Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift (27.1912/1913)

BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

der besonderen Gunst. und Förderung Kaiser
Josefs erfreut, das Fest ihres hundert-
jährigen Bestehens. Zu diesem Anlaß hat
einer der bedeutendsten Wiener Medailleure,
der akademische Bildhauer Hans Schaefer,
eine Plakette geschaffen, die ob ihrer künst-
lerischen Schönheit allgemeine Bewunde-
rung findet. Schaefers Werk, aus einer
Konkurrenz hervorgegangen, zeigt auf seiner
Vorderseite in symbolischer Darstellung die
Pflege und Popularisierung der Musik mit
Bezug auf Wien. Links sieht man eine
ideale Jünglingsgestalt, Apollo, der einer
Lyra herrliche Töne entlockt, denen er
selbst zu lauschen scheint — vor ihm be-
geisterte Zuhörer aus dem Volke. In erster
Reihe rechts, prächtig und überaus ver-
ständnisvoll charakterisiert, zwei Männer,
tief ergriffen von Apollos Kunst, die ernste
Musik darstellend, hinter ihnen Frauenge-
stalten, die das heitere Element zum Aus-
druck bringen und Apollo ein Lorbeerreis

Hans Scbaefer: Gedenkplnkette zur hundertjährigen

Musikfreunde in Wien.

Jubelfeier der Geselischaft der

entgegen-

reichen. Im Fonds der Medaille ragt der Stefansdom

feinster Ziselierung empor. Innerhalb des Randes finden
wir oben die Inschrift: „K. k. Gesellschaft der Musik-

freunde in Wien. Gegründet 1812", während
der untere Teil des Randes durch Lorbeer-
zweige abgeschlossen ist. Das Ganze ver-
rät die kundige Hand des Meisters, ist von
überaus klarer Gliederung und fein har-
monischer Stilisierung. Man sieht es dieser
neusten Schöpfung des bekannten Ktinstlers
an, daß sie mit begeisterter Liebe für die
Sache und aus feinstem Empfinden heraus
geschaffen wurde, äußerste Zierlichkeit und
Päzision der Fornt vereinigen sich zu einer
Gesamtwirkung von hervorragender Schön-
heit. Die Rückseite der Plakette — diese
vom akademischen Bildhauer Arnold
Hartig entworfen — zeigt plastisch ebenso
geschmackvoll wie glänzend stilisiert, das
Abzeichen der Gesellschaft, eine auf kurzem
Sockel befindliche, von einem Schwan ge-
krönte Lyra, von Rosengirlanden und einem
Lorbeerkranze umgeben, die in ihrer Mitte
die Inschrift aufweist: „Zur Erinnerung an
den 100jährigen Bestand“, während derSockel die Jahres-
zahlen 1812 — 1912 trägt. Auch dieser berühmte Künstler

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