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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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22. Heft
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Anwand, Oskar: Ein zurückgewiesenes Porträt
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Woher stammen die Münzennamen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.31170#0691

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6in zupüel^gecniesenes Poptpöt.

Wie ich in meinem Aufsatz über die „Sezession und ihre Zurückgewiesenen“
hervorhob, hat die Jury der diesjährigen Frühlingsausstellung der Se-
zession — der ersten, die unter der Präsidentschaft des Kunsthändlers Paul
Cassirer stattfand — ihres Amtes mit besonderer Härte und nicht durchweg
glücklich gewaltet. Bekanntlich war in der Presse die Behauptung aufgetaucht,
gerade diejenigen Künstler seien von der Jury abgelehnt worden, die im Winter
gegen die Wahl Cassirers zum Präsidenten der Sezession gestimmt hätten.
Diese Behauptung mag nicht haltbar sein. Soviel steht aber fest, daß manche
der zurückgewiesenen Bilder anderen, welche vor der Jury bestanden, nicht nur
ebenbürtig, sondern überlegen sind. Ich habe als schlagendstes Beispiel bereits

ihres Geistes wieder. Dabei läßt er als Porträtist von starkem Können die Er-
scheinung und die Züge seines Modells hinter diesen Stimmen malerisch-
orchestraler Begleitung keineswegs zu kurz kommen.

Es ist also zunächst die Auffassung, die an diesem Porträt fesselt; man
könnte sagen, daß das Wesen geistig-ordnender Arbeit hier zum Ausdruck
gelangt. Dies liegt einmal in den angestrengten Mienen Meier Graefes und
der energisch geschlossenen Hand, die eine starke Konzentration verraten.
Ferner ist es in den bunt herumliegenden Kraftgegenständen begründet, welche
die Konzentration des Arbeitenden zur Einheit zu bringen sucht. Die Art der
Arbeit wird unwillkürlich durch den Hintergrund mit der Büste gekennzeichnet,

Eugen Spiro genannt,
der am energischsten ge-
gen die Wahl Cassirers
aufgetreten war und mit
seinem Porträt Meier
Graefes von der Jury ab-
gelehnt wurde. Nun kann
die Wiedergabe seiner
Arbeit selbst für ihn
sprechen.

Zweifellos gehört sie
zu den Gemälden, wie sie
heute nicht allzuoft ent-
stehen, wäre in der Se-
zession sehr wohl am
Platze gewesen und hätte
in ihrer Art kaum ihres-
gleichen gehabt. Man steht
vor einem Porträt, das
über das Nur-Porträt hin-
ausgeht, ein Streben, das
sich in Spiros Schaffen
früh gezeigt hat. Indem
er die dargestellte Per-
sönlichkeit in einem cha-
rakteristischen Augenblick,
in charakteristischer Tätig-
keit und charakteristischer
Umgebung zeigt, gibt der
Künstler mit der Persön-
lichkeit zugleich die Ref lexe

der für die Bewegung des
Vordergrundes zugleich
die ruhigere Folie abgibt.
Interessant wie die Auf-
fassung wirkt die Ausfüh-
rung dieses Gemäldes, das
man fast als Stilleben be-
zeichnen könnte, zur Tätig-
keit des Menschengeistes
erhöht. Die Palette verfügt
über geistvolle Töne, wo-
bei das Rot des Jacketts
vorherrscht. Sie heben
diese bewegte Ruhe ausge-
zeichnet hervor und wirken
schon an sich als schöne
Farbenflecke.

Die Ablehnung dieser
Arbeit erscheint um so
sonderbarer, als die Sezes-
sion auffallend schlechte
Porträts — man betrachte
z. B. Konrad von Kardorffs
Bildnis eines altenHerrn —
enthält. Eugen Spiro frei-
lich kann diese Ablehnung
belächeln; ein Werk wie
das seine ist auf die Se-
zession nicht angewiesen,
sondern macht sicher
seinen Weg. O. Anwand.


|a die Franken unter
den deutschenStäm-
men nicht allein zuerst der
lateinisch-römischen Kul-
tur nähertraten und sich
von ihr beeinflussen ließen,
sondern so gutwie sicherer
Überlieferung nach auch
die ersten waren, die Geld
prägen oder schlagen ließen, kann es nicht wundernehmen, daß die Benennung
für eine Münzeinheit unter dem Kurantgelde noch heutigentags bei vielen euro-
päischen Völkern „Frank“ ist. Der deutsche Name dafür war ursprünglich
„Schilling“, d. h. eine schallende oder klingende Münze. Beide entsprangen dem
von den Römern übernommenen Rechenfuß des Pfundes Silber, das diesen in
zwanzig Solidi einteilten; der Solidus entspricht dem Franken und dem Schilling.
Wenn man will auch der „Mark“. Die Erinnerung an das Pfund haben wir
noch in der englischen Einheit des Pound und auch in der Bezeichnung Lire im
Italienischen, wie auch Livre für die alten französischen Münzen. Während
nämlich bei den Engländern die ehemalige Benennung vom Silber auf das Gold
überging, also eine Werterhöhung eintrat, folgten der Italiener und Franzose
dem z. B. auch bei den Bezeichnungen für militärische Grade wie Hauptmann
oder Kapitän, Oberst usw. zu beobachtenden System der Wertverringerung.
Das gleiche gilt vom Gulden oder Floren: Gülden oder Gulden nämlich war
ursprünglich, wie der Name verrät, eine Goldmünze, ebenso der Floren oder
Florin, die Benennung der in Florenz geprägten Goldstücke: die Abkürzung fl.
für Gulden rührt hiervon her. Das Zeichen /$ für den aus der römischen Scheide-
münze entstandenen Pfennig erinnert an jene, den Denarius oder Denar, den
auch die Franken zuerst führten. Nach Annahme des Christentums ließen die
fränkischen Könige vom 6. Jahrhundert an als äußeres Zeichen für ihren Christen-

Eugen Spiro: Porträt Meier Graefes.

Phot. H. Götz, Breslau.

glauben je ein Kreuz auf
die Münzen schlagen, und
damit trat der noch heute
gebräuchliche Name „ Kreu-
zer“ in Gebrauch für die
Scheidemünzen. An Stelle
der ursprünglich nicht ge-
prägten, sondern nur durch-
geschlagenen Geldstücke
die sehr dünn waren, traten später die beiderseitig geprägten Münzen, die
dicken oder großen, vom französischen gros. Zum Unterschiede von den dünnen
Blechmünzen nannte man sie teils Dickpfennige, teils Große oder niederdeutsch
Grote, bald darauf allgemein Groschen. Zu diesen traten später die neuen
oder Neugroschen hinzu, die anfangs weiße oder Silbergroschen hießen, weil
sie einen etwas stärkeren Silbergehalt hatten, als die alten Groschen, und daher
auch einen mäßig höheren Kurswert erhielten. Die ersten Weißgroschen prägte
man um 1300 im „Welschen Hahn“ zu Kuttenberg in Böhmen, wo man sie
nebenher auch gute Groschen nannte.

Einer andern böhmischen Erzbergwerksstadt verdanken die Taler ihren
Namen, nämlich Joachimstal, weshalb sie anfangs auch lange Zeit die Joachims-
taler hießen. Ebenso rührt der Name Heller von einem Orte her, nämlich der
schwäbischen Stadt Hall, deren Pfennige in ganz Süddeutschland kurant waren
und ihre Bezeichnung bald auf die kleinste Scheidemünze verschiedener Staaten
übertrugen. Was endlich unsere deutsche Münzeinheit seit vier Jahrzehnten,
die Mark, anlangt, so haben wir es hiermit wieder mit einer Wertverringerung
zu tun, denn diese Bezeichnung stammt von der Kölnischen Mark feinen Silbers
her, die etwa einem Pfunde Silber entsprach und lange Zeit, zumal im 19. Jahr-
hundert, als Wertmesser für die größeren Silbermünzen der deutschen Staaten,
wie Taler, Gulden, Zehngroschenstücke, galt. R- St.

XXVII. Z.-Z. 22.
 
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