Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI chapter:
Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
DOI chapter:
Nr. 129
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0561

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Rr. 129

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglick Morgens in 1800
Excmpl. und kostet mit dem Untcr-
holtungsblatie vierteljährl. S L kr.

Dienstag, 1. Juni

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Snaßenpiakai' zusammen
die gcwöhnl.Zeiie berechn, mit L kr.

1888.

MS— Auf den „Mawttheimer Anzeiger"
und das „Utttcrhaltungsblatt" kann man
für den Monat Juni noch für 18 Kreuzer
abonniren bei den Postanstalten, ven Boten der Umgehend und
bei der Erpedition, Lit. I>l 2 Nr. 9 in Mannheim.

ff Mannheim, L9. Mai. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 30.—31. Mai: 291 Personen.
Aus Baden. Das Justizministerium ist gegenwärtig mit
einer neuen Tarordnung für die Anwälte beschäftigt. ES hat
sich bis jetzt herausgestellt, daß der Stand der Anwälte nicht
mehr bestehen kann, wenn man nicht seine Gebühren erhöht.
Die Prozesse haben in neuerer Zeit bedeutend abgenommen und
werden zum großen Theil in unterer Instanz von den Parteien"
selbst geführt/ da hiezu die Proeeßordnung die Hand bietet. Für
manche Arbeiten sind die Anwattstaren io niedrig, daß die ge-
suchteren Advocaten hiefür keinen Prozeß übernehmen, sondern
sich besondere Deserviten ausbedingen. Neber die Hälfte der !
Anwälte hat unter diesen Umständen einen so spärlichen Ver- !
dienst, daß ohne Privatvermögen ihre Eristenz nicht gesichert ist. — !
Die vielbesprochene Angelegenheit des verlebten Banquiers FrieS
in Heidelberg scheint nun nach dem „Sch'w. Merkur" ohne '
Ganlvcrfahren endigen zu wollen. Die bedeutendsten Gläubiger !
hatten sich bei einem srühern Bergleichsversuch mit 12^ Prozent
zufrieden erklärt, wofür Hansemann m Berlin, ein Verwandter von
Fries, einstehen wollte- Ein Rest von Gläubigern, meist in Heidel-
berg wohnhaft und durch ihren drohenden Verlust sehr hart mit-
genommen, verweigerte jedoch die Zustimmung zu einem solch
niedrigen Arrangement. Trotz des Hohnes, mit dem man sie
ganz ungerechter Weise in einem inländischen Blatte behandelte,
ist es ihnen gelungen, zu einem viel hohem Betrage ihre For-
derungen auszugleichen (man spricht vom 25 bis 33 Proz.)
Nun ist noch von diesem Reste der Gläubiger ei« weiterer übrig,
der die Frist des Vergleichs versäumt hat und präkludirt wurde.
Wird seine ergriffene Appellation verworfen, so ist die ganze
Sache als erledigt anzusehen. — Im gegenwärtigen Sommer-
semester studiren in Heidelberg Theologen, 57 Ausländer, 48
Inländer, zusammen 105 (darunter 14 Seminaristen); Juristen,
287 Ausl., 28 Jnl. zusammen 315; Mediciner, Chemiker und
Pharmaceuten, 75 Ausl., 57 Jnl., zusammen 132; Kameralisten, !
8 Ausl-, 34 Jnl., zusammen 42; Philosophen und Philologen,
48 Ansl., 17 Jnl., zusammen 65. Zusammen Jmmatriculirte:
475 Ausl., 184 Jnl., zusammen 659. Dazu kommen Personen
reiferen Alters, welche aeademische Vorlesungen besuchen, 18
Ausl., 16 Jnl., zusammen 34 und couditionirenden Chirurgen
und Pharmaceuten, 15 Ausl., 13 Jnl., zusammen 28. Es
nehmen folglich an den Vorlesungen Theil, 508 Ausl., 213 Jnl..
zusammen 721. — Die beiden Individuen der Stockacher
Falschmünzerbande, die aus dem Amtsgefängnisse in Villingen
ausgebrochen sind und sich flüchtig gemacht haben, wurden in
Jechtingen, von wo sie nach Frankreich zu entweichen versuchten,
verhaftet und in das Amtsgefängniß abgeliefert.
Würzburg, 27. Mai. Appellationsgerichtörath Dr. Weis s
wird, wie wir hören, im Laufe der nächsten Woche nach Eich- s
stätt abreisen, um sein neues Amt anzutreten. — Hofrath von
Scanzoni hat den Ruf nach Berlin definitiv abgelehnt. (K- Z.) !
Würzburg, 28. Mai. So eben verläßt das „Album
des deutschen Vereins zur Unterstützung der Hinterlassenen ver-
dienter Künstler" die Presse. Der Ausschuß hat mit dieser ersten
Publikation gezögert, um sie möglichst gediegen werden zu lassen.
Jetzt wird das Buch, mit Beiträgen II. MM. der Könige
Mar und Ludwig, so wie der gefeiertsten Dichter geschmückt,
hoffentlich seinen Weg machen, und den wohlthätigen "Zweck zu
fördern vermögen. ' (A. Z.)

Ludwigshafen, 29. Mai. König Mar wird am 12
Ium in der Pfalz eintreffen und die Städte Ludwigshafen,
Speier, Landau und Germersheim besuchen. ^Pf. Z.)
Dürkheim, 28. Mai. Heute Mittag tun halb 2 Uhr
entlud sich über unserer Stadt mit großer Schnelligkeit ein hef-
tiges Gewitter, dao in weniger als 2 Minuten den Boden mit
ziemlich großen Hagelkörnern bedeckte. Der Schaden in den
Weinbergen ist jedoch nur unbedeutend. Der Blitz schlug in der
Mitte des Schulgebäudes ein, in welchem ungefähr 600 Schul-
kinder versammelt waren. Halb betäubt und mit entsetzlichem
Jammergeschrei stürzten die Kinder zu den Lehrsälen hinaus und
man glaubte, das Haus werde in Flammen stehen; allein es
war ein sogenannter kalter Schlag, der weiter keinen Schaden
anrichtete, als daß er einige Decken durchlöcherte. Mehrere junge
Leute, die sich in der Vorhalle aushielten, wurden zu Boden ge-
worfen ohne eine Verletzung davon zu tragen. (Pf. Z.)
* Stuttgart, 27. Mai. Die Kammer der Abgeordneten
hat in der heutigen Sitzung dem Gesetzentwürfe, welcher unsere
bisherigen Staatöeisenbahnen mit weiteren 553/^ Meilen nnd durch
einen Gssammtauswand von l5,400,000 Gulden vervollständigt,
mit 81 gegen 6 Stimmen ihre Zustimmung ertheilt.
In Württemberg sind die Kammern durch ein k. Reskript
bis zum 2l. Juni vertagt worden, um den Kommissionen, ins-
besondere der zur Begutachtung des Hauptfinanzetats berufenen
Finanzkommisfionen, einige freie Zeit zu geben. (K. A.)
Weimar, 26. Mai. Für die entlassenen schleswig-hol-
steinischen Offiziere und Beamten sand gestern in dem hiesigen
Hoftheater eine Benefizvorstellung statt, welche einen reichlichen
Ertrag geliefert hat. (Zeit.)
Hannover, 26. Mai. In einem längeren Artikel der
offiziellen „N. H. Z." wird bemerkt, daß die Regierung „nach
Beseitigung des Constitutionalismus von 1848" nicht nach ven
Ansichten wechselnder Minister, sondern ganz nach den eigenen
Politischen Grundsätzen des Königs unmittelbar selbst geführt
werde. (Pf. Z.)
Berlin, 28. Mai. Vorgestern fit der Anatom Prof. Dr.
Schlemm in vorgerücktem Alter gestorben.
* Die beabsichtigte Rundreise des Prinzen und der Prin-
zessin Friedrich Wilhelm von Preußen wird vermuthlich nicht
zur Ausführung kommen, da die Aerzte der Prinzessin anstreng-
ende Fahrten abgerathen haben.
Wien, 27. Mai. Erzherzog Wilhelm wohnte dem in Pot-
tendorf gerittenen Steeplewhase zu Pferd bei und schnitt im schar-
fen Tempo den Weg ab, der von einem durch die Reiter bereits
übersetzten Hindernisse zu dem nächsten führte, um schneller zu dem
letzteren zu gelangen. In demselben Augenblick machte einer der
mitreiteuden Herren, dessen Pferd den Sprung verweigert hatte,
im scharfen Tempo einen Vogen, um auf's neue anzureiten, und
die beiden Pferde trafen mit solcher Gewalt zusammen, daß die
Reiter mit den Pferden stürzten. Der Erzherzog blieb in Folge
der Erschütterurig ungefähr 10 Minuten besinnungslos, erholte
sich jedoch bald und kehrte noch am Abend nach Wien zurück.
Derselbe hat einige unbedeutende Contusionen am Kopf und dem
linken Oberarm erlitten. Wie wir aber, gestützt auf zuverlässige
Erkundigungen, zufügen können, sind für den Augenblick keine ge-
fährlichen Erscheinungen vorhanden und keinerlei Besorgnisse zu
hegen. (Wien. Z)
* Wien, 25. Mai. Der Zustand des Banns Jellachich
hat sich in der letzten Zeit so verschlimmert, daß er ven ernstesten
Besorgnissen Raum gibt. Selbst die Reise in ein Bad ist ge-
genwärtig nicht zu wagen. (Nach neueren Berichten ist er in
eine Jrrenheilanstalt gebracht worben.)
Der Kaiser von Oesterreich hat das durch den Durchstich
bei Ceuta verlassene Flußbett der Etsch, dessen Länge sich 600
Klafter beläuft, der Stadt Trient zum Geschenk gemacht. (Presse.)
 
Annotationen