Prinzregent üuitpold von ßayern *j\
Von Dr. Fritz Roeder, Berlin.
Als iiber Bayerns schöner Hauptstadt der späte
Wintermorgen des 12. Dezember sich lichtete, da hallten
über seine schneebedeckten Dächer die feierlich-ernsten
Stimmen der Kirchenglocken, alle übertönend der mächtige
Klang der Salve Regina vom hohen Dom zu Unserer
Lieben Frauen. ])ie Rautenflagge mit dem königlichen
Wappen auf den Zinnen der Residenz des Wittelsbacher-
geschlechts wehte halbmast. Und die gedrückte Stille
eines Tages tiefer Trauer lastete auf den Menschen, die
mit umflortem Blick emporsahen zu dem mächtigen Bau,
hinauf zu den Fenstern, an denen so oft bei festlichen
Anlässen ein ehrwürdig milde lächelndes Greisenantlitz
sich mit gütigem Gruße gezeigt hatte — Prinzregent Luit-
pold von Bayern war heimgegangen zu seinen Vätern. Er
hatte sein langes, reiches und gesegnetes Leben abge-
schlossen. Und sein Volk trauert.
Mit dem bayrischen Volk aber trauert ganz Deutsch-
land, trauern auch die Bruderstämme im benachbarten
Freundesland Österreich. Es trauern die deutschen
Bundesfürsten, die in Luitpold von Wittelsbach ihren
Xestor verloren haben. Es trauert die deutsche und
vor allem die bayerische Armee. Diese hat nicht nur
ihren obersten Kriegsherrn verloren; mit Prinzregent
Luitpold ging ein Mann dahin, der selbst fast ein
halbes Jahrhundert im militärischen Dienste gestanden
und sich im Frieden wie im Krieg als treuer Soldat
immerdar bewährt, der auch als Herrscher seinem
Heere stets besondere Neigung und Fürsorge be-
wahrt hatte. Trauernd stehen an Luitpolds Bahre
auch die Künstler, denen er in seinem langen Leben
ein gnädiger Mäzen gewesen. Es trauert die Jägerei,
die in dem greisen Fürsten einen Weidmann echten
Stils verehrte und verlor.
Die Wiege des Prinzen Luitpold stand im Schlosse
zu Würzburg in Unterfranken. Dort ward er am
12. März 1821 dem damaligen Kronprinzen Ludwig von
seiner Gemahlin Therese, einer Prinzessin von Sachsen-
Hildburghausen, als dritter Sohn geboren. Frühzeitig
wendeten sicb die Neigungen des jungen Prinzen dem
miiitärischen Berufsleben zu, für das er auch eine sorg-
fältige wissenschaftliche Ausbildung empfing. Am
12. März 1835 überraschte ihn sein
königlicher Vater Ludwig I.
zum 14. Geburtstage durch
die Ernennungzum Haupt-
mann im 1. Artilleriere-
giment, und am 1 .April
1839, kurz nach er-
folgter Volljährig-
keitserklärung, be-
gann der Prinz
seine militärische
Laufbahn — als
Schildwache vor
dem Hause des
Artilleriekorps-
kommandan-
ten General-
leutnants Frei-
lierrn v. Zoller.
In der Diener-
straße zu Mün-
chen sammelte
sich an dem denk-
würdigen Oster-
inontag vielVolkes,
das um die Mittags-
stunde staunend auf
den jugendlichen Ar-
tilleriehauptmann blick-
te, der ernst und würdi:
mit geschultertem Gewe...
seinen ersten Dienst ver-
richtete. Königin Therese fuhr
mit den Prinzessinnen eigens
vorüber, um den Sohn und
Bruder begrüßen zu können.
Des Königs Wille war, daß sein
Sohn alle Dienstobliegenheiten kennen lernen sollte. Der
Prinz bewachte einige Tage später auch das Artillerie-
gerät auf Oberwiesenfeld und machte als Korporal drei-
mal den Dienst als Wachthabender, an der Kosttor- und
Inselkaserne sowie an den alten Zeughausremisen.
In rascher Folge durchlief Prinz Luitpold sodann
die weiteren Etappen des Artillerieoffiziers. Zum
1. November 1839 hatte König Ludwig I. ihn zum Oberst-
inhaber des ersten Artillerieregiments ernannt; er führte
zunächst eine Batterie und übernahm im Frühjahr 1841
das Regimentskommando, gab es aber schon nach der
Herbstinspizierung wieder ab, um auch bei der Infanterie
und Kavallerie den praktischen Dienst zu erlernen.
1845 wurde er Generalmajor und Brigadier und einige
Monate später Referent für Artilleriewesen im Kriegs-
ministerium. 1848 trat er als Generalleutnant an die Spitze
des Artilleriekorps, dessen Kommandant er bis 1866blieb.
Aus der am 15. April 1844 geschlossenen Ehe mit
der Prinzessin Augusta, Erzherzogin von Österreich,
entsproßten vier Kinder: die Prinzen Ludwig, Leopold
und Arnulf und Prinzessin Therese. Prinz Arnulf ging
seinem Vater vor fünf Jahren im Tode voran. Prinz
Leopold, seit 1873 mit einer Tochter des Kaisers Franz
Josef von Österreich, Erzherzogin Gisela, vermählt, ist
Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der vierten
deutschen Armeeinspektion. Die unvermählte Prinzessin
Therese hat sich einen bedeutenden Ruf als Gelehrte
und Schriftstel- lerin erwor-
ben und lebte bei ihrem
Vater, der 1854 be
reitsWit-
wurde
)er
Ludwig von Bayern.
Der neue Prinzregent.
Phot. Ad. Baumann, München.
Prinzregent Luitpold
von Bayern f.
Phot. München. Presse-
Bureau,
älteste Sohn des
verewigten Prinz-
regenten I.uitpold,
Prinz Ludwig, hat
am 12. Dezemberdie
Nachfolge als Ver-
weser des König-
reichs Bayern an-
getreten. Er ist seit
20. Februar 1868 ver-
mählt mit der Prinzessin
MariaTheresia, Erzherzogin
von Österreich Este. Von den
diesem Ehebund entsproßten 13
Kindern, leben noch 10, 3 Prinzen und
7 Prinzessinnen. Der älteste Sohn Prinz
Aupprecht, geboren am 18. Mai 1869, war seit
1900 vermählt mit Herzogin Marie Gabriele von
Bayern, die ihm vor wenigen Monaten durch den
Tod entrissen wurde, nachdem sie ihm vier Kinder
geschenkt hatte, von denen zwei Prinzen jetzt noch
am Leben sind. Der älteste, geboren 1901, trägt den
Namen seines Urgroßvaters. Prinz Rupprecht ist Ge-
neral der Infanterie und Kommandierender General des
bayrischen ersten Armeekorps.
Prinz Luitpold hat den Feldzug 1866 als Kommandant
der Reservedivision mitgemacht. In dem Gefecht bei
Ilelmstadt wurde sein Sohn I.udwig als Ordonnanzoffizier
schwer verwundet. Die Kugel steckt heute noch im Bein.
Während des Krieges 1870/71 befand sich Prinz Luitpold
als Vertreter des Königs Ludwig II. im Großen Haupt-
quartier und hat dort insbesondere an den Verhandlungen
vor der Begründung des Deutschen Reiches bedeutsamen
Anteil genommen. Am 3. Dezember überreichte er dem
König von Preußen den Brief seines königlichen Neffen,
in dem dieser seinen Antrag auf Erneuerung der Kaiser-
würde stellte. Bei der Proklamation im Schlosse zu
Versailles am 18. Januar 1871 huldigte Prinz Luitpold im
Kreise der deutschen Fürsten dem Heldenkaiser Wilhelm 1.
Jahre stiller Friedensarbeit folgten, vornehmlich mili-
tärischer, oftmals aber auch schon damals, staats-
männischer Tätigkeit gewidmet. In jenerZeit bereitete sich
Prinz Luitpold für das Amt vor, das ihm vom Schicksal
vorbehalten war und sein eigentliches Lebenswerk wurde:
die Regierung Bayerns. Am 10. Juni 1886 übernahm er
verfassungsmäßig die Regentschaft für den in geistige
Umnachtung verfallenen König Ludwig II. und wenige
Tage später nach dessen tragischem Tode für den gleich-
falls regierungsunfähigen König Otto I., für den jetzt
Prinzregent Ludwig die Herrschaft über den zweitgrößten
Bundesstaat des Deutschen Reiches führt. Die beiden
Regenten sind an der Schwelle des Greisenalters zur
Regierung berufen worden; Luitpold im 66., Ludwig iin
68. Lebensjahre. Beide haben aber umfassendes staats-
männisches Wissen, klares Urteil und ein hohes Pflicht
gefühl in ihre verantwortungsvolle Stellung mitgebracht.
Prinzregent Luitpold hat allezeit treu zu Kaiser und Reich
gestanden. Eine der ersten Kundgebungen des neuen
Regenten war, daß er die gleiche Gesinnung laut und
nachdrücklich bekräftigte. „Ich werde in Bundestreue
zu Kaiser und Reich dem erhabenen Beispiele meines
Vaters folgen.“ Damit bekanntlich der Enkel gleich
dem Sohne zu den Worten, die einst Ludwig I. in
seinem Testament niederschrieb: „Meine Söhne, seid
deutsch in Wort und Tat, unzertrennlich haltet an
Deutschland!“
Prinzregerit Luitpold ist tot. Aber seines Lebens
Werk wird fortbestehen und wie seine Bayern des
schlicht vornehmen, gütigen und weisen Fürsten
immerdar in treuer Liebe gedenken werden, so
leuchtet sein Bild in der Geschichte des deutschen
Volkes als das eines Zeugen großer Geschehnisse,
als eines Mitarbeiters an der Gründung des Reiches,
an der Festigung der deutschen Einheit. „Teutsch sol)
mein Sohn werden, ein Bayer, aber teutsch vorzüglich,
ein Bayer zum Nachteil des Teutschen“ — dies Wort
hat Prinzregent Luitpold während seiner 26jährigen
Regierung wahr gemacht.
Aös der Geschichte des Eisernen Krenzes.
Die Stiftung war erfolgt am 10. März 1813, am Geburts-
tage der Königin Luise, und zwar in Breslau, wo der
König seit dem 25. Januar Auf-
enthalt genommen hatte. Schon
wenige Tage nach der Stif-
tung erhielt Schinkel in
Berlin den Auftrag, nach
der vom König für das
Kleinod des Ordens
entworfenen Skizze
sauber ausgeführte
Zeichnilngen zu fer-
tigen. „Se.Majestät
überlassen es Ew.
Wohlgeboren,“
schreibtAlbrecht,
der Geh. Kabi-
nettsrat des
Königs, ob der
weiße Rand der,
die silberne Ein-
fassung um das
Eiserne Kreuz
bildet, so wie er
angegeben breit
genug, oder ob es
nach dem Verhält-
nisse der Größe des
Kreuzes angemessen,
oder für das Auge ge-
fälliger sei, ihn etwas
breiter zu machen.“ Der
als dringlich bezeichnete Auf-
trag wurde von Schinkel so-
schnell erledigt, daß die Zeich-
nungen in Begleitung eines mit
silberner Einfassung versehenen
am 23. März in Breslau eintrafen,
wo sie die Billigung des Königs
fanden. Eine größere Anzahl Kreuze zweiter Klasse sollte
sofort in Berlin hergestellt und nach Breslau gesandt
werden. Doch die Ausführung verzögerte sich. Zwar
wurde der Guß in der Kgl. Eisengießerei ziemlich schnell
erledigt, aber das Einfassen in Silber, mit dem zunächst
der Goldarbeiter Neuwecker betraut war, erwies sich
als sehr zeitraubend. Der König, der am 9. April aus
dem Bericht des Generals von Dörnberg über das Ge-
fecht von Lüneburg ersehen hatte, daß sich besonders
ein pommersches Füsilierbataillon unter Major von Borcke
ausgezeichnet hatte, mußte mit der Austeiiung der eisernen
Kreuze an die vom General empfohlenen Offiziere und
Mannschaften warten. Noch im Mai war derartiger Mangel
an Kreuzen, obwohl bis zum 18. desselben Monats bereits
achthundert bewilligt waren, daß der Vorschlag gemacht
wurde, eine Anzahl in den schlesischen Eisengießereieu
gießen und in Breslau fassen zu lassen.
Prinz Rupprecht ven Bayern
Thronfolger.
Phot. Ad. Baumann, München
XXVII. 10. B.
Von Dr. Fritz Roeder, Berlin.
Als iiber Bayerns schöner Hauptstadt der späte
Wintermorgen des 12. Dezember sich lichtete, da hallten
über seine schneebedeckten Dächer die feierlich-ernsten
Stimmen der Kirchenglocken, alle übertönend der mächtige
Klang der Salve Regina vom hohen Dom zu Unserer
Lieben Frauen. ])ie Rautenflagge mit dem königlichen
Wappen auf den Zinnen der Residenz des Wittelsbacher-
geschlechts wehte halbmast. Und die gedrückte Stille
eines Tages tiefer Trauer lastete auf den Menschen, die
mit umflortem Blick emporsahen zu dem mächtigen Bau,
hinauf zu den Fenstern, an denen so oft bei festlichen
Anlässen ein ehrwürdig milde lächelndes Greisenantlitz
sich mit gütigem Gruße gezeigt hatte — Prinzregent Luit-
pold von Bayern war heimgegangen zu seinen Vätern. Er
hatte sein langes, reiches und gesegnetes Leben abge-
schlossen. Und sein Volk trauert.
Mit dem bayrischen Volk aber trauert ganz Deutsch-
land, trauern auch die Bruderstämme im benachbarten
Freundesland Österreich. Es trauern die deutschen
Bundesfürsten, die in Luitpold von Wittelsbach ihren
Xestor verloren haben. Es trauert die deutsche und
vor allem die bayerische Armee. Diese hat nicht nur
ihren obersten Kriegsherrn verloren; mit Prinzregent
Luitpold ging ein Mann dahin, der selbst fast ein
halbes Jahrhundert im militärischen Dienste gestanden
und sich im Frieden wie im Krieg als treuer Soldat
immerdar bewährt, der auch als Herrscher seinem
Heere stets besondere Neigung und Fürsorge be-
wahrt hatte. Trauernd stehen an Luitpolds Bahre
auch die Künstler, denen er in seinem langen Leben
ein gnädiger Mäzen gewesen. Es trauert die Jägerei,
die in dem greisen Fürsten einen Weidmann echten
Stils verehrte und verlor.
Die Wiege des Prinzen Luitpold stand im Schlosse
zu Würzburg in Unterfranken. Dort ward er am
12. März 1821 dem damaligen Kronprinzen Ludwig von
seiner Gemahlin Therese, einer Prinzessin von Sachsen-
Hildburghausen, als dritter Sohn geboren. Frühzeitig
wendeten sicb die Neigungen des jungen Prinzen dem
miiitärischen Berufsleben zu, für das er auch eine sorg-
fältige wissenschaftliche Ausbildung empfing. Am
12. März 1835 überraschte ihn sein
königlicher Vater Ludwig I.
zum 14. Geburtstage durch
die Ernennungzum Haupt-
mann im 1. Artilleriere-
giment, und am 1 .April
1839, kurz nach er-
folgter Volljährig-
keitserklärung, be-
gann der Prinz
seine militärische
Laufbahn — als
Schildwache vor
dem Hause des
Artilleriekorps-
kommandan-
ten General-
leutnants Frei-
lierrn v. Zoller.
In der Diener-
straße zu Mün-
chen sammelte
sich an dem denk-
würdigen Oster-
inontag vielVolkes,
das um die Mittags-
stunde staunend auf
den jugendlichen Ar-
tilleriehauptmann blick-
te, der ernst und würdi:
mit geschultertem Gewe...
seinen ersten Dienst ver-
richtete. Königin Therese fuhr
mit den Prinzessinnen eigens
vorüber, um den Sohn und
Bruder begrüßen zu können.
Des Königs Wille war, daß sein
Sohn alle Dienstobliegenheiten kennen lernen sollte. Der
Prinz bewachte einige Tage später auch das Artillerie-
gerät auf Oberwiesenfeld und machte als Korporal drei-
mal den Dienst als Wachthabender, an der Kosttor- und
Inselkaserne sowie an den alten Zeughausremisen.
In rascher Folge durchlief Prinz Luitpold sodann
die weiteren Etappen des Artillerieoffiziers. Zum
1. November 1839 hatte König Ludwig I. ihn zum Oberst-
inhaber des ersten Artillerieregiments ernannt; er führte
zunächst eine Batterie und übernahm im Frühjahr 1841
das Regimentskommando, gab es aber schon nach der
Herbstinspizierung wieder ab, um auch bei der Infanterie
und Kavallerie den praktischen Dienst zu erlernen.
1845 wurde er Generalmajor und Brigadier und einige
Monate später Referent für Artilleriewesen im Kriegs-
ministerium. 1848 trat er als Generalleutnant an die Spitze
des Artilleriekorps, dessen Kommandant er bis 1866blieb.
Aus der am 15. April 1844 geschlossenen Ehe mit
der Prinzessin Augusta, Erzherzogin von Österreich,
entsproßten vier Kinder: die Prinzen Ludwig, Leopold
und Arnulf und Prinzessin Therese. Prinz Arnulf ging
seinem Vater vor fünf Jahren im Tode voran. Prinz
Leopold, seit 1873 mit einer Tochter des Kaisers Franz
Josef von Österreich, Erzherzogin Gisela, vermählt, ist
Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der vierten
deutschen Armeeinspektion. Die unvermählte Prinzessin
Therese hat sich einen bedeutenden Ruf als Gelehrte
und Schriftstel- lerin erwor-
ben und lebte bei ihrem
Vater, der 1854 be
reitsWit-
wurde
)er
Ludwig von Bayern.
Der neue Prinzregent.
Phot. Ad. Baumann, München.
Prinzregent Luitpold
von Bayern f.
Phot. München. Presse-
Bureau,
älteste Sohn des
verewigten Prinz-
regenten I.uitpold,
Prinz Ludwig, hat
am 12. Dezemberdie
Nachfolge als Ver-
weser des König-
reichs Bayern an-
getreten. Er ist seit
20. Februar 1868 ver-
mählt mit der Prinzessin
MariaTheresia, Erzherzogin
von Österreich Este. Von den
diesem Ehebund entsproßten 13
Kindern, leben noch 10, 3 Prinzen und
7 Prinzessinnen. Der älteste Sohn Prinz
Aupprecht, geboren am 18. Mai 1869, war seit
1900 vermählt mit Herzogin Marie Gabriele von
Bayern, die ihm vor wenigen Monaten durch den
Tod entrissen wurde, nachdem sie ihm vier Kinder
geschenkt hatte, von denen zwei Prinzen jetzt noch
am Leben sind. Der älteste, geboren 1901, trägt den
Namen seines Urgroßvaters. Prinz Rupprecht ist Ge-
neral der Infanterie und Kommandierender General des
bayrischen ersten Armeekorps.
Prinz Luitpold hat den Feldzug 1866 als Kommandant
der Reservedivision mitgemacht. In dem Gefecht bei
Ilelmstadt wurde sein Sohn I.udwig als Ordonnanzoffizier
schwer verwundet. Die Kugel steckt heute noch im Bein.
Während des Krieges 1870/71 befand sich Prinz Luitpold
als Vertreter des Königs Ludwig II. im Großen Haupt-
quartier und hat dort insbesondere an den Verhandlungen
vor der Begründung des Deutschen Reiches bedeutsamen
Anteil genommen. Am 3. Dezember überreichte er dem
König von Preußen den Brief seines königlichen Neffen,
in dem dieser seinen Antrag auf Erneuerung der Kaiser-
würde stellte. Bei der Proklamation im Schlosse zu
Versailles am 18. Januar 1871 huldigte Prinz Luitpold im
Kreise der deutschen Fürsten dem Heldenkaiser Wilhelm 1.
Jahre stiller Friedensarbeit folgten, vornehmlich mili-
tärischer, oftmals aber auch schon damals, staats-
männischer Tätigkeit gewidmet. In jenerZeit bereitete sich
Prinz Luitpold für das Amt vor, das ihm vom Schicksal
vorbehalten war und sein eigentliches Lebenswerk wurde:
die Regierung Bayerns. Am 10. Juni 1886 übernahm er
verfassungsmäßig die Regentschaft für den in geistige
Umnachtung verfallenen König Ludwig II. und wenige
Tage später nach dessen tragischem Tode für den gleich-
falls regierungsunfähigen König Otto I., für den jetzt
Prinzregent Ludwig die Herrschaft über den zweitgrößten
Bundesstaat des Deutschen Reiches führt. Die beiden
Regenten sind an der Schwelle des Greisenalters zur
Regierung berufen worden; Luitpold im 66., Ludwig iin
68. Lebensjahre. Beide haben aber umfassendes staats-
männisches Wissen, klares Urteil und ein hohes Pflicht
gefühl in ihre verantwortungsvolle Stellung mitgebracht.
Prinzregent Luitpold hat allezeit treu zu Kaiser und Reich
gestanden. Eine der ersten Kundgebungen des neuen
Regenten war, daß er die gleiche Gesinnung laut und
nachdrücklich bekräftigte. „Ich werde in Bundestreue
zu Kaiser und Reich dem erhabenen Beispiele meines
Vaters folgen.“ Damit bekanntlich der Enkel gleich
dem Sohne zu den Worten, die einst Ludwig I. in
seinem Testament niederschrieb: „Meine Söhne, seid
deutsch in Wort und Tat, unzertrennlich haltet an
Deutschland!“
Prinzregerit Luitpold ist tot. Aber seines Lebens
Werk wird fortbestehen und wie seine Bayern des
schlicht vornehmen, gütigen und weisen Fürsten
immerdar in treuer Liebe gedenken werden, so
leuchtet sein Bild in der Geschichte des deutschen
Volkes als das eines Zeugen großer Geschehnisse,
als eines Mitarbeiters an der Gründung des Reiches,
an der Festigung der deutschen Einheit. „Teutsch sol)
mein Sohn werden, ein Bayer, aber teutsch vorzüglich,
ein Bayer zum Nachteil des Teutschen“ — dies Wort
hat Prinzregent Luitpold während seiner 26jährigen
Regierung wahr gemacht.
Aös der Geschichte des Eisernen Krenzes.
Die Stiftung war erfolgt am 10. März 1813, am Geburts-
tage der Königin Luise, und zwar in Breslau, wo der
König seit dem 25. Januar Auf-
enthalt genommen hatte. Schon
wenige Tage nach der Stif-
tung erhielt Schinkel in
Berlin den Auftrag, nach
der vom König für das
Kleinod des Ordens
entworfenen Skizze
sauber ausgeführte
Zeichnilngen zu fer-
tigen. „Se.Majestät
überlassen es Ew.
Wohlgeboren,“
schreibtAlbrecht,
der Geh. Kabi-
nettsrat des
Königs, ob der
weiße Rand der,
die silberne Ein-
fassung um das
Eiserne Kreuz
bildet, so wie er
angegeben breit
genug, oder ob es
nach dem Verhält-
nisse der Größe des
Kreuzes angemessen,
oder für das Auge ge-
fälliger sei, ihn etwas
breiter zu machen.“ Der
als dringlich bezeichnete Auf-
trag wurde von Schinkel so-
schnell erledigt, daß die Zeich-
nungen in Begleitung eines mit
silberner Einfassung versehenen
am 23. März in Breslau eintrafen,
wo sie die Billigung des Königs
fanden. Eine größere Anzahl Kreuze zweiter Klasse sollte
sofort in Berlin hergestellt und nach Breslau gesandt
werden. Doch die Ausführung verzögerte sich. Zwar
wurde der Guß in der Kgl. Eisengießerei ziemlich schnell
erledigt, aber das Einfassen in Silber, mit dem zunächst
der Goldarbeiter Neuwecker betraut war, erwies sich
als sehr zeitraubend. Der König, der am 9. April aus
dem Bericht des Generals von Dörnberg über das Ge-
fecht von Lüneburg ersehen hatte, daß sich besonders
ein pommersches Füsilierbataillon unter Major von Borcke
ausgezeichnet hatte, mußte mit der Austeiiung der eisernen
Kreuze an die vom General empfohlenen Offiziere und
Mannschaften warten. Noch im Mai war derartiger Mangel
an Kreuzen, obwohl bis zum 18. desselben Monats bereits
achthundert bewilligt waren, daß der Vorschlag gemacht
wurde, eine Anzahl in den schlesischen Eisengießereieu
gießen und in Breslau fassen zu lassen.
Prinz Rupprecht ven Bayern
Thronfolger.
Phot. Ad. Baumann, München
XXVII. 10. B.