Mannheimer Anzeiger — 1858
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0383
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Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
DOI Kapitel:Nr. 91
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- Einband
- Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
- Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
- Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
- Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
- Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
- Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
- Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
- Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
- Nr. 207 – Nr. 232 (1. September – 30. September)
- Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
- Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
- Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
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Nr. 9tz1
Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs - Blatte
vierteljährlich L-L kr.
Samstag, 17 April
Anzeigen werden im „Mannhei-
mer 'Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit S kr.
1838
* Mannheim, 16. April. Heute Vormittag fiel der hie-
sige Bürger und Kohlenträger Karl Leininger am Neckarufer die
etwas schlüpfrige Erhöhung herab und brach den rechten Arm.
Es ist dies für den Betreffenden sehr hart, da derselbe, ein braver,
aber armer Familienvater, durch längere Zeit dadurch unfähig ist,
seine Familie ernähren zu können.
ff Mannheim, 16. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 15. — 16. April: 299 Personen.
* Aus Baden. Mit II. KK. HH- dem Großherzog und
der Großherzogin nach Berlin, ist auch I. G. H. die Prinzessin
Marie zu einem längeren Aufenthalte nach Gotha abgereist.
Wahrend I. K- H. die Großherzogin ungefähr 14 Tage in
Berlin verweilen wird, kehrt Se. K. H. der Großherzog bereits
in einigen Tagen von Berlin nach Karlsruhe zurück. — Nach
einem höchsten Befehle vom 12. d, M-, Nr. 18, haben sich künftig-
hin auch die Linien-Znfanterieregimenter und Füsilierbataillone
durch verschiedenfarbige Achselklappen und Aermelpatten zu unter-
scheiden. Demnach erhalten das dritte Infanterieregiment und
2. Füsillerbataillon Achselklappen von rothem, das vierte Infan-
terieregiment von gelbem Tuche. Die Aermelpatten haben bei
den genannten Regimentern von derselben Farbe, die des zweiten
Infanterieregiments von weißem Tuche zu fein- Unverändert
bleiben die Achselklappen bei dem letzter« Regiment und dem 1.
Füsilierbataillon, und die Aermelpatten bei den beiden Füsilier-
bataillonen. Deßgleichen tritt an der Unisormirung des Leib-
Grenadierregiments, des Iägerbataillons und deS 3. Füsilierba-
taillons, welch' letzteres bereits die obengenannten Abzeichen des
vierten Infanterieregiments trägt, keinerlei Abänderung ein. —
An der Gewerbschule in Pforzheim nehmen die Schüler frei-
willigen Unterricht im Gesänge. — Sorglosen Fuhrleuten sei's
zur Warnung berichtet, daß der Knecht des Altbürgermeisters
Kraft in Weinheim, auf einer Ladung Holz schlafend, unweit
der Stadt vom Wagen unter die Räder stürzte und so überfahren
ward, daß er unter dem Heimtragen seinen Geist aufgab. —
Auch in Gottenheim bei Breisach verunglückte dieser Tage der
Fuhrknecht einer freiburger Weinhandlung, indem er in der Trun-
kenheit von dem schwer beladenen Weinwagen herabfiel, worauf
ihm die Räder desselben über den Hals gingen Der Tod trat
augenblicklich ein. — Aus dem Jahresbericht des großh. Schul-
lehrerseminars in Meersburg entnehmen wir, daß in dem eben
abgelaufenen Schuljahr die Zahl der Zöglinge etwas zugenommen
hat gegen 1857. Während am Schluffe des letzteren Jahres
noch 70 Zöglinge anwesend waren, wurde in diesem Jahre die
Anstalt von 78 besucht, von welchen am Schluffe noch 72 an-
wesend waren. Von den vom Staate zur Unterstützung dürftiger
und würdiger Zöglinge bewilligten 2400 fl. wurden für dieses
Schuljahr 2120 fi. in 47 Stipendien von 20—80 fl. verwendet,
wozu noch die Ueberschüsse von 1855/56 mit 230 fl., von
1856/57 mit 150 fl. zur Unterstützung für Kandidaten, die theilö
zur weiteren Ausbildung am Seminar sich aufhielten, theilö we-
gen Mangels an disponibeln Lehrerstellen daselbst zu gleichem
Zwecke während des Sommersemesters verblieben. — Das Groß-
herzogthum Baden zählt 65 landwirthschaftliche Bezirks- oder
Kreisvereine mit 12,847 Mitgliedern. Hievon kommen auf den
Seekreiö 14 Vereine mit 3023 Mitgliedern, auf den Oberrhein-
kreis 18 Vereine mit 2755 Mitgliedern, auf den Mittelrheinkreis
18 Vereine mit 3584 Mitgliedern, und auf den Unterrhcinkreis
15 Vereine mit 3485 Mitgliedern. Im verflossenen Jahre hat
sich die Zahl der Mitglieder gegen das Jahr 1856 um 1022
vermehrt — ein erfreuliches Zeichen für das hohe Interesse, wel-
ches unsere Bevölkerung für die Landwirthschaft hegt.
* In München ist man mit einer Aenderung der erst vor
einigen Jahren eingeführten Schulordnung für vie Gymnasien
und Lateinschulen beschäftigt.
" Prof. Weis von Würzburg hat sich seit Jahren in der
bayerischen Kammer um das Volkeswohl verdient gemacht und
sich den Namen eines Volksvertreters ehrenvoll erhalten. In
Folge seiner Thätigkeit als Referent des Kammerausschusses zur
Entwertung eines neuen Gesetzbuches wurde er von der Regierung zur
Strafe als Appellationsgerichtsrath nach Bamberg versetzt. Prof.
Weis will diese Strafstelle nicht antreten, und die verschiedensten
Schritte, die von allen Seiten zur Erhaltung seiner Professur
geschahen, blieben fruchtlos. Ein solches Loos eines wahren
Volksfreundes ist bedauerlich.
* Württemberg hat auch seine brennende Frage, die
Frage über Aufhebung der rechtmäßig zu Stande gekommenen
Ablösungsgesetze und die Adelsentichädigung. Die Reaktion hat
eben ihre reichste Erndte; auch der letzte Rest vernünftiger Ein-
richtungen der Neuzeit muß fallen, um den alten Zustand in sei-
ner alten Herrlichkeit wieder herzustelleu!
* Die Beantwortung einer Interpellation in der nassaui-
schen Kammer läßt hoffen, daß noch in dieser Session von Sei-
ten der Regierung ein Gesetz zur Verbesserung der Gehalte der
Volksschullehrer vorgelegt werden wird.
* Großartige Vorbereitungen im Schlosse zu Koblenz las-
sen eine baldige und längere Anwesenheit der Familie des Prin-
zen von Preußen am Rheine erwarten.
* Die neapolitanische Regierung läßt ein Geschwader
ausrüsten; ob sie damit Sardinien bekriegew will? — Ebenso
wird der Berg, welcher der Festung Gaeta, der gegenwärtigen
königlichen Residenz, gcgenüberliegt, gegenwärtig durch 2000 Mann
Infanterie abgetragen. Dieser Berg ist bekanntlich der einzige
Punkt, auf welchem man dieser fast uneinnehmbaren Festung bei-
kommen kann.-
Frankreich. Der gegenwärtig in London spielende Pro-
zeß gegen den Franzosen Bernard bildet das Hauptereigniß des
Tages. Die Londoner Grand Jury hat denselben, nach vier-
stündiger Berathuug, als Mörder in Anklagestand erklärt und
vor die Petty (Spezial-) Jury verwiesen.
* Der englische Gesandte Sir Hamilton Seymour soll bei
seinem Abschied von Wien, der zugleich sein Abschied aus der
Diplomatie ist, eine Aeußerung gethan haben, die wieder einmal
die praktische Seite des englischen Nationalcharakters glänzend
heraushebt: „In einem so kritischen Zeitpunkt, wie der jetzige,
sollten Oesterreich und Preußen ihre Eifersüchteleien und
Nergeleien einstellen und danach trachten, Deutschland zu einer
Macht zu erheben, die nöthigenfalls den beiden Nachbarn, Fran-
zosen und Russen, Achtung gebieten könnte- So lange die zwei
leitenden Staaten uneins sind, bleibt Deutschland ein bloßer
Name; aber wenn sie zusammenhalten, wird Deutschland eine
Macht ersten Ranges." Gewiß eine Aeußerung, der Jedermann
zustimmen wird, dem das Wohl Deutschlands am Herzen liegt,
und die auch von der offieiösen Presse beider Staaten mehr be-
achtet werden sollte.
Handel und Verkehr.
* Am 12. und 13. April waren im Gebäude des Potsdamer
Bahnhofs in Berlin die Abgeordneten des norddeutschen Eisen-
bahnverbandes zu Conferenzen zusammeugctreten, Als Zweck
derselben bezeichnet man die Herbeiführung neuer Verkehrserleich-
terungen, namentlich mittelst einer besseren Regelung des Güter-
transports.
* Aus guter Quelle wird der „Kass. Ztg." mitgetheilt, daß
die Eröffnung der ganzen Eisenbahnstrecke von Eisenach bis Lich-
tenfels auf den 1. Oktober beschlossen ist.
* Die belgische Regierung bat den durch ihr Gebiet über
Ostende nach England und umgekehrt gebenden Depeschen die
Begünstigungen des deutsch-osterreichilchen Vereinsreglements zu-
gestanden. Man glaubt, daß auch mit den übrigen europäischen
Staaten Vereinbarungen in diesemSinn zu Stande kommen dürften.
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Nr. 9tz1
Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs - Blatte
vierteljährlich L-L kr.
Samstag, 17 April
Anzeigen werden im „Mannhei-
mer 'Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit S kr.
1838
* Mannheim, 16. April. Heute Vormittag fiel der hie-
sige Bürger und Kohlenträger Karl Leininger am Neckarufer die
etwas schlüpfrige Erhöhung herab und brach den rechten Arm.
Es ist dies für den Betreffenden sehr hart, da derselbe, ein braver,
aber armer Familienvater, durch längere Zeit dadurch unfähig ist,
seine Familie ernähren zu können.
ff Mannheim, 16. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 15. — 16. April: 299 Personen.
* Aus Baden. Mit II. KK. HH- dem Großherzog und
der Großherzogin nach Berlin, ist auch I. G. H. die Prinzessin
Marie zu einem längeren Aufenthalte nach Gotha abgereist.
Wahrend I. K- H. die Großherzogin ungefähr 14 Tage in
Berlin verweilen wird, kehrt Se. K. H. der Großherzog bereits
in einigen Tagen von Berlin nach Karlsruhe zurück. — Nach
einem höchsten Befehle vom 12. d, M-, Nr. 18, haben sich künftig-
hin auch die Linien-Znfanterieregimenter und Füsilierbataillone
durch verschiedenfarbige Achselklappen und Aermelpatten zu unter-
scheiden. Demnach erhalten das dritte Infanterieregiment und
2. Füsillerbataillon Achselklappen von rothem, das vierte Infan-
terieregiment von gelbem Tuche. Die Aermelpatten haben bei
den genannten Regimentern von derselben Farbe, die des zweiten
Infanterieregiments von weißem Tuche zu fein- Unverändert
bleiben die Achselklappen bei dem letzter« Regiment und dem 1.
Füsilierbataillon, und die Aermelpatten bei den beiden Füsilier-
bataillonen. Deßgleichen tritt an der Unisormirung des Leib-
Grenadierregiments, des Iägerbataillons und deS 3. Füsilierba-
taillons, welch' letzteres bereits die obengenannten Abzeichen des
vierten Infanterieregiments trägt, keinerlei Abänderung ein. —
An der Gewerbschule in Pforzheim nehmen die Schüler frei-
willigen Unterricht im Gesänge. — Sorglosen Fuhrleuten sei's
zur Warnung berichtet, daß der Knecht des Altbürgermeisters
Kraft in Weinheim, auf einer Ladung Holz schlafend, unweit
der Stadt vom Wagen unter die Räder stürzte und so überfahren
ward, daß er unter dem Heimtragen seinen Geist aufgab. —
Auch in Gottenheim bei Breisach verunglückte dieser Tage der
Fuhrknecht einer freiburger Weinhandlung, indem er in der Trun-
kenheit von dem schwer beladenen Weinwagen herabfiel, worauf
ihm die Räder desselben über den Hals gingen Der Tod trat
augenblicklich ein. — Aus dem Jahresbericht des großh. Schul-
lehrerseminars in Meersburg entnehmen wir, daß in dem eben
abgelaufenen Schuljahr die Zahl der Zöglinge etwas zugenommen
hat gegen 1857. Während am Schluffe des letzteren Jahres
noch 70 Zöglinge anwesend waren, wurde in diesem Jahre die
Anstalt von 78 besucht, von welchen am Schluffe noch 72 an-
wesend waren. Von den vom Staate zur Unterstützung dürftiger
und würdiger Zöglinge bewilligten 2400 fl. wurden für dieses
Schuljahr 2120 fi. in 47 Stipendien von 20—80 fl. verwendet,
wozu noch die Ueberschüsse von 1855/56 mit 230 fl., von
1856/57 mit 150 fl. zur Unterstützung für Kandidaten, die theilö
zur weiteren Ausbildung am Seminar sich aufhielten, theilö we-
gen Mangels an disponibeln Lehrerstellen daselbst zu gleichem
Zwecke während des Sommersemesters verblieben. — Das Groß-
herzogthum Baden zählt 65 landwirthschaftliche Bezirks- oder
Kreisvereine mit 12,847 Mitgliedern. Hievon kommen auf den
Seekreiö 14 Vereine mit 3023 Mitgliedern, auf den Oberrhein-
kreis 18 Vereine mit 2755 Mitgliedern, auf den Mittelrheinkreis
18 Vereine mit 3584 Mitgliedern, und auf den Unterrhcinkreis
15 Vereine mit 3485 Mitgliedern. Im verflossenen Jahre hat
sich die Zahl der Mitglieder gegen das Jahr 1856 um 1022
vermehrt — ein erfreuliches Zeichen für das hohe Interesse, wel-
ches unsere Bevölkerung für die Landwirthschaft hegt.
* In München ist man mit einer Aenderung der erst vor
einigen Jahren eingeführten Schulordnung für vie Gymnasien
und Lateinschulen beschäftigt.
" Prof. Weis von Würzburg hat sich seit Jahren in der
bayerischen Kammer um das Volkeswohl verdient gemacht und
sich den Namen eines Volksvertreters ehrenvoll erhalten. In
Folge seiner Thätigkeit als Referent des Kammerausschusses zur
Entwertung eines neuen Gesetzbuches wurde er von der Regierung zur
Strafe als Appellationsgerichtsrath nach Bamberg versetzt. Prof.
Weis will diese Strafstelle nicht antreten, und die verschiedensten
Schritte, die von allen Seiten zur Erhaltung seiner Professur
geschahen, blieben fruchtlos. Ein solches Loos eines wahren
Volksfreundes ist bedauerlich.
* Württemberg hat auch seine brennende Frage, die
Frage über Aufhebung der rechtmäßig zu Stande gekommenen
Ablösungsgesetze und die Adelsentichädigung. Die Reaktion hat
eben ihre reichste Erndte; auch der letzte Rest vernünftiger Ein-
richtungen der Neuzeit muß fallen, um den alten Zustand in sei-
ner alten Herrlichkeit wieder herzustelleu!
* Die Beantwortung einer Interpellation in der nassaui-
schen Kammer läßt hoffen, daß noch in dieser Session von Sei-
ten der Regierung ein Gesetz zur Verbesserung der Gehalte der
Volksschullehrer vorgelegt werden wird.
* Großartige Vorbereitungen im Schlosse zu Koblenz las-
sen eine baldige und längere Anwesenheit der Familie des Prin-
zen von Preußen am Rheine erwarten.
* Die neapolitanische Regierung läßt ein Geschwader
ausrüsten; ob sie damit Sardinien bekriegew will? — Ebenso
wird der Berg, welcher der Festung Gaeta, der gegenwärtigen
königlichen Residenz, gcgenüberliegt, gegenwärtig durch 2000 Mann
Infanterie abgetragen. Dieser Berg ist bekanntlich der einzige
Punkt, auf welchem man dieser fast uneinnehmbaren Festung bei-
kommen kann.-
Frankreich. Der gegenwärtig in London spielende Pro-
zeß gegen den Franzosen Bernard bildet das Hauptereigniß des
Tages. Die Londoner Grand Jury hat denselben, nach vier-
stündiger Berathuug, als Mörder in Anklagestand erklärt und
vor die Petty (Spezial-) Jury verwiesen.
* Der englische Gesandte Sir Hamilton Seymour soll bei
seinem Abschied von Wien, der zugleich sein Abschied aus der
Diplomatie ist, eine Aeußerung gethan haben, die wieder einmal
die praktische Seite des englischen Nationalcharakters glänzend
heraushebt: „In einem so kritischen Zeitpunkt, wie der jetzige,
sollten Oesterreich und Preußen ihre Eifersüchteleien und
Nergeleien einstellen und danach trachten, Deutschland zu einer
Macht zu erheben, die nöthigenfalls den beiden Nachbarn, Fran-
zosen und Russen, Achtung gebieten könnte- So lange die zwei
leitenden Staaten uneins sind, bleibt Deutschland ein bloßer
Name; aber wenn sie zusammenhalten, wird Deutschland eine
Macht ersten Ranges." Gewiß eine Aeußerung, der Jedermann
zustimmen wird, dem das Wohl Deutschlands am Herzen liegt,
und die auch von der offieiösen Presse beider Staaten mehr be-
achtet werden sollte.
Handel und Verkehr.
* Am 12. und 13. April waren im Gebäude des Potsdamer
Bahnhofs in Berlin die Abgeordneten des norddeutschen Eisen-
bahnverbandes zu Conferenzen zusammeugctreten, Als Zweck
derselben bezeichnet man die Herbeiführung neuer Verkehrserleich-
terungen, namentlich mittelst einer besseren Regelung des Güter-
transports.
* Aus guter Quelle wird der „Kass. Ztg." mitgetheilt, daß
die Eröffnung der ganzen Eisenbahnstrecke von Eisenach bis Lich-
tenfels auf den 1. Oktober beschlossen ist.
* Die belgische Regierung bat den durch ihr Gebiet über
Ostende nach England und umgekehrt gebenden Depeschen die
Begünstigungen des deutsch-osterreichilchen Vereinsreglements zu-
gestanden. Man glaubt, daß auch mit den übrigen europäischen
Staaten Vereinbarungen in diesemSinn zu Stande kommen dürften.