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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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Romberg, Otto Hermann: Die Ziele des Flugwesens
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5 2

MODERNE KUNST.

hat meist die Form eines ßootes und wird ebenso wie das Untergestell so fest gebaut,
daß auch stärkere Landungsstöße ohne Materialschaden ausgehalten werden. Die
leichten streichholzschwachen Untergestelle der ersten Zeit sind verschwunden. Trotz-
dem sind die heutigen Flugzeuge noch immer verhältnismäßig schwach und empfind-
lich. Es wird daher versucht, die empfindlichen Baustoffe immer mehr auszuschalten
und durch festere zu ersetzen.

Der Motor ist die Seeie des Flugzeugs. Von seinem unbedingt zuverlässigen
Qange hängt die Flugfähigkeit ab. Jeder Versager fiihrt zum Gleitflug oder auch
zum Absturze. Die Motorentechnik hat in den letzten Jahren ganz erhebliche Fort-
schritte gemacht, wie die hervorragenden Dauerleistungen der Daimler-, Mercedes-
Motoren und anderer beweisen. Der Motor ist aber eine Wärmekraftmaschine, deren
Beanspruchung eine ganz außerordentliche ist. Trotz der Auswahl des hochwertigsten
Werkstoffs, trotz der sorgfältigsten Konstruktion, trotz der genauesten Überwachung
und Bedienung ist ein Aussetzen des Motors mit allen seinen verhängnisvollen Folgen
niemals ausgeschlossen. Ebenso wie kein Luftschiff der Welt, das kriegsmäßige Ver-
wendung finden soll, mit nur einem Motor ausgerüstet wird, ebensowenig darf ein
Fiugzeug in Zukunft nur noch einen Motor erhalten. Der Einbau von zwei Motoren
muß mit allen Mitteln angestrebt werden. Die durch die Schwere bedingten Schwierig-
keiten muß die Konstruktion überwinden.

Die schwerste, vorläufig Vielen unerfüllbar erscheinende Forderung ist die selbst-
tätige Gleichgewichtserhaltung der Flugzeuge, die unbedingt erreicht werden muß,
wenn das Fliegen Gemeingut der Menschheit werden soll. Vorläufig ist die Be-
anspruchung der Nerven und Körperkräfte der Flieger eine derartige, daß ihr kein
Mensch auf die Dauer gewachsen ist. Die Fliegerkrankheit ergreift auch die Besten.
Was bedeutet ein Millionenpreisausschreiben gegeniiber einer solchen für den Kultur-
fortschritt unabsehbaren Erfindung, wie es die selbsttätige Gleichgewichtserhaltung der
Flugzeuge sein wiirde. Ein gewisser Sicherungsersatz wird vorläufig durch Fallschirme
angestrebt, die beim Absturz selbsttätig wirken und die Insassen ungefährdet zur Erde
tragen sollen.

Eine häufige Ursache unfreiwilliger Landungen bildet Betriebsstoffmangel. Die
Tragfähigkeit der Flugzeuge muß grundsätzlich so groß werden, daß außer dem

Unsere

#ine Gestalt von wahrhaft antiker Schönheit hat J. W. Goodward in seinern
Gemälde „Nach dem Bade“ geschaffen. Eine jugendliche, hochgewachsene
Frau, die soeben dem Marmorbade entstiegen ist, betrachtet im Spiegel ihr
Antlitz und ihr Haar, das sie mit der rechten ITand ordnet. Dabei ruht ihr Auge
mit Wohlgefallen auf dem Ebenmaß der eignen Züge. Auch der Hintergrund zu
dieser harmonischen Gestalt, die mit Marmor ausgelegte Wand und das runde Relief
einer Tänzerin atrnen diesen Geist der Antike mit ihrer Klarheit und Ordnung.

■V- *

*

Francisque Jean Raffaelli: Vor den Toren von Paris. Unser Bild
führt uns an das Weichbild von Paris, wo die Grenzwälle gleich einem Riesengürtel
noch bis vor kurzern die mächtige Metropole umzingelten. Es ist auch noch nicht
alizulange her, daß sich bei einbrechender Dunkelheit knarrend die Riegel der
großen eisernen Gittertore schiossen, um erst am Morgen wieder geöffnet zu werden.
Wie hart hier die Gegensätze beieinander wohnen, zeigen die Außenforts und
ihre Umgebung. Drinnen herrscht brandendes und wogendes Leben, Glanz und
Luxus feiern neben Elend und Armut ihre Feste, blendendes Licht erstrahlt in
den Avenuen der inneren Stadt. Da, wo die äußeren Boulevards beginnen,
hat Paris ein ganz anderes Gesicht; halbdunkle Straßen mit gleichförmigen,
öderen Fassaden lassen bald das Arbeiterviertel erkennen. An der Peripherie
angelangt, durchschreitet man uralte Tore und steht nun jenseits der Umwallungen.
Hohe knorrige Bäume strecken ihre Zweige zum Himmel empor, unter ihnen
Zeugen einer tausendjährigen Geschichte. Über den weiten Grasflächen glitzert
das helle Sonnenlicht; hier herrscht ein eigentümlicher Friede, eine angenehme
Stille; ieise und verklungen dringt das Rauschen und Brausen des mächtigen
Verkehrs aus dem gewaltigen Kessel an unser Ohr, und nur das Meer von
Dächern und Türmen erinnert an die unmittelbare Nähe der Riesenstadt. G.

. *

*

G. Clairin: Die Aissauas,. Aus dem weit geöffneten Tore der Dschamia
quillt der tosende Menschenstrom. Gellende Schreie, Gebetsworte, die wie
Flüche heulen, Flinten knattern, das rhythmische Dröhnen dumpfer Pauken und
das aufreizende Näseln der Schafmeien und Flöten. Und nun steigt über dem
Weiß der Festgewänder das wilde Grün der Fahne mit dem Halbmond auf, eiri
hellebardenartiges Beil zuckt befehlend empor, die Reihen ordnen sich, und mit
toliem Jauchzen zieht die Prozession durch die Straßen dahin. „Mewlud-el-Nebi“
ist heut, und der hüchste Festtag der fanatischen Aissauas. Sich an den ITänden
haltend, zu zweien und dreien, mit scheußlich verzerrten Gesichtern, die Augen
blutunterlaufen, stierend, Laute ohne Sinn und Schreie in die Verse des Gebets
gellend, nun springend, nun kriechend, nun schreitend, nun in wilden Sätzen
voraufeilend, wälzt sich der Zug einher. Krumme Säbel werden geschwungen,
und Dolche wie Sicheln graben sich in die schwarze Haut, das Blut springt
daraus und färbt den Burnusf; Da sinkt einer zusammenbrechend nieder und
wird brüllend emporgerissen und weitergeschleppt in dem wahnsinnigen Reigen.
Llnd intmer lauter wird das Schreien und Dröhnen der Pauken, und immer auf-
reizender näselt die eintönige Flötenmelodie: dort winkt die nächste Dschamia,

Flieger und zwei Begleitern — bei Heeresflugzeugen einent als Beobachter, einem zur
Bedienung der Telegraphie und zum Abwerfen von Munition — eine für eine mög-
lichst große Flugstrecke — für Kriegszwecke etwa 300 km — ausreichende Betriebs-
stoffmenge mitgeführt werden kann.

Die Fluggeschwindigkeit wird aus Gründen der Gleichgewichtserhaltung zurzeit
stetig gesteigert. Die große Geschwindigkeit schafft aber erhebiiche Schwierigkeiten bei
der Landung. Eine Regulierbarkeit der Geschwindigkeiten ist anzustreben. Rasches
Aufsteigen zu großen Höhen ist für Kriegszwecke erforderlich.

Eine ständige staatliche Überwachung der Flugzeuge auf Grund feststehender
Bestimmungen iiber die erforderliche Beschaffenheit von Flugzeugen ist einzuführen.
Die Mitnahme von Fluggästen darf nur in Flugzeugen erfolgen, die sorgfäitig erprobt:
sind und mit deren Führung der Flieger nachgewiesenermaßen vertraut ist.

Die Ausbiidung der Flieger muß viel gründlicher, die Prüfungen ntüssen schwieriger
werden. Öffentliche Mittel müssen zur Heranbildung geeigneter Leute bereitgestellt
werden. Flüge auf Flugplätzen bilden die Schule, Überlandflüge die hohe Schule des.
Fliegers. Ein Netz von Flugplätzen muß das ganze Reich überziehen, damit in allen
Landesteilen Ausbildung und ständige Übungen der Flieger, sowie Überlandflüge von
Flugplatz zu Flugplatz ohne Schwierigkeiten und besondere Kosten möglich werden.

Der beginnende Luftverkehr fordert, daß das Land mit einem Netze von Orientie-
rungszeichen versehen wird. Verschiedene Systeme sind im Versuche. Weithin lesbare
Zeichen auf auffallenden Dächern geben den Luftfahrern am Tage Kunde über die
Gegend, die er überfliegt, und warnen ihn vor der Nähe der See. Leuchtfeuer fiihren
ihn nachts zum Flugplatz und zum schirnienden Schuppen. Die rasche Beendigung
dieser Versuche und die Einfiihrung des geeignetsten Systems ist dringend erforderlich.

Die dem Erdverkehre dienenden Karten genügen dem Luftfahrer nicht. Teils ent-
halten sie Dinge, die für die Orientierung von oben wertlos sind, teiis fehlen in ihnen
Einzeichnungen völlig oder wenigstens in geeigneter Weise, die der Luftfahrer braucht.
Es ist daher begonnen worden, eine zweckmäßige Luftfahrerkarte herzustellen.

Das Flugwesen erfordert rege Mitarbeit, sei es mit der persönlichen Kraft, sei es
mit der gebefreudigen Begeisterung. Möge jeder an seinem Teile schaffen, daß die Ziele
des Flugwesens erreicht werden zur Größe des Vaterlandes und zum Segen der Menschheit.

Öüder.

zu wahnsinniger Ekstase verzerren sich alle Glieder, und heulend und jauchzend
zieht die Prozession in das Gebethaus ein. A. Hn.

*

* *

Durch die Lappen. Mit großer Sorgfalt ist das Waldrevier für die be-

vorstehende Jagd des Landesherrn eingelappt worden. Um die Mitternachts-

stunde sind von beiden Seiten unter Vermeidung jeglichen Geräusches die Lap-

per vorgegangen und schon nach wenigen Stunden konnten sie melden, daß die

Jagen vorschriftsmäßig eingelegt seien. Bei Tagesanbruch, wenn das Wild, be-

sonders Rotwild, zu seinen gewohnten Tagesständen ziehen wiil, kommen sie

plötzlich an die leuchtenden weißen Flindernisse, sie stutzen dann infolge des

ungewohnten Anblicks, machen halt, und gehen dann flüchtig zurück, um an einer

andern Stelle ihren Weg zu suchen. Aber auch hier flattern die unheimlichen

Tücher, und ganz verängstigt stellt sich nun das WTld in irgendeiner Schonung

oder selbst im hohen Holze fest. Mittlerweise sind die Schützen und Treiber

angekommen; bald fällt der erste Schuß, dem in kurzen Zwischenräumen andere

tolgen. Das aufgescheuchte Wild ist in lebhafter Bewegung. Unter Führung

des erprobten Alttieres rast ein Rudel Rotwild in vollster Flucht durch den

Wakl, daß der Boden dröhnt und die Stangen prasseln, überall stoßen sie aber

an die Lappen und Schützenlinie und entsetzt machen sie kehrt, uin anderswo

ihr Heil zu versuchen. Doch vergeblich. Immer häufiger knallen die Schüsse,

Immer näher kommt -der Lärm der Treiber, zitternd steht das Rudel still, vor

ihm und hinter ihm das Verderben. Da plötzlich setzt das Kopftier zu rasender
*

Flucht an, direkt auf die unheimlichen Lappen zu. In einer kolossalen Flucht
setzt es über den Zaun hinweg, der Hirsch folgte ihm unmittelbar und dahinterher
das ganze Rudel. Sie haben den Sprung, tollkühn vor Angst gewagt, sie sind
„durch die Lappen gegangen“ und für diesmal gerettet. In meisterhafter Weise
führt uns das Kröner’sche Bild diesen aufregenden Moment vor Augen. St.

*

E. Samson: Angstgeheul. Bei der großen Überschwemmung, die fast
das ganze Dorf zerstörte, ist auch eine Hundehütte von den wütenden Fluten
erfaßt und hinausgetrieben worden in die See, die jetzt meilenweit das Land
bedeckt. Die Hündin hat sich mit ihren beiden Jungen auf das Dach der Hütte
gerettet, aber nach kurzer Zeit ist das schwimmende Haus auf einem Felsen
festgefahren, und nun ist die Hundefamilie dem Untergange geweiht. Es wäre
der ITündin ja ein leichtes, sich und ihre Kinder zu retten, wenn sie nicht. fest-
gekettet wäre, so daß es ihr unmöglich ist, sich loszumachen. Das kluge Tier
erkennt die große Gefahr, in der sie mit ihren Jungen schwebt, ganz genau, und
deshalb stößt es ein lautes Angstgeheul aus, vielleicht kommt ihr ein mitleidiger
Mensch zu Hilfe. Andauernd läßt sie ihre Stimme erschallen, nachdem sie ein-
gesehen, daß alles Zerren und Reißen an der Ivette sie nicht frei macht. Der
Künstler hat diesen Moment packend dargestellt, in der heulenden Hundemutter
ist die große Angst und Sorge überzeugungsvoll zum Ausdruck gebracht,
während die Jungen halb erschreckt, halb neugierig auf das Wasser ringsum
blicken;'sie ahnen nichts von dem Verderben, das ihnen droht. —y.
 
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