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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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24. Heft
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Buss, Georg: Hugo Vogel
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https://doi.org/10.11588/diglit.31170#0735

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Hugo Vogel: Leda.

HtlGG VOGEL.

Von Qeorg Buss.

^|&^[ reißig Jahre sind es her, seit Hugo Vogel sich in Berlin niederließ. Er hatte
Ymmw au^ d er Düsseldorfer Akaderaie, wohin der Achtzehnjährige aus seiner Vater-
OSPV'' stadt Magdeburg gezogen war, bei Eduard von (Jebhardt, dem Verächter
jeglichen Phrasentums und dem Meister feiner psychologischer Beobachtung, aus-
gezeichnete Lehren empfangen, auch auf Reisen danach gestrebt, sein Auge für das
Charakteristische der Erscheinungen zu schärfen und seinen malerischen Sinn auszu-
gestalten. Nun trat er mit einenj Bilde „Luther predigt während der Gefangenschaft
auf der Wartburg“ vor das äußerst kritisch veranlagte Publikum an der Spree. Ehr-
lich gestanden, in Lutherbildern war schon so viel gesündigt worden, besonders in der
von Cranachs hyperderber und geistloser Überlieferung beeinflußten Darstellung des
Reformators, daß Mut dazu gehörte, mit einem neuen Bilde dieses Stoffkreises auf-
zuwarten. Doch Vogels Gemälde war von anderer Art: von erfreulichen malerischen
Qualitäten, von hohem koloristischen Reiz, von einer freieren, geistvolleren und
lebendigeren Auffassung der Person Luthers und von einem tiefen Stimmungsgehalt,

[Nachdruck verboten.]

der sich wesentiich aus der Wirkung der Predigt auf die andächtig iauschenden alten
und jungen Mitglieder der kleinen Burggemeinde ergab. Das Bild erregte Aufsehen
und fand ungeteilte Anerkennung. Ein frisches Talent bahnte sich mit ihm den Weg
und rechtfertigte alsbald die Erwartungen, zu denen es angeregt hatte. Der „Empfang
der Refugies durch den Großen Kurfürsten“ folgte — kein steifes Zeremonialbild mit
falschem Pathos, wohl aber eine lebensvolle und natürliche Darstellung eines in der
brandenburgisch-preußischen Geschichte bedeutsamen Vorganges, dessen Kern ein Akt
erfreulicher Humanität und landesväterlicher Klugheit war. Und dann noch ein
anderes bezeichnendes Bild, das, schlicht im Vorwurf, seinen Schwerpunkt in der rein
malerischen Durchführung erhalten hatte — der junge katholische Geistliche, der in
friedlicher Stille über einen Kirchenplan gebeugt eifrig zeichnet. Die damals beliebt
gewordene Variante des Pieinairismus, Licht von hinten in das Interieur strömen zu
lassen, ist mit allen Konsequenzen brillant durchgeführt. Die Lichtquelle ist ein
einziges breites Fenster mit Ausblick in eine bestrickende ländliche Idylle. Scharf setzt

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