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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
DOI Kapitel:
Nr. 67
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Rr. 67

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterholttmgs - Blatte
vierteljährlich LL kr.

Freitag. 19 März

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" nnd dem täglichen
„Straßcnplakat" die Zeile berech-
net mit I kr.

1838.

* Mannheim, 18. Marz. Tie letzten Tage des Grün-
dungstermines für den „Rekruten-Verein" liefern den glänzend-
sten Beweis der allgemeinsten Anerkennung dieses nützlichen In-
stituts. Die Anmeldungen sind so massenhaft, daß die damit
verbundenen Arbeiten kaum zu bewältigen sind. Diese vielsagende
Theiinahme dürfte auch noch den letzten Unversicherten zum Bei-
tritte bewegen. Doch dürfte hier zur Vermeidung doppelter
Mühen die Bemerkung nicht überflüssig sein, daß mit dem bloßen
Senden der Geburtsscheine durchaus nichts für eine gültige Auf-
nahme geschehen ist. Die Aufnahme ist nur dann gültig und
berechtigt nur dann zu den Vortheilen der Gründer, 'wenn bei
Vorlegung eines Geburtsscheins das Ausnahmeprotokoll von dem
Versicherer persönlich unterzeichnet ist und die allenfalls nöthigen
Nachzahlungen definitiv feftgestellt sind.
-7- Mannheim, 18. März. Wer gestern den mit Schif-
fen noch überfüllt gewesenen Mannheimer Freihafen beaugenschei-
nigte und heute sich nach demselben begibt, ist erstaunt, ob der
Leere, die er nun antrifft. Beinahe sämmtliche dienstfähige
Dampfschiffe, „Matthias Stinneö," „Mühlheim a. Nhr," „Ruhr-
ort," „Gras von Paris" und „Vietoria" mit Schleppkähnen und
iLegelschiffen sind im Laufe des heutigen Tages abgefahren, und
die wenigen noch vor Anker liegenden Bootes nämlich die Würz-
burger „Theresia" und „Marianne," sowie das Neckardampfschiff
„Heilbronn" haben bereits Ordre, sich auf den Weg zu begeben.
Die Schifffahrt darf, nach beinahe halbjährigem Stillstand, von
heute an als wieder eröffnet betrachtet werden. DaS Wasser ist
im allmählichen Wachsen begriffen und der hiesige Rheiupegel
zeigte heute Nachmittag 4 Ahr: 7" 4".
Mannheim, im März. Mit dem Frühjahr regt sich
die Wanderlust, und es haben Diejenigen, die sie gerne fördern
und zu ihrem eigenen Nutzen zu leiten suchen, jetzt schon mit Netz
und Angel ihre Thärigkeit begonnen, um Ackerbautreibende, Schä-
fer und Handwerker mit allerhand Köder vom Vaterlande weg-
zulocken. Wir meinen hier zunächst die Agenten für die Aus-
wanderung nach Brasilien, vor denen und vor der wir
manniglich chvarnen. Größere Zeitungen haben diesem Gegenstände
schon ausführliche Besprechungen mit Anführung von Tbatsachen
gewidmet, woraus zur Genüge hervorgeht, daß die nach Brasilien
wandernden Deutschen dort allen rechtlichen Schutzes entbehren,
keineswegs „freie Ansiedler", sondern vielmehr nichls anderes wie !
förmliche Sklaven zu sein die Gewißheit haben.
7 Mannheim, 18. März. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 17.-18. März: 308 Personen.
* Aus Baden. Nach der „Karlsruher Ztg." fand am
12. März zu Basel durch beiderseitige Bevollmächtigte der Aus-
tausch der Ratifikationen des unterm 26. Ang. v> I. zwischen
der großh. Regierung und der schweizerischen Nordostbahu-Gesell-
schaft abgeschlossenen Vertrags über die Verbindung der beider-
seitigen Eilenbahnen bei Waldshut statt, nachdem erst kurz vor-
her die Genehmigung deS deutschen Bundes zur Anlage der
erforderlichen festen Brücke über den Rhein erthrilt worden war.
Wir begnißen dies Ereigniß mit großer Freude. Denn so kurz
auch die Strecke von Wald-chnt bis Turgi (Station der Nord-
oltbahn zwilchen Baden und Brugg) ist, um deren Ausfüllung !
durch einen Schienenweg es sich handelt, so ist die Ergänzung
dieicr Lücke denn doch von hoher Wichtigkeit nicht blos für die
grcchh. Rhemthal-Bahn, sondern auch für einen großen Theil der
deutschen Schienenwege überhaupt, welche dadurch in ununter- l
brochene Verbindung mit dem ganzen schweizerischen Eisenbahn- ,
Netz gebracht werden. Nach dem Vertrag soll die Verbindungs- ,
babn längstens bis zum 1-Mai 1860 hergestcllt sein. Es wird -
aber ans der Strecke von Turgi bis zur Station Koblenz am
linken Rheinufer bereits mit solchem Eifer gearbeitet, daß die
Eröffnung vieles Bahntheileö schon auf den 1. Mai 1859 erwar- :
tet w'.rd. Auch die Arbeiten wegen der Ueberbrückung des Rheins,

die von Baden auf gemeinschaftliche Kosten auszuführen ist, so-
wie wegen der Fortsetzung der Bahn vom rechten Rheinuser bis
in den Bahnhof von Waldshut haben bereits begonnen, und
sollen mit aller thunlichen Raschheit zu Ende geführt werden, so
daß die ganze Linie voraussichtlich noch im Laufe des Sommers
1859 dem Betrieb wird übergeben werden können. Alsdann
wird man in V/z Stunden von Mannheim und in 12 Stun-
den von Frankfurt nach Zürich gelangen können. — Mit An-
fang des neuen Schuljahres wird mit den von der General-
synode angenommenen neuen „biblischen Geschichten" ein neues
Lehrmittel in die Hände der evang. Schüler gelangen. Ein Er-
laß der obersten evang. Kirchen-und Schulbehörde vom l l.d-M-
schreibt vor, wie ihr Inhalt auf den einzelnen Stufen zu behan-
deln ist. Das Eremplar soll auf 16kr. zu stehen kommen. In
gleicher Weise wird, aber erst später, eine Uebersicht der Kirchen-
geschichte ausgegeben werden. — Zn Heidelberg hat sich eben-
falls ein „Vorschuß: Verein" gebildet. — Am 14. März fand in
Oberkirch die erste evang. Abendmahlsfeier statt. — Dem be-
kannten praki. Arzte Herrn Schneider in Oberkirch wurde von
der Universität Freiburg die Doktorwürde, honoris eausa, ertheilt.
— In Meßkirch hat sich eine protestantische Gemeinde gebildet,
welcher der Gemeinderath zum monatlichen einmaligen Gebrauche
ein Lokal im Rathhause eingeraumt hat.
* Bayern. Das Schwurgericht für Oberbayern fällte am
15. März am Schluffe der Verhandlungen gegen die berüchtigte
„Spreißlbande" (nach dem Spitznamen ihres Anführers so ge-
nannt) 5 Todesurtherle. — Nach einer Notiz der „Allg. Ztg."
befinden sich vor den Assisen des laufenden Quartals verhältuiß-
mäßig viele junge Bursche, die der aktiven Armee angehören
wegen Todtschlags, Körperverletzung u. s. w. angeklagt. — Die
vor dem Bezirksgerichte Augsburg wegen Eisenbahn-Billeten-
Unterschleifen verurtheilten Oberkondukteure, Kondukteure und Ex-
peditoren wurden von dem Appellationsgerichte für Schwaben
und Neuburg freigesprochen.
AuS Frankfurt bringen die neuesten Nachrichten erfreu-
liche Botschaften für die Sache der schleswig-holsteinischen Offi-
ziere. Nachdem sich die verschiedenen klein- und großstaatlichen
Interessen wieder einmal so recht in ihrer Vielseitigkeit gezeigt,
scheint man sich schließlich zu der ausreichenden Unterstützung der
Streiter für die Unabhängigkeit der Herzogthümer zu verstehen.
* Zn der Dresdener Kunstgallerie ist ein vaudalischer
Frevel entdeckt worden: Ein Christuökopf nach Guido Reni ist
ausgeschnitten und der Amor von Correggio verstümmelt worden.
* Die Bretter bedeuten die Welt. Die Bühne soll daS
Leben im Kleinen darstellen. Somit können wir unö doch freuen,
daß leit dem, 17. März zu Dresden eine Versammlung deut-
scher Theatcr-Zntendauken und Direktoren tagt, um eine Eini-
gung in verschiedenen Angelegenheiten herbeizuführcn. Wenn
sich nun alle einten, über die Einheit gegen die Anmaßungen
von Dänemark dem deutschen Volke in allen Theatern wacker
aufspielen zu lassen, so wären sie auch als gute deutsche Inten-
danten hoch zu preisen, und das deutsche Volk würde wohl seine
Theater noch lieber besuchen.
* Die Coburger können mit ihren Einwanderern zufrieden
sein, dieselben haben im Jahre 1857 ein Vermögen von 32,334
Gulden importirt, während die Auswanderer nur 5590 Gulden
aus dem Lande ausgeführt haben.
* AuS Coburg wirb berichtet, daß der ^Ltadtpfarrer Zittel
in Heidellerg den an ihn ergangenen «Ruf. angenommen habe.
* Preußen. Der Prinz von Preußen macht bereits Geh-
versuche, die zu vorsichtiger Wiederholung berechtigen. — Der
„Preußische Staatsanzeiger" bringt auf das Ausfülwüchste, die
Debatten des englischen Parlaments. Warum (frägt die hiesige
„Volkszeitung") "beobachtet der „Kgl. preußische Staatsanzeiger"
nicht ein ähnliches Verfahren in Bezug auf die preußischen Kam-
 
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