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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 22
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0396

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-cMz Die Kunst-Halle. kM-—

Nr. 22

Hafter Künstler und Kunstfreunde der Hoffnung Ausdruck,
der Kunst und den Künstlern in Berlin recht bald ein eigenes
Heim zu schaffen; jahrelange ernste Arbeit war jedoch er-
forderlich, nm hierzu ein vermögen zu sammeln, und erst
die Theiluahme an den Einnahmen der Großen Berliner
Kunstausstellungen, welche der Kaiser durch die Ausstellungs-
Satzungen von MS dein Verein Berliner Künstler huldvoll
gewährt hat, gab dem Verein die sichere Zuversicht, das
Künstlerhaus errichten zu können. Der Kaufpreis von
850 ooo Mark für das ea. M Ouadratruthen große Grund-
stück wird belegt durch die schon erfolgte Anzahlung von
M) ooo Mark, durch Zahlung von weiteren 250 000 Mark
bei der Auflassung am t- April M? und durch Ein-
tragung einer Hypothek von soo ooo Mark zu 5^ pEt.
Zinsen. Das Laarvermögen des Vereins in Höhe von ea.
^oo ooo Mark würde die Deckung obiger Zahlungen ge-
währen, wenn nicht M ooo bis M ooo Mark baar als Be-
triebskapital für die Große Berliner Kunstausstellung und
die permanente Kunstausstellung des Vereins Berliner
Künstler verbleiben müßten; ebenso sind die Kosten des
Umbaues bezw. Erweiterungsbaues des sonst solide errich-
teten Hanfes für die künstlerischen Zwecke zum größten Theil
noch zu beschaffen, obgleich die Stadt Berlin in sehr dankens-
werther Meise durch Gemeindebeschluß vom 28. Juni M2
sich bereit erklärt hat, ;oo ooo Mark zum Bau eines Künstler-
Hanses beizusteuern. Um für das Künstlerhaus die noch
fehlenden 200000 bis soo ooo Mark zu beschaffen, haben
nahezu Pio Mitglieder sich bereit erklärt, ciu Merk ihrer
Hand zu stiften. Ebenso haben Kunstfreunde schon jetzt in
aller Stille eine so erhebliche Summe gezeichnet, daß dieses
warmherzige Eintreten für unser schönes Ziel die Zuver-
sicht gewährt, es zu erreichen. Das einmüthige, begeisterte
vorgehen der Berliner Künstlerschaft hat die allerhöchste
Anerkennung Sr. Majestät des Kaisers gefunden, welcher
in huldvollster Meise dein Verein Berliner Künstler seine
Glückwünsche aussprechen ließ. Indem wir Allen den
Dank des Vereins Berliner Künstler aussxrechen, welche in
so hochherziger weise für das Künstlerhaus eingetretcu
sind, bitteu wir Sie, sehr geehrter Herr, auch ferner dem
Verein Ihr freundliches Wohlergehen zu erhalten und im
Kreise Ihrer Freunde und Bekannten dahin zu wirken, daß
diejenigen Kunstfreunde, welche zu Geldstiftungen bereit sind,
in der beigefügten Liste verzeichnet werden." Die zu Gunsten
des Künstlerhauses gestifteten Werke — unter den Spen-
dern steht obenan der Name Adolf Menzel — werden nach
dem f. November d. I. zu einer Ausstellung vereint wer-
den. Diese „Bausteine zum Küustlerhause" werden unter
die Donatoren derart vertheilt, daß jeder derselben, welcher
einen Betrag von mindestens ;ooo Mark spendet, ein Werk
erhalten wird. Die Namen der Donatoren werden in das
aus diesem Anlaß eigens eingerichtete, künstlerisch ausge-
stattete Hausbuch des Vereins Berliner Künstler zum blei-
benden ehrenden Gedächtniß eingetragen. Ls ist auch in
Aussicht genommen, die Namen derjenigen Förderer, welche
sich um das Gelingen des Werkes besonders verdient ge-
macht haben, auf einer im Künstlerhause anzubringenden
Gedenktafel zu verewigen."
* Berlin. Erst jetzt darf das neuerbaute Reichs-
postgebäude, Ecke der Leipziger- und Mauerstraße, das
monumentale Werk des Bauraths Techow, als vollendet
gelten. Von bedeutender Wirkung ist namentlich der runde
Aufbau der Ecke mit ihren drei Bogenstellungen und ihren
flankirenden Thürmen. Der Lichthof dahinter ist von fächer-
förmiger Gestaltung. Die beiden Stockwerke öffnen sich
nach dem Lichthof in dreigetheilten Bogenfenstern. Diese
Theilungen sind durch Doppelsäulen begrenzt, deren Schäfte
oberhalb aus dunkelblauem Syenit, unterhalb aus braun-
rothem Granit bestehen. Kapitäle und Sockel sind von
Stuck, in welchem überhaupt die ganze Innen-Architektur
ausgeführt ist. Die Hauxteiugänge an der Straßenecke
schließen drei schwere, schmiedeeiserne Gitter - Portale.
Zwischen diesen und dem Lichthofe ist ein doppelter Wan-
delgang angelegt, über welchem sich eine Säulenhalle be-
sindet. Die Säulen sind von hellgelbem, polirtem Granit.
Der Lichthof und die umgebenden Räume werden die Samm-
lungen des Postmuseums erhalten. Die Mitte soll eine
Kolossalgruppe aufnehmen, die Mutter Erde mit ihren
Kindern „Post" und „Telegraphie" darstellend.

* Berlin. Medaille der G e w e r b e a u sst e I l u n g
t8ys. Das Preisgericht für den Wettbewerb um ein Modell
der Denkmünze hatte den ersten Preis Herrn H. Matzen,
den zweiten Preis Herrn Ernst Westphal, beide in
Berlin, znerkannt. In einer Sitzung des geschäftsführen-
dcn Ausschusses, so wird jetzt offiziell mitgetheilt, ist in-
dessen einstimmig beschlossen morden, das mit dem zweiten
Preise gekrönte westphal'sche Modell mit einem Durchmesser
von 5 mu zur Ausführung bringen zu lassen. Gegen die
Medaille des Herrn Matzen machten sich Bedenken geltend,
weil die Rückseite den ganzen Lageplan der Ausstellung
brachte, der bei der Ausführung in kleinem Maßstabe kaum
zur Geltung gekommen wäre.
* München. Der III. Internationale psycho-
logen-Kongreß hatte am H. August begonnen und in den
darauffolgenden Tagen durch die Vorträge glänzender
Redner, die über Fragen von intensiver Modernität und
Wichtigkeit sprachen, einen allgemein befriedigenden Verlauf
genommen, wir können es uns um so mehr versagen,
auf die Reden des Näheren einzugehen, als nur weniges
vorgetragen wurde, was zur bildenden Kunst direkte Be-
ziehung gehabt hat, und weil schon die Tagespresse aller-
wärts ausführlich über alle Vorgänge auf dem Kongresse
berichtet hat. Ueber die festliche Eröffnung desselben ent-
nehmen wir folgenden kurzen Bericht: Die Eröffnung fand
in der Aula der Universität durch Professor I)r. Stumpf-
Berliu statt und zwar in Anwesenheit des Prinzen Ludwig
Ferdinand, der Prinzessin Therese und des Kultusministers
von Landmann. Er begrüßte die Versammlung, dankte
dem vorbereitenden Komitö für seine Thätigkeit und gab
sodann einen Rückblick auf die früheren Kongresse, den
Pariser im Jahre MA und den Londoner im Jahre M2.
Redner schilderte darauf die Aufgaben des gegenwärtigen
Kongresses, der ein Stelldichein für alle an die Psychologie
angrenzenden Wissenschaften sein solle. Er behandelte die
allgemeinsten methodischen Grundsätze der Psychologie und
nannte als die Hauptaufgabe des Kongresses das Streben,
jeden Ansatz zu dogmatischer Erstarrung von der Wissen-
schaft fern zu halten. Er eröffnete den Kongreß in der
Ueberzeugung und mit dem Wunsche, daß der persönliche
Verkehr der Gelehrten unter einander reiche Früchte für die
Wissenschaft tragen werde. Der Kultusminister begrüßte
sodann den Kongreß im Auftrage des Regenten, namens
der bayerischen Staatsregierung, welche ans das Freudigste
den wünschen des Kongresses entsprochen habe, der schon
in seiner äußeren Erscheinung sich weit über seine Vor-
gänger erhebe. Ein unmittelbarer Verkehr der Gelehrten
aller Länder scheine ihm besonders auf dem Gebiete der
Psychologie nützlich. Er hoffe, der Kongreß werde die Ge-
fahren, die aus gewissen psychologischen Theorien für die
Kulturvölker erwachsen könnten, beseitigen, und wünsche
dem Kongreß ein segensreiches Gedeihen. Bürgermeister
Brunner begrüßte den Kongreß namens der Stadtvertretung.
Er habe die Ueberzeugung, daß jeder wissenschaftliche Fort-
schritt einen praktischen Nutzen für die Allgemeinheit be-
dinge, und wünsche, die Verhandlungen möchten mächtige
Impulse für den Fortschritt der Wissenschaft ergeben. Uni-
versitätsrektor von Bauer bewillkommnete namens der Uni-
versität die große Zahl der Gelehrten aller Länder und
wünschte, es möge der internationale Friede, der mächtigste
Förderer der Entfaltung von Kunst und Wissenschaft, durch
die Kougreßverhandluugeu gestärkt werden.
* München. Historisches Stadtmuseum uud
Maillinger-Sammlung. Neu ausgestellt find Bilder
aus der Regierungszeit König Mar II. (M8—Mp und
vom Regierungsantritte König Ludwig II. (Mp an bis
zum Jahre M6, ferner eine Reihe von Blättern ans der
Incunabelnzeit der Lithographie (M6—Mf). vom t8. Juli
an wurde das Stadtmuseum wieder jeden Sonntag, Montag
und Donnerstag, und die Maillinger-Sammlung jeden
Sonntag, Dienstag und Freitag vormittag von 9—1; Uhr
dem allgemeinen Besuche unentgeltlich geöffnet.
* In Wesel wurde die gothifche St. willibrodi-
K i r ch e aus dem t5. Iahrh., uach ihrer Restauration, unter Ober-
leitung des zum wirklichen Geheimen Rathe ernannten
Mberbaurathes F. Adler-Berlin, feierlichst eingeweiht: in
Gegenwart kaiserlicher und königlicher Herrschaften. Die Bau-
arbeiten verursachten einen Kostenaufwand von ffoo ooo
 
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