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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 151 - Nr. 160 (5. Juli - 16. Juli)
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4

8

* Weint täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage *

1 regs mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteliährlich für Glailt
] 5 1.20 - ohne Frägerlohn m. Poftauffchlag. Beſtellungen






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— den Poftanftakten u. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.




Anzeige-B.latt für die Amtöbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheint, Schwetzingen, Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbadh; .
Cherbach, Buchen, WaNdürn,&.=Bijhofsh, Wertheim 2c,







Mw.

Verantwortlicher Hedakteur :
| Julius Jecker in Heidelberg.



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Y Berl — itior 4 2
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— — — — — — — — —r ss—











unſere Herren Vertrauens-

etwaige für uns beflimmte

4 . in Betreff der Erxpedition oder Re-

Y lion an den Schriftführer des Comites, Herrn

er Werr in Rohrbad gelangen zu laſſen.
Zas Comite des „Pfälzer Bote“

Ue Bewehre altes Gijen — viele Mil
ſioiſen umfonft ausgegeben.

%Qt%tt ſei uns armen Steuernzaͤhlern anädig! Aus
8 fommt die Nachricht, Paul Giffard haͤbe die
4 nng gemacht, daß man ein Hewehr ſtatt mit
Vr oͤdek fonſtigem Exploſivſtoff mit flüſfigem
laden fann. . Dasſelbe iſt auf den kleinſten
{ M reducirt, und in einem unter dem Lauf ange—
xtoaußten‚ Stahl-RKefervoir befinden ſich dreihundert
ajen Diejes fMüffigen Gajes. Durch den Mecha-
S Fällt beim Brücken des Abzuges ein ropfen
18 das Ventil hinter das Geſchoß verwandelt ſich
93a Atmofphärijchen Luft in Gas und treibt das Ge-
* mit noch größerer Gewalt und Schnelligkeit
em Laufe wie jedes erfundene Pulver.
ie neue Erfindung ſchließt noch andere bedeu-
* Vortheile ein. Der Gasbehälter iſt mittel8
leicht zu erfeten! Die Ladung für 300
iſe berechnet, ermöglicht eine verdoppelte Schuß-
4 für den Mann, welcher bisher ſelbſt in 3
%‘etßmaidyen nur 150 Patronen mit ſich führen konnte.
Kſten für Munitidnsbeſchaffung erniedrigen ſich
eics da die Ladung für 300 Schüffe nur 8 Pfg.
4 Im Laufe ſetzt ſich kein Rückſtand, wie bisher
4 ulver mehr an, derſelbe bleibt rein. Ferner
4 ſich der Lauf mur noch durch die ſchnelle Rei—
* des Geſchoſſes/ welches mittels der Rotation durch
Drall getrieben wird ohne Hinzutreten der Er—
welche das Pulver ſelbſt erzeugt. Das er⸗
* wieder eine Gewichtserleichterung der Handwaffe,
der Stahlmantel um den Lauf entbehrlich wird,
JeBt zum Schutze des Mannes bei der Handhabung
Tend des ſtark erhitzten Zuſtandes nothwendig iſt.
* Muntionspart, dieſes mißliche Anhängſel der

4* erfuchen
er und Agenten,




















%3, wenn man Alles erwägt, dann gehen wir neuer—
* einer totalen Ummälzung auf militäriſchem Ge—
ſ bei allen Waffengattungen entgegen. Zulebt be
die Einrichtung auch noch die abſolute Rauch—
N Dampflofigfeit nach abgegebenem — Feuer kann

ıman Faum mehr ſagen ſondern nach abgelaſſener
Gasentwickelung.

Welchen Uinſchwung dieſe Erfindung in Bezug
auf die Marine Geſchüße, auf die Feſtungskriege ſo⸗
wohl für Angriff wie die Vertheidigung nothwendig
herborrufen muß, dabon kann ſich auch der Laie einen
Begriff machen. Das ganze Feldartillerie—
material muß umgewandelt werden, denn
zweifelsohne fünnen wir nicht zurückſtehen, vorausgeſetzt
daͤß wir die Erfindung entweder erwerben können oder
beffer ſelbſt darauf verfallen. Denn es dürfte ſehr
zweifelhaft ſein daß der franzöſiſche Erfinder ſein Ge⸗
heimniß nach Deutſchland verkaufen wird oder von
Staatswegen auch mır darf In England und Amerika
wuͤrde mur das auf Jagdwaffen auwendbare Patent
ſchon um je 1,000,000 Dollax, was . zujammen
8,400,000 M. Reichswährung gleichkonmt, verkauft.
Daz Modell für die Kriegswaͤffe iſt in noch Höhecer
Vervollkommung konſtruirt worden, was noch Staats—
geheimniß und für Frankreich geſichert i{t. Was mag
al8 Preis hierfür von Deuiſchland verlanat werden,
wenn es überhaupt für dasſelbe käuflich iſt!

Deutſches Reich.

»Berlin, 14. Juli In unſeren leitenden poli—
tiſchen Kreiſen richtet ſich gegenwärtig die Aufmerk—
ſanikeit auf die Beziehungen zwiſchen Frankreich und
RKußland. E3 läßt ſich nicht in Abrede ftellen, daß
e3 dem gegenwärtigen Cabinet durch allerlei Mittel—
chen gelungen ift, den Zaren bedeutend franzöſen—
freundlicher zu ftimmen, wenn auch von dem Ab-
ſchluß eines Bündniſſes noch nicht die Rede ſein kann.
Eine Höflichkeit nach der andern wird ausgetaufcht:
daͤs franzöſiſche Minifterium läßt Nihiliſten
zu ſchweren Strafen verurtheilen, obwohl die pffent—
liche Meinung ſich fagt, daß der Beweis verbreche—
rifcher Abſichten noͤch keineswegs erbracht iſt zudem ſind
es Verbrechen, wegen welche die jetzigen franzöſiſchen
Machthaber ihre eigenen Vorfahren von 1789 nicht
geung zu feiern und! zu ehren wiſſen Die ruſiſche
Kegierüng hat die Kaufſteuer für das neue franzöſiſche
Bolſchafterpalais in Petersburg erlaſſen, einHöflichkeits-
akt, der ſonſt noch nienials einer fremden Macht er—
wieſen wurde und dergleichen Artigkeiten mehr Gegen—
wärtig ſcheint die rüſiſchefranzöfiſche Politik darauf
hinauszuldufen, den Fürſten von Bulgarien zu ent—
fernen und Bulgarien unter die ruſiſche Knute zu
briugen. Daß Beutſchenfeindſchaft die Triebfeder iſt,
kann man klar genug daraus entnehmen, daß auch
die orleaniſtiſche Pariſer Preſſe gegen den Fürſten



Ferdinand Front macht, obwohl er ein Orleans iſt
— kommit Deutſchenfreſſerei in Frage, ſind ja die
Orleaniſten immer mit dabei, nur die Legitimiſten be—
wahren ſich dann kühleres Blut. Der Herzog Ernſt
von Coburg-©otha, dem man das berüchtigke Buch
über die Kaiſerin Friedrich zuſchreiben wollte, iſt zu
feinem Verwandten, dem Fürſten Ferdinand von
Bulgarien, nach Karlsbad gereiſt; man nimmt, und
wohl nicht mit Unrecht, an, daß wichtige Familiengn—
gelegenheiten zur Berathung kommen. In gewiſſen
Kreifen herrſcht bereits die Befürchtung, Rußland
wolle in Genieinſchaft mit Frankreich die bulgariſche
Frage zu einem easus belli machen, um einen euro⸗
Fäiſchen Krieg daraus zu entfachen. Wenn dieſe Be⸗
fürchtung für den Augenblick auch wohl zu ſchwarz⸗
ſeheriſch iſt und von einer eigentlichen Bedrohlichkeit
der Lage noch die Rede nicht fein kann, haben wir
doch gewiß allen Grund, die Zeichen der Zeit an der
Newa und der Seine nicht unbeachtet zu laſſen! e$
bereitet ſich offenbar etwas vor, mur fragt es ſich, ob
ſchließlich etwas Greifbaxes dabei herauskommt.

— Die Aufhebung des Welfenfonds
wird wieder ein Mal ‚angefündigt. Links liberale
Blätter verſtehen darunter die Einverleibung des
Welfenfonds in die preußiſche Staatskaſſe. Dem
widerſpricht die nationalliberale Börjen=Atg., indem
ſie ſchreibt: Eine ſolche Abſicht kann die preußiſche
Staaisregierung nicht haben; denn das ſegqueſtrirte
Vermögen des ehemaligen Königs von Haunover iſt
Privat· Eigenthum Dder vormals koͤniglichen
haunover'ſchen Familie und nur mit Beſchlag belegt
worden wegen der feindſeligen Intriguen des Erkönigs
Georg. Eine Aufhebung des Welfenfonds iſt gleich-
bedeulend mit Rückgabe des beſchlagnahmten VBermös-
gens an den Herzog vom Cumberland, als den Erben
des Exkönigs Georg. ... Der König von Preußen
würde ſicherlich einen ſolchen Geſetz Entwurf nicht
billigen, der eine vollſtändige Einverleibung des Welfen—
fonds in das preußiſche Staatsvermögen beantragte,
und das preußiſche Abgeordnetenhaus ihn gewiß auch
nicht gut beißen. Die Verbreiter jener MNachricht
haben vielleicht eine Glocke läuten hören, wiſſen aber
nicht, wo ſie hängt.“

* Benron, 14. Juli.

Die Beiſetzung des Erzab⸗
tes Maurus vollzog ſich

unter großartiger Theil⸗

nahme! Fürſt Leopoͤld von Hohenzollern, Regierungs—
Präſident vn Fraͤnk und Hofkammer⸗Praͤſident v.

Godin hatten, wie wir dem D Volksbl entnehmen,
im Chöre Ehrenplätze angewieſen erhalten. Von
München war Abt Zenetti eingetroffen. Als Vertre—















Die ſchwarze Hand. — verb.)
KRoman von Lampert de Ste, Cr oir.
äutm‘ifirte freie Neberfebung von PhHılipp Freidant



baa ln beginne id, lieber Graf,” entgegnete Raoul⸗
4 mit ebhaftem Intereſfe dieſem längerem Vortrage
* war, „zu begreifen, weshalb e& bei Ihnen ſo lange
— bia die Chen zwilden zwei Giebenden gefhloffen
j en; man mwill einfach die goldne Jugendzeit ſo lange
Möglich ausnüßen:“
8 3 ijt dezhalb nicht mehr als gerecht,” fuhr Ia Mon-
fort „daß unfere jungen Damen nicht davon träumen,
o On Heute -auf morgen zu verheirathen, jondern einen
Ar S (Werlobten) zu belißen, welcher fich ihnen als dienen-
qgütter weiht, fjie überall hinführt und ihnen bei jeder
ün Senheit al8 wahrer Bejchüßer dient. Sobald der „novio“
bayQl die @enehmigung‘ der Jamilie zur offenen Bewwers
ap ® welche in der Regel zur Bermählung führt, gefunden
i SenieBt der junge Mann dort offenes Haus, felbit wenn,
—“nbbe‘ Shnen üblich, noch keine vffizielle Berlobung ſtatt
Ho Billigt die Familie aber diefe ‚Annäherung des
h[t%m Mannez nicht, {o muß er in alex Stille, aber wohl-
r anden auch in aller Ehrbarkeit ſein Liebeswerben im
men fortfetzen
zoul ſetzte hHinzu; A
aUnd‘ dann verheirathet‘ man fih in der Kegel nach
Dder fünf Sahren des „noviogazgo“, des Noviziat3 ?”

He
2
5 Marauis. Sie begreifen aljo, daß dex ſbaniſche Ge-
e$ den jüungen“ Leuten ermöglicht, ſich genau kennen
or alen Dingen aber hHochjhäßen‘ zu! lernen.: €
al zmwar Dor, daß ein junges‘ Mädchen ihrem : „novio“
%tngfllgipafi giebt und einen Anderen Heirathet,
findet in der Megel’in Folge gütliher Nebereinkungt
* 8 gefiel. fich einfach gegenfeitig nicht. Mit einem
Ähter, 4
R
!kiig“u'en‚ zu tanzert und zu vlaudern
Sagn Unjere Jungen er erzen und h
bemwugtfeinm Schlechte Beijpiele fehen fie teine ünd



| ll%u'h

Voͤr allen






ichüben ſie davor, ihre Freiheit zu mißbrauchen. Wenit fie
einmal verheitathet find, dann — ein Adien den weltlichen
Veranüaungen und den fröhlihen Plaudereien‘ mit den
Berjonen des anderen Gejchlechtes ! Die verheirathete
Krau hHat ledialich das Heilige Feuer des häuslichen Herdes
zu hüten.

Raoul, welcher diefer langen Lohrede auf die ſpaniſchen
Frauen und Mädchen mit groͤßem Vergnügen gefolgt war,
- warf die launige Bemerkung ein: „Da wäre e3 ja am

allerbeften, wenn Ihre jungen Damen niemals heirathen
mwürden !” ;

„Niemal3 beitätigte Ia Montana dieen Scherz.

Der junge Franzoje verfuchte dann die ganz entgegen-
gefeßte Stellung der Jedigen und verheiratheten Zrauen in
Fraͤnkreich zu rechtfertigen, 100 die Fran erft nach ihrer
Verheirathung ‚eine ‚freiere Stellung in der SGefellichaft. ein-
nimmt und. kanı im Laufe jeiner Ausführungen 3zU dem
Schlufie, daß die franzöliihen und fpanijchen Iranen ' Ge-
noflinnen desfelben Namens, ſich troß der VBerjchiedenheit
ibrer Erziehung doch inveiner Hinſicht gleichen, Daß ſie die
Barmbherzigkeit gegen. die minder bevorzugten Glieder der
Gefellichaft‘ pflegen. Bei dieſen Worten 1ah Kavul nach
der Uhr und bemerkte, daß es beinahe Mittag geworden
war: Er bat ſich perabſchieden zu dürfen und ſpraͤch ſeinen
jerzlichften Daok fr den liebenswürdigen Cmpfang, aus

„Auf Wiederfehen, lieher Maraqui3,“ jagte ? apul.

„Sch mwerde morgen im Kafjino fein, um Sie vorzu—
ftelen,“ ermwiderte Ia Montana. } ; (

Bei / diejen Woͤrfen erhoben Kch: die beiden Jungen
Männer ; der Margquis veichte Raoul die Hanbd, welche Der-
feibe fich verneigend, herzlich drückte.

Raoul war innerlich jehr erfreut von der iebenwir

‘ digen YNufnahme, die er bei dem Marauis gefunden hatte.
Er gedachte jeine (Berbindung mit dem jungen Spanier
‚dazır zu benüßten,. jich den Herzog; von. Mioron. vorftellen
zu lafien-und auf diefe Weije die yerfönliche Bekanntichaft
pa Metcedes. zu.machen, welche ihHm ein immer größeres




Zuͤtexeſſe einfdßte. . } :
Seine Ankunft beim Konful hatte dem zufolge lich etwas


verzöhgert ; Derfelbe war ſeinetwegen etmwas in Unruhe,
} Iſt Ihnen ein Unfall zugeftoßen, oder hat irgend ein
gubiidaleä Köpfchen Ihre Hieherkunft ‚verzögert ?” frug der
donſul—
„Sch bitte tauſend Mal um Entjhuldigung, lieber
Qeclerc,“ erwiderte Raoul, aber ich habe mich mit dem
Marguis de Ia Montana etwas, verblandert. Der Mar-
qui3 ift ein ſehr liebenswürdiger Gejelljchafter, aber tros
dem fühle ich mich 3 ihm nicht beſonders hingezogen Sr
hat nämlih die GemwoInheit, wenn man mit ibn ſerict.
jedem offenen licke äuszuweichen, und das defällt mir
nicht ſondexlich!
„Und doch iſt der Maxquis ein volftändiger Chren-
mann,“ betheuerte der Konful. „Wenn e& Ihnen recht ift,
lieber Sraf, wollen wir nun frühftücen.“
„Mit Bergnügen,“ erwiderte, Raoulk,
Der Konful.. behandelte. den Grafen von Feretre. voN-
jtändig al Freund. Leclerc, Wittwer ohne Kinder, bellei
dete Ichonm lange Ddie Stelle des franzöſiſchen Vicekonſuls
A Xeres, und er würde ſchon länaſt zu einex hoͤheren
Stelle befürdert worden jein, wenn er dazu nur die ge⸗
ringite. Luſ beieffen hätie.. Er fihlte ſid aber in Ddieler
hübſchen Stadt Andalufiens, wo er ſich überall lebhafte
Buneigung erworhen hHatte, 10 wohl, daß er nicht die ge-
ringite Luſt verſpürte/ dieje liebaewonnenen Verbindungen
zu 1öfen. Cr war in Xeres ſo eingebürgert, daß es ihm
- gar.nicht einfiel, in neue, wenn auch größere Verhältniſſe
eintreten zu wolen.
Der Entſchtuß Raoul’2, einſtweilen in Xeres bleiben

zu wollen, muße, 10 überlegte der franzöjijche‘ Diplomat, .
noch eine andere Urjache haben, als nur die : Cntdedung
des Geheimniſſes von Maria Ordonnez Sollte irgend eine
Herzensjache. im, Spiele „Jein, ; oder, beftimmten vieNleicht
die bevorftehenden Feſtlichkeiten feinen ıngen. Landsmann
ſeinen hiefigen AufenthHalt zu verlängern ?

„ €3 verurjachte den Konful wenige Mühe, au Raoul..
während Ddes Frühjtücdes eine Art von Bekenntniß. Heraus-
zuloden.... Der junge Herr befand ſich nämlih in der be-



Fannten Gemüthsyerfaffung, in weldier Man Jih veranlaßt..
fieht, feine Geheimnifje irgend einer ſeelenberwandten Per⸗


 
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