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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
DOI Kapitel:
Nr. 309
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1553

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Erscheint, Montag» ausgenom- Anzeigen werden in dem „Mann--
«>,. 800 men, täglich Morgen» in 1800 80 F>erLMbev ^tmer Anzeiger" und dem tägli-
2tr. SV«f. Exempl. uv^koftet mit dem Unter- SV. Straßmplakal"
Haltungsblatte Vierteljahr!. 1 fl. die gewöhul.Zeile berechn, mitÄk.

1858,

* Die Iahres-Derichte -er Pfälzischen Ludwigs- und
Mkbahn für 1857-58
sind erschienen. Bei den vielfach engen Beziehungen unserer
Stadt zu diesen Bahnen erlauben wir uns, für heute folgenden
Auszug daraus zu geben, der uns sehr nahe liegende Interessen
berührt.
Im Laufe des Betriebsjahres 1857—58 sind in Hinsicht auf
die allgemeinen Verhältnisse der Pfälzischen Bahnen mehrere be-
merkenswerthe Ereignisse eingetreten, welche für die weitere Ent-
faltung des Bahn-Verkehres von Bedeutung sind und deshalb
hier erwähnt zu werden verdienen. Nach langen und schwierigen
Unterhandlungen ist cs uns gelungen, unsere Beziehungen zu der
Großh. Badischen, der Main-Neckar-, der Königl. Württem-
bergischen und der Königl. Bayerischen Staats-Eisenbahn durch
Einführung eines direeten Personen- und Güterverkehres zu
regeln, und ist in Folge dessen Mit diesen Bahnen ein Ueberein-
konunen zu Stande gekommen, wornach zwischen den Stationen
Mainz, Worms, Speyer, Neustadt, Landau, Weißenburg, Kaisers-
lautern, Zweibrücken, Neunkirchen, Saarbrücken und Forbach
einerseits, und den Stationen Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe,
Rastatt, Baden, Offenburg, Freiburg, Basel, Waldshut. Stutt-
gart, Ulm, Augsburg, Donauwörth, München, Frankfurt und
Darmstadt anderseits, seit dem 20. August 1858 directe Fahr-
karten für die I. und II. Wageuklaffe mit directer Beförderung
des Reisegepäcks ausgegeben werden. Zur Beförderung der Rei-
senden und deren Gepäck von Ludwigshafen nach Mannheim und
viee versa ist durch die Bahnverwaltuno ein regelmäßiger Omni-
buödienst organisirt und hat jeder Inhaber eines direeten Billets
das Recht auf unentgeldliche Beförderung mittelst Omnibus von
Bahnhof zu Bahnhof, wobei das Umladen und der Uebergang
des Reisegepäckes von einer Bahn auf die andere ohne Zuthun
des Reisenden und ohne Erhebung einer weiteren Gebühr bewirkt
wird. Diese Einrichtung gewährt dem Publikum eine namhafte
Erleichterung für den Verkehr mit den überrheinisckett deutschen
Bahnen und erfreut sich darum auch eines ausgezeichneten Er-
folges. So zweckmäßig dieselbe indeß unter den "gegebenen Ver-
hältnissen auch sein mag, so wird sie gleichwohl wegen des in
Mitte liegenden Omnibusdienstes und des jedenfalls zur Winters-
zeit prekären Rheinüberganges eine mangelhafte und unvollstän-
dige bleiben, bis die Verbindung der Pfälzischen mit der Ba-
dischen Bahn durch eine feste Ueberbrückung des Rheines zwischen
Ludwigshafen und Mannheim bewerkstelligt werden kann.
Es ist eine längst anerkannte Thatsache, daß bei Eisenbahn-
linien Unterbrechungen, welche einen Umschlag und eine Zwischeu-
Erpedition von Gütern, sowie einen Zwischendienst von Omnibus
und anderem sLandfuhrwerke bedingen, auf die Entwickelung des
Verkehres äußerst verderblich eiuwirken, und die Erfahrung hat
gelehrt, daß Reisende und Maaren solchen Unterbrechungen und
den damit verbundenen Kosten und Unzuträglichfeiten möglichst
ausweichen und selbst mit großen Umwegen andere Routen auf-
suchen, auf denen directe Beförderung stattfinden kann. Eine
solche Unterbrechung der Bahnen des linken und des rechten
Rheinufers besteht aber in Ludwigshafen, der bedeutendsten Sta- >
tion der Pfälzischen Bahnen, einem Knotenpunkte der wichtigsten
Bahnverbindungen von Westen, Süden und Norden, einer Sta-
tion, deren Frequenzergebniß an Personen und Gütern ein spre- !
chendes Zeugniß für ihre commercielle Bedeutsamkeit ablegt .... !
Wie nachtheilig an einem so wichtigen Centralpunkte des Ver-
kehres eine Unterbrechung wirken müsse, ist augenfällig. Sie be- ;
raubt uns in dem Verkehre mit dem jenseitigen Deutschland aller
jener Vortheilc, welche die in unmittelbarem Zusammenhänge
stehenden Bahnen durch directe Uebernahme nach allen Richtungen

und jeder Entfernung sich gesichert haben. An allen Punkten
des Rheines, wo dergleichen Verkehrsfragen sich geltend machten,
hat man die Nothwendigkeit von Brückenbauten für Eisenbahn-
Verbindungen anerkannt und ist man in Köln und Straßburg
mit der Ausführung bereits vorangegangen, während man in
Mainz und Koblenz nicht lange mehr zurückbleiben wird. Die
Herstellung einer Eisenbahnbrücke zwischen Mannheim u. Lud-
wigshafen wird unter diesen Umständen nickt zu umgehen sein;
sie ist nach unserem Ermessen für die Pfälzischen Bahnen eine
Lebensfrage geworden und wird in Verbindung mit der Heidel-
berg-Würzburger Eisenbahn dazu dienen, den Verkehr zwischen
Paris und Wien, zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen
Westen und Osten von Mittel-Europa für immer an unsere
Linien, — an die kürzeste und bequemste Route für diese Ver-
kehrsrichtnng zu fesseln. Wir können die Versicherung geben,
daß wir diesen für die Zukunft unserer Bahnen so hochwichtigen
Gegenstand keinen Augenblick aus dem Auge verloren und am
geeigneten Orte mit allem Nachdruck verfolgt haben. Wir wer-
den nicht verfehlen, die bezüglichen Ergebnisse unseres Strebens
seiner Zeit mit den erforderlichen Anträgen in Vorlage zu bringen.

* Am 28. Dez. sind im Ministerium der auswärtigen An-
gelegenheiten zu Karlsruhe die Konferenzen eröffnet worden,
welche die Herstellung einer definitiven Verständigung der großh.
Regierung mit der Schweiz wegen Fortführung der gr. Staats-
Eisenbahn durch den Kanton Schaffhausen zum Zweck haben.
An den bezüglichen Verhandlungen nehmen Theil von Seiten
Badens: Die Herren Geh. Legationsrath Kühlenthal und Lega-
tionsrath Regenauer; von Seite der Schweiz: die Herren Bun-
desrats) Slämpai im Namen des Schweizerischen Bundesraths,
Regierungspräsident Amann und die Regierungsräthe Böschen-
stein und Hallauer als Vertreter der Kantonsregierung.
Herr Äiuifterialrath Fieser in Ka r lsru h e ist zum Nachfol-
ger des auf sein Aissuchen pmsionirten Herrn Regierungs-Direk-
-tors, Geheimen Raths Rettig, bei der Mittelrhein-Kreisregierung
gnädigst ernannt worden.
* Wie man dem „Schwäb.Merk." aus München schreibt,
spricht man dort von der Gründung eines größernpolitischen Jour-
nals, dessen Leitung einer in letzterer Zeit ost und rühmlichst ge-
nannten literarischen Capacität anvertraut werden würde; es soll
ein Unternehmen auf Aktien sein.
* Am 9. Januar wird die künftige Frau Kronprinzessin
von Neapel zu München durch Prokuration getraut. — Die
viertgeborene Tochter des Herzogs Mar, Prinzessin Mathilde,
ist zur Gemahlin des zweiten Sohnes des Königs von Neapel
bestimmt.
* Prinz und Prinzessin Adalbert von Bayern sind zu
einem mehrmonatlichen Besuche von München nach Spanien ab-
gereiöt.
Augsburg, 28. Dez. „Philippine Welser," das neue be-
deutende Drama von Oscar v- Redwitz ist gestern zum erstenmal
hier aufgssührt und mit großen: oft nicht enden wollendem Bei-
fall von dem überfüllten Haus ausgenommen worden. Standen
wir ja doch hier auf dem historischen Boden des Stückes. DaS
Haus ist bezeichnet, wo das schöne Augsburger Kind gewohnt
hat, ihren vollen Namen hat eine ganze Straße angenommen
und das Museum hat in seiner Sammlung alter Kunstdenkmale
uns ihr liebliches Bild mit den feinen Zügen aufbewahrt. Ueber
den Inhalt des Stückes selbst und den Gang der Handlung ist
schon mehrfach in diesen und in einer Reihe anderer deutschen
Blätter berichtet worden. Auch hier machte sich eine fortwährende
Steigerung des dramatischen Interesses geltend, und während im
 
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