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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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Wenige Jahre später, nachdern er das Ziel seiner
Lebenssehnsucht erreicht hatte und als Direktor des
Hofburgtheaters zu Wien, dessen Pforten ihm so lange
verschlossen blieben, berufen worden war, ist Alfred
Freiherr von Berger am 24. August, kaufn 60 Jahre alt,
in seinerVilia in Hietzing gestorben. Von früher Jugend
ab bis in die letzten Tage seines ungewöhnlich schaffens-
reichen Lebens, war der hochbegabte Mann aufs
innigste mit dem Theater verbunden. Im Hause seines
Vaters, des bekannten österreichischen Ministers Johann
Nepomuk Berger, gingen die bedeutendsten Bühnen-
künstler des Hofburgtheaters ein und aus, und so wurde
die Neigung für das Theater schon frühzeitig in Alfred
von Berger lebendig. Wenngleich er sich nach Ab-
solvierung seiner Studien der akademischen Laufbahn
widmete — er habilitierte sich an der Wiener Uni-
versität für Aesthetik —, so gehörten seine Mußestunden
doch immer dem Burgtheater, zu dem er später durch
die Aufführung seines Einakters „Oinone“ in weit
innigere, persönliche Beziehungen trat. Damals, Ende
der siebziger Jahre, war das Hofburgtheater die erste
Bühne Deutschlands. Nachdem Wilbrandt im Jahre
1887 die Direktion niedergelegt hatte, übernahm Adolf
Sonnenthal die interimistische Leitung der berühmten
Kunststätte, und ihm wurde Alfred Freiherr von Berger,
der damals im 34. Lebensjahre stand, als literarischer
Sekretär und Berater an die Seite gestellt. Dann folgte
die kurze Aera August Foerster. Nach dessen 'Pode hatte
Baron Berger bestimmt geglaubt, sein Nachfolger zu
werden, aber seine Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen.
Er hatte sich inzwischen mit der Hofschauspielerin
Stella Ilohenfels vermählt, und in maßgebenden Kreisen
begegneten ihm ernstliche Widerstände; man wollte
den Gatten einer arn Burgtheater engagierten Künstlerin
nicht an erster Stelle. So war die Verwirklichung
seiner Wünsche auf lange Zeit hinausgeschoben. Kurz
entschlossen reichte er seine Demission ein und wandte
sich wieder der akademischen Laufbahn zu. Zum Er-
staunen der gesamten Theaterwelt war statt seiner die
Wahl auf den Juristen Max Burckhard gefallen, der bis
dahin dem Theaterleben völlig fremd gegenüberstand,
sich aber rasch und sicher einarbeitete und acht Jahre
lang auf seinem Posten behauptete. Als sich dann nach
Burckhards Weggang Baron Berger abermals in seinen
Hoffnungen getäuscht sah und übergangen worden war,
entschloß er sich, der geliebten Vaterstadt den Rücken
zu kehren. In tiefem Groll verließ er Wien, um in
Hamburg die Leitung des „Deutschen Schauspielhauses“
zu übernehmen, das sich unter seiner Direktion zu hoher
Blüte entfaltete und ganz das Werk seiner Persönlich-
keit wurde. Seine zehnjährige Ilamburger Tätigkeit
brachte ihm viele glänzende Erfolge und die uneinge-
schränkte Anerkennung seiner vielseitigen Begabung und
großen Fähigkeiten. Als dann vor zweieinhalb Jahren
der Direktionsposten des Wiener Hofburgtheaters
wiederum verwaist war, fand Bergers Lebenssehnsucht
endlich Erfüllung. Freudig nahm er die Berufung an und
siedelte in die alte Heimat
über. Nur kurze Zeit sollte
es ihm jedoch vergönnt sein
an der von ihm so heiß
geliebten Kunststätte zu
wirken. Am Ziele seines
Strebens angelangt, schienen
seine Kräfte zu erlahmen.

Als er die Mauern Wiens
wieder dauernd betrat, war
er bereits ein müder Mann.

Und dann waltete unablässig
ein Unstern über seinern Wir-
ker, ein tragisches Schicksal,
das ihn selbst nun von uns
genommen, raubte ihm vor-
zeitigdiebewährtesten Künst-
ler, und die großen Hoffnun-
gen, welche die Wiener und
er selbst an seine späle Direk-
tionstätigkeit am Hofburg-
theater gekuüpft hatten, soll-
ten sich nicht erfüllen. W.

Mekkaeseln, arabischen Pferden, die teilweise, wie z. B.
„Razal“, der Schimmelhengst des Scheichs, aus dem
Marstall des Khedive stammen, langohrigen Ziegen,
Kampfhähnen, Kampfwiddern und Dromedaren. Die
Vorstellungen der Truppe bestehen in Vorführungen
tanzender und heulender Derwische, in dem Auftreten
von Zauberern, Akrobaten und Tänzerinnen und vor
allem in einer „Fantasia“, jenem aufregenden Kampf-
spiele des wilden Reitervolks. Auch Schlangen-
beschwörer und Affendresseure treten mit ihren Tieren
auf. Natürlich ist den Vorführungen der Beduinen der
entsprechende Rahmen durch den Theaterarchitekten
geschaffen worden, und eine richtige arabische Stadt ist

Freiherr von Berger vom Wiener Hofburgtheater j'

Phot. E Bieber, Hofphotograph, Hamburg.

entstanden, in blendendem Weiß gehalten, mit verfallenen
Umwallungsmauern, Minarets und Moscheen. Die Gassen
der Stadt sind eng und schmal und bilden mit ihren
Erkern und originalen Gitterfenstern, mit ihren Balkons
und Torbögen einen malerischen Anblick. Ebenso-
wenig fehlen die Basarstraßen mit Läden und Ver-
kaufshallen, sowie die Werkstätten arabischer Hand-
werker und Künstler. Selbst eine Schule ist vorhanden, in
der die 18 Kinder, die zurTruppe gehören, vom Lehrer
in die Geheimnisse des Korans eingeweiht werden. Karl
Hagenbeck nennt seine Beduinenschau „Am Nil“, bunte
Bilder aus Ägypten, dem Wunderland der Pyramiden. H.

Pet< len.

Sie haben etwas Schemenhaftes an sich, die Perlen,
diese Edelsteine des Meeres, die mit ihrem sanften,
weißlichen Schimmer an des Mondes Silberlicht ge-
rnahnen, in dem sich nach altem Glauben die Geister
so gern ergehen. Perlen bringen Tränen, will ein ge-
flügeltes deutsches Wort wissen, und ein junger Freier
hütet sich wohl, der Dame seines Herzens Perlen zum
Brautgeschmeide zu reichen. Dessenungeachtet glänzen
aber die Augen der Frauen von jeher in allen Landen,
wenn man ihnen Bänder mit kostbaren Perlen verheißt.
„Principium columenque omnium rerum pretii margaritac
ter.ent“, sagt schon der römische Naturforscher Plinius,
das heißt „nichts Kostbareres gibt es in der Welt als die
Perlen“. Nach dem Rh’a, der ältesten Enzyklopädie
der W relt, wurden bereits 2500 Jahre vor unserer Zeit-
rechnung die herrlichen Erzeugnisse des Meeres als
das Wertvollste angesehen, das man in dem schier un-
ermeßlichen Reicheder Mitte, China, damals kannte.

Ileute nimmt die Wissenschaft an, daß die Perlen,
welche im allgemeinen kugelige oder länglich runde
Gebilde von Perlmutter, kohlensaurem Kalk (Aragonit),
durchsetzt von schwammiger, organischer Substanz,
darstellen, in oder an dem fleischigen Körper gewisser
Muscheltiere durch Reize oder chemische Umsetzungen
entstehen, die durch das Eindringen von Fremdkörpern,
vor allem von Larven gewisser Eingeweidewürmer
(Trematoden, Cestoden oder auch Nematoden) hervor-
gerufen werden.

Am höchsten geschätzt sind die völlig kugelrund
oder auch birnenförmig ausgebildeten Perlen, wofern
sie eine reine, schneeigweiße oder auch gelblich ange-
hauchte Farbe besitzen. So vollkommene Perlen finden
sich meist freiliegend in den Fleischteilen ihrer tieri-
schen Erzeuger, seltener in inniger Berührung oder ver-
wachsen mit der Perlmutterschicht ihrer Schalen.

Geradezu bizarr geformte Perlen bilden sich in den
Muscheln zuweilen dann, wenn in sie eindringende harte
Fremdkörper zur Perlenbildung Veranlassung geben.
Die findigen Zopfträger im Reiche der Mitte benutzen
die vorsichtige Einführung von solchen Fremdkörpern
(bestehend in Kügelchen aus Zinn, Schnürchen aus
Bronzeperlen oder winzigen Buddhabildchen aus Metall,
Knochen oder Stein) zwischen die Mantellappen eigens
gezüchteter Perlenmuscheln schon seit 800 Jahren, um
Perlen von verschiedener Form zu erzeugen. Es ge-
schieht das namentlich in Futschu und Kanton. In ähn-
licher Weise suchte auch der große Linnd den Perl-
muscheln ins Handwerk zu greifen, indem er mit Hilfe
äußerst dünner Silberdrähtchen winzige Kalkkörnchen
durch behutsam gebohrte und wieder verschlossene
Löcher zwischen die Weichteile des Muscheltiers schob.
Er erzielte auf diese Weise wirklich hübsche Perlen,
die aber gestielt und darum nur von geringem Werte
waren. Mutter Natur, die uralte Künstlerin, scheint
vorläufig noch nicht gewillt zu sein, eines ihrer reizend-
sten Monopole, die Lieferung der wundervollen, seltenen
Edelsteine des Meeres an den schönsten Kundenkreis
der Erde, der in sich die Krone der Schöpfung reprä-

sentiert, gewinnsüchtigen
Grossisten abzutreten.

Wir entnehinen diese
hochinteressanten Ausfüh-
rungen einem Aufsatze des
I illustrierten Prachtwerks
„Die Wunder der Natur“
(Deutsches Verlagshaus
Bong & Co., Berlin W 57),
von dem soeben der erste
Baml erschienen ist. Dieses
hervorragende Werk berührt
alleGebiete der Naturwissen-
schaft und trägt in vollende-
ter Weise zum Verständnis
der eigenartigsten und wun-
derbarsten Naturerscheinun-
gen in Wort und Bild bei. Es
erscheint in 3 Bänden gebun-
den ä M. 16, . Pr. E. C.

Selißieli Maiiomed Hoesli.

Hagenbecks Tierpark
in Stellingen bei Hamburg
sorgt ständig für neue, nicht
zu unterschätzende Anzie-
hungspunkte. UnterFührung
des Scheichs Mahomed Hoesh
aus Mariout gastierte jüngst
eine 90 Köpfe starke Be-
duinenschar, welche Hagen-
becks Manager Ed. Gehring
aus dem nördlichen Afrika
nach Stellingen brachte. Be-
gleitet ist die Truppe von

Jules Masseneti*

Noch am 12. Mai d. J.
feierte einer der bedeuten-
deren französischen Kompo-
nisten, Jules Massenet, an-
scheinend in voller Frische
seinen siebzigsten Geburts-
tag. Sein Name hatte Welt-
ruf, und so waren die ge-
waltigen Ovationen, die man
ihm darbrachte, begreiflich.
Niemand ahnte, daß der
greise Meister am 13. August
bereits vom Tode abberufen
werden würde. Aucli in
Deutschland kennt ihn jeder

Scheich Mahoraed Hoesh aus Mariout.

XXVII. 2. B.
 
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