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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
DOI Kapitel:
Nr. 64
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0269

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Rr. 64.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs - Blatte
vierteljährlich .H-L kr.

Dienstag, 16, März

Anzeigen werben im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

1838.

* Badischer Landtag.
MS. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Samstag, 13. Marz 1858.
Diese Sitzung der zweiten Kammer wurde mit der Diskus-
sion des Berichts des Abgeordneten Muth über die in den Jah-
ren 1858 und 1859 aus dem Domänengrundstock zu schöpfenden
außerordentlichen Ausgaben eröffnet. 1) für Vervollständigung
der Betriebseinrichtungen auf dem Hüttenwerke Albrnck 13,500 fl.;
2) für Herstellung eines Anbaues am Hoftheater 30,666 fl. und
3) für Erneuerung des Hauptgebäudes im hiesigen Hofküchen-
garten 36,500 fl. Sämmtliche Positionen wurden von der
Kammer genehmigt, nachdem zu der Anforderung unter Nr. 2
Geheimerath Regenauer die Erklärung abgegeben hatte, daß die
Regierung nicht nur in diesem, sondern in allen andern Fällen
sich angelegen sein lasse, Überschreitungen des Kostenüberschlags
möglichst zu begegnen. Sodann wurde zur Diskussion des Be-
richts des Abg. Seramin über die Rechnungsnachweisungen pro
1854—55 der Verwaltung der Main-Neckar-Eisenbahn geschrit-
ten Der Reinertrag an der Eisenbahn beträgt 163,150 fl., an
dem Telegraphen 4817 fl. Die Einnahme- und Ausgabe-Posi-
tionen wurden von der Kammer genehmigt, und hierauf die
Sitzung geschlossen.
'-'Mannheim, 15. März. Die Sonnenfinsterniß trat
heute ganz genau nach den aufgestellten Berechnungen um 12
Uhr 24 Minuten und 30 Sekunden ein und endigte um 2 Uhr
53 Minuten und 38 Sekunden.
* Mannheim, 15. März. Um 3 Uhr gestern Mittag
durchschritt G. Kalkreuther oberhalb der Kettenbrücke den Neckar
unter dem Jubel einer großen Zuschauermenge; Kalkreuther trank
während seines wohlgemuthen Durchganges eine Flasche Wein.
* Mannheim, 15. März. Den Freunden und Verehrern
des verstorbenen Hofschauspielers Werner machen wir die Mit-
theilung, daß Mittwoch Vormittag um 10 Uhr ein Trauergottes-
dienst für denselben in der Jesuitenkirche abgehalten wird.
-S Mannheim, 15. März. Allen denjenigen, welche sich
leichtsinnig in Gefahr begeben, mag das gestern Nachmittag auf
dein Rheine stattgehabte tragische Ereigniß als Warnung dienen.
Schon vor einigen Tagen fuhren vier Matrosen auf einer kleinen
eiscnblechenen Schaluppe, deren sichere Tragfähigkeit höchstens
für zwei Personen hinreicht, aus dem Hafen in den offenen Rhein
und wurden bei dieser Gelegenheit von erfahrenen Schiffern we-
gen Benutzung dieses gefährlichen Fahrzeugs gewarnt, dieser
Warnungsruf aber mit höhnischen Worten zurückgewiesen. Es
ist eine auffallende, aber nicht zu läugnende Thatsache, daß die
meisten Matrosen des Schwimmens unkundig, oder doch schlechte
Schwimmer sind. Wenn nun solches bei einer Anzahl Personell
der Fall ist, und diese bei einer Wasserwärme von 20 R. , bei
heftigem Nordostwind, und mit einem Fahrzeuge, welches beladen
noch I V2" Gebörd hat, — wenn diese unter solchen Umständen
neben der Brücke über den Rhein fahren wollen, „um in Lud-
wigshafen einen Schoppen zu trinken" so heißen wir das: sich
mulhwillig in Gefahr begeben.
Gestern Nachmittag gegen 2 Uhr unternahmen nun fünf,
darunter die vier obenberührten Personen eine solche Fahrt, wa-
ren aber kaum auf den offenen Rhein gekommen, als das Schiff-
chen Wasser schöpfte und im Augenblicke von den Wellen ver-
schlungen wurde. Auf dem Platze, wo dieses geschah, nämlich
unter der Brücke und oberhalb des vor dem Hasen liegenden
Steiudammeö, befindet sich eine starke, in die Mitte des Rheines
ziehende Strömung, so daß auch für einen geübten Schwimmer
und unter günstigeren Verhältnissen es eine schwierige Aufgabe
gewesen wäre, daö diesseitige Ufer ohne fremde Hülfe zu errei-
chen. Augenzeugen versichern, daß, als das Fahrzeug gesunken

sei, drei der darin befindlichen Personen auf einander gestürzt,
sich einander erfaßt und im Knäuel unter einem entsetzlichen Schrei
nach Verlauf von einigen Sekunden in die Tiefe hinabgezogen
worden seien. Die beiden anderen hätten sich noch einige Zeit
über Wasser gehalten, dann sei auch der vierte verschwunden und
der fünfte, zur Zeit der höchsten Noch, von einem herbeigefahre-
nen Schiffsjungen in dessen Nachen aufgenommen worden. Un-
ter den Ertrunkenen befindet sich 1 Matrose und 1 Schiffsjunge
von dem Würzburger Dampfschiffe „Theresia," 1 Matrose von
dem Düsseldorfer Dampfschiffe „Victoria" und ! Stocherer von
dem Remorqueur „Mathias Stinnes." Der Gerettete ist Matrose
auf dem „Gras von Paris" und die gesunkene Schaluppe Eigen-
thum der Main-Rheindampsschifffahrtsgesellschaft.
Wir können nicht umhin, bei Mittheilung dieses Unglücks-
falles die Gelegenheit zu ergreifen und auf einen Umstand auf-
merksam zu machen, welcher geeigneten Orts berücksichtigt wer-
den möge.
An den Schiffbrücken in Mainz, Coblenz, Cöln und wahr-
scheinlich auch an anderen Plätzen sind Rettungsnachen, sog.
Flieher, angebunden, in denen sich immer die dazu gehörigen Ru-
der befinden und die im Falle eines entstehenden Unglücks von
der ersten besten zunächst befindlichen Person benützt werden kön-
nen. Bei einem so lebhaften Verkehr auf dem Rheine, wie
zwischen Mannheim und Ludwigshafen, ist diese Vorsicht unum-
gänglich nothwendig. Wenn etwa auf der jenseitigen Hälfte, in
der Nähe der Joche, welche täglich auf- und abgesührt werden,
u'.w in gleicher Lage diesseits je ein solcher Nachen hingelegt
würde, dann stünde Mannheim mit dem guten Willen bei An-
wendung der Mittel zur Erfüllung von Menschenpflichten ande-
ren rheinischen Städten wenigstens doch nicht nach.
lH Mannheim. Seit einigen Tagen find unsere kathol.
Volksschulen von einem außerordentlichen Prüfungskommissär be-
sucht. Wir vernehmen dies mit Vergnügen, da wir überzeugt
sind, daß durch wissenschaftlich gerechte Beurtheilung der Leistun-
gen der Lehrer deren Fleiß im schweren Berufe gestählt und so
die Bildung gefördert wird. Möge den bewährt Befundenen,
was wir von Allen erwarten, für ihre viele Mühen der Lohn
— nicht erst jenseits — sondern schon hier zu Theil werden.
7 Mannheim, 15. März. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 14.—15. März: 293 Personen.
* Ans Baden. Durch allerhöchste Ordre vom 11. d.M.
wird Lieutenant v. Gilm vom 2. zum 3. Dragonerregiment, Lieu-
tenant Graf Sparre nom 3. zum 2. Dragonerregiment und
Lieutenant Koch 1. vom 4. zum 3. Infanterieregiment versetzt.
Durch allerhöchste Ordre vom 12. d. M- wird dem Oberlieute-
nant v. Gemmingen vom 3. Dragonerregiment die Erlanbniß
ertheilt, den ihm von S. M. dem König von Preußen verliehenen
St.-Johanniter-Orden annehmen und tragen zu dürfen. — Das
Programm über die Pferderennen in Baden-Baden ist nun
öffentlich erschienen. Sonntag, den 5. September 1858, werden
5 Preise vertheilt. 1) „Preis vom Schlosse Favorite", 1000
Frkn., für Hengste, Wallachen und Stuten von 3 Jahren und
darüber einer jeden Art, im Großherzogthum Vaden geboren,
oder wenigstens seit 1. Jan. 1857 daselbst befindlich. 2) „Preis
der deutschen Bundesstaaten", 5000 Frkn., für 3jährige Hengste
und Stuten einer jeden Art, die in den Ländern des deutschen
Bundes geboren und erzogen sind. 3) „Preis des Kontinents",
3000 Frkn., für 3jährige und ältere Hengste und Stuten, die
auf dem Kontinente geboren und aufgezogen sind. 4) „Preis von
Frankreich", 5000 Frkn., für Hengste und Lünten, die in Frank-
reich gezogen sind 5) „Hürderennen", 1000 Frkn., für Pferde
einer jeden Art und Landes. Am zweiten Tag, Mittwoch, 8.
Sept., werden folgende 5 Preise vertheilt: 1) „Preis von Karls-
ruhe" (Herrenreiten), 2000 Frkn , für Pferde jeder Art und jedes
Landes, deren Eigenthümer aber dem Großherzogthum Baden an-
 
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