234
MODERNE KUNST.
Reiter- und Pferdebilder ausstellte,
erregte dieses Fels-Porträt das ganz
besondere Interesse aller Freunde des
Turfs, die den Hengst ja noch von
der Rennbahn her in bester Erinne-
rung hatten.
Außer dem Kronprinzen und
der Prinzessin Viktoria Luise hat
Junkerauchden Prinzen Eitel-Friedrich
und den Prinzen Wilhelm von Preußen,
den ältesten Sohn des Kronprinzen-
paares, gemalt. Der kleine Prinz ist
auf seinem struppigen Shetlandpony
Puck gemalt, und auch noch ein
anderer Spielgefährte, ■ ein zottiger
Ziegenbock, befindet sich auf dem
Bilde, das in der Farbengebung be-
sonders fein wirkt.
Zahlreich sind auch die Bilder,
die Professor Junker von Mitgliedern
der Gesellschaft gemalt hat, und die
zugleich Porträts von Reiter und Pferd
darstellen. So malte er u. a. die Prin-
zessinnentöchter des Großherzogs von
Luxemburg in einer sommerlichen Ge-
birgslandschaft, dann den verstorbcnen
Großherzoglich Badischen Oberstail-
meister Freiherrn von Holzing-Berstett
auf Muntham, einem der Sieger vom
Concours hippique zu Turin 1901,
ferner Rittmeister von Bohien und
Halbach, den Großherzoglich Luxem-
burgischen Stallmeister und schließ-
lich den Freiherrn Hans von Meyern-Hohenberg — ein ganz famoses Porträt. Bekannte
Erscheinungen von unseren großen Fahrwettbewerben sind auch der Viererzug des Herrn
Dr.P.Ladenburg und das oft siegreich gewesene Hackney-Tandem des Herrn H.L. Kappel-
Berlin, das der Künstler in seiner charakteristischen Gangart vortrefflich erfaßt hat.
Als Freilichtstudien sind zwei andere Bilder Junkers, die wir hier wiedergeben,
interessant, das Bildnis des kleinen Mädchens auf ihrenr Pony und das Porträt des
erfolgreichen Steeplers Florian. Dies Bild atmet förmlich die Fülle von Licht und
Sonne, die sich über seinen rassigen Kopf und seine muskelnbepackte Schulter ergießt.
Recht apart ist die Lichtwirkung auch auf dem Bilde des kleinen Fräulein Esser.
In all diesen Bildern ist, wie
schon hervorgehoben wurde, nichts
Konventionelles oder Schablonen-
haftes; nran sieht an jedem einzelnen,
daß der Künstler seine eigenen Wege
geht und bestrebt ist, jedem Werk,
sei es nun ein Pferdeporträt oder
ein Reiterbildnis, seine besondere
Note zu verleihen und ihm auch
in der Komposition einen bleiben-
den Wert zu geben. So bietet
Junker denn mit jeder neuen Arbeit
Interessantes, und man darf seiner
weiteren Entwicklung als Künstler mit
Spannung entgegensehen. Hermann
Junker, der im Mai des vergangenen
Jahres, gerade als er in Langfuhr den
Kronprinzen malte, zum Professor
ernannt worden ist, wurde im Jahre 1867
in Frankfurt am Main geboren und
steht heute, im Alter von 46 Jahren
auf dem Höhepunkte seines Schaffens.
Seine ersten Schritte als Küns ,!
ieitete sein Vater selbst, der gleicli
falls Maler war und die Begabung
seines Sohnes frühzeitig erkanute.
In Karlsruhe war Junker dann Schüler
von Baisch und anderen, und hier,
in der badensischen Residenz, wo der
junge, flotte Künstler schnell An-
schluß an die lebensfrohe Gesellschaft
fand, erhielt er offenbar die ersten
Anregungen, sich in der Pferdemalerei
eine Spezialität zu schaffen. Selbst Reiter, fand er in dem damaligen Oberstall-
meister des Großherzogs von Baden, dem schon erwähnten Freiherrn von Holzing-
Berstett, de'r in früheren Jahren bekanntlich ein ganz vorzüglicher Reiter und Meister
der Bahndressur gewesen, einen wohlmeinenden Gönner, dem er manches verdankt.
Seit einigen Jahren hat Junker seinen Wohnsitz nach Charlottenburg verlegt, wo er
es überraschend schnell verstand, sich einen umfangreichen Wirkungskreis zu schaffen.
Seine Kunst, der es in der letzten Zeit ja auch an mancherlei äußerlichen Ehrungen
nicht gefehlt hat, gewann aus dem bunten und vielgestaltigen Leben Groß-Berlins
immer neue und wertvolle Anregungen. W. K. Ebole.
Hermann Junker: Prinzessin Viktoria Louise von Preußen.
ppiihling in Jopon.
so braucht man sich nur in den Trubel der sogenannten, „en-nichi“-Festlichkeiten
zu stürzen, und die winterlichen Gedanken sind wie fortgeblasen. Denn das
Emblem des „en-nichi“ ist der Pflaumenbaum in allen Größen und Schattie-
rungen. In herrlicher schneeweißer, rosa oder blutroter Farbenpracht prangen
die Bäurne in ihren Kübeln und bieten die ersten Frühjahrsgrüße dar. Wem
die winterliche Pflaumenblüte als Frühjahrsnahen noch nicht genügt, der
kann seine Schritte auch nach der Pazifikküste lenken, wo der japanische Golf-
strom das Klima so milde gestaltet, daß dort im Winter die Orangen reifen.
Im März beginnt sich bereits allenthalben der Frühlingszauber bemerkbar
zu machen. Am Morgen hüllen noch leichte Nebel das Landschaftsbild ein,
aber gegen Mittag erstrahlt schon die Sonne in einer Pracht, die den Be-
griff „das Land der aufgehenden Sonne“ verständlich erscheinen läßt. Gilt
doch auch die Sonne als die oberste japanische Gottheit. Der Tempel der
Sonnengöttin Amaterasu befindet sich südlich von der Owaribai in der in
der Provinz Ise gelegenen Stadt Yamada.
Im Sonnentempel birgt eine mit vergoldetem Holzgestell und Altar-
b.uch bedeckte Kiste den von einer Brokathülle umflossenen Spiegel, mit
dem einst die himmlische Lärmfrau die Sonne aus der Höhle hervorlockte.
Bis zum Jahre 1200 stand der Spiegel unter der Obhut einer Vestalin, einer
jeweiligen unverheirateten Prinzessin des Regentenhauses. Das Innere des
Tempels der Sonnengöttin ist nur Priestern und hochgestellten Japanern
zugänglich, doch wallt fast jeder aus dem gläubigen Bürgerstand, und sei
er auch Buddhist, mindestens einrnal im Leben nach Yamada, um von der
Sonne Glück und Segen zu erbitten.
P. Quinsac führt uns auf seinem bekannten Bilde in das Heiligtum der
Sonnengöttin Amaterasu, wie sie sich mit den schönsten Blumen schmücken
läßt und dabei zufrieden lächelnd in den berühmten Spiegel schaut.
In die eigentliche Frühlingsstimmung wird der Japaner erst im Monat
April versetzt, zur Zeit der Kirschblüte. Dann befindet sich ganz Japan in
der heitersten Frühlingslaune. Besonders in Kioto und in der heutigen
Landeshaup'stadt Tokio. In dichten Scharen pilgert Alt und Jung naeh
dem Ujeno-Park, uni sich an der. Kirschbiüte zu ergötzen und unter der
Baitenpracht zu ergehen. Die Schulkinder ziehen mit Fahnen auf die von
J^er Februar gilt im Lande der aufgehenden Spnne als der kälteste, und
unangenehmste Monat. Will man sich jedöch von dies.er Impression befreien,
Herniann Junker: Sonnenscheinchen.
MODERNE KUNST.
Reiter- und Pferdebilder ausstellte,
erregte dieses Fels-Porträt das ganz
besondere Interesse aller Freunde des
Turfs, die den Hengst ja noch von
der Rennbahn her in bester Erinne-
rung hatten.
Außer dem Kronprinzen und
der Prinzessin Viktoria Luise hat
Junkerauchden Prinzen Eitel-Friedrich
und den Prinzen Wilhelm von Preußen,
den ältesten Sohn des Kronprinzen-
paares, gemalt. Der kleine Prinz ist
auf seinem struppigen Shetlandpony
Puck gemalt, und auch noch ein
anderer Spielgefährte, ■ ein zottiger
Ziegenbock, befindet sich auf dem
Bilde, das in der Farbengebung be-
sonders fein wirkt.
Zahlreich sind auch die Bilder,
die Professor Junker von Mitgliedern
der Gesellschaft gemalt hat, und die
zugleich Porträts von Reiter und Pferd
darstellen. So malte er u. a. die Prin-
zessinnentöchter des Großherzogs von
Luxemburg in einer sommerlichen Ge-
birgslandschaft, dann den verstorbcnen
Großherzoglich Badischen Oberstail-
meister Freiherrn von Holzing-Berstett
auf Muntham, einem der Sieger vom
Concours hippique zu Turin 1901,
ferner Rittmeister von Bohien und
Halbach, den Großherzoglich Luxem-
burgischen Stallmeister und schließ-
lich den Freiherrn Hans von Meyern-Hohenberg — ein ganz famoses Porträt. Bekannte
Erscheinungen von unseren großen Fahrwettbewerben sind auch der Viererzug des Herrn
Dr.P.Ladenburg und das oft siegreich gewesene Hackney-Tandem des Herrn H.L. Kappel-
Berlin, das der Künstler in seiner charakteristischen Gangart vortrefflich erfaßt hat.
Als Freilichtstudien sind zwei andere Bilder Junkers, die wir hier wiedergeben,
interessant, das Bildnis des kleinen Mädchens auf ihrenr Pony und das Porträt des
erfolgreichen Steeplers Florian. Dies Bild atmet förmlich die Fülle von Licht und
Sonne, die sich über seinen rassigen Kopf und seine muskelnbepackte Schulter ergießt.
Recht apart ist die Lichtwirkung auch auf dem Bilde des kleinen Fräulein Esser.
In all diesen Bildern ist, wie
schon hervorgehoben wurde, nichts
Konventionelles oder Schablonen-
haftes; nran sieht an jedem einzelnen,
daß der Künstler seine eigenen Wege
geht und bestrebt ist, jedem Werk,
sei es nun ein Pferdeporträt oder
ein Reiterbildnis, seine besondere
Note zu verleihen und ihm auch
in der Komposition einen bleiben-
den Wert zu geben. So bietet
Junker denn mit jeder neuen Arbeit
Interessantes, und man darf seiner
weiteren Entwicklung als Künstler mit
Spannung entgegensehen. Hermann
Junker, der im Mai des vergangenen
Jahres, gerade als er in Langfuhr den
Kronprinzen malte, zum Professor
ernannt worden ist, wurde im Jahre 1867
in Frankfurt am Main geboren und
steht heute, im Alter von 46 Jahren
auf dem Höhepunkte seines Schaffens.
Seine ersten Schritte als Küns ,!
ieitete sein Vater selbst, der gleicli
falls Maler war und die Begabung
seines Sohnes frühzeitig erkanute.
In Karlsruhe war Junker dann Schüler
von Baisch und anderen, und hier,
in der badensischen Residenz, wo der
junge, flotte Künstler schnell An-
schluß an die lebensfrohe Gesellschaft
fand, erhielt er offenbar die ersten
Anregungen, sich in der Pferdemalerei
eine Spezialität zu schaffen. Selbst Reiter, fand er in dem damaligen Oberstall-
meister des Großherzogs von Baden, dem schon erwähnten Freiherrn von Holzing-
Berstett, de'r in früheren Jahren bekanntlich ein ganz vorzüglicher Reiter und Meister
der Bahndressur gewesen, einen wohlmeinenden Gönner, dem er manches verdankt.
Seit einigen Jahren hat Junker seinen Wohnsitz nach Charlottenburg verlegt, wo er
es überraschend schnell verstand, sich einen umfangreichen Wirkungskreis zu schaffen.
Seine Kunst, der es in der letzten Zeit ja auch an mancherlei äußerlichen Ehrungen
nicht gefehlt hat, gewann aus dem bunten und vielgestaltigen Leben Groß-Berlins
immer neue und wertvolle Anregungen. W. K. Ebole.
Hermann Junker: Prinzessin Viktoria Louise von Preußen.
ppiihling in Jopon.
so braucht man sich nur in den Trubel der sogenannten, „en-nichi“-Festlichkeiten
zu stürzen, und die winterlichen Gedanken sind wie fortgeblasen. Denn das
Emblem des „en-nichi“ ist der Pflaumenbaum in allen Größen und Schattie-
rungen. In herrlicher schneeweißer, rosa oder blutroter Farbenpracht prangen
die Bäurne in ihren Kübeln und bieten die ersten Frühjahrsgrüße dar. Wem
die winterliche Pflaumenblüte als Frühjahrsnahen noch nicht genügt, der
kann seine Schritte auch nach der Pazifikküste lenken, wo der japanische Golf-
strom das Klima so milde gestaltet, daß dort im Winter die Orangen reifen.
Im März beginnt sich bereits allenthalben der Frühlingszauber bemerkbar
zu machen. Am Morgen hüllen noch leichte Nebel das Landschaftsbild ein,
aber gegen Mittag erstrahlt schon die Sonne in einer Pracht, die den Be-
griff „das Land der aufgehenden Sonne“ verständlich erscheinen läßt. Gilt
doch auch die Sonne als die oberste japanische Gottheit. Der Tempel der
Sonnengöttin Amaterasu befindet sich südlich von der Owaribai in der in
der Provinz Ise gelegenen Stadt Yamada.
Im Sonnentempel birgt eine mit vergoldetem Holzgestell und Altar-
b.uch bedeckte Kiste den von einer Brokathülle umflossenen Spiegel, mit
dem einst die himmlische Lärmfrau die Sonne aus der Höhle hervorlockte.
Bis zum Jahre 1200 stand der Spiegel unter der Obhut einer Vestalin, einer
jeweiligen unverheirateten Prinzessin des Regentenhauses. Das Innere des
Tempels der Sonnengöttin ist nur Priestern und hochgestellten Japanern
zugänglich, doch wallt fast jeder aus dem gläubigen Bürgerstand, und sei
er auch Buddhist, mindestens einrnal im Leben nach Yamada, um von der
Sonne Glück und Segen zu erbitten.
P. Quinsac führt uns auf seinem bekannten Bilde in das Heiligtum der
Sonnengöttin Amaterasu, wie sie sich mit den schönsten Blumen schmücken
läßt und dabei zufrieden lächelnd in den berühmten Spiegel schaut.
In die eigentliche Frühlingsstimmung wird der Japaner erst im Monat
April versetzt, zur Zeit der Kirschblüte. Dann befindet sich ganz Japan in
der heitersten Frühlingslaune. Besonders in Kioto und in der heutigen
Landeshaup'stadt Tokio. In dichten Scharen pilgert Alt und Jung naeh
dem Ujeno-Park, uni sich an der. Kirschbiüte zu ergötzen und unter der
Baitenpracht zu ergehen. Die Schulkinder ziehen mit Fahnen auf die von
J^er Februar gilt im Lande der aufgehenden Spnne als der kälteste, und
unangenehmste Monat. Will man sich jedöch von dies.er Impression befreien,
Herniann Junker: Sonnenscheinchen.