen Beispiels der
Mitglieder des Vereins im silbernen Anker. Bei einer hoffentlich
bald eintretenden Gelegenheit erlauben wir uns, näher aus die
Vereinigung sämmtlicher Vereine zu einem einzigen, dem
Allgemeinen, ausführlicher einzugehen.
/^Mannheim, 10. April. Das Programm oder der
achtzehnte Jahresbericht der hiesigen höheren Bürgerschule, welcher
zugleich die am Schlüsse des vorigen Jahres gehaltene treffliche
Rede des Herrn Direktors 0»-. Schröder enthält, zeigt uns in Bezug
auf die Schülerzahl ein höchst erfreuliches Resultat, denn die Ge-
sammtsrequenz betrug 270 Schüler und hat sonach die Schule
dieses Jahr um 43 Schüler zugenommen. Es steht nun diese
Anstalt, was die Frequenz betrifft, an der Spitze aller gleich-
artigen Anstalten des Landes. Aber auch in Bezug auf die Lei-
stungen steht diese keiner andern des Landes nach, denn jeder
unbefangene Besucher des am 7., tz. und 9. d- M. abgehaltenen
Eramenö mußte die Ueberzeugung gewinnen, daß die Lehrer das
ganze Jahr hindurch mit dem regsten Fleiße und .der größten
Anstrengung die ihnen anvertraute Jugend heranzubilden und zu
erziehen suchten. Die Resultate müssen im Allgemeinen als sehr !
befriedigend bezeichnet werden, und mögen die Lehrer in der An- I

erkennung ihrer Leistungen den Lolm für ihr mühevolles Amt
finden. Wer noch im Zweifel über den sichern Erfolg der Heck-
mann'schen neuesten Schreibmethode war, der konnte sich aus den
vorgelegten Probearbeiten, sowohl in Current- als Zierschriften
überzeugen, daß das bisher darüber lobend Erwähnte sich voll-
kommen bewahrheitet. Einen eben so freudigen Eindruck machten
die von den Schülern der obern Klassen unter der Leitung des
Schuldieners gefertigten kleinen Maschinen. Der am feieiMchen
Schlußaktus gehaltene klare Vortrag des Herrn Direktors zeugt,
daß er seine schwierige Stellung richtig erfaßt und muthig das
gesteckte Ziel verfolgt. Auch die Deklamationen und Gesangvor-
träge, sowie die ganze Haltung der Schüler, verdienen lobende
Erwähnung.
ff Mannheim, 10. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadl vom 9. — 10. April: 282 Personen.
* Ans Baden. Die Residenz ist im Augenblicke mit der
endlichen Ausführung ihrer Wasserleitung sehr beschäftigt. - -
Galleriedirektor Frommel ist mit Belassung seines vollen Gehaltes
und unter Verleihung des Kommandeurkreuzes 2. Klasse des
Ordens vom Zähringer Löwen in den Ruhestand getreten. Lessing
soll noch im Lause dieses Sommers von Düsseldorf nach Karls-
ruhe übersiedeln, um Frommels Stelle einzunehmen. — Die
Direktion des landwirthschaftlichen Bezirksvereins Weinheim und
Heidelberg ladet auf den 28. April, Vormittags 10 Uhr, zu
einer Weinmusterung im Hotel Schrieder in Heiderberg ein.
* Auf dem Bahnhöfe zu Homburg büSte der Güterzug-
bremser durch Unvorsichtigkeit beim Verschieben von Wagen am
8. April Morgens sein Leben ein.
* In Darmstadt waren am Osterfeste an vielen Straßen-
ecken große Plakate angeschlagen, worauf angezeigt war, daß auf
dem Ererzierplatze, Morgens 9 Uhr, 2 vagirende Theologen einen
Teufel auötreiben würden, welches Cirkular auch an verschiedene
Geistliche und Einwohner der Stadt verschickt worden ist.
* Nach der „Zeit" soll Bischof Ketteler von Mainz zu
einer hohen Stelle nach Rom berufen werden, und an seine Stelle
der Oberstudienrath Dekan Lüft von Darmstadt treten.
* Der Ausschuß des Dombau-VereineS in Mainz hat den
Stadtbaumeister Laske zum Dombaumeister gewählt. — Mit dem
Ankäufe deS alten Kästrich durch den deutschen Bund zu Festungs-
zwecken scheint es nichts zn sein; bereits beginnen die Eigenthü-
mer der Plätze ihre erplodirten Häuser wieder aufzubauen.
* Der Ausschuß des Luther-Denkmal-Vereins in Worms
hat weitere drei Verzeichnisse der seit Erstattung des Jahresbe-
richtes eingegangen Beiträge erscheinen lassen. Nach diesen waren
im März 11,473 fl. 41 kr. eingelaufen.
Frankfurt, 7. April. Nur allein die hiesige Main- und
Rheinschifffahrts-Gesellschaft soll in Folge des Kölner Brücken-
baues für Umänderung der Masten circa 20,000 fl. aufwenden
müssen. (F. A.)
Offenbach, 7. April. Ein übelbeleumdetes Subjekt aus
Dietzenbach wurde gestern per Schub in seine Heimath gebracht;
dort freigelassen, steckte es noch in derselben Nacht zwei Scheuern
in Brand und meldete sich andern Morgens bei der hiesigen
Polizeibehörde als Brandstifter. " (M. A.)
* Stuttgarter Berichte meiden den überaus herzlichen
Empfang unseres hohen HerrscherpaareS in Stuttgart. Obwohl
II. KK. HH. wegen Ihrer noch immer andauernden Trauer
sich alle äußeren Empfangsfeierlichkeiten verbeten hatten, so fand
sich doch manche schöne Gelegenheit, dem hohen Paare eine un-
geheuchelte Liebe und Verehrung entgegen zu tragen. Gleiches
lesen wir von Darmstadt, von wo sie am 10. April wieder
nach Karlsruhe zurückkehrten.
* Beinahe wäre die von Oesterreich ausgehende wissen-
schaftliche Erpedition auf dem Schiffe „Novarra" im indischen
Ocean zwischen Cevlon und Madras in Flammen aufgegangen.
(Hiezu eine Beilage.)
 
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