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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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10. Heft
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Buss, Georg: Frau Germania
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MODERNE KUNST.

das Ideal verkörpert, das ihm als Germania
vorschwebt — das reckenhafte, kiihne und
tugendsame Weib, das unter dem Glanze der
Kaiserkrone die Heimat seiner Söhne und
Töchter hütet und ihren Flurert die Segnun-
gen des Friedens wahren will, so lange es
vereinbar ist mit der Ehre der Nation.

Daß Meister Schilling der Germania die
Züge seiner schönen Tochter verliehen hat,
dürfte in den weitesten Kreisen bekannt sein.
Freilich, das individuelle Gepräge ist stark

2ick-

Ein Brillantenkollier
Ausgeführt vom K. u. K. Hof- und

nan as-Orakel. Es gibt zahlreiche lu-
kullische Gemüter, und manche dieser
Sybariten haben ihre Anschauungen und Kennt-
nisse in Büchern niedergelegt, welche die Mahl-
zeit für den Gipfelpunkt des Tages halten.

Zweifellos spielt das Diner in den Ferien, wo
man seine Gesundheit und somit seinen Leib
pflegt, und auf Fahrten über den Ozean eine
große Rolle. Hier sieht man tagelang nichts
als die weite Wasserfläche und genießt eine
Ruhe, die am angenehmsten durch die Haupt-
mahlzeit unterbrochen wird. Kein Wunder
also, wenn der Geist auf alle möglichen Mittel
verfällt, dieses Diner besonders anregend zu
machen. Hierzu dient neuerdings das Ananas-
Orakel, das beim Dessert in Aktion tritt. Ein
Orakel, ein Hasardspiel um die Königin der
Früchte, der hier eine ähnliche Aufgabe wie
unserm Maßliebchen zufällt! Freilich es wird
nicht „Er liebt mich, von Herzen, mit Schmer-
zen usw.“ abgezählt, das wäre gesellschaftlich unmöglich. Aber die Gäste wetten,
wieviel Blätter diese Ananas besitzt; dann zählt der Kapitän den Tat- rep. Blatt-
bestand vor, und Sieg und Niederlage werden offenbar. R. O.

* *

*

Ein fürstliches Hochzeitsgeschenk. Den Wandlungen des Zeitge-
schmacks folgt auch die Kunst der Juweliere. Aber in einem Punkte zeigt sie
ein gewisses Beharrungsvermögen: in der Bevorzugung von Brillanten und Perlen
für das Diadem. Perlen wurden schon benutzt für die feierliche Stirnbinde der
Alten, insbesondere seit Diocletian für die der römischen Kaiser. Aus der Stirn-
binde hat sich das Diadem entwickelt, die Perlen blieben ihm und ihnen gesellten
sich später, unter dem Vorgehen des prachtliebenden französischen Hofes, Dia-
manten und um die Mitte des 17. Jahrhunderts Brillanten, deren Formgebung der
Kardinal Mazarin in Übung gebracht hatte. Brilianten und Perlen haben ihr Vor-
recht beim Diadem bis auf den heutigen Tag behalten — selten, daß versucht
wird, farbige Edelsteine für diese vornehmste Zierde eines schönen Frauenkopfes
zu wählen. Und doch gelten Rubine erster Qualität für wertvoller als Brillanten,
wie denn solche von zehn und mehr Karat zu den höchsten Kostbarkeiten zählen.
Der Grund der Beschränkung liegt in der unbestreitbaren Tatsache, daß Brillanten
mit ihrem feurigen Blitzlicht und Perlen mit ihrem Schimmer sich weit energischer
als farbige Edelsteine Geltung
verschaffen — sie verleihen dem
Haupte eine leuchtende Aureole.

Auch bei dem prächtigen Dia-
dem, das ebenso wie das reiz-
voll und originell gestaltete Kol-
lier samt Anhänger aus dem
Atelier des k. und k. Hof- und
Kammer-Juweliers A. E. Köchert
in Wien hervorgegangen ist,
sind Brillanten und Perlen zur
Verwendung gelangt. Es handelt
sich um Schmuckstücke hervor-
ragender Art, deren formale
Durchbildung und Fassung der
Leistungsfähigkeit des alten und
berühmten Ateliers, für welches
schon vor vierzig Jahren der
Architekt Theophilus Hansen
und andere bedeutende Künstler
Entwürfe geliefert haben, ein
glänzendes Zeugnis ausstellen.

Die Zeichnung des Diadems ist
so glücklich erfunden, so frei
von aller Schablone, so elegant

mit Rosettenanhänger.
Kammerjuwelier A. E. Köchert, Wien.

im Schwung der Linien und so geschickt auf
das Hervortreten der größeren Steine und be-
sonders der Perlen berechnet, daß sich eine
Gesamtwirkung von bestrickendstem Zauber
ergibt. Jede der fünf von den Palmetten um-
schlossenen Perlen besitzt den Umfang einer
Haselnuß. Ebenso zeichnen sich die den Pal-
metten als Zinken entwachsenen birnförmigen
Perlen durch stattliche Größe aus. Perlen, die
ringsum gleiche Birnform, glatte Oberfläche
und zarten Glanz haben, stehen an Wert denen
von reiner Kugelgestalt, die ja am meisten ge-
schätzt werden, wenig nach. Der Glanz muß
jener spezifische Perlenglanz sein, den die
Juweliere „Orient“ nennen. Von makelloser
Reinheit, ohne Flecken und Risse, von schöner
weißer Farbe und von einer gewissen Durch-
scheinbarkeit, so muß die Perle sich darstellen,
wenn sie als solche „vom reinsten Wasser“
gelten soll. Mit diesen vollkommenen Eigen-
schaften schlagen kleinere Perlen von wenigen Karat manche großen siegreich
aus dein Felde. Die dreihundert Karat schwere Riesenperle in der österreichi-
schen Kaiserkrone würde an Wert bedeutend höher stehen, wenn sie jenen
feinsten Anforderungen entsprechen würde. Genug, die Vorliebe für Perlen ist
gerechtfertigt, mögen sie nun zur mildleuchtenden Schnur aneinandergereiht sein
oder im kostbaren Diadem schimmern. Trotz ihres sanften Charakters lassen
sie sich, wie das Köchertsche Diadem erkennen läßt, vom strahlenden Glanze
der Brillanten nicht unterdrücken. Und gerade darum können beide ein Bündnis
schließen, ohne sich gegenseitig zu schaden. s.

-i: *

Der neue Präsident der Sezession ist in der letzten Vorstandssitzung
der Kunsthändler Paul Cassirer geworden. Es versteht sich von selbst, daß
diese Wahl in weitesten Kreisen starkes Befremden erregt hat. Die Sezession
ist wohl die einzige Künstlervereinigung Deutschlands, die nicht einen Künstler,
sondern einen Kunsthändler, mit dem die Mitglieder in geschäftlichen Verbin-
dungen stehen, zum Leiter hat. Paul Cassirer gehörte schon früher dem Vorstande
der Sezession an, aus dem er jedoch wieder ausschied. Zunächst hatte die
Sezession beschlossen, ihm den Posten eines Direktors zu übertragen, woraus
sich dann die Stellung des Präsidenten entwickelt hat. Es wird jedoch eine

besondere Jurykommission ein-
gesetzt, die unter der Leitung
Max Slevogts stehen soll. O. A.

X *

*

Bärendressuren. Die
neueste Erscheinung auf dem
Varietdgebiet ist der Bär auf
Rollschuhen, dem neuerdings
der Bär auf dem Zweirad ge-
folgt ist. Da er ein Sohlen-
gänger ist, so war es natürlich,
daß ihm solche Produktionen
ziemlich naheliegen, obgleich
der Bär ein launischer Geselle
ist, der sich nicht allzuviel ge-
fallen läßt und der auch hinter-
listig seinen Dresseur anfäilt.
Die Arme und Hände des Mr.
Breker, der mit seinen beiden
Bären „Tommy“ und „Boy“ im
Zirkus Albert Schumann in
Berlin gastierte, liefer n die besten
Beweise hierfür. „Tommy“ ist
der Radfahrer, der völlig allein
Balance haltend mit seinem

idealisiert, wie es die große Aufgabe erforderte.
— So ist das, was Lorenz Clasen begonnen
hat, zur höchsten Vollendung und Wirkung
gebracht worden. Am hundertsten Geburts-
tage des trefflichen Mannes, am 14. Dezember
1912, ist leider kaum daran gedacht worden, daß
er der erste Künstler war, der mit Pinsel und
Farben Frau Germania in stolzem Bilde aus
echter Begeisterung für Deutschlands Größe
erstehen ließ. Es war seine Tat wertvoll wie
eine gewonnene Schlacht. Georg Buss.

2ack

Ilochzeitsgeschenk des österreichischen Kaisers an die Gräfin Georg Waldburg.
Ausgeführt vom K. u. K. Hof- und Kammerjuwelier A. B. Köchert, Wien.
 
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