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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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Sricheint täglidH, Somn- und Feiertags ausgenommen.
Samftag3 mit Unterhaltungsbeilage. Rr ei8 vierteljährligh
M, 1.20 ohrne Trägerlohn u, Boftanffchlag. Beftelungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Erpedition Plöcjtraße 108.

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Yr 2 ;



Gedanken eines Steuerzahlers.
Als ob die Taſche des Volkes nimmer leer wer⸗
den fönnte, ſo hat der gegenwärtige Reichstag darauf
los verwilligt, und wenn das Gluͤck eines Voͤlkes mit
dem Verbrauch der Staatogelder wachſen wuͤrde, küz

men wir ſeit den letzten Jahren aus der Glückfelig⸗
keit gar nicht mehr heraus
©3 il leicht an ein paar Beiſpielen die Steiger⸗
ung unſexer Aufgaben nachzuweifen.
Noch vor nicht ganz 3 Jahren haben die laufen⸗
den Ausgaben des Reichs für unfer Landheer
942 Milionen Mark für das Jahr betragen, jetzt
gegenwärtig betragen ſie jährlich...370 Millionen
Mark. Die 51 Millonen Mark, mit welchen man
voch vor Jaͤhren den ühlichen Aufwand an Pen
ionen für Reichsheer und Marine beftritt, ſind unter
dem jetzigen Reichstag auf 60 Millionen Mark für's
Jahr aufgewaͤchſen, im letzten Jahr allein- mur ſechs
Millionen:
Noch vor kaunt 3 Zaͤhren haben unſere laufen—
den Ausgaben für Landheer und Marine jammt Pen⸗
ſionen zuſammen 429 Millionen Mark im Jaͤhre be⸗
fragen;; dem derzeitigen Reichstas gebuͤhrt das Ver⸗
dienft, ſie auf 466 Millionen Mark, alfo:um 37
NMilklionen Mark für's SJahr gehoben zuU
hHaben, } ‘
Die einmaligen d. H. nicht alle Jahre vegel-
möäßig wieberfehrenden Ausgaͤben für unjer Heev-und
„ unjere Marine waren nie gering; von der Gründung
des deutſchen Reichs ab, bis zur letzten Reichstags⸗
wahl Dhaben. ſie im Durchſchnitt jährlich nicht ganz
100 Villionen Mark ausgeinacht — und doch . gab’s
nach dem Kriege gar vieles wiederherzuſtellen/ zu
bauen und anzuſchaffen — der jeßige Reichstag
aber hat mehr als das Doppelte diefes Durch
. TOnittS verwilligt, naͤmlich für 3 Jahre zuſammen
672 Millidnen oder aufs Jahr 234 Million en —
gar nichtS zu ſagen von den Millionen, : welche wir
ohne erſichtlichen Nutzen und mit vielen Sorgen für
‚ eine Kolonialpolitik gufgewendet haben, bei welcher
— bisher immer je größer der Qärm, um ſo kleiner der
Erfolg geweſen ift.
Woher iſt denn nun al das Geld gekommen?
Zum Theil hat man f{ich’3 leicht gemacht uud hat
guf unſere Nachkommen abgeladen; — und dochwer⸗
den ſie von dein, was wir heute für unſere militä⸗
riſchen Zwecke ausgeben ſpaͤler einmal nicht mehr
viel haben, ſondern werden ſich wohl auf eigene
yſten ihrer Haut wehren müſſen. — Mit anderen



den glücklicher als das
Gründung.







Forlfebuug.

„Nein, Tante,“ ſagte Iſabella aufſtehend, es wird gleich

vorbei ſein. Erlaube mir, daß.ich.mich entferne.“
— . m 3@, aber nicht zu lange! Sat e& Dich ſo erfchreckt, was
n;@i;eriegligpe Morgefallen iſt? Hoffentlich wird e8 0 fchlimm
ni
„Der finanzielle Schaden wird ſo groß nicht fein,“ tröftete
Softhenes8, der genau wußte, welcher Autheil der Mine zu der
Musfteuer der Gräfin de Marcy gehörte.
Sch komme bald mieder.“
‚Sjabella verließ den Salon durch eine Seitenthür, ging
} * * Gang und die Treppe zı ihrem Zimmer und {chellte
ihrer Zofe. 3 .
S „äebrt Madentoifelle nicht zum Fejt zurück 2
- „Sleich! Hole mir raſch einen Fahrplan und hilf mir
ackeri.
„Seht Mademoijelle denn auf Neije 2“
„3a, und kein Wort darüber an irgendwen, da e8 ein Ge⸗
— heimniß_ i“ —— —
; MNanette war gern Mitwiſſerin eines SGeheimniffes, Sie
brachte ihrer jungen Herrin den verlangten Fahrplar, und Nach-
dent Iiabella ihre Abreije auf den“ nächften Morgen- fünf Uhr
fejtgeftellt hatte kehrte ſie zum Salon zurücß, wo fie, als wäre
nichts gefchehen, ihıe Pflichten als Tochter des Haufes erfüllte,
— ohne jedoch mehr zu tanzen, denn e& war ihr, als wenn von
“ allen. Seiten Särge ſie angähnten, und die Muͤſik Harg ihr in
‚ die Ohren . mwieein Trauermarfch. *

Gegen zwei Uhr verabſchiedeten ſich Ddie Säfte, und auf
ihr Zimmer zurücgefehrt, brachte Ijabella den Reft der Zeit
Ddamit 3, ihrer Tante zu ſchreiben und ihre letzten VBorbereit-

; Ungen zu treffen. >




Heidelberg, Freitag, 3. Januar 1890.

hatten wohl Schulden, das Reich aber hHatte
fkeine es bekam in den franzöfiſchen Milliarden
vielmehr einen ſolchen Schatz in die Wiege gelegt,
daß er faſt unerſchöpflich ſchien Und doch Haben wir’s
im Reich jetzt ſo weit gebracht, daß wir neben den
Schulden der Einzelſtaalen Her noch eine Reichsſchuld
gufgebaut haben, ſo groß daß ſie demnächſt taufend
Millionen oder eine Milliarde beträgt; und Niez
mand denkt daran, ſie wieder abzutragen obwohl fie
ſchon an Zinſen jaͤhrlich Dutzende von Millionen ver!
ſchlingt.
Das Borgen alhein thuts aber
nicht.
Wenn wir in den letzten 3 Jahren allein für
Militär und Marine (ſogar ohne Penſionen) durch-
ſchnittlich im Jahre über 680 Millionen Mark aufge—
bracht haben, ſo iſt es klar, daß auch der Steuers
zahler tief in ſeine Taſche greifen muß. Damit es
ihm nicht ſchwer wird hat das Reich von jeher deni
Grundſatz gehuldigt, ſeine Steuern im Kleinen zu be⸗
treiben und zwar im Allgemeinen ohne Anfehen der
Perſon gleichmäßig vom Reichen wie vom Armen;
denn ſo gibt e& am meiſten aus. Das hat ſich allmaͤlig
geſteigert von 1879 an; während die Einnahmen des
Reichs aus Zöllen und Verbrauchsſteuernnoch
im Jahre 1878/79 etwa 254 Millionen Mark bhes
trugen, ſind ſie ſeither aufgewachſen bis auf
jährlich 650 Millionen Mart. Der Ge
treidezoll allein bringt im laufenden Jahr gegen
100 Millionen Mark ein, die Verbrauchsabgabe auf
Branntwein noch etwas mehr, der V etroleum8s:
301l trägt 40 Millionen Mark, die Zölle auf Vieh,
Fleiſch Schmalz Butter und Käſe werfen 12
Millionen ab der Tabak 50 Millionen, nicht zu ge—
denken der Zölle auf Kaf fee, Thee, Reis und Ge—
würze, von welchen 3. Buder Kaffezoll allein jetzt
jährlich um etwa 6 Millionen Mark niehr trägt al8
vor I0 Jahren. Iſt's da ein Wunder, wenn
die Bebensmittel immer theurer werden?
wenn die Preiſe immer raſcher ſteigen als die Loͤhne
des Arbeiters, und die Beſoldungen des keinen Beamten
ihnen folgen können? Wohl ſagen ſie, das Ausland
zahle den Zoll und die Kornzölle ſeien zur Erhaltung
der Landwirthſchaft nöthig; wenn man aber ſieht, daß die
Leute an den Grenzorten ihr Brot und ihr Fieiſch
pfundweiſe uͤber der Grenze kaufen und Herübertragen,
weil das Pfund drüben billiger iſt, dann weiß
man, wer den Zoll bezahlt; und mer die Landwirthe
ſind, welche von den Getreidezöllen einen Nutzen haben,
das weiß man auch, das ſind verhältnißmäßig wenige
große Grundbeſitzer, während der kleine Bauer unter
dieſer Geſetzgebung faſt ebenſo ſehr leidet wie derjenige
der gar kein Feld beſitzt.
An Zoll und Steuern ruhen auf dem
Pfund Brot, das er kauft, mehr als 3 Pfennig, auf

zu der Station St. Lazare fahren Eine halbe Stunde {päter
dampfte ſie fort in der Richtung der Bretagnue,

Auf ihrem Zimmer hatte fie noch einen Brief ihres Va
ters vorgefunden, den fie mitnahm und erft las, nachdem ſie
ruhig in ihrem Coupee ſaß

Die Hauptſache darin war, daß der Viconite aus ihrem
letzten Brief mit Freuden vernommen hatte, wie reich ſie ein⸗
mal werden würde und daß er mit den Vorbereitungen zum
Eheſcheidungsprozeß eifrig befchäftigt fei, - Doru8s Bronz habe
Wwar nicht fallirt, aber doch jehr viel verloren, ſo daß er feinen
Ton wohl ein wenig herabftimmen würde.

An der Station R, telegraphirte, Ifabella ihrem Vater,
daß ſie vielleichtbald amnı Sterbebette ihrez Mannes ſtehen würde
und daß von der Chefcheidung in keinem Falle mehr die Rede
ſein düirfe ; dann nahım fie einen Wagen und. Ließ ſich nach
Cohanee faͤhren. ;



13. Kapitel,

In unbeſchreiblicher Spannung kam Iſabella bei der Gruͤbe
an; mie ſchien jeßt Alles verändert ſeit dem vorigen Jaͤhre!
Im Dorfe waren Angft und Schrecken auf allen SGefichtern zu
lefen, fie wagte jedoch noch feine Frage zu ftellen, Ddennt au
ieden Mund fürchtete fie Alfreds Todezurtheil zu vernehmen
und danı . ,, , Sie war nicht im Stande, den Gedanken zu
vollenden, den Gedanken, der ihr Leben enthalten würde das
iDr trofts und freudenlofer vorkant, als je zubor SIm Dorfe
angelangt, ftieg fie aus und ging zı dem ihr bekatnnten Cinz
gang des Bergwerkes; überall hHörte fie das SJammerin und
Vei Frauen und Kinder der Verunglüickten ; noch Sffnete
fie ihren Mund zu Leiner Frage, bi8 ſie an die Stelle famnı, wo {
die Meiſten verfammelt wareit, begierig, etimas MNäheres über
das 2003 der BVerunglückten zu erfahren. *
Endlich fragte fie eine mweinende Frau, ob. ſchon Sinige
gerettet ſeien



; Segen halb Fünf Hatte fie den Wagen beftellt; von Na-
_ netie untferftügt, verließ jie unbemerft da8 Haus und lich ſich

Drei ſind gefunden,“ lautete die Antiwort, „movon Siner





25. Jahrgang.



dem Pfund Kaffee 20, auf dem Pfund Zucker 18,
auf dem Pfund Zabak ‚ mindeftens 25 Pfennig, auf
| dem Liter Betroleum 6 Pfennig und auf dem Liter
Branntwein mindeſtens 25 Pfennig. Wie viel Korn
muß da einer im Jahr verfaufen, und um- wie viel
muß der Srlö8 durch den Zoll erhöht jein, bi8 duͤrch
den Wehrerloͤs der Schaden wieder ausgewetzt wird,
den ihm dieſe Steigerung der Lebensmittelpreije das
ganze Jahr durch verurſacht? Dabei ift noch nicht ge-
vechnet, die weitere Steigerung, welche das- Fleijch
durch die amtlichen Viehſperren erleidet! die nach dem
Ausſpruch von Fachmännern nicht die Seuche, woͤht
aber den Handel aus dem Lande treibt und der Land-
wirthſchaft mehr ſchadet als nuͤtzt.

Schluß folgt)



hat die Großh. Regierung in mehrfacher Beziehung
Forderungen im diesjährigen Budgetentiwurf angeſetzt
So erſcheint ein eniſprechender Poſten, um mehr als
ſonſt unbemittelten jungen Landwirthen Nachläſſe für
Verpflegungskoſten beim Beſuch
gewähren zu konnen. Ferner laͤßt die wachſendẽ Be-
deutung, welche einer ſachgemaͤßen Verarbeituug des
Obſtes Gerſtellung von Trockenobſt, Konſerven, Obſt⸗
und Beerweinen, Bereitung von Trinksranntwein) zus
fömmt, die Abhaltung von Obſtverwerthungskurſen in
Verbindung mit den Obſtbaukurfen als nüßlichund anz
geweſſen erſcheinen. — Für Förderung der Pfer—
dezucht werden 78,000 M. verlangt, welche folgen-
dermaßen begründet werden. Die Schwierigkeiten, mit
welchen die Pferdezucht des Landes zu fämpfen hat und
die wachſenden Anſtrengungen; welche geboten erſcheinen,
um einen Rüdgang der bäuerliden Pferdezucht Hhintans
3uhalten, rechtfertigen eine Crhöhung der Anforderung
auf 78,000 M, zumal die Beſchaffuͤng des männlichen
Zuchtmaterials wegen der zunehrenden Preisſteigerung
desſelben größere Mittel al8 früher beanſprucht und
weil die der beſſeren Aufzucht der Fohten dienenden
Keranſteltungen und die auf die Einfuhr guten weiba
lichen Zuchtmaterials gerlchteten Beſtrebungen zu ihrem
Erfolg eine kräftigere Beihilfe als ſeither erheiſchen.
Fuͤr Förderung der Rindviehzuͤcht werden wie
ſeither 100,000 M, verlangt. Neu erſcheint dies
mal ein Anfag von 5000 M, für Förderung der laud⸗
wirthſchaftlichen Seflügelhaltung. Wie die Bes
gründung ſagt, hat die Klelnthierhaltung bei den viel-
fach ſehr zerfplitterten Grundbeſitzberhältniſſen des Lan⸗
des eine nicht unerhebliche wirthſchaftliche Bedeutung;
befondersS kommt hierbel die landwirthfchaͤftliche Ges
Mügelhaltung in Betracht, welche bel richtigem Betrieb
die Quche weſentlicher Einnahmevermehrung der bäuer-
lichen Kleinbetriebe werden könnte Sine raſche Hebung
dieſes Zweigs der landwirthſchaftlichen Thierhaltung
darf ohiie das Eintreten der Staatsfürforge nach feit-

ten, die Zahl ift nicht J0 groß, als
mein armer Bruder ift auch Ddabei,“
{ Und der Ingenieur 8“ fragte Sfabella mit angehaltenent
em. ;
„Der wird auch noch vermißt;
unten und ſie werden ſchrecklich vom
ihr Leben gerettet iſt.“
Wie Sfabella: die Kraft noch fand, weiterzugehen und vie
eine Schlafwandlerin ſich bis an den Eingang zu wagen, Liieb
ihr ſtets ein Räthfel,
Fräulein de Marcy“, - Hörte ſie
umfehend, fand fie ſich dem Baron
hat Ihre Tante Sie gefendet 2“ ;
— „ Nein,“ entgegnete fie, „icdh bin gefommen, um mich pers
ſönlich von dem Zuftande meines Gatten zu überzeugen.
Ihres Gatten?“
„Ia, des Ingenieurs Brons,“
„ Wenn daz ganze Bergwerk plöglich zuſammengeſtuͤrzt
wüäre, hätte der Baron nicht mehr erftaunen fönnen, aber ſich
raſch Tajfend, Jagte er:
Man ift jetzt in der höchſten Spannung, gnädige Frau,
nur noch ein Hanfen Steine trennt die Retter von der Stätte
der Kataftrophe; e& {qheint, daß die Verfchlitteten nicht getödtet
wurden, ſondern auch von ihrer Seite gearbeitet haben, um die
Trümmex fortzuräumen,“
Leben ſie noch?!
D — woͤllen es hHoffen, SGräfin, man hat Stimmen ge-
brt.'
Die Glocle wurde hHeftig angezogen; die Taue wurden in
Dewegung gebracht und nach einigen Minuten,. die Kabella
wie Sahre vorkamen, Langte Brenis, der die Arbeiten der Nettz
ung leitete, oben an. Er Dhielt einen anfcheinend lebloſen Kör⸗

perin Dden Armen, den einige Frauen mgaben und mit einem
theuren Namen nannten,

„Und die Anderen?” fragte der Baron. :
„Der, Durchgang ift jrei, der Aufſeher Shomas iſt noch

und Wird gleich heraufgeichaftt werden.
„Und Brons?? G * 919 —

man anfangs gIa_ußte, doch

ſeit drei Tagen find ' fie
Hunger leiden, felbft wenn

pLöglich rufen, und ſich
de Mirecourt gegenüber,



ſchwer verwundek und Giner. {chon todt; noch find Mehreve ım-

Fortſetzung folat
















































































































 
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