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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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MODERNE lvUNST.

; ü s t e d e r K a i s e r i n i m R o s a r i u m z u S a n g e r h a u s e n
Gleichwie sich inmitten des Rosengartens im Berliner
I iergarten die Statue der Kaiserin erhebt, so findet jetzt
am Fuße des Kyffhäusers im Rosarium zu Sangerhausen ein
Denkmal der hohen Frau Aufstellung. Es verkörpert die
Kaiserin mit einem Rosenstrauß in der Fland als Protektorin
des Vereins deutscher Rosenfreunde. In dem herrlichen
Rosarium, — 18000 Rosenstöcke stehen gerade jetzt in
der Fülle der Pracht und Entfaltung — erhebt sich das
Denkmal, das von der Hand des Charlottenburger Bild-
hauers Arnold Kuenne stammt und in seiner Umgebung
vorzüglich wirkt. Damit ist der Kaiserin, die eine
begeisterte Blumenfreundin ist, ein sinniges und edles
Monument errichtet, und der Rosengarten am Fuße des
Kyffhäusers, der mit seinen 5000 verschiedenen Arten einzig
in der Welt dasteht, hat durch die Büste der Kaiserin eine
weitere Verschönerung erfahren. g.

Der erfolgreiche Europaflieger Brindejonc. Einen
sehr bedeutenden Erfolg hatte die Aviatik im Monat Juni zu ver-
zeichnen. Der kaum 20jährige französische Flieger Brindejonc des
Moulinais verließ in den frühen Morgenstunden eines Junitages Paris
zu einem längeren Fernflug. In Berlin machte er nur kurze Rast,
um sofort wieder aufzusteigen. Er landete abends, nachdem er einen
Luftweg von 1350 km zurückgelegt hatte, in Warschau. Zweifellos
eine Glanzleistung' Die 952 km, die Paris von Berlin trennen, waren
in 8 Stunden durchflogen, also ca. 140 km pro Stunde. Von

2ack.

Büste der Kaiserio im
Rosarium zu Sangerhauseu.
Phot. R. Fucbs, Niederschönevveide

Berlin nach

In den Hundstagen.

Phot. Max AValsoe, Südeade.

Warschau wurde die Geschwindigkeit noch weiter gesteigert, und zwar auf 187 km

pro Stunde. Dabei war dieser Fernflug keineswegs durcli gute

Witterungsverhältnisse begünstigt. In Deutschland herrschte

Sturm und Regen, und kaum hätte man glauben mögen,

daß sich ein Flieger mit seinem Apparat in größere

Flöhen wagen würde. Deshalb war es bei Brinde-

joncs Ankunft in Johannistal verhältnismäßig

still. Nur wenige fanden sich, die bei solchem

Stunn ernstlich an einen Aufstieg dachten.

Um so mehr war man über Brindejoncs
Leistung, der eine so weite Strecke
zurückgelegt hatte, aufs lröchste ver-
wundert. LTm 5 Uhr nachmittags stieg
der tapfere Flieger trotz aller War-
nungen wieder auf. Man riet ihm
dringend, nicht abz'ureisen, aber er
achtete nicht der Gefahren. Bald star-
tete der Aeroplan, der den Flieger dann
in wenigen Stunden bis Warschau trug,
wo er um 8 t’lir abrmL landete. Von
Warschau ging die Luftreise weiter nach
Petersburg. Von Petersburg wandte sich der
Flieger nach Stockholm, um über Koperihagen
nach Paris zurückzukehren. Uberall, wo er sich zeigte,
brachte man dem kühnen Piloten begeisterte Iluldigungen

dar. Bei seiner Heimkehr wurde er von den Pariser Behörden
und einer zahlreichen Volksmenge stürmisch umjubelt. Der
Aeroclub hat Brindejonc die Goldene Medaille verliehen, und
auch die französische Regierung hat eine Ehrung für den
tapferen jungen Aeronauten in Aussicht genommen. —n.

Die Mode im Wasser. Die Zeiten, in denen man ein-
fach einen roten, blauen oder schwarzen — schwarz war
sogar schon ein bischen extravagant — Badeanzug aus
Kattun, Satin oder leichtem Wollstoff erstand und dazu
eine simple Öltuchkappe als Haarschutz auswählte, wenn
die Sommerreise an die See führte — diese glücklichen
und billigen Zeiten sind nun auch vorüber! Jetzt ist der
ßadeanzug derMode genau so unterworfen wie das Straßen-
ldeid, und man tnuß, um ihn zu erstehen, oft genau so tief
in die Tasche greifen, wie bei diesem, wenn man einiger-
maßen schik in die Fluten tauchen will. Und schik sind in
diesem Jahre die Badekostüme aus leuchtender Seide, die sich
leicht und weich um die Glieder schmiegen. Nach Geschmack
wählt man sie einfarbig, nur mit abstechenden Blenden und
Kragen aufgehellt, oder aus buntem Futuristen- und diskret ge-
musterten Wdener Wdrkstättenstoffen gearbeitet. Natürlich sind
diese Kostüme zweiteilig, d. h. sie bestehen aus Beinkleid und lang-
schößiger Bluse,
ilie man sehr
oft, wie den mo-
dernen Straßenrock, seitlich
schlitzt und denEinschnitt
dann mit Bändern oder
zieriichem Blendengitter
werk ausfüllt. Letzteres
wiederholt sich dann auch
über den Schultern aks
Achselstück der tief aus-
geschnittenen Bluse. I lat
die Trägerin indessen
Grund, die spärlichen
Reize ihres Nackens ge-
schickt zu verhüllen, so
kommt ihr die Mode auch
da zu Hilfe, denn neben
dem Ausschnitt tritt in
diesem Sommer auch die
hoch hinauf geschlossene
Badebluse auf, die eben
nur den llals freiläßt und
oben niit einem flotten
Matrosen odcr dctn noch
moderneren Shwalkragen
(siehe die Abbildung) ab-
schließt, mit dem Gürtel- und
Ärmelaufschläge

harmonieren. Sehr beliebt sind statt des Gürtels aber auc.lt
bunte, breite Seidenbänder, die um die Taille gelegt
und zu voller Schleife gekni'ipft werdcn. Die Bade-
kappe zeigt sicli ebenfalls gern bunt gemustert,
aber auch einfarbig, iu Farbe und Stoff zum
Anzug passend. Schleifcn-, Band- und
wasserdichte Blumengarnituren, sowie
häufig rec.ht bizarre Formen machen sie
einem Hut mitunter nicht unähnlich
Selbstverständlich gehören auch rioch
Stmmpf und Schuhc zum elcganten
Badekostüm. Der Strumpf aus durch-
sichtigcm Seidengewcbe darf schwarz
oder bunt scin; die Sandalettes präsen
tieren sich aus farbigcm Satin, weißem
I.einen, bunten Werkstättenstoffen,
-chwafzem Atlas usw. Sie werden auch
zu <len pikarit wirkcnden schwarzen Trikot-
anzügen getragen, die immer noch beliebt,
aln-r nur sehr gut gewachsenen Figuren zu
empfehlen sind. Nicht nur im Ballsaal und auf der
Promenade herrscht dic ewig launische Mode, sie hat
sich, wic wir sehen, jetzt aucli dcn Badestrand erobert r

Moderne Badetoilette aus farbiger Seide.
Phot. A. Gl'obs, Berlin.


Der erfolgreiche Europaflieger Brindcjonc
Phot. E. Gerlach, Berlin.
 
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