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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/​1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.31170#0243

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MODERNE KUNST.

Bewohner von Honolulu von Jugend auf mit dem Meere
vertraut und vorzügliche Schwimmer. Überall auf
den Inseln jenes Archipels, auf Hawai, Kauai, Oahu
und Maui, kann man die kanakischen Knaben
und Mädchen wie die Fische nach ins Meer
geworfenen Geldstücken tauchen sehen, und
es gibt dort kaum ein Kind, das nicht in
der Kunst des Schwimmens geübt wäre.

Der Sport des „Surfing“ wird hauptsäch-
lich in Waikiki, einem reizenden Villen-
vorort von Idonolulu, betrieben, der einen
schönen Strand mit feinem Sande besitzt.

Auf einem flachgeschnitzten, plättbrettartigen
Balken sitzt man rittlings und läßt sich von
den Brandungswellen hinwegtragen, wobei man
in blitzschneller Fahrt durch den hochaufspritzenden
Gischt gleitet. Besonders geschickte Jünglinge ver-
mögen sogar stehend durch die Brandung zu fahren und
tun dies häufig in Gestalt eines Wettkampfes, indem sie
zugleich abfahren und darin wetteifern, wer sich am längsten
auf seinem Balken stehend aufrecht erhalten kann. Die
schlanken, sehnigen Gestalten der Insulaner mit ihrer braunen, glänzenden Haut
gewähren dabei einen famosen Anblick, der noch durch die Gewandtheit, die

bei diesem Sport zur Geltung
kommt, dem Zusthauer einen
besonderen Genuß bereitet.
Viele in Honolulu ansässige
Weiße, die sich in Waikiki
einem ebenso ungezwungenen
wie frohen Badeleben hinzu-
geben pflegen, haben sich im
„Surfing“ gleichfalls eine be-
achtenswerte Fertigkeit ange-
eignet und belustigen sich
stundenlang mit diesem für
einen gewandten Schwimmer
ja völlig gefahrlosen, sym-
pathischen Sport. W. K. E.

Chinesische Leckerbissen. Haben Sie, meine Gnä-
digste, Appetit auf Haifischflossen mit Seekrebsen-
sauce, auf eine Schwalbennestersuppe, auf — faule
Eier oder in Hundefett gebratene Würstchen?
— Nein! — Das dachte ich mir, und ich
fürchte, daß Sie immer eine Verächterin
chinesischer Kost bleiben werden. Denn
die chinesischen Leckerbissen sind nicht
auf einen europäischen Gaumen geaicht
und wirken im Geschmack und Aussehen
oft noch abstoßender als ihre Namen. Ich
war gezwungen, im Laufe der Jahre in
den chinesischen Restaurants zu New York
und San Franzisko sowie in den Speisehäusern
Chinas selbst mit der Mehrzahl der chinesischen
Leckerbissen persönliche Bekanntschaft zu machen.
Oft ist es ohne lange Nötigung nicht abgegangen, denn
was man nicht kennt, das . . . Doch schließlich rutschten
auch die ominösesten Delikatessen hinunter, als da sind:
Drachenaugen, Hundeschinken, mit Käse gemischter Kohl,
Bambusscheiben, Hummerknödel, geschmorte Lilienpflanzen
usw. Nur vor dem Rattenbraten habe ich Halt gemacht, glücklicherweise kommt
diese „Delikatesse“ nur auf den Tisch der unteren Millionen. Aber die Ratten werden
in China gegessen, das ist nicht nur ein europäisches Ammenmärchen. Unsere
Abbildung zeigt eine sehr beliebte chinesische Delikatesse: aus Weizenmehl
hergestellte Kuchen, die mit Schweinefleisch und gehacktem Froschfieisch gefüllt
werden. Kostenpunkt ungefähr 48 Pfennige, also ein nur für die chinesische
Oberwelt erschwinglicher Leckerbissen. Bei großen chinesischen Banketten hat
man überhaupt die beste Gelegenheit, die chinesischen Leckerbissen kennen zu
lernen. Der vornehme Chinese wird auch keine der sogenannten Delikatessen
der misera plebs anrühren, sondern auf seiner Tafel erscheinen Taubeneier mit
Champignons, süßer Entenbraten, sorgfältig zubereitete Fische, Schweinebraten,
in Schweinefett gebratene Hammelkeule und ähnliche dem europäischen Gaumen
mehr zusagende Gerichte. Auf keiner Tafel, ob reich, ob arm, darf jedoch der

Wassersport an der Küste von Honolulu.
Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.

Else Eckersberg.

Phot. Hans
Böhm, Berlin.

DerHund alsZeitungs-
austräger. Der Hund bringt
es bekanntlich bei richtiger
Behandlung und Erziehung
zu einer hohen Vollendung in
der Kunst des Apportierens.
Wie häufig sieht man ihn
selbstbewußt mit der Hand-
tasche neben seiner Herrin
einherstolzieren. Besonders
gelehrige Tiere bringen es
aber noch viel weiter. Sie können, wenn sie sorgfältig im Verlorenapportieren
ausgebildet sind, ganz selbständig ihre Gänge verrichten, prägen sich deren
Reihenfolge genau ein und zeichnen sich durch große Zuverlässigkeit aus.
Selbstverständlich bestehen bei den einzelnen Individuen und Rassen immer-
hin wesentliche Unterschiede, die bei der Dressur berücksichtigt werden müssen.
Vor allen Dingen spielt da der Geruchsinn eine sehr große Rolle. Ein guter
Verlorenapporteur wird es in kurzer Zeit erlernen, mit dem Korb, den
man ihm gibt, allein zum Bäcker- oder Fleischerladen zu wandern und die
Ware heimzuholen. Er läßt sich dann unterwegs gewöhnlich durch
keinerlei Lockungen von seiner Pflicht ablenken. Es empfiehlt
sich, bei diesem Trick ftir die einzelnen Gänge verschiedene
Körbe zu benutzen. Die Gelehrigkeit des treuen Vier-
füßlers wird aber auch noch anderweitig ausgenutzt.

So hat Paris jüngst einen neuen Straßentyp erhalten,

„den Hund als Zeitungsausträger“. Er arbeitet für
die große Tageszeitung „Le Journal“ und macht täg-
lich mehrmals stets nach Erscheinen der neuesten
Ausgabe seine Tour. Sicherlich ist er so flink wie
die Camelots, deren Cris zu bestimmten Stunden
durch die Straßen schallen. Er wickelt sein Geschäft
aber viel ruhiger ab. Seine Ware trägt er rechts
und links in einer kleinen Satteltasche. Die Kunden
müssen sich selbst bedienen und auch das Geld für
die Zeitung möglichst „abgezählt bereithalten", das
der Käufer dann selbst in einen kleinen Tresor des
originellen Zeitungshändlers hineinlegt. Zuverlässig und
pünktlich kommt das brave Tier von seiner anstrengenden
Tour nach Ilause zurück. — n

Chinesische Leckereien.

Phot. Gebr. Haeckel, Berlin

Reis fehlen. Auch aus diesem versteht der Chinese, geradeso wie der Japaner,
sehr schmackhafte Leckerbissen zu bereiten. Am „gefährlichsten“ erscheinen
dem Fremdling immer die Suppen. In den kleinen Näpfen schwim-
men gewöhnlich so viele unbekannte, oft — quallenartige In-
gredienzen, daß es einen bei jedem neuen Löffel kalt und
warm überläuft. Da wird oft mit Todesverachtung ge-
ichluckt, und man denkt im stillen, mit einem Blick in
die Suppenschale: „Da unten aber ist’s fürchterlich!“
* * * F. B.

Gerhart Hauptmann als Träger des dies-
jährigen Nobelpreises für Dichtung. Es war
nicht allein Zufall, wenn Gerhart Hauptmann gerade
an seinem 50. Geburtstag die Botschaft erhielt, daß
ihm der diesjährige Nobelpreis für Poesie verliehen
worden sei. Man hat diese Nachricht, die unter ge-
wöhnlichen Umständen länger zurückgehalten worden
wäre, ihm ais eine Freude für seine Halbjahrhundert-
feier zugedacht. Vorgänger Gerhart Hauptmanns, so-
weit es sich um deutsche Dichtung handelt, ist vor einigen
Jahren Paul Heyse gewesen. Die jetzige Verleihung des
Preises an den größten unter den lebenden deutschen Dichtern
ruft in Deutschland ein starkes Gefühl der Befriedigung wach.

Der Hund als Zeitungsträger.
Phot. Charles Delius, Paris.
 
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