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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0537

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Feiextags AaUSgeNDMAWPN
hHeitane vet3 viertet



Anızige-Blafffür fämmtlide Bezirke
des had, Unterlandes, Preis pro Lſpalt. Petit⸗
zeile 10 Big., bei Wiederholungen Rabatt,
Snferate finden die weiteſte VBerbreitung,









— Warker über die peziell
badiſchen Lerhältniſſe.

Aus jeiner Kebe in Cbingen am 1 Iuni.)
ßai)iä}:‚lfé nun, meine Herren, komme i® auf fpeziell
z * Verho ziſſe zu Prechen, denn auch das gehört
® M Creigniffen 68 SJahres 1890, wie Regier:
* und Kam mexmehzheit unferen Be⸗
4 en aegenüber 1ig Derhalten. Ich
M mich karz Jaffen; ic benfe, wenn irgend etwas
angethan wer. dem Centrumsmaune in Baden
„< Augen helle zu machen, ſo waren es die Vorgänge
* zweiten badiſchen Kammer während bes Land= }
* 1889/90. Sie ſprechen deutlicher als alles An—

€ 68 aus, daß wir von der nationallibera—
5 axtei, untier ihrer dermaligen Führ⸗
* umſonſt Gerechtigkeit —⏑⏑ Be⸗
4 — erwarfen, daß mir Zhoren wa
‚ wenn wir auf das Wohlwollen der
neerrtfe'n au der Kegierungsbank bauen und
* Tuen w olltes Sie mohnen un alſo dement⸗
* — unbd allein ſo weit e8 ſich um Hilfe
48 Nenſchẽn Handelt) auf uns ſelbſt zu vertrauen,
* ich meine, wenn irgenb etwas dazu angeihan
4 das Beriranen auf UNjere eigene Kraft und
4 zu erhohen, waren @ die Ergebniſſe
* ebten NeidhStagswahl, Es iſt nicht wahr, meine
urtr\ry" bg{; das daͤnd Baben m_a}mberwfi\ta@ dazu ver⸗
* 2 von einer nationalliheralen Kammermehrs
JEr teprorijirt zu werden. Ez iſt nicht wahr, daß es
1 Baden unmöglich ift, das Yodh der nailo-
‚ oeralen Herrſchaft abzuſchütteln. Es iſt ſchwer, es
auf nadezu unmöglih für die Partei des. Centrum3,
4 ſich allein angewieſen, aus eigener Kraft dieje8
* erzeimen, aber, meinte Herren, ich erblicke da⸗
en Unglüc. Wir haben utemals in unjer Pro⸗
Caın aufgenonmen, m Lande Baden herrſchen zu
* o5wohl es kem Vergehen wäre, wenn wir de⸗
fizebten, denn wir wollten ja nur gerehht herrſchen.














4





5 haben niemale danach getraͤchtet; ſchon in Rück⸗
f auf die Verantwortung wäre e& mir aud) gar

8 erwünſcht; unter einen ullramontanen Miniſteriun
ſtehen. Das einzige, was wir von Anfang auf
* Fahne geſchrieben, Lautet: Gerechtes, unbedingt
Sttechtes NRegiment, kein Regiment, welches arbeitet Im
ne un für die Intereffen irgend einer Partei.
4 meine Gerren, in diejen Ruf müffen andere mit
9 Übereinjtimmen, wenn ſie hr eigenes Intereſſe
ven wolen Wir waren im Sahre — — da
* das Biei zu — eine antinationalliberale,
al den NationaNideralern erytgeg'engeiegte Koalition
er anderen Barteien ſiegreich ins Leben zu rufen.
5 Ergebnifje der letzten Reihstagsmahl geben mir
Hoffnung, daß das, was damals beinahe erreicht













Von dem Augenblick an, 10 dies ermoͤglicht

wird, wo der Baun der nationalliberalen Herrſchaft
gebrochen wird, iſt auch der Anfang der Beſſerung
unferer Verhältniſſe gefommen. Mag nachkommen was
da will, ſchlimmer als das vorausgegangene kann c&
unmöglich werden. ie die Führer der natlonallibe—
ralen Rammermehrheit, ſo bleihen auch die Herren am
Miniſtertiſche abfolut unbexuͤhrt von den Ergehniſſen
der letzten direkten Wahl. Im Jahre 1881 haben ſie
erleichlert und wie von einem Alp befreit aufgeathmet,
als nach dem ungünſtigen Landtags wahlerhebniß ein
günftigeä Reichstagwahlergebniß gemeldet wuͤrde Jetzt
eißt e8: Ja, Bauer, Das iſt etwas anderes, Wo die
Reihstagswahlen für ſie ſprachen, hatten fie Bedeutung/
fprechen, haben ſie Feine Beden⸗
tung. Meine Herren! &3 muß den Cindruck madhen,
wie menn die Herren ven der nationalliveralen Kammer
auch den letzten Trumpf nidt

legenheit gelaſſen ift! überhaupt Truͤmpfe ſpielen zu
koͤnnen. ]

Dem gegenüber müjfen wir ung rüſten Die
ReihStagämahlen werden wmahrfetnlic erit nadı Jah⸗
xet miederfommen, die Landiagswahlen fommen ſchon
nächftes Kahr wieder. Ber den Letzteren werden mir,
die nöthige Arheit vorausgeſett, audı wenn wir nicht
mebr Gfück haben follten als im Jahre 1889, kelnen
Bezivk verlieren, dagegen einige gewinnen. (Bravo.) Es
iſt kaum anders denkbar. Es kann ſich bei den Lands
tagamwahlen des nähften Jahres nur barum handeln,
wie viele Besirfe wir gewinnen, niht 05 wir geminnen
oder ob mir verlieren. Wir müffen unſere ganze Kraft
daß mir möglicht viel geminnen, und zu Dies
denn nır durch



jem Zwede muß gearbeitet wWerb
yunjere Arbeit und duech unſere Opler fönen und wer⸗
den wir gewinnen. Nur wir Jelbit, nicht Andere, nicht
die Guͤnſt von Dben, uidht das @lüc der Umftände, |
gur unfere Arbeit, nur unfere Opfer Können WuS ZUM \
Siege verhelfen. Wo c davan fehlt, iſt auf Erfolg
a6folt nicht zu Hoffer, daruber Dürfen wir und Feiner }
TaäufHung‘ Yingeben. Stie, meine Herren, da unten im !
Qande wohnen in den SGegenden, vON Senen für bas
Centzum Wei der Landiagsmwahl kaum Cimas zU ges
winnen iſt. W aber das katholiſche Wählerpubli-
fim biefer Gegend durch ganz Baden verthellt wäre,











A
M


jtehen, daß wir genau ſo und ſo viel Bezirke gewin: {
xnen müßten. Dal wijjen wir ganz genau. Und wenn
Sie da uten auch Leine Bezirke erobern fünnnen, ſo
haben Sie zu dieſer Ueberzeugung, der ich eben Aus-
Hruck gegeben, doch ganz gewiß beftimmten Ynulaß ge⸗
geben. Wenn man im Lande weiß, daß die Katholiken

Centrumamänner, auders als in der Baar und anderen
Gegenden, ſo kommt das doch nicht von ungefähr.


















w i 5
C in unabjehbarer Zeit ganz erreicht merben

Naͤchdruck verboten.

Die ſchwarze Hand.
Koman von Lambert de Ste. Eroir
Autorifirte freie Keberſetzung von Philipp Freidant.

8 „Sie mögen vielleicht nicht Unrecht hHaben,“ entgequete
„ng‘d) der Praͤfech doch jagt uic mein duͤrch lange Erfahr⸗
* gefchärfte® criminelles Gefühl, daß Sie zuin Opfer
4 Prellereiverfuches auzerkoren find — man feunt ja der
%etilid«)en Schabfundgefchichten f{o Was uun Shren
Sa udf)„ in Wien Näheres zu erfahren, betrifft, {o i{t Die
Änßerft einfach; der Chef der Sicherheitspollzei wird
I, einen jeiner Ageuten ZUr VBerfügung ſtellen. Demfjelben
* die Reijekojten und gewiffe Tagegelder 3zU verguͤten.
5 Sie mit dem Srfolge jeiner Raͤchkorſchutigen zufrieden
x 4 ſteht es Ihnen frei, dem Polizeiagenten außerdent eine
in zu gemähren, mwmeldje, mie es bei unS üblich iſt,

ie gemeinjame Cafſe der Geheimpoliziften fießt.“
8 eiten Dank, mein lieher Präfect, Ih merde NUN ZUM
Sicherheitspolizei gehen, um das Nöthige zu veran⸗
Wo freffe ich dieſen Hern 2“ |
— werde Sie Bbegleiten taſſen, lieber Herr Dubois,
i"fnrteß iſt möglih, daß Sie, wenn Sie allein Iommen, nicht
* vorgelaffen werden. Bor Allem wünfhe ih hren
ig an@rfolg; doch wiederhole ich nochwals meine Anficht, Daß
glq“ßen fanu.u
— Präfect erhob ſich, nachdeme einige Zeilen an den
Yatte. er Sicherheitapolizet gerichtet und ſie vubdis übergeben

‘ 5 darauf —— ;

— begleiten Sie dieſen Herrn zur Siherheitspolizei,”
er dem auf das Läuten Hin eintretenden Huijfier,
und den Hıriffjier geleitet, ftieg Dubois die Treppe hinab
— fich nac) dem Gebäude der Siherheitspoliget, in
Jich zugleid) das Depot der UnterfudhungSgefangenen
ün G Mit Hilfe feines Führers wand ſich Dubois durch






Wohlan, au wenn kein Wahlerfolg Ihnen entgegen⸗

Sicherheitopolizel an.
Der hHohe Beamte empfing Dubois äußerft Liebenswürdig
von dem Sinführungsbriefe des

und frug ihn, nadhdemt er
Höflich nad) dem

| Kolizeipräfeklten Kenntniß genommen hatte,




25. Jahrgang.
minft, ſo geben Sie von unten herauf da⸗ Beiſpiel
der Mührigkeit, der Opferwilligkeit katholiſcher Centrums⸗
mähnner. Bekunden Sie das in Verjammlungen, be⸗
funden Sie e& durch die Unterftutzung Ihrer Preife
unb namenlich auch durch Selbjpenbden. Denn Arbeit
und Opfer, welchẽ nothwendig find, um Wahlerfolge
fuͤr das Centrum zu erzielen, hängen auf das Innioite
zuſammen mit den Opfern an Geld, wenn auch nicht
ein einziger Pfennig ausgegeben werden darf und that⸗
ſächlich ausgegeben wird Über den wan nicht vor Je⸗
dermann Rechenſchaft geben könnte. Wenn alſo die be⸗
rufenen Fuͤhrer ganzer Gegenden oder einzeluer Orte
in dieſer Hiuſicht mahnen und bitten, laſſen Sie nicht
umfonft und vhne Crfolg ſich mahner und bitten! Man
iſt es gewohnt, hier unten im Sande eimas lauter zu
fein, als in anderen, SGegenden, Ich bin perſoͤnlich
fein Freund vom Geſchret; ohne beſonderen Nalaz und
Grund ſpreche ich öffentlich nicht, bin aber mımer da⸗
für, daß menn öffentlich geſprochen und öffentlich Ge—
ſchret evHoben werden muß, daß dann auch fein Scherz
gemacht werden darf, daß daun Freund und Feind
merken muß: es iſt bitterer Ernſt. Machen Sie es,
ſo viel an Ihnen ltegt/ ebenfall? ſon ſorgen Sie da⸗
jür, daß man von den Pfälzern nicht bios Jant, e8
gebe _ „RKrifher“ bei Shnen, Jondern daß man von
Ihnen auch ſagt. Sie ſeien ausnahm8l05 bis auf den
leßien Mann Männer ber katholiſchen That, Männer
des kalholiſches Opfers. Sie würden ſich ſehr tauſchen,








an kiechliche und religioͤſe Intereſſen Gerade das gibt
der Centrumspariei die gute Ausſicht auf dauernden
Erfolg, daß ſie aug in allen anderen Fragen des
öffentlihen Lebens in Wahrheit eine Partei den Volkes
ift, ' nict plos des katholiſchen Volles. Und aug an—
dere als kirchliche und religtöfe Intereſſen werden von
der nationalliberalen Kauimerfraktion unter Leitung
Kiefer⸗Fieſer und Genoſſen geradezu mit Fußen ge—
treten. (Piuil) Die Haltung dieſer KNammermehrheit
in der Frage der Amtsyerkündiger, in der Frage der
bireften ober indirekten Wahl, in der Frage der neuen
Gemeindeordnung, wie ſie ins Leben treten fol, das
Alles iſt ein deutlicher Bewels dafür/ daß bet dieſen
Herren nicht ſowohl die Ruͤckſicht auf das Jutereſſe
und die Bedürſniſſe des Volkes, auf das, was Gerech—
ligkelt und waͤhrer Liberalismus verlangt, Srumpf iſt







kewortheile als raͤthlich erſcheinen laſſen! Es iſt ein
Ruickſchritt, wie man ir ärger gar nicht denken kann

die ueue Gemeindeordnung wit ihrer indirekten
Wahl und mit ihren Wahlklaſſen in’s Leben trittz und
ſie wird ins Leben treten, denn die Herren vom
Kiefer'ſchen Auhaag haben die Majorität und wenn ſie
die Mehrheit haben, iſt bei ihnen alles Möglich, was


ief der — — — — — —


autwortete Dubois, und von Da aus Direct nach Reres
— um uns dıe nöthigen Aufklärungen perfünlih zu
überbringen.“ 7



Zweck ſeines Beſuches.

Dubois gab eine gedrängte Darſtellung der ganzen myſte?
riöſen Geſchichte und beide Herren famen ſchließlich Überein,
daß ein Geheimpolizijft ſich zunächft nad) Wien begeben folle,
um ſich dort über Alles, was den Srafen Feretre betraf, 3U
unterrichten, inzbejfondere über die Danuer deſſen Aufenthaltes
in Defterreih., Es wurde ferner vereinbart, daß der Polizei⸗
Mgent, wenn dieſe Nachforſchungen von Erfols begleitet wären/
ſich ſofort nach Keres verfügen jolle, wo er von Dubois und
Jeinem Neffen erwartet werde

Duͤbois verabſchiedete ſich dann von
Heitspokizet und fuhr nach ſeiner Wohnung,
von Ddent Erfolg ſeiner Schritte zu unterrichten Es dünkte
ihın übrigens jebt, wie ſchon vorher, fayın möglidh, daß der
Nater Raoul’8 Spanien beſucht haben konnte Denn ſeit ſeiner
Rückkehr von Amerika hatte er, AaUSgeNnOMMEN die Reiſe nach
Wien, Pariz niemal® verlaſſen⸗ mie er ſich genau erinnerte,
Das Leben des verftorbenen Grafen verlief ja ruhig und zu—
frieden; glückfid hatte er ſich gefühlt, feinen Sohn, Dder für
jeinen Beruf alz Soldet {chmärmte, von ſeinen Vorgeſetzten
gelieht und geachtet zu ſehen )

Sraf von Feretre hatte etwa zwei Zahre⸗ bevor der Brief
der Yebtijfin eintraf, fein Leben ausgehaucht und auf ſeinem
Todtenbette, wie fein Sohn zu verſtehen glaubte, noch folgende
Worte ausgeftoßen: „Berzeihe doch, verzeihe doh! Ich habe
dafılz ja jo graufamı ieiden müffen !“

Raoul geHörte noch der Armee an, als er ſeinen Bater
verlor und einige Monate nachher Teichte er jeine Entlaſſ⸗
ung ein,

S Mlg Dubois von ſeiner Fahrt zum Polizeipräfecten zurüc-
fehrte und hei Naoul eintraf, fand er Yır an jeimem Schreib⸗
tijche fikend, gerabe im Begriffe, den Brief aus Reres wieder⸗

um ſein Mündel





vaͤch eivirr dunkler, nicht bejonderg reinlicher Gänge, in
em er fich ohne ſeine Begleitung niemals zurecht gefunden



holt durchzuleſen.


Das haſt Dr gut gemacht, lieber Onkel. Wir werden
aljo, wie wir beſchloſſen hHaben, beftimmt am 6, Mai abreifen,
denn mi drängt e8, nach Reres zu kommen und den Schleier
des Geheimniſſes zu lüften.

3, Kapitel.
Die Ynkunft in Reres.

Es hette ſoeben auf der Uhr der Kirhe de la Mijeriz
cordia 9 br Des MNbends geſchlagen. Die Alemeda war belebt
wie nie, Bieſe aut Fuße der alten Mauern des Alcazars neu
angelegte Promenabe beherrſchte die Chene, welche ſich bis zur
Cartuja von Xere3 (ein altes Klofter) ausdehnte, Sie diente
der ganzen Beyölferung zZUm Stelbichein, um nad) des Tages
Hibe fich in der Abendfriſche zu erholen,

Etma 500 Meter Tang bei einer Breite von 50 Metern,
beſaß dieje Promenade fechs Keihen praͤchtiger alter Laſtaniten⸗
hHäume, unter derem fühlem Laubdache ſich allahendlich die Fa
miüilien der Perle Andaluſtens zujammen zu finden pflegten,
Die MNelteren nahmen auf den KRuhebänfen Platz während die
jungen Maͤdchen in kleinen SGruppen, begleitet von ihren
MNerlobhten und anderen jungen Herren, langſam aufs und
abgehen, 0 !

_ Sn Spanien iſt e& nämlich Sitte, daß ſchon ein junge®
Mähchen, weldhes Das MAlier. von fünfzehn Jaͤhren erreicht yat,
einen_ Verlobten hefißen Lanır — wohlverfianden mit Billigung
des Famikienrathes, Dieje für die jungen Mädcdhen in Aus⸗
ficht genommenen fünftigen Satten defiben die ſlillſchweigende
Erlaubniß, ihren Srkorenen den Hof zu machen, ſei es auf
der offenen Promenade, ſei e& vor den wohlpergiuerten Fenſtern

des Hauſes.
Fortſetzung folgt.)































































































 
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