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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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5. Heft
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Grund, Otto: Innenkunst
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Ein origineller Banknotenfälscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.31170#0144

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MODERNE KUNST.

dung der Wandflächen ausgezeichnete Stoffe zur Verfügung stehen, die früher
nicht gekannt oder nicht zu beschaffen waren, und wie in großartiger Weise
der Reichtum und die Mannigfaltigkeit der Metallegierungen für Kunst-, Be-
leuchtungs- und andere Nutzungszwecke gewachsen ist. Anderer wertvoller
Fortschritte nicht zu gedenken. Treibende Kraft regt sich ja überall und ringt
um Erfolge.

So hat sich alles vereint, um einen neuen Stil zu bahnen und auszubauen.
Zugestanden, „neu“ im vollen Sinne des Wortes läßt sich nicht gut sagen, denn
ganz ist der Zusammenhang mit den Erscheinungen älteren sozialen Lebens
nicht abzustreifen. Dementsprechend kommen auch heute Anklänge an englische
Motive, an Zopf und Biedermeiertum vor, wie denn auch die schaffenden

Künstler die Werke aus diesen Epochen fleißig zu Rate ziehen. Aber es findet kein
geistioses Kopieren statt, wie vor dreißig Jahren, als die Renaissanceflut höher
und höher stieg, vielmehr wird selbständig das Studierte, Geschaute und Emp-
fundene zu neuer Münze geprägt.

Dann noch ein Punkt von wesentlicher Wichtigkeit: die moderne Richtung
der Raumkunst ist so recht geeignet, eins der wichtigsten sozialen Probleme,
nämlich der mäßig bemittelten Familie ein behagliches, sauberes und an-
sprechendes Heim zu schaffen, in bester Weise zu erfüllen. Schon zu billigen
Preisen lassen sich Zimmer- und Wohnungseinrichtungen erwerben, die das
Schöne und Praktische in sich vereinen. Das ist ein Fortschritt, der auch an
den Paderborner Möbeln zu konstatieren und aufrichtig zu loben ist.

>in origineller

'or einigen Jahren ist die
Französische Bank dazu
übergegangen, einen neuen
Hundertfrankschein herstellen
zu lassen. Das war nun nicht
etwa Luxus, vielmehr sah sich
das Bankinstitut dazu genötigt
durch den ewigen Streit, den
es mit den Banknotenfälschern
zu führen hatte.

Dieser Streit datiert schon
vom Jahre 1848 her, dem Jahre
der ersten Ausgabe von Hun-
dertfranknoten. Zuerst waren
diese Scheine in gewöhnlichem,
schwarzem Druck auf farbi-
gem Grund ausgeführt und er-
schienen durch ihre einfache
Arbeit geradezu einladend zur
Fälschung. Sie wurden denn
auch vielfach nachgemacht,
mußten also schleunigst wieder
eingezogen werden. Man er-
setzte sie durch neue Noten,
welche auf beiden Seiten völlig
gleich gedruckt waren, was bei
dem Stande der damaligen
Technik genügte, um sie vor
Nachahmung zu schützen. Da
nun aber die in jener Zeit auf-
kommende Photographie dieses
Schutzmittel wieder vereitelte,
sah sich die Bank gezwungen,
auf neue Mittel zu sinnen, um
ihr Privileg, die Banknoten-
ausgabe, nicht mit geschickten
Fälschern zu teilen. So ent-
standen zuerst die französischen
Kassenscheine mit einem blauen
Untergrund, und darauf die mit
einem Gemisch von Blau und
Rosa, wie sie recht lange in
Gebrauch geblieben sind. Bei
den neuesten Banknoten soll es
sich nun um einen fünf- oder
sechsfachen Farbendruck handeln, um sie möglichst vor Nachahmung zu schützen
—■ so lange es eben angeht. Im Zusammenhange mit der Ausgabe dieser neuen
Kassenscheine brachte nun eine Pariser Zeitung eine Erzählung von einem
originellen Banknotenfälscher, dem man niemals auf die Spur gekommen ist.

Eines guten Tages im Jahre 1889 wurde der Bank von Frankreich eine
wirklich meisterhaft nachgemachte Banknote von Eintausend Frank präsentiert,

Beinpartie von Max Ungers Frithjofstatue für Norwegen.

die niemand anfänglich als Fal-
sifikat erkannte. Man erschrak
nicht wenig darüber, denn man
sagte sich, daß es bei dieser
einen nicht bleiben würde. Und
in der Tat liefen in kurzen
Zwischenräumen noch fünf
Stück von solchen Fälschungen
ein. Dann blieben aber weitere
Exemplare aus bis zum fol-
genden Jahre, wo fast an dem-
selben Jahrestage ein neues
Falsifikat einlief, dem dann
wieder vier andere folgten.
Trotz aller möglichen Nach-
forschungen gelang es jedoch
nicht, den geschickten Fälscher
zu entdecken. Er schien irgend-
wo in Südfrankreich seßhaft zu
sein; mehr aber konnte man
nicht herausbringen.

Eine Reihe von Jahren ging
es so weiter, so daß sich die
Herren von der Bank langsam
daran gewöhnten. Man begnügte
sich damit, die Fälschungen sehr
genau zu prüfen und sie dann
zu vernichten. So waren die
5000 Frank gewissermaßen zu
einem festen Salär geworden,
das die Bank von Frankreich
alljährlich dem Meister Fälscher
auszuzahlen hatte. Man amüsierte
sich bei der Direktion im Grunde
über den philosophisch ange-
legten Geldmacher im Süden
des Landes, welcher sich
durch seine Geschicklichkeit im
Fälschen ein sorgloses Leben
bereitete, ohne jedoch dabei all-
zu unbescheiden zu werden. Es
fehlte den Herren von der Bank
eigentlich etwas, als nach so-
Phot. Reinh. Lissner, Berlin. undso viel Jahren die üblichen
falschen Scheine an den ge-
wohnten Tagen ausblieben. Man zog daraus den Schluß, daß der sonderbare
Herr „Pensionär“ sein Salär nicht mehr nötig habe.

„Es ist eigentlich doch schade um den originellen Kerl“, pflegte der frühere
Generalsekretär der Bank, der diese Anekdote gern zum Besten gab am Schlusse
mit einem gutmütigen Lächeln hinzuzusetzen: „Er hätte uns viel Geld kosten
können. Man könnte ihn fast einen anständigen Mann nennen.“

anknotenf'älscher.

2 ick -

^|ax Ungers Frithjof-Denkmal, das der Kaiser im nächsten Sommer
"gz \s bei Gelegenheit seiner 25. Reise nach Norwegen den Norwegern zu-
gedacht hat, geht seiner Vollendung entgegen. Zur Charakteristik der Größen-
verhältnisse dieses Denkmals, das wir unsern Lesern bereits im Abbilde vorge-
führt haben, geben wir eine Photographie der Beinpartie, die eine Höhe von 7 m
hat. Versteht es sich doch bei einem solchen Monumentalwerk von selbst, daß
es in einzelnen Stücken hergestellt werden muß. Der Künstler selbst ist auf
dem Gerüst sichtbar. Wie bekannt, wird das Denkmal auf einer Halbinsel des

Sognefjords, gegenüber von Balholm, wo der Sage nach die Gräber von Ingeborg
und Frithjof liegen, seine Aufstellung finden, und der Kaiser will es selbst enthüllen.

* *

*

Die Schlangentänzerin All Aida. Frauen und Schlangen! Ein pikantes
Kapitel, welches nicht uninteressant erscheinen dürfte, sagt man doch den
Schlangen nicht ganz mit Unrecht spezifisch weibliche Eigenschaften nach. Spötter
behaupten das Gegenteil. Wie dem auch sei, jedenfalls sind Schlangen stets den
Frauen als willkommen sympathische Dressurobjekte erschienen. Artistinnen
 
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