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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 207 – Nr. 232 (1. September – 30. September)
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Maniihtimlr Anzcigcr.

Erscheiut, Montag» ansgeu««-
911 «en, täglich Morgens in 1800
> Exkmpl. und kostet mit dem Unter-
haltungSblatte vierteljihrl. L L k

Zn d?r Abgeordnetenkammer sagte neulich ein Mitglied der Op-
position: man könnte im Lande mit Laternen nach einer Steuer-
Erekution suchen. Der Zustizminister theilte mit, daß die Zahl
der Vergantungen (Subhastationen) gegen früher um das Fünf-
fache sich vermindert hat, daß die Geschäfte der öffentlichen Notare
dermalen vorzugsweise nur in der Löschung von Unterpfandsbe-
stellungen bestehen, daß die Zahl der Strafgefangenen aufs Be-
deutendste sich vermindert hat und fortwährend, trotz des hartm,
lange Strafzeiten verhängenden Strafgesetzbuches, und trotzdem,
daß von dem königl. Begnadigungsrecht nur in seltenen und
wohlbegründeten Fällen Gebrauch gemacht wird, vermindert sich
so, daß schon von der Zusammenziehung mehrerer Gefängnisse in
ein Gesängniß die.Rede ist- Da kann man sehen, wie die Kam-
mer der Abgeordneten. Besoldungsaufbesserungen an die StaatS-
djener in einer Gesammtsumyte von jährlich einer halben Million
verwilligt, wie die Kammer bei vielen Etatspositionen der Regie-
rung die Geneigtheit erklärt, auch noch höheren Verlangen zuzu-
stimmen, und dabei erklärt der Fjnanzminister, daß keine Steuer-
erhöhung erforderlich sein werbe, ja daß noch 600,000 Steuernach-
lasse gewährt werden könnten. Das Alles sind gewiß erfreuliche
Thatfachen und sichere Aussichten über den blühenden Zustand
de- Landes. .
* Die nassauische Regierung hat soeben eine General-
vcrfügyng erlassen, in Betreff der Beso'.dungSverhältnisse der
Elementsrlehrer, in welcher die Armier und Schulinspectionen
betragt werden, ihre Anträge nach gewissen leitenden Grund-
sätzen darüber zu stellen, auf welchen Bettag die Schuleomve-
tcnz einer Lehrerstelle für die Folge zu firiren sei.
* Vor einigen Tagen wurde in der Augenheilanstalt des
Herrn Hofrath Dr. Paaenstecher in Wiesbaden ein blindgebor-
ner Knabe (der Sohn emes Müller- aus Hepsisau im König-
reich Württemberg), der an beiden Augen vom grauen Staar be-
haftet gewesen war, durch eine glückliche Operation dieses geschick-
ten ArzteS sehend geheilt entlassen. Der Ruf dieser Anstalt ist
seit der kurzen Zeit ihres Bestehens so bedeutend im Zunehmen,
daß während dieser Sommersaison gar Mancher wochenlang warten
mußte, um in die Anstalt ausgenommen werden zu können. Au-
Amerika, aus England und anderen entfernten Staaten sind Pa-
tienten eingetroffen und geheilt entlassen worden.
* Kassel, 1. September. Durch GaSausstromung der
Röhren, welche neben dem Wasserkanal herlaufen, hatte sich die-
ser gestern Abend mit GaS gefüllt, welches durch die Küchen in
die Häuser einer etwas engen Straße drang. Ein Einwohner
forschte dem Gerüche nach und kommt mit dem Lichte bis an
den Ausgußstein, aus dem das GaS in die Küche drang, dies ent-
zündet sich, schlägt in den Kanal zurück, erplodirt hier und schleu-
dert mit außerordentlichem Knalle daS Steinpflaster und die schwere
eiserne Kanaldecke hoch in die Höhe, betäubt eben dort Vorüber-
gehende, zersplittert einige Schaufenster und hebt schwere Thürschwel-
len aus ihren Angeln. Größeres Unglück ist glücklicherweise nicht
geschehen, doch hätte, wenn die Erplösion in einem Hause vor-
ging, leicht das ganze Gebäude zusammenstürzen und seine Ein-
wohner unter sich begraben können.
* AuS dem Dorfe Herb leb en im Gothaifchen sind 83 Per-
sonen nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung ausgewandert
und bereits auf der Reise.
* Preußen trägt eine Ehrenschuld ab: eS errichtet dem
Freiherrn vom und zum Stein, der den Grundstein zur Befrei-
ung und jetzigen Größe Preußens gelegt hat, ein Denkmal. Der
alte Stein wird unter den Blücher'S und Gncisenau's, denScharn-
horst'S und AorkS stehen. Eine Kabinetsordre ordnet die Errich-
tung aus Staatsmitteln an.
* In den Berliner Buchhandlungen wurde gestern daS
Buch „Geschichte meiner persönlichen Anklage des Freimaurcr-

* Mannheim, 4. Sept. Die Schwurgerichtssitzungen für j
den Unterrheinkreis beginnen dahier am Donnerstag den 23. Sept.
Bormittag- halb 9 Uhr. Die Sitzungen des Hl. Quartals fin-
den unter dem Vorsitze des Herrn HofgerichtSdirektorS Nestler
statt.
H Mannheim, 4. Sept. Vorgestern, in später Abend-
stunde, brachte der „Liederkranz" seinem seitherigen VorstandSprä-
fidenten, Herrn Aberle, bei Gelegenheit dessen Einzugs in sein
neues HauS und in Anerkennung dessen rastlosen Wirkens und
Streben- für den Zweck des Vereines, ein Ständchen. Die da-
bei aufgesührten Chöre bewiesen, daß auch dieser junge Verein
sich seiner schönen Aufgabe wohl bewußt ist und an der Hand
seine-, in jeder Hinsicht tüchtigen Dirigenten, Herrn Eberhard
Kuhn, seinem hohen Ziele gewiß nicht mit kleinen Schritten
g f Mannheim, 4. September. Stand der Fremden hiesi-
ger Stadt vom 3. September: 343 Personen-
Baden, 3. Sept. Sornitz,den 5.dS. nehmen die Pferde-
rennen ihren Anfang wozu die Bahn mit ihren umfangreichen,
prachtvollen Gebäulichkeiten bereits fertig steht. An diesem
ersten, wie an den beiden andern Renntagen, sollen je fünf Ren-
nen stattfinden. Die für den ersten Tag ausgesetzten Preise sind:
Preis der Favorite 1000 Fr. Die Pariser Anmeldungen für
diese- Rennen, die am 1. Sept, geschloffen worden, sind noch
nicht eingetroffen- Außerdem hat genannt Hr. Baron v. Gem-
mingen: Amazone. — Preis der deutschen Bundesstaaten 5000
Fr. Hr. Graf Wilamowitz-MöllendorfWilamow, Wonne,
Wehmuth; Hr. Baron v. Biel: Cortez, EolumbuS, Pizarro;
Hr. Graf Hahn: Golden Pipin, Carabine, Dewdrop, Judith.
— Preis deS Kontinents 3000 Fr. Hr. Graf Hahn: Dewdrop;
Hr. Graf Wilamowitz-Möllendorf: Wilamow. Hr. FaSquel:
PhöbuS: Frau Latache de Fay: Marquemont, Bumcourr; Hr.
A. Schickler: Seville; Hr. Graf P. de Lagrange: Chavrettc,
Acajou; Hr. Baron v. Niviöre: Tippler, Mathilde; Hr. de
Silveira: BojS Robert. — Preis von Frankreich 50(X) Fr-
Hr. Baron v. Daru: CoSmopolite, La Sarthe; Hr. H- Tela-
marre: Trovatore, Cagliostro; Hr. FaSquel: PhöbuS, Fort ö
DraS; Hr. Gibson: Sire-de-France-Boisy; Hr. Gras Hedou-
ville: Attica; Hr. v. Lagrange: Chevrette, Nordstern, Ventre
St. GriS, Zouave; Frau Latache de Fay: Souvenir, Braine,
Seigneurie; Hr. A. Lupin; San Salvator, Pelerin, La Mala-
detta; Hr. Graf Morny: ApriliS, Adrianopel; Hr. Moffelmann:
Tonnerre deS Indes, La Mulatte; Hr. Baron Niviöre: Goe-
lette, Noble; Hr. Leut. A. Schickler: Mitraille, Märtel en Tete,
Kiß-me-not. — Erstes Hürdenrennen 1000 Fr. Hr. Gibson:
Paddy; Hr. Graf v. Louvencourt: Brassia; Hr. FaSquel: Miß
Gladiator. (K. Z.)
Zell a. H., 1. Sept. Gestern Mittag gegen 2 Uhr brach
nämlich in der Wohnung des Hofbauern Joseph Willmann von
OberenterSbach Feuer aus, was so schnell um sich griff, daß in
Zeit von einer halben Stunde der ganze Hof ein Raub der
Flammen war, und nicht nur von den Fahrnissen nichts gerettet
werden konnte, sondern auch noch 12 Schafe mit verbrannten. (K. Z.)
* München. Wie man vernimmt, hat der Fürst v. Thurn
und TariS den Bediensteten deS Herzogs Mar aus Anlaß der
VermählungSfeier ein Geschenk von. 1000 Dukaten gemacht. —
DaS Geschenk, welches die Dienerschaft deS Prinzen Karl vor
der Abreise der preuß. Majestäten von Tegernsee von denselben
zugestellt erhielt, besteht in 3000 Dukaten.
Die Aufführung der Eisenbahn-Gitterbrücke in Regens-
burg über die Donau, welche circa 870 Fuß lang wird, ist
Herrn v. Maffei in München übertragen. (F. A.)
* Aus Württemberg kommen gute Nachrichten über den
seit wenigen Jahren rasch gesteigerten Wohlstand der Bevölkerung.

Anzeige» werde« tu de« „Mass-
Domtag, S. September ÄL WS8.
die gewöhnl.Zetle berechn. «ÜStr.
 
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