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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
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Nr. 71
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0299

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1838

Erscheint, Montags ausgenom- „ Anzeigen werden im „Mannhei-
71 men, täglich Morgens und kostei AtI. iner Anzeiger" und dem täglichen
IL mit dem Unterhaltungs-Blatte „Srraßenplakat' die Zeile berech-
vierteljährlich kr. uet mit T kr.

Badischer Landtag.
4lS. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Montag, 22. März 1858.
Nach Anzeige der eingegangenen Petitionen übergab Herr
Geheimerath von Stengel den Gesetzentwurf über die Besserstel-
lung der Volksschullehrer. Hierauf wurde der Tagesordnung
gemäß zur Berichterstattung und Discussion über die Abänderung
der Civilliste geschritten. Die Großh. Regierung beantragt eine
Abänderung des früheren Gesetzes über die Civilliste, in, der Rich-
tung, daß dieselbe um 100,000 st. in Geld erhöht werde. Der
Antrag wird dadurch begründet, daß die Civilliste von 1819—1831
in 725,000 st. bestanden habe, daß sie seit 1831 über 60,000 st.
weniger betrage, daß sich der Aufwand der Gr. Hofhaltung durch
erweiterte Unterstützung der Wissenschaften und Künste, durch die
große Anzahl der Angestellten, und der bei ihnen gegenüber den
Angestellten der Civilverwaltung einzutretenden übereinstimmenden
Besoldungsausbesserung, und durch die zunehmenden Ansprüche
von Unterstützungsgcsuchen, bedeutend vermehrt habe, während
der Geldwerth gesunken und die Einnahme des Staates seit
1819 bedeutend gestiegen seie. Aus einer Vergleichung der Große
der Civillisten mit andern gleichstehenden Staaten ersieht die
Commission, daß sie in den letzteren höher, wie in Baden stehen,
sie hält nach genauer Erwägung aller Verhältnisse die Erhöhung
der Civilliste für gerechtfertigt, weil sie auch finanzielle Vortheile
für das Land gewähre. Die Regierungsvorlage wird einstimmig
zum Beschluß der Kammer erhoben, und hierauf zur Diskussion
des Post- und Eisenbahn-Budgets geschritten.

* Mannheim, 23. März. Die heutige Schwurgerichts-
sitzung dauerte von halb 9 Uhr Morgens bis fast gegen 10 Uhr
Abends. Jakob und Georg Mückenmüller von Neckarau waren
angeklagt, den Georg Mayfahrt von Neckarau auf dem Wege
von hier nach ihrem Heimathöorte so geschlagen zu haben, daß fast
unmittelbar darauf dessen Tod erfolgte. Beide Angeklagte wurden
deßhalb wegen Tödtnng verurtheilt; Jakob Mückenmüller wurde
zu 12 Jahren Zuchthaus und Georg Mückenmüller zu 3 Jahren
Zuchthaus verurtheilt.
--- Aus Baden. Wie hart die lange Unterbrechung der
Schifffahrt empfunden wurde, beweist am Besten der Eifer, mit
welchem das erste Fahrwasser benutzt wird, um die gewohnten
Handelsverbindungen wieder anzuknüpfen. So wurden bereits
in Wertheim in diesen wenigen Tagen 16,000 Centner Frucht,
6000 Centner gehauene Steine und 3000 Centner Daubholz,
Reife und Platten stromabwärts geladen.— Die Pforzheime r
Polizei mußte an einem der letzten Markttage 80 und etliche
Maas zu sehr gewässerte Milch ausschütten lassen. — Am 17.
März fand in Achern auf Veranstaltung des landwirthschast-
lichen Vereins eine Weinmusterung aus dem Erwachs des Jah-
res 1857 statt. Im Ganzen waren 35 Flaschen weiße und 17
Flaschen rothe Weine aus den Orten Kappel, Waldulm,
Sasbachwalden und Ob er achern eingesandt, welche mit
Preisen von 4 st. bis 2 st. 20 kr. gekrönt wurden.
* In München ist die Errichtung einer Freimaurerloge
im Werke.
* Die seit längerer Zeit in München tagenden Gesetz-
gebungö-Ansschnsse der Kammer wurden ausgelöst.
* Der Schwurgerichtshof in Würzburg hat gegen die der
Fälschung bayerischer Banknoten Angeklagten sein Urtheil gefällt.
Joh. Bapt. Dürr wurde zu'18 Jahren Zuchthaus, Karl Kämpf,
Schmittberger, Klein und Friedmann zu 12 Jahren Zuchthaus,
Weißkopf zu 7 Jahren Arbeitshaus, Hiller, Kraus und Eller-
mann zu 6 Jahren Arbeitshaus und Meinzinger zu 14 Tagen
Gesängniß verurtheilt. Anna Dürr, Maria Kämpf und Voit
wurden freigesprochen.

* Nach der „Zeit" ist die gegründetste Hoffnung vorhanden,
daß die Stadt Mainz von Bundeswegen eine Entschädigung
von 260,000 fl. erhält.
* Die gegenwärtig in Mainz tagende Central-Rheinschiff-
fahrts-Commlssion wird sich ausschließlich mit der Frage des
Kölner Brückenbaues befassen- Den gewöhnlichen Mitgliedern
dieser Commission (in welcher sich diesmal für Baden statt des
Legationsrathes Kühlenthal der Legationsrath v. Sarachaga-
Uria befindet) sind von den einzelnen Staaten außerdem noch
spezielle Techniker deigegeben. Von Baden ist der Oberbaurath
Sauerbeck abgeordnet. Die Commission der Sachverständigen
wird sich nach Köln zur Augenscheinnahme der Brücke begeben.
Tie Sitzungen dauern jedenfalls bis über die Osterfeiertage.
Die Feier des 300jährigen Jubiläums der Universität
Jena findet am 15., 16. und 17. August l. I. Statt.
Der unlängst verstorbene Steuererheber der Stadt Erke-
lenz (Regierungsbezirk Aachen) hat der französischen Regierung
ein Legat von 1000 Thaleru ausgesetzt!
Dr. Schläger und Genossen beabsichtigen, die hannover-
sche Ständekammer zu bitten, dahin zu wirken, daß Dänemark,
als Rechtsnachfolger der ehemaligen provisorischen Regierung der
Herzogthümer, die von derselben gemachte freiwillige Anleihe
vom Jahr 1850 nach den bestehenden Bedingungen zurückzahle.
* Der Kaiser von Oesterreich hat wieder 6 politischen
Flüchtlingen die straffreie Rückkehr gestattet-
* Dem Stadtgerichte zu Stuhlweißenburg sind 28 auf-
gefangene Räuber zur Aburtheilung übergeben worden.
- * Der in Genua verhandelte Prozeß gegen die des letzten
italienischen Aufstandes Angeklagten ist beendigt. Mazzini wurde
in Contumatiam zum Tode, der Redakteur der „Italia del Po-
polo" zu lOjähriger Zwangsarbeit verurtheilt.
* Am 16. März wurde die Eisenbahn zwischen Genf und
Lyon dem Verkehre übergeben.
Kopenhagen, 2t. März. Die Antwort der dänischen
Regierung an den Bundestag ist im geheimen Staatsrach am
19. angenommen und gestern an Hrn. v. Bülow nach Frank-
furt abgesandt worden. (A. Z.)
* Karlsruhe, 22. März. Bei der heute stattgehabten
Ziehung der l^/'A/o badischen Rentenscheine sind folgende Nummern
zur Rückzahlung bestimmt worden: Von 500 fl. Nr. 96, 124,
251, 424, 68ch 746, 812, 878, 2074, 2112, 2118,2206,2249,
2305, 2310, 2321, 2361, 4111, 4185, 4237,4254,6237,7002,
7077, 7276, 7353, 7706, 7939, 8185, 8261,8367,8407,9182,
9455, 10113, 10147, 10157, 10333, 10583, 10615, 10708,
10722, 10785, 12081, 12133, 12192, 12304, 12532, 12564,
12717, 12809; — von 100 fl. Nr. 35, 124, 228, 348, 447,
456, 556, 579, 588, 676, 701, 806, 2014, 2119, 2174, 2215,
2360, 4179, 4320, 4430, 6004, 6110, 6469,7003,7139,7212,
7327, 7407, 7933, 7935, 8051, 8067, 8122,8183,8325,8407,
8427, 8491, 9142, 9225, 9302, 9305, 9309, 9361, 10063,
10126, 10185, 10350.

LZnitrunft
über
Ein Hundert vier Gulden vier und fünfzig Kreuzer,
welche die Redaction des Mannheimer Anzeigers als den Ertrag
der bei ihr eingegangenen Collecte für die Familie des verun-
glückten Conrad Dann auf den Wunsch der Wittwe an den
Unterzeichneten abgeliesert hat, um solche zu ihrem Besten zu ver-
walten.
Mannheim, den 23. März 1858. Schmidt,
Rechnungs-Rath.
 
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