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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 24
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Kunstgeschichtliches
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Persönliches
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Atelier-Nachrichten
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380

Die Run st-Halle. 6^

Nr.

* Das Grab des Longobardenkönigs Lnit-
prand, gestorben im Jahre 7HH, ist in der Peters-Basilika
zu Liel d'Oro bei Pavia bei Restaurations-Arbeiten, die
daselbst vorgenommen wurden, nebst anderen kostbaren
Fragmenten ans ältester Zeit aufgesnnden worden.
* Ueber eine neue Entdeckung großer Ruinen-
städte in Mittelamerika berichtet der seit Jahren in Hu-
katan lebende Archäolog Teobert Maler in der bekannten
Zeitschrift „Globus" (aus dem Verlag von Friedr. Vieweg
ä Sohn in Braunschweig). Die Städte liegen theils noch
auf dem Boden Hukatans, theils im nordwestlichen Guate-
mala und waren nur den Indianern bekannt. Namentlich
zeichnet sich Piedras negras am rechten User des in den
Golf von Mexiko mündenden Usumacinta durch herrliche
Figuren, große Pyramiden, Gpferaltäre und Inschriftreihen
aus. Die Fassaden und Figuren fand Maler theilweise noch
bemalt.
* Griechische Porträtmalerei. Virchow hat.über
die Herstellungsart der vielbesprochenen ägyptischen Mnmien-
porträts in einer in dem soeben erschienenen Heft III, M6,
der „Zeitschrift für Ethnologie" mitgetheilten Rede vom
2t. März M6 neues Licht gebreitet. Bisher war ange-
nommen worden, jene Porträts seien nach dem Leben ge-
malt nnd später den Leichen mitgegeben worden, während
Virchow auf Grund exakter Untersuchungen an einem ihm
seiner Zeit von Professor von Kaufmann übergebenen
Frauenkopf, den letzterer von einer seinerseits in Samara in
Fayum ausgegrabenen Mumie abgelöst hatte, in Ueberein-
stimmung mit den Vermuthungen des Finders festgestellt
hat, daß das über jenen: Kopf gefundene Porträt nach
einem bei Lebzeiten der verstorbenen gefundenen Bildniß
kopirt sein muß.
* Bei den Ausgrabungen in Korinth ist nun
auch das Theater entdeckt worden und man hofft, das-
selbe bis zum nächsten Jahre ganz freilegen zu können. In
der Nähe des Theaters hat inan einen Aphrodite-Tempel
mit Terracotta-Figuren gefunden.
* Georg Habich hat eine kleine wissenschaftliche
Studie über die antiken Figuren des Amazonen-
kampfes, die einst als weihgcscheuke des Königs Attalus I.
von Pergamon (2Ht — 197) auf der Akropolis zu Athen
prangten, unlängst veröffentlicht. Er weist darin u. a. nach,
daß das Motiv jener todten Amazone, deren Torso im
Musso NÄ^iouLlö zu Neapel sich befindet, in einer Reihe
älterer und späterer Skulpturen nachweisbar ist, wodurch
auch der Einfluß der pergamonischen Arbeiten auf die
römisch-griechische Kunst der Kaiserzeit evident erscheint.
Persönliches.
* Auszeichnungen. Dem Konservator der Kunst-
denkmäler und Vortragenden Rath im Kultus-Ministerinm
Persius ist die Königliche Krone zum Rothen Adler-Grden
II. Klasse mit Eichenlaub verliehen worden. — Bildhauer
LH ristian Behrens zu Breslau, dem Schöpfer des dortigen
Kaiser Wilhelms-Denkmals, ist das Prädikat „Professor" bei-
gelegt worden. — Die ersten Preise für Entwürfe einer
neuen Kirche zu Burtscheid von je 1200 Mk. haben
die Architekten Heinrich Reinhard-Berlin und Abbema-
Düsseldorf erhalten.
* Sein 2sjähriges Meisterjubiläum feierte der
Bildhauer Michel Lock. Bei der diesjährigen Jubi-
läums-Ausstellung wurde ihm für sein Bildwerk: „Kaiser
Wilhelm I." mit dem Motto: „Ich habe keine Zeit, müde
zu sein" die höchste Auszeichnung, die große goldene Me-
daille, zu theil.
* Todesfälle. In Berlin starb am r September der
Genremaler Ernst Albert Becker, genannt O. Becker,
im Alter von 66 Jahren (geb. MO); er studirte in seiner
Vaterstadt unter August von Klöber und machte sich durch
humorvolle Genrebilder, Bauernhöfe, Thierstücke u. s. w.
bekannt. — In Dresden starb der allgemein geschätzte Bildniß-
maler Franz Kops plötzlich am Herzschlage, im Alter von
51 Jahren. Er war Berliner und ein Schüler Gusfow's.
Seit 1870 lebte er in Dresden, später in Blasewitz, durch
feine lebendigen und farbenschönen Porträts, auch als Lehrer

der Malerei, sehr begehrt und beliebt. — k)r. Paul Ed.
Liesegang, der Herausgeber zahlreicher Handbücher für
Photographie, 59 Jahr alt, in Düsseldorf gestorben. — Am
Z. September starb zu Koburg der Geheime Hofrath Roth -
bart, der Vorstand der kunstgewerblichen und historischen
Sammlungen, der Kupferstich-, der Münzen- und Medaillen-,
der Autographen-Sammlnng. Georg Rothbart ist im Jahre
M6 in Roth bei Nürnberg geboren. — Bildhauer Prof.
Karl Voß am 22. August in Bonn gestorben; im Kölner
Museum sieht man zwei seiner bekanntesten Werke: „Hebe,
einen Adler tränkend" und die Gruppe „Amor und Psyche".
— In Wien starb am 28. August der als Thier- und Sport-
maler bekannte Professor der dortigen Kunstakademie Ru-
dolf Huber (geb. Mp. Für das Laiuzer Schloß der
Kaiserin, wo gerade das russische Kaiserpaar weilte, malte
er vier große Bilder „Sommernachtstraum". In seinen
Bildern aus Aegypten hat er die Poesie der Wüste wunder-
sam getroffen. Er war einst Schüler der wiener und Düssel-
dorfer Akademie. — Hoftheatermaler Johann Kautsky,
69 Jahr alt, am H. September in Wien gestorben. — Maler-
Viktor Lagye, 72 Jahr alt, in Antwerpen gestorben. —
Bildhauer Martin Stöhr in Bukarest (geb. M9 zu Wind-
heim in Baden) gestorben. Er stand dem König Karl von
Rumänien, dessen Berather er in Kunstsachen war, persönlich
nahe. Die rumänischen Schlösser enthalten von ihm manche
bemerkenswerthe Holzskulptur. — Der berühmte englische
Knnstgelehrte Sir Joseph Lrowe ist am 7. September
auf dem Landsitze seines Schwagers, Professor Gerhardt,
bei Würzburg gestorben. Gemeinsam mit G. Lavalcaselle
hat Lrowe die bekannten kunsthistorischen Werke verfaßt:
„Aeltere flämische Malerei" (1857), „Geschichte der Malerei
in Italien (MH), „Geschichte der Malerei in Norditalien"
(t87tz, „Leben Tizians" ft877) und „Leben Raphaels".
Meller-Nachrichten.
* Das Schaffen unserer Berliner Bildhaner, deren
Fähigkeit jetzt nah und fern allgemeine Anerkennung findet,
steht sichtlich im Zeichen des Denkmals: Kaiser wilhelm-
und Bismarck-Monumente wachsen an allen Orten aus
dem Boden des deutschen Vaterlandes. Gegenwärtig ist
Harro Magnussen an dem Hilfsmodell für das von uns
wiederholt erwähnte Bismarck-Standbild für Kiel beschäftigt.
Ls hat jetzt die vom Komitü gewünschten Aenderungen in
der Haltung der Hände und in der Bekleidung und damit
seinen definitiven künstlerischen Lharakter erhalten. Ganz
kürzlich erst hat unser Bildhauer wieder eine Büste Bis-
marcks in Friedrichsruhe modellirt. Der Greisenkopf des
Fürsten wirkt ungemein charakteristisch. Man sieht nämlich
das berühmte volksthümliche Bild des Eisernen Kanzlers
schon fast völlig verwischt; es frappirt ungemein, daß dieser
mächtige Kopf, dessen Züge sich aller Welt längst einge-
prägt, der Natur den Tribut hat zahlen müssen, indem er
neuerdings den Ausdruck eines jovialen alten Herren an-
nahm. Die Stirn des Lxkanzlers ist auffällig flach ge-
worden und seine Wangen dagegen fleischiger, rundlicher . . .
Ferner vollendet Magnussen soeben eine Marmorbüste des
alten Großherzogs von Oldenburg. Seine von der Berliner
„Internationalen" dieses Jahres bekannte Büste des Dichters
Allmers, die für das Bremer Museum bestimmt ist, steht
bereits in der Bronzeausführnng fertig, wir sahen im
Atelier ferner eine Gipsbüste des unlängst verstorbenen
Schleswigschen Nalers Magnussen, des Vaters des Bild-
hauers, bestimmt für dessen Grabdenkmal: einen sehr feinen
Kopf. Endlich find hervorzuheben ein paar plastische Ar-
beiten für den Schloßbau zu primkenau, den der junge
Herzog von Schleswig-Holstein auf seinen: schlesischen Gute
eifrig vorbereitet. Ls handelt sich, außer einigen heraldischen
Dekorationen, um zwei energische Iagdreliefs (Hasen und
Schwarzwild), die bis jetzt erst in Thon angelegt sind.
—a.
*
Preisausschreiben.
* Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues erläßt
einen öffentlichen Wettbewerb für ein Plakat zur großen
 
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