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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
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Nr. 271
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ung bilde. Dagegen erbat er sich für mehrere Beamte, die
ange mit ihm gearbeitet hatten, Gnadenbezeugungen und erhielt
sie sofort zugestanden.
* Die erste hannover'sche Kammer bewilligte 330,000
Thaler zur Erbauung einer neuen Landes-Jrren-Anstalt.
Luxemburg, 8. Nov. Die Resultate der Wahlen sind
jetzt in ihrer Allgemeinheit bekannt; wie die Hauptstadt, so wähl-
ten auch die um dieselben gelegenen Gemeinden zu Gunsten der
konstitutionellen Partei, während in den anderen Städten Die-
kirch, Echternach, Ettelbrück, Grevenmachern, Remich rc., die Gou-
vernementalen ihre Kandidaten theils ganz, theils mit bedeuten-
der Majorität durchsetzten. In den übrigen Gemeinden fielen
die Wahlen ganz wie im vorigen Jahr zu Gunsten der Regie-
rung aus. Nach diesen Resultaten ist man nun begierig zu hören,
wozu diese Wahlen eigentlich vorqenommen wurden, und kann
man sich bis zu dieser Aufklärung noch immer keinen andern
Zweck dabei denken, als den, dem Land auf den Zahn zu fühlen,
wie wohl Neuwahlen ausfielen, wenn man zu einer Auflösung
der gegenwärtigen Kammer schritte, um sich noch gefügigere
Stände zu schaffen. (A. Z.)
Meran, 8. Nov. Der preußische Hof wird am 17. d.
nach Florenz abreiscn. In Verona wird die Großherzogin von
Mecklenburg-Schwerin den Majestäten sich anschließcn. Dort
wird auch ein theilweiser Wechsel der Suite statthaben. Ob Rom
oder Nizza zum späteren Aufenthalt gewählt werden wird, ist
noch unbestimmt; wohl aber ist einige Hoffnung gegeben, daß
das Glück des hohen Besuchs unseren Curort im Frühjahr wie-
der zu Theil werden soll. Der König hat sich sehr erholt, und
letzthin sogar an einem der stürmischen Tage einen Ausflug nach
Schönna gemacht. Die Königin gefällt sich in Meran so sehr,
daß sie nicht ungeneigt war, den Winter hier zuzubringen. (A.Z.)
Der Erzherzog-General-Gouverneur hat abermals mehre-
ren italienischen Flüchtlingen die straffreie Rückkehr und die Wie-
derzulassung zur österreichischen Staatsbürgerschaft gewährt.
Paris, 10. Nov. Wie man auS Bucharest schreibt, hat
daselbst die Veröffentlichung der neuen Verfassung für die Do-
nau-Fürstenthümer keinen "guten Eindruck gemacht. Mit dieser
Constitution ist Niemand zufrieden. — Eine telegraphische Depesche
aus Madrid meldet den Abbang des Erpeditwnö-Corps, das die
spanische Regierung gegen du Riff-Piraten opiriren lassen will.
Dieses Corps verließ heute Morgens auf acht Dampfern den
Hafen von Cadir. Die Genugthuung, welche der Kaiser vvu
Marokko der spanischen Regierung gab, hat in Madrid nicht ge-
nügt, da sie nnr einen Punkt betraf, aber nicht allen Beschwer-
den Genugtsuung gewährte. Die Expedition begibt sich direkt
nach Tanger, um die Reklamation zu unterstützen, welche das
madrider Cabinet im Interesse seiner Landes-Angehörigen gemacht
hat. Nach beendeter Mission soll die Expedition die afrikanischen
Küsten entlang segeln, und alle mit Afrikanern bemannten Fahr-
zeuge, deren Papiere nicht in Ordnung sind, und die man als
Seeräuber betrachten wird, vernichten. (Klr. Z.)
Paris, 11- Nov. Die Ordonnanz des mit Justruirung
der Angelegenheü des Grafen Montalenrbert und des Gerauten
des „Correchondant" beauftragten Jnstruktionörichkers wurde vor-
gestern erlassen; und in Kraft dieser Ordonnanz sind Graf Mon-
tcrlembert und sein Mitangeklagter auf den 17. d. vor daS
Zuchtpolizeigericht (6. Kammer) vorgeladen. Der kaiserliche Pro-
eurator wird die Anklage führen, Graf Montalcmbert von Herrn
Berryer und der Gerant des „Corrcspondant" von Herrn Du-
faure vertheidigt werden. (F. I.)
Athen, 9. Nov. Lord Redcliffe ist in Athen eingetroffen,';
er wird hier acht Tage verweilen. Er wurde von dem Könige
und der Königin von Griechenland empfangen, die ihn zu einem
Bankette einluden. (F. I.)
Volks- und Landwirthschaft; Handel und Verkehr.
O Mannheim, 13. Nov. Die Hoffnungen an ein ra-
sches Schmelzen des Schnee's zur Wasservermehrung des Rhei-
nes scheinen sich nicht erfüllen zu wollen. Mit Ausnahme des
flach gehenden Moselbootes wird die Rheinschifffahrt bald ganz
verwaist sein. Bereits hat die hiesige Schifffahrts-Assekuranz,
bezüglich der Winterversicherungen, die Schifffahrt für geschloffen
erklärt.
Heidelberg, 12. Nov. Eine allgemeine Klage herrscht
hier über die Theuerung der Lebens- und Feuerungsmittel. Das
Malter Kartoffeln kostet noch immer 3—4 fl , das Klafter Holz

27—28 fl.! Die Steinkohlen-Feuerung gewinnt immer mehr
Anhänger, doch hält der niedere Wasserstand auch hier die Preise
hoch, indem der Zentner Rührer Kohlen (Gries) mit 46 kr. be-
zahlt wird. (K. Z.)
Aus dem M i t t e l r h e i n k r e i s, 11. Nov. DaS Mut-
terhaus für Kinderpflege zu Nonnenweier bei Lahr unter der
Leitung der Frau Dr. Jolberg ist in- und außerhalb unseres
Landes vortheilhaft bekannt. Nach dem vor uns liegenden Be-
richt über die am 1. Sept. d. Jahres stattgehabte 13. Jahres-
feier beträgt die Zahl der von dem Mutterhause aus seit 1844
gegründeten und noch bestehenden Kinderpflegen 156, davon 5
in Württemberg, 4 in der Schweiz, 7 in Rheinbayern, 2 in
Frankfurt, 2 in Hessen, 1 in der Rheinpfalz und 1 in Italien
(Neapel), die übrigen in Baden Die Einnahme in dem abge-
lausenen Jahre betrug 4328 fl. 55 kr., die Ausgabe 3513 fl. 52 kr;
vom den hiernach zu Rest verbliebenen 8!5fl. 3 kr. wurden 150 fl.
als Unterstützung für kränkliche Schwestern verwendet. Das In-
stitut der Kinderpflege hat immer noch seine entschiedenen Geg-
ner; indessen beweist die Ausdehnung, die es gewinnt, daß man
auf unbefangener Seite seine wohl-thatige Wirksamkeit immer rich-
tiger zu würdigen beginnt. Bewahranstaüen sollen keine Schu-
len sein im eigentlichen Sinne des Wortes, sondern sie sollen
den Kindern Das gewähren, was sic daheim im Hause nicht
immer finden können, und darum wird man ihre Einführung
überall nur loben müssen. (K. Z.)
Karlsruhe, im Nov. Bei der eingctretenen kalten Wit-
terung macht sich wieder ein spekulatives, meistens auf den Beu-
tel der ärmeren Classe berechnetes Handwerk sehr empfindlich
fühlbar, nämlich der Holwcrkauf im Kleinen, welcher theilweise
auf eine unerhörte Art ausgebeutet wird, und deßhalb einer Ab-
wehr bedarf. Solche Holzverkäufer, gewöhnlich nur von Armen
und Bedrängten besucht, denen es an Mitteln zu größeren Ein-
käufen fehlt, verstehen durch eine möglichst vielfache Zertheilung
eines Scheites Holz, wodurch viele kurze und dünne Stückchen
entstehen, den Verkaufswerth eines solchen Scheites auf 36—42
kr. in die Höhe zu treiben. Das ist unerhört, ja man möchte
sagen gewissenlos! (K. A.)
-' Am 10. Nov. sind die von Dingelstedt für Weimar
angekauften Coftüme des Jubiläums - Festzugcs von München
per Eisenbahn avgegangen. Sie waren in 13 Kolli verpackt
und hatten ein Gesammtgewicht von nicht weniger als drei und
fünfzig Zentner.
Vor einigen Tagen wurde in Ludwigsburg von Ta-
baks-Bauern und Fabrikanten eine Versammlung von nahezu
300 Personen abgehalten, in der genaue Normen darüber festge-
stellt wurden, in welcher Weise künftig der Tabak in ganz Würt-
temberg verpackt und in welcher Weise die Käufe abgeschlossen
werden sollen. In letzterer Beziehung wurde einstimmig be-
schlossen, künftig nie mehr ein sogenanntes Draufgeld zu geben,
sondern cs soll der beauftragte Unterhändler dem Producenten
einen schriftlichen, vom Fabrikanten unterzeichneten Kauffontrakt
einhändigen. Auch haben die Fabrikanten die Versicherung ge-
geben, daß sie stets bereit fein würden, für gut sortirten Tabak
einen höheren Preis zu bezahlen. (F A.)
Mainz, 12. Nov. Im Getreidegeschäft ist die seitherige
Stille noch immer vorherrschend, Weizen ist vernachlässigt, Korn
und Gerste genießen etwas bessere Frage. Wir noliren: Weizen
fl. 93/4 ä fl) UV-, nach Qualität, Korn fl. 8^ ü 1/4, Gerste
fl- SV? ä 5/g, Hafer fl. 5^3, Rüböl eff. fl. 28^ ü fl. 29, per
Mai fl. 28, Kohlsamen fl. 18 ä fl. 19, Mohnsamen fl. 23,
Mohnöl fl. 43, Leinöl fl. 23, Erbsen fl. 13, Bohnen fl. 12 s
fl. 13, Linsen fl. 14 s fl. 20. (M- A.)
Wiesbaden, 12. Nov. Das zum Fortbau unserer Ersen-
bahnen erforderliche Anlehen von 3 Mill- Gulden wird nicht, wie
man vernimmt, in Frankfurt, sondern von unserer Herzog!. Lan-
desbank negoeiirt werden. (Fr. I)
Aus Thüringen, 11. Nov. Der Verkehr auf der Werra-
bahn, besonders der Gütertransport, ist schon jetzt, wo die Bahn
erst 12 Tage eröffnet und der Anschluß an die bayerische Bahn
noch nicht bewerkstelligt ist, so stark, daß die Einnahme täglich
im Durchschnitt 1500 fl. betrug. Man darf daraus einen sichern
Schluß auf die rentable Zukunft der Bahn machen- (F-H.-Z-)
* Die königl. preuß. Telegraphen - Direktion läßt jetzt die
vor einigen Jahren auf den Telegraphenstangen augebrachten
eisernen Jsolierköpfe mit porzellanenen vertauschen, da letztere
sich als praktischer erwiesen haben.
* Die Zwangsversteigerungen in Kurhessen haben seit
 
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