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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0037

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O

Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mannhei-
O men, täglich Morgens und kostet . 1mer Älnzeiger" und dem täglichen 18^8
N. mit dem Unterhalmngs-Blatte „Straßenplakat" die Zeile berech-
vierteljährlich L-L kr. net mit °Z kr.


Badischer Landtag.
5. ökkentliche Sitzung der ersten Kammer.
Donnerstag, 7. Januar 3858.
Von Seiten des Präsidiums wird angezeigt, daß der Gesetz-
entwurf über frühere Einberufung der Rekruten, und der über
anderweite Bestimmung der Aeeise und des Ohmgeldes, sowie
sämmtliche Rechnungsnachweisungen, mit Ausnahme derer des
Kriegsministeriums, von der zweiten Kammer mitgetheilt worden
seien. Sämmtliche Nechnungsnachweisungen werden an die Bud-
getkommission verwiesen. Das Sekretariat legt eine Petition der
'Volksschullehrer des Amtsbezirks Lahr, die Erhöhung ihrer Ge-
halte belr., vor. Hierauf wird die Vollendung verschiedener Be-
richte angezeigt, und erstattet sodann Oberforstrath v. Gemmingen
Namens der Budgetkommission Bericht über die Rechnung der
ersten Kammer während des letzten Landtags, welche nach Be-
rathung in abgekürzter Form genehmigt wird. Damit schließt
die öffentliche Sitzung.
ZS. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Dounevjtag, 7. Zanuar 1858.
Nach dem Eingang mehrerer Petitionen, worunter die Mehr-
zahl die Besserstellung der Lehrer betrifft, angezeigt war, wurde
zur Diskussion des Berichts des Abg. Lenz über die seit dem
letzten Landtage verkündeten Handels- und Schifffahrts-Verträge
geschritten, und demselben ohne weitere Verhandlung die Zustim-
mung ertheilt- Hierauf folgte die Diskussion des Berichtes des
Abg. Tallinger über das provisorische Gesetz vom 1. Nov. 1856
wegen Abänderung verschiedener Bestimmungen im Vereinszoll-
tarife. Artaria bringt hierauf den Bau der Rheinbrücke bei Coln
zur Sprache; er weist nach, daß die angestellten Versuche den
gehegten Erwartungen nicht entsprochen hätten, und bedauert, daß
durch die Erbauung der Cöln-Mindener-Eisenbahn, die man in
leichterer Weise hätte bewerkstelligen können, die durch Verträge
garantirte freie Rheinschifffahrt sehr benachteiligt werde. Ttaats-
minister v. Meysenbug: Man müsse sich hier auf den Standpunkt
des Rechtes und der gegenseitigen Interessen stellen. Durch den
ausgebreiteten Verkehr der Fahrstraßen des Festlandes sei die
Erbauung einer Brücke bei Coln ein Bedürsniß geworden, durch
welche gewichtige Interessen befördert würden. Baden habe nicht
versäumt, dem Genüge zu verschaffen; allein es müsse auch den
Interessen anderer Staaten dieselbe Rechnung tragen, wie es sie
für sich erwarte und in Anspruch nehme. Die Regierung habe
mit Entschiedenheit verlangt, daß dem Schifffahrtöverkehr kein
Nachtheil zugefügt und die Schifffahrt nicht verkömmt, und daß
für mögliche Verluste in vollem Maße Schadenersatz geleistet
werde. Zn nächster Zeit werden die Rheinuferstaaten eine außer-
ordentliche Sitzung über tiefen Gegenstand abhallen, und man
möge der Regierung vertrauen, daß sie die Interessen der badi-
schen Schifffahrt auf das Beste wahren und nicht unterlassen
werde, dem Rechte wie der Billigkeit Rücksicht zu tragen. — Die
Kammer ging sodann zur Diskussion des Berichts des Abg. All-
mang, den Gesetzesentwurf: die Besserstellung der Unterlehrer be-
treffend, über. Es wurde von mehreren Abgeordneten die Vor-
lage dieses Gesetzes, und die von der Commission mit Zustimmung
der Regierung beantragte Erhöhung des Gehalts der Unterlehrer
mit Freuden begrüßt, jedoch mehrfach der Wunsch ausgesprochen,
daß auch den Haupilehrern, insbesondere jenen der ersten Klaffe,
eine entsprechende Aufbesserung möchte bewilligt werden. Es wird
die Stellung im hierauf bezüglichen Anträge, theilö auf die Zeit
der Verhandlung über die Besoldungserhöhungen, theils bis zur
Berathung der heute eingegangenen Petitionen für zweckmäßig
erachtet, und dem vorliegenden Gesetzcöwurfe die einstimmige Zu-
stimmung ertheilt. Hiernach erhält der Unterlehrer einen jährli-
chen Gehalt von 52 fl. und außerdem freie Wohnung, Kost,
Wasche, Licht und Heizung, bei dem Hauptlehrer', welchem hiesür
in den Orten der 1. und 2. Klasse eine jährliche Vergütung von

120 fl., in jenen der 3. Klasse von 135 fl., in den Städten der
4. Klasse von 150 fl. und in den vier Städten Karlsruhe, Mann-
heim, Freiburg und Heidelberg 200 fl. zu leisten ist.

-7- Mannheim, 9. Januar. Künftigen Donnerstag, den
14. d-, findet im hiesigen Rathhaussaale vor der dazu berufenen
Commission und unter dem Vorsitze des Herrn Stadtdirektors,
Grafen von Hennin, die Visitation der Conseriptionspftichtigen
vom Jahre 1857 aus dem Stadtamtsbezirk Mannheim — be-
ziehungsweise die Aushebung der erforderlichen Rekrutenquote zur
Ergänzung der Linie statt. Es werden in unserer Stadt 42
Rekruten zum sogleichen Dienst und in die Reserve aus der Zahl
der conseriplionspflichtigen Mannschaft, welche 148 beträgt, ge-
nommen. Die Contingentsstärke unseres Landes beträgt bekannt-
lich 1?/Z o/o Bevölkerung und die Ergänzungömannschaft pro
1857 3538 Mann, wovon 3333 am I.März d. I. einzurücken
haben und 205 Mann der Reserve zugetheilt werden. Die Zahl
sämmtucher Conscriptionspflichtigen, aus welcher obige 3538 Mann
geschöpft werden, ist 12,544.
ck Mannheim, 9. Ian. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 8.-9. Jan-: 227 Personen.
* Aus Baden. Ueber das Befinden Sr. Kgl. Hoheit
des Großherzogs Ludwig berichtete die „Karlsruher Zeitung" vor
einigen Tagen, daß der Gesundheitszustand nach längerer Beru-
higung in Folge eines katarrhalischen Fiebers in den letzten Ta-
gen zwar etwas beunruhigender geworden sei, jedoch sich bereits
wieder der Besserung zuwende. Dagegen berichtet dieselbe unterm
8. Januar, daß tue lähmungsartige Schwäche des hohen Kranken
zwar allmählig gewichen und das Fieber sich gemindert habe;
dagegen sei die katarrhalische Affektion wieder mehr in den Vor-
dergrund getreten, welche bei dem durch mehrtägiges Unwohl-
sein verringerten Kräftemaß des hohen Kranken mehr Bedeutung
gewinnt. — In Karlsruhe ergreift man sehr begierig nach
dem von Herrn Direktor Jäger bei der Generalversammlung der
Aktionäre der Pfälzer Bahnen ausgesprochenen Projekte, die
pfälzische Marbahn durch eine Abzweigung bei Winden und
einen Rheinübergang bei M arimilia n sau mit Karlsruhe
zu verbinden. — Am 7. Januar fand in Karlsruhe ein
Hofball statt, zu dem über 300 Personen geladen waren. —
Tie verwittwete Herzogin von Bevilacqua, geb. Gräfin von
Neuenfels, verstarb am Abend des 7. in Karlsruhe in Folge
einer unglücklichen Niederkunft. — Am 1. Januar verstarb eben-
falls in Karlsruhe der pensionirte Oberförster Ferdinand Frhr.
v. Degenfeld. — In Heidelberg verstarb am 7. Januar in
einem Alter von über 80 Jahren der bekannte Altbürgermcister,
Buchhändler Chr. Friedr. Winter. — Im Amtsbezirke Bühl
sind die Bohrversuche nach Steinkohlen bereits bis zu einer Tiefe
von 800 Fuß gekommen, ohne auch nur das geringste Resul-
tat zu erzielen. — Auf einem Maskenbälle in der Frucht-
halle zu Rastatt sank am 6. Januar ein Mädchen nieder und
war augenblicklich todt. — In Kehl wurde am 4. Januar
ein französischer Reisender, angeblich Joseph Delhommeau aus
Mezlay, Arrondissement Laval, und sein Diener Legrand^ aus
Paris unter verdächtigen Umständen festgehatten und denselben
gehörige Bijouteriegegenstände im Werth von 20,000 Fr. amtlich
mit Beschlag belegt. — Am Oberrheine feiern sie in dem trocken
gelegten Nheinbelke Festlichkeiten verschiedener Art. So z. B. in
Rheinfelden, Riedmatt, Säckingen u. s. w.
* Zürich, 5. Jan- Die Zürcher Bank hat heute ihren
Zinsfuß für Wechselfcontirungen und Darlehen auf feste Zeit mit
Wechselrecht auf 5 pCt. herabgesetzt.
* Paris, 5. Jan. Die „Patrie" dementirt die vom „Spec-
tateur" gebrachte Nachricht von dem Bestehen eines von Oester-
reich und England unterzeichneten Protokolls, welches eine Art
von Bündniß' zwischen diesen beiden Mächten zum Zwecke hat-
(Hiezu eine Ertra-Beilage.)
 
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