Mannheimer Anzeiger — 1858
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1245
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Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
DOI chapter:Nr. 261
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- Einband
- Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
- Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
- Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
- Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
- Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
- Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
- Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
- Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
- Nr. 207 – Nr. 232 (1. September – 30. September)
- Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
- Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
- Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Pferden rasch fortbewegt werden zu können. Zn Amerika sind
Dampfspritzen längst im Gebrauch. Hier hatte man sie bisher
nur aus Flüssen, sogenannte Floating engineS, die bei Feuerbrün-
ften auf Schiffen und in Uferguartieren immer ersprießliche
Dienste geleistet haben.
* Der „Moniteur du CalvadoS" berichtet als eine, wohl
kaum noch dagewesene Erscheinung, daß im südlichen Frank-
reich, wo die Castanien-Ernte ungemein früh erfolgte, an eini-
gen Orten die Eastanienbäume sofort wieder blühten und Frucht
ansetzten, und daß dieses zweite Wachsthum schon so weit vorge-
schritten ist, daß, wenn das Wetter noch einige Zeit so mild
bleibt, diese zweite Ernte noch vollkommen reif werden wird.
* Daö 240 englische (53 deutsche) Meilen lange Kabel, wel-
ches, wie schon erwähnt, die Insel Tasmania, oder VandiemenS-
land, mit Victoria (Australien) verbinden soll, ist in der Henley-
schen Fabrik zu Greenwich fertig zu sehen. Es kommt vom
Cape Otwav in Victoria durch die Baß-Straße nach dem Kö-
nigSeiland (King's Island) und von da nach Georgetown Heads,
dem Eingang in den Hafen von Launceston (auf Tasmania) zu
liegen, wiegt 80 Ctr- per Tonne und ist im übrigen ganz nach
dem Muster der im Aermelkanal liegenden Kabel verfertigt.
* Spanien. Mit dem Verkauf der Nationalgüter wird
rasch vorangeschritten.
Aufruf
zur Errichtung
eines National-Denkmals für den Freiherrn vom Stein.
,,DeS Rechtes Grundstein,
Dem Unrecht ein Eckstein,
Der Deutschen Edelstein/'
Dem Manne des Raths und der That, dem gewaltigen,
gefürchtetsten Gegner Napoleons, dem Retter Deutschlands aus
der Schmach unglückseliger Fremdherrschaft, ja dem Retter der
gesammten germanischen Civilisation auf dem Feftlande, dem
Freiherrn vom Stein, hätte schon längst ein würdiges Denk-
mal von der deutschen Nation als ein Zeichen der Dankbarkeit
und Verehrung gebührt. Es muß schmerzlich berühren, wenn
trotz der neuesten Anerkennungen von Stein's außerordentlichen
Verdiensten um die deutsche Nation durch unsere größten Ge-
schichtsschreiber sich bis zu diesem Jahre noch nirgends eine
Stimme erhoben hat, um endlich einmal den Statuen der Kriegs-
helden der Freiheitskämpfer: diejenige des Mannes anzureihen,
durch dessen kurzes geniales Wirken nach der Calamität der
Jahre 1806 und 1807 ihnen die Blätter zu ihren Lorbeerkran-
zen, der Gemeinsinn, die Opferfreudigkeit und Vaterlanosliebe des
preußischen Volks, der Muth und die entschlossene Tapferkeit der
Heldenheere von 1813—15 geschaffen wurden.
Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein, der
letzte, eine bis in den Anfang des Mittelalters hinaufreichende
Ahnenkette glorreich schließende, männliche Sprößling eines rhein-
fränkischen Geschlechts, wurde zu Nassau an der Lahn, dem
Stammsitze desselben, am 25. Oktober 1757 geboren. Nachdem
er schon in den engem Kreisen, in die den Jüngling Friedrichs
d. Gr. Minister v. Heinitz 1780 einführte, vornehmlich als Ober-
bergrath und schließlich als Oberpräsident von Westphalen seine
schöpferische Kraft in der segensreichsten Wirksamkeit entfaltet
hatte, für die ihm noch jetzt dieser blühende Gau vorzugsweise
dankt, wurde er am 27. Oktober 1804 als Minister nach Ber-
lin berufen. Aber erst das Jahr 1806, „die Folge einer schwan-
kenden, zaudernden, allein auf momentane Erhaltung äußerer
Ruhe berechneten Staatsklugheit" verschaffte ihm fruchtbaren Bo-
den für seine reformatorischen Ideen.
Jetzt beginnt vom Stein's erhabenes Verdienst nur das ge-
summte Vaterland, dessen Nichtanerkennung den deutschen Namen
mit der Schmach der Undankbarkeit für immer belasten, das
deutsche Volk aber als alles Verständnisses politischer Verdienste
baar, dem Auslande gegenüber blosstellen würde. TXr gewaltige
Minister schuf aus den Trümmern der preußischen Monarchie
ein neues Preußen, durch die Kraft seines Willens und die un-
erschöpflichen Hülfsquellen und unermüdliche Thätigkeit seines
Geistes. Von der Hauptidce ausgehend, „einen sittlichen, reli-
giösen, vaterländischen Geist in der Nation zu heben, ihr wieder
Muth, Selbstvertrauen und Bereitwilligkeit zu jedem Opfer für
Unabhängigkeit von Fremden und für Nationalehre einzuflößen"
erfolgten schnell nach einander die reformatorischen Edikte, zuerst
die Aufhebung der persönlichen Leibeigenschaft durch Edikt vom
Oktober 1807, dann die Umwandlung der Domänenbauern in
freie Eigenthümer, und als Schlußstein des neuen Staatsgebäu-
des die berühmte Städte-Ordnung vom 19. Nov. 1808 — wie
ein neues Blut durchströmten sie den Staat. Dies sind die
Grundlagen der Wahrheit, Sittlichkeit und Gerechtigkeit, um de-
rentwillen die preußischen Bürger und Bauern in den mit un-
vergleichlicher Tapferkeit geschlagenen Schlachten so freudig die
furchtbare Bluttaufe für ihre neue rechtliche Stellung im Staate
empfingen. Angefeindet von der gestürzten feudalen Parthei, be-
argwöhnt vom französischen Machthaber, wurde vom Stein durch
das Madrider Achtsedrkt vom 16. Dezember 1808 aus dieser
segensreichen Thätigkeit herausgerissen. Alles, Hab' und Gut,
des Vaterlandes beraubt, stand er ungebeugt da, der stolze Ver-
bannte, der eiserne Freiherrn vom Stein, groß, unerreichbar groß,
voll freudiger Zuversicht auf die sittlichen Keime zurückschauend,
die er m den Jahren 1807—1808 gelegt, felsenfest auf den Sieg
des Guten über die Bosheit und die französische Äfterciviliialion
vertrauend, ringsum wanden sich die zertretenen Völker unter den
Schritten des wälschen Eroberers — Alles verzagte — nur er
und seine Auserwählten, die sich um ihn, als den Mittelpunkt
sämmtlicher Bestrebungen zur Sprengung der Zwingherrschaft
schaarten, erkannten schon die Dämmerung des Lichts, als alle
Welt jede Hoffnung auf.Rettung bei dem Zuge Napoleons ge-
gen Rußland aufgab. — Mit dem Augenblick seiner Berufung
durch Kaiser Alexander in das russische Hauptquartier im Jahre
1812, beginnt sein großartiger Einfluß auf die Ereignisse der
Jahre 1812—1815, als berathender Vertrauter des Kaisers —
in russische Dienste trat der deutsche Freiherr nicht. Alle seine
Handlungen waren auch hier nur auf das Wohl des deutschen
Vaterlandes gerichtet. Er war es, der den Kaiser Alexander zur
Ausdauer und energischen Fortsetzung des Krieges bestimmte, er
war es, der ihn durch das berühmte Memoire vom Jahr 1812
zu der durchaus nicht russischen Idee eines Siegeszugs von
Moskau nach Paris bewog, und hierdurch der deutschen Erhe-
bung die wichtige Beihülfe Rußlands verlieh, er war es, durch
dessen Einfluß in dieser hochwichtigen Zeit die russische Diploma-
tie der neuen deutschen Staatsbildung nicht hindernd gegenüber,
sondern oft fördernd zur Seite stand. Nicht genug können die
Verdienste unseres Helden hervorgehoben werden, da der bestim-
mende Einfluß aus einen absoluten Herrscher, zumal von solcher
Bedeutung und in so ereignißvoller Zeit ganz unermeßbar ist.
Unmittelbar nach der Völkerschlacht bei Leivzig ward ihm die
Organisation der Centralverwaltung von sammtlichen eroberten
deutschen Ländern übertragen. 6 Jahre nach dem Achtsedikte ist
vom Stein Generalgouverneur von 20 französischen Departe-
ments. — 1815 trat vom Stein von der Weltbühne ab und zog
sich auf seine Güter zurück; vergebens bot ihm Preußen eine
Gesandtschaft, Oesterreich die Präsidentenstelle am deutschen Buude
an. — Nicht ganz hatte vom Stein seine Zwecke erreicht, sie
gingen nicht blos auf eine Befreiung Deutschlands von der
Fremdherrschaft, sie gingen auch auf Reorganisation des seit dem
Jahre 1806 formell aufgelösten deutschen Staatsverbands. Seine
rastlosen Bemühungen scheiterten theils an der geringen Bereit-
willigkeit einzelner deutschen Fürsten, theils und vorzüglich an
der Diplomatie unserer natürlichen Feinde.
Am 29. Juni 1831 beschloß der Held seine ruhmvolle
Laufbahn. —
Zu Nassau hat sich, aus Anlaß der Feier des 100jährigen
Geburtstags des Freiherr» vom Stein., ein Comite zur Errich-
tung eines Nationaldenkmals füc denselben gebildet. Die Bürger
von Nassau hielten sich verpflichtet, hierin die Initiative zu er-
greifen, da vom Stein in den Mauern ihrer Stadt geboren ist,
sein Leichnam in der nahen Familiengruft ruht; sie selbst aber in
der der Stadt gegenübergelegenen Stammburg zum Stein, so wie
in dem zum Gedächtniß der Befreiungskriege vom Stein errichte-
ten herrlichen gothischen Quarderthurm die beständigsten Mah-
nungen zur Darbringung des längst geschuldeten Tributs vor
Augen, die lautesten aber in ihreu Herzen hatten durch die per-
sönlichen unverwischlichen Erinnerungen an die allgeliebte und
aüverehrte Person des „großen Ministers". Nassau ist daher in
lokaler Beziehung die berechtigtste Stadt des Vaterlandes zur
Aufnahme eines National - Denkmals für den Fretherrn vom
Stein und als Stadt eines kleinen, somit zur Vertretung der ge-
summten Nation an sich fähigen, deutschen Bundesstaats auch in
politischer Beziehung vollständig geeignet.
Möchten sämmtliche deutsche Stämme, die ja dem Frei-
Dampfspritzen längst im Gebrauch. Hier hatte man sie bisher
nur aus Flüssen, sogenannte Floating engineS, die bei Feuerbrün-
ften auf Schiffen und in Uferguartieren immer ersprießliche
Dienste geleistet haben.
* Der „Moniteur du CalvadoS" berichtet als eine, wohl
kaum noch dagewesene Erscheinung, daß im südlichen Frank-
reich, wo die Castanien-Ernte ungemein früh erfolgte, an eini-
gen Orten die Eastanienbäume sofort wieder blühten und Frucht
ansetzten, und daß dieses zweite Wachsthum schon so weit vorge-
schritten ist, daß, wenn das Wetter noch einige Zeit so mild
bleibt, diese zweite Ernte noch vollkommen reif werden wird.
* Daö 240 englische (53 deutsche) Meilen lange Kabel, wel-
ches, wie schon erwähnt, die Insel Tasmania, oder VandiemenS-
land, mit Victoria (Australien) verbinden soll, ist in der Henley-
schen Fabrik zu Greenwich fertig zu sehen. Es kommt vom
Cape Otwav in Victoria durch die Baß-Straße nach dem Kö-
nigSeiland (King's Island) und von da nach Georgetown Heads,
dem Eingang in den Hafen von Launceston (auf Tasmania) zu
liegen, wiegt 80 Ctr- per Tonne und ist im übrigen ganz nach
dem Muster der im Aermelkanal liegenden Kabel verfertigt.
* Spanien. Mit dem Verkauf der Nationalgüter wird
rasch vorangeschritten.
Aufruf
zur Errichtung
eines National-Denkmals für den Freiherrn vom Stein.
,,DeS Rechtes Grundstein,
Dem Unrecht ein Eckstein,
Der Deutschen Edelstein/'
Dem Manne des Raths und der That, dem gewaltigen,
gefürchtetsten Gegner Napoleons, dem Retter Deutschlands aus
der Schmach unglückseliger Fremdherrschaft, ja dem Retter der
gesammten germanischen Civilisation auf dem Feftlande, dem
Freiherrn vom Stein, hätte schon längst ein würdiges Denk-
mal von der deutschen Nation als ein Zeichen der Dankbarkeit
und Verehrung gebührt. Es muß schmerzlich berühren, wenn
trotz der neuesten Anerkennungen von Stein's außerordentlichen
Verdiensten um die deutsche Nation durch unsere größten Ge-
schichtsschreiber sich bis zu diesem Jahre noch nirgends eine
Stimme erhoben hat, um endlich einmal den Statuen der Kriegs-
helden der Freiheitskämpfer: diejenige des Mannes anzureihen,
durch dessen kurzes geniales Wirken nach der Calamität der
Jahre 1806 und 1807 ihnen die Blätter zu ihren Lorbeerkran-
zen, der Gemeinsinn, die Opferfreudigkeit und Vaterlanosliebe des
preußischen Volks, der Muth und die entschlossene Tapferkeit der
Heldenheere von 1813—15 geschaffen wurden.
Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein, der
letzte, eine bis in den Anfang des Mittelalters hinaufreichende
Ahnenkette glorreich schließende, männliche Sprößling eines rhein-
fränkischen Geschlechts, wurde zu Nassau an der Lahn, dem
Stammsitze desselben, am 25. Oktober 1757 geboren. Nachdem
er schon in den engem Kreisen, in die den Jüngling Friedrichs
d. Gr. Minister v. Heinitz 1780 einführte, vornehmlich als Ober-
bergrath und schließlich als Oberpräsident von Westphalen seine
schöpferische Kraft in der segensreichsten Wirksamkeit entfaltet
hatte, für die ihm noch jetzt dieser blühende Gau vorzugsweise
dankt, wurde er am 27. Oktober 1804 als Minister nach Ber-
lin berufen. Aber erst das Jahr 1806, „die Folge einer schwan-
kenden, zaudernden, allein auf momentane Erhaltung äußerer
Ruhe berechneten Staatsklugheit" verschaffte ihm fruchtbaren Bo-
den für seine reformatorischen Ideen.
Jetzt beginnt vom Stein's erhabenes Verdienst nur das ge-
summte Vaterland, dessen Nichtanerkennung den deutschen Namen
mit der Schmach der Undankbarkeit für immer belasten, das
deutsche Volk aber als alles Verständnisses politischer Verdienste
baar, dem Auslande gegenüber blosstellen würde. TXr gewaltige
Minister schuf aus den Trümmern der preußischen Monarchie
ein neues Preußen, durch die Kraft seines Willens und die un-
erschöpflichen Hülfsquellen und unermüdliche Thätigkeit seines
Geistes. Von der Hauptidce ausgehend, „einen sittlichen, reli-
giösen, vaterländischen Geist in der Nation zu heben, ihr wieder
Muth, Selbstvertrauen und Bereitwilligkeit zu jedem Opfer für
Unabhängigkeit von Fremden und für Nationalehre einzuflößen"
erfolgten schnell nach einander die reformatorischen Edikte, zuerst
die Aufhebung der persönlichen Leibeigenschaft durch Edikt vom
Oktober 1807, dann die Umwandlung der Domänenbauern in
freie Eigenthümer, und als Schlußstein des neuen Staatsgebäu-
des die berühmte Städte-Ordnung vom 19. Nov. 1808 — wie
ein neues Blut durchströmten sie den Staat. Dies sind die
Grundlagen der Wahrheit, Sittlichkeit und Gerechtigkeit, um de-
rentwillen die preußischen Bürger und Bauern in den mit un-
vergleichlicher Tapferkeit geschlagenen Schlachten so freudig die
furchtbare Bluttaufe für ihre neue rechtliche Stellung im Staate
empfingen. Angefeindet von der gestürzten feudalen Parthei, be-
argwöhnt vom französischen Machthaber, wurde vom Stein durch
das Madrider Achtsedrkt vom 16. Dezember 1808 aus dieser
segensreichen Thätigkeit herausgerissen. Alles, Hab' und Gut,
des Vaterlandes beraubt, stand er ungebeugt da, der stolze Ver-
bannte, der eiserne Freiherrn vom Stein, groß, unerreichbar groß,
voll freudiger Zuversicht auf die sittlichen Keime zurückschauend,
die er m den Jahren 1807—1808 gelegt, felsenfest auf den Sieg
des Guten über die Bosheit und die französische Äfterciviliialion
vertrauend, ringsum wanden sich die zertretenen Völker unter den
Schritten des wälschen Eroberers — Alles verzagte — nur er
und seine Auserwählten, die sich um ihn, als den Mittelpunkt
sämmtlicher Bestrebungen zur Sprengung der Zwingherrschaft
schaarten, erkannten schon die Dämmerung des Lichts, als alle
Welt jede Hoffnung auf.Rettung bei dem Zuge Napoleons ge-
gen Rußland aufgab. — Mit dem Augenblick seiner Berufung
durch Kaiser Alexander in das russische Hauptquartier im Jahre
1812, beginnt sein großartiger Einfluß auf die Ereignisse der
Jahre 1812—1815, als berathender Vertrauter des Kaisers —
in russische Dienste trat der deutsche Freiherr nicht. Alle seine
Handlungen waren auch hier nur auf das Wohl des deutschen
Vaterlandes gerichtet. Er war es, der den Kaiser Alexander zur
Ausdauer und energischen Fortsetzung des Krieges bestimmte, er
war es, der ihn durch das berühmte Memoire vom Jahr 1812
zu der durchaus nicht russischen Idee eines Siegeszugs von
Moskau nach Paris bewog, und hierdurch der deutschen Erhe-
bung die wichtige Beihülfe Rußlands verlieh, er war es, durch
dessen Einfluß in dieser hochwichtigen Zeit die russische Diploma-
tie der neuen deutschen Staatsbildung nicht hindernd gegenüber,
sondern oft fördernd zur Seite stand. Nicht genug können die
Verdienste unseres Helden hervorgehoben werden, da der bestim-
mende Einfluß aus einen absoluten Herrscher, zumal von solcher
Bedeutung und in so ereignißvoller Zeit ganz unermeßbar ist.
Unmittelbar nach der Völkerschlacht bei Leivzig ward ihm die
Organisation der Centralverwaltung von sammtlichen eroberten
deutschen Ländern übertragen. 6 Jahre nach dem Achtsedikte ist
vom Stein Generalgouverneur von 20 französischen Departe-
ments. — 1815 trat vom Stein von der Weltbühne ab und zog
sich auf seine Güter zurück; vergebens bot ihm Preußen eine
Gesandtschaft, Oesterreich die Präsidentenstelle am deutschen Buude
an. — Nicht ganz hatte vom Stein seine Zwecke erreicht, sie
gingen nicht blos auf eine Befreiung Deutschlands von der
Fremdherrschaft, sie gingen auch auf Reorganisation des seit dem
Jahre 1806 formell aufgelösten deutschen Staatsverbands. Seine
rastlosen Bemühungen scheiterten theils an der geringen Bereit-
willigkeit einzelner deutschen Fürsten, theils und vorzüglich an
der Diplomatie unserer natürlichen Feinde.
Am 29. Juni 1831 beschloß der Held seine ruhmvolle
Laufbahn. —
Zu Nassau hat sich, aus Anlaß der Feier des 100jährigen
Geburtstags des Freiherr» vom Stein., ein Comite zur Errich-
tung eines Nationaldenkmals füc denselben gebildet. Die Bürger
von Nassau hielten sich verpflichtet, hierin die Initiative zu er-
greifen, da vom Stein in den Mauern ihrer Stadt geboren ist,
sein Leichnam in der nahen Familiengruft ruht; sie selbst aber in
der der Stadt gegenübergelegenen Stammburg zum Stein, so wie
in dem zum Gedächtniß der Befreiungskriege vom Stein errichte-
ten herrlichen gothischen Quarderthurm die beständigsten Mah-
nungen zur Darbringung des längst geschuldeten Tributs vor
Augen, die lautesten aber in ihreu Herzen hatten durch die per-
sönlichen unverwischlichen Erinnerungen an die allgeliebte und
aüverehrte Person des „großen Ministers". Nassau ist daher in
lokaler Beziehung die berechtigtste Stadt des Vaterlandes zur
Aufnahme eines National - Denkmals für den Fretherrn vom
Stein und als Stadt eines kleinen, somit zur Vertretung der ge-
summten Nation an sich fähigen, deutschen Bundesstaats auch in
politischer Beziehung vollständig geeignet.
Möchten sämmtliche deutsche Stämme, die ja dem Frei-