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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 171 - Nr. 180 (29. Juli - 8. August)
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x Z



Eſoeini taglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage
amftagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
J. 120 ‚ohne Trägerlohn . Poftauffchlag. ‚Beftelungen




für Sfadt





N E den Roftanftalten u.bei der Expedition Zwingerfiraße 7.
gh Verantwortlicher Redakteur:
K



Julius Jecker in Heidelberg.







ate

Anzeige=Blatt.für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheinm, Schwebingen, Hilippsburg,
Wiesloch Bruchfal, Bretten, Nedargemäind, Mosbach/
Eoerbach, Buchen, WaNdlirıt, T.-Bifdof2h: Wertheim 4c.
— — — — m
















. J.

AA







* Jer. Welfenfonds

U angeblich aufgehoben werden Es ſei der Wunſch
Miiſterpräſidenten v. Caprivi, den Antrag auf
4 des Fonds von einer Denkſchrift begleilen zu
4 worin im Allgemeinen dargelegt werde welchen
4* das Kapital diente, wie es verzinſt wurde
welchen Veränderungen der Beſtand in den ein—
* Jahren unterlag. Es handelt ſich bei dem
fondẽ um dem berüchtigten Reptilien—
4* 3, deſſen Zinſen wenigſtens zum Theil miß—
—19 zur Unterſtützung der officibſen und gonver—
Preſſe verwendet wurden. Daß das ge—
14 iſt, wurde im Landtage unzählige Male —
leht im Mpril d. I Dei dem erften Anftreten Ca-
hflbtä —— mit allex Beſtimmtheit behauptet, ohne daß
„ Regierung widerſprochen Hätte. Ueber die Motive
die Aufhebung des Welfenfonds heißt es: Bei der
Üigen Rolitik jer kein Anlaß vorhanden, die Fonds
D.rtbefte[)en zu laſſen, weil ſowohl die Staatspolizei
die bfficlöſe Preſſe nach weſentlich anderen Grund⸗
n gehandhabt würden. Es iſt gewiß erfreulich,
B mit der bisherigen Wirthſchaft nit Staatspolizei
officiöſen Preſſe gebrochen worden iſt, aber in
en Woͤrten liegt doͤch auch das Anerkeuntniß, daß
Welfenfonds bisher für Staatspolizei und officiöſe
Eſe verwendet worden iſt, während derſelbe nach
M Gefeße verwandt werden ſollte, um die Koſten
On Maßregeln zur Ueberwachung und Abwehr der
4 Preußen gerichteten Unternehmungen des Königs
8 (von Hannover) und ſeiner Agenten“ zu be—
ſten.

In welcher Weiſe ſoll nun aber auch die „Aufhebung“
Welfenfonds erfolgen? Die : „Tägl.. Rundſchau“
eint: üeberweiſung an die Generalſtaabskaſſe. Da—
ren. müſſen wir doch auf das entſchiedenſte Proteſt
uͤnd dabei können wir gegenwärtig wohl keine
* Unterſtützung finden als bei dem — jetzigen
Lanminiſt Dr. Miquel, welcher in der Sitzung
* Abgerodnetenhauſes vom 16. Dezember 1877,
* Wiederſpruch zu finden, erklärte: „Meine Herren,
er Welfenfonds iſt wirkliches Privat—
— des Königs Georg V. uND ſeiner
Nachtommen, und ich würde auf's Aeußerſte beklagen,
würde es als einen nicht zu rechtfertigenden Bruch
Rechte welche unter allen Völkern geachtet werden


eftimmung. entziehen und denſelben jemals c on fis—
ven wolte.“

Finanzuiniſter Miquel wird Hoffentlich _ Anlaß
KT — — —

nehmen, im Staatsanz zu erflären, daß er jetzt
noch derſelben Anſicht iſt und entſchieden Verwahrung
dagegen einlegen daß die Regierung unter jeiner Mit-
hilfe „einem nicht zu rechtfertigten Bruch der Rechte!
plane. Fürſt Bismarck ſelbſt hat bei der Berathung
des Beſchlagnahmsgeſetzes am 13. Februar 1869 im
Herrenhauſe wörtlich erklärt : Die Sequeſtration, von
der gegenwärtig allein die Rede ift, berührt blos die
Dispoſitionsbefugniß des gegenwärtigen Nutznießers,
des Königs Georg (von Hannover) über das Ein—
fommen. “ Nutznießer? war nämlich König Georg
über das Vermögen deshalb, weil die beſchlagnahmten
48 Millionen Mark zum Famtilienfideicommiß Ddes
Hannover’jhen Königshauſes gehören.

Der „Börfenztg.,, zufolge iſt an eine geſetzliche
Regelung der Welfenfond -Frage vorerſt nicht
zu denken, da dieſelbe noch ſorgfältige Erwägungen
nach manchfachen Richtungen erfordere.

Deutſches Reich.



Zut Bamberger Biſchefsfrage Sn
mehreren katholiſchen Blättern leſen wir: Dem

„Univers wird aus Rom beſtätigt, daß der heilige
Stuhl ſich weigere, die vom Prinz Regenten getroffene
Wahl des Herrn Prof. Dr. Schdenfelder zum Biſchof
vom Bamberg zu genehmigen! Wir ſind, bemerkt dazu
das M Fremdenblatt , außer Stande, die Richtigkeit
dieſer Meldung zu kontroliren Thatſache iſt jeden—
falls, daß irgend eine offizielle Ernennung? Seitens
Sr Ral. Hoheit des Prinzregenten noch gar nicht er⸗
folgt iſt! Es kann ſich zur Zeit höchſtens um ver⸗
trauliche Unterhandlungen zwiſchem dem Kultusmini⸗
ſterium und dem he Stuhle handeln, deren Gegenſtand
und Verlauf ſich der öffentlichen Kenntniß entzieht.

— Kein Offizier-Paletot! Zufolge aller—
höchſt ergangerer Beſtimmung iſt die den Beamten
der Reichs -Poſtzund Telegraphen-Ver—
waltung unter gewiſſen Vorausſetzungen verliehene
Berechtigung, zu ihrer Dienſtkleidung den Offizier—
Paletot zu tragen, aufgehoben worden.

Mainz, 5. Aug. Bei der heutigen Landtags⸗
wahl wurden die Soͤzialiſten Jöſt und Ullrich als
Vertreter von Mainz zu Abgeordneten wiedergewählt.

* Straßburg, Aug Bürgermeiſter Ruhland
in Münſter nahn. nunmehr doch die Reichstags—
Kandidalur für den Wahlkreis Kolmar ‚ an.

Ausland.
Aus der Schweiz. In St Gallen hat die
Evangeliſche Synode“ befchloffen, daß die prote-



ſtantiſchen Prediger auch ungetaufte Rinder, allo
Heiden, zur Koͤnfitmation zulaſſen dürfen. Wo bleibt
da das Chriſtenthum?

Paris 5. Aug. Die heuͤtigen Morgenblätter
ſind ärgerlich wegen des vorzüglichen Cmpfangs des
Kaiſers Wilhelm in Oſtende! Einige Blätter wittern,
Belgien werde zum Dreibund Hinübergezogen. —
Mehrere Blaͤtter verlangen wegen der Ungehißheit der
europäiſcheu Lage mur kurze Barlamentsferien.

* Qppdon, 5. Aug. . Die Morgenblätter widmen
dem Kaiferbefuch ſhmpathiſchſte Leitartifel. Sie er-
blicken in Katjer. Wilhelm IL einen Friedenshort, der
durch ſeinen zweiten Beſuch in England nene Bürg—
ſchaſt für die Friedenshaltuͤng biete. Der Kaijer er
der kraͤftige Huͤter einer einzigen geſunden Friedens—
politik; er haͤbe alle Ermartungen uͤbertroffen und alle
Borurtheile beſiegt.

vLondon. Die proteſtantiſche „Bal Mal
Gazette in London ſchreibt: Geiſtliche Konverſignen
zur röniſch⸗katholiſchen Kirche ſcheinen um ſo häufiger
zu werden je länger die Entſcheidung, im Lineolner
Falle (d im Prozeß gegen den anglikaniſchen des
Ritualismus bezichtigten Biſchof von Lincvln) hinaus⸗
geſchoben wird Zwel weitere Beiſpiele ſind zZUr
Haͤnd in den Perſonen des Kev. R. P. Camm, M.
Leble Kollege, Orford und des Kev. I. E G,
Fownes, M. X. Dyon., welche ſoeben in die kath.
Gemeinſchaft aufgendmmen worden find. Wr Camm
war einer der thaͤtigſten Geiſtlichen an der St Agnes-
kirche, Kenningtoͤn Park, wo der Biſchof von Lineoln
oft predigt, wenn er in der Stadt ijt, ımd Mer. Fowues
iſt lange Jahre mit St. Mary Woolnoth in der
Eith verknüpft! ;

Buenos Aires, 5 Aug. Die politiſche Lage
iſt eine außerordentlich geſpaunte, deren Söjung un—
möglich vorauszuſehen ift. Das Kabinet bleibt un—
verändert.



Aus Baden.
Heidelberg, 6. Auguſt.

z Die nationalliberale D arter M,
wie die H. Ztg. berichtet, am Somntag, 31. Auguit,
NachmittagS, in hieſigen Schloßhofe und Bandhaus
ein,großesS Feſt veranftalten, waͤhrſcheinlich um
die aus dem Leim gegangene Geſinnungetüchtigkeit
der Herren „ein, Bijjel aufzufrijhen“. Es merden
Fommen Bismardianer aus Baden, Heijen, RKheinz
pfalz und Frankfurt — ſonſt wird der Schloßhof
nicht. voll! Allein aus Mannheim rechnet man auf











Die ſchwarze Hand. (Radd . verb.)
KRoman von Zampert de Ste, CEroiz.
MYartorifirte freie Neberfeßung von Phılipp Zreidank,

8)



Graf Feroͤtre war durch die Anweſenheit Mercedes 10


en, daßı er entzüct von der Gleichitimmung ihrer Lebens⸗
Anidauungen einen genauen Bericht über ſeinen Streit
dem Marquiz erftattete, ohne etmas auszulaſſen oder
Nzuzujeßen. } *

ja Mercedes vernahm den Bericht Raoul’S mit unbeichreib-
\her Bewegung. Sie las mit Entzücken aus dem Beriche

Qdul’3 herau3, wie ſeine Neigung zu ihr entjianden und
durch al die Prüfungen gewachjen war. Endlid {hloß der
%t“llge Mannn jeine Darftellung, welche ihm ſehr viele An—

Tenaung verurjacht Hatte, }

_ Mit holder Scham übergoffen hatte Mercedes den mit

Wärme vorgetragenen Bericht vernommen, der im Großen

d Ganzen nichts AnderesS darftellte, al eine förmliche
Niebeserflärung des jungen Örafen..Die Verwirrung
äflubte ibr volljiändig die Sprache und es war ein Glüd,
üß die mwürdige Tante ihrer mädchenhaften Schämigkeit
3 Hilfe tam. . ——

„Aber mein Liebling, Du fiehit ja, wie erſchoxft der
Serr Graf durh Deine Schuld iit; wir dürfen deshalb
naͤt Yänger mehr verweilen.“ **

— „Nicht doch warf Rauol ein. „Sie wifjen gar nicht,

Meine Damen, um wie viel beffer ich mich befinde, feit Sie
Befonımen find.“ . } ® ;
b Bir wollen Sie nicht weiter ermübden, mein Herr,”
etonte die Marauije eiwas verdroffen über die Wendung,
welde die Unterhaltung genommen Batte. Wir werden
teNleicht ‚an einem anderen Tage wiederkommen.” .

„Du.haft Recht, liebe Tante,“ fuate Mercedes hinzu
Underhob fidh. : „Wir müfjen nun gehen, Herr Graf, mendete
Ne i& an Nooul: Haben Sie hHerzlihen Dank für die Auf-
g\&)tigfeit, mit. welder. Sie meine Jragen beantwortet

en!

— „Und Sie werden den Marquis de_Ia Montana nicht
Beirathen ?” frug Raoul mit zagender Stimme.



Der unglückidhe, junge Mann konnte in jeiner Herzens-
angit, die Geliebte jeines Herzen3 zu verlieren, dieſe Frage
nicht zurüchalten, ſo ſehr ſie auch den ſonſtigen Gebräuchen
in der guten Geſellichaft widerſprach

Die Marquije, ‚Durch den Heutigen Sefuch in ihren An-
ſchauuns über Schicklichkeit {hon ſchyer gefränft, war durch
Ddieje Frage des Kranken nicht wenig erzürnt ſie verſuchte
deshalb Mercedes fortzuführen. Raoul bemerkte die Ab⸗
ſichl der alten Dame ſagte, getriehen von der Algewalt
ſeiner ſo lange zurücgehaltenen, Liebe Mercedes, ſich
dirett an das junge Nädchen wendend:

„Sie würden mich ſo gliücklich machen, wenn Sie die
Bewerbung des Marquis de 1a Montana zurücmiefen. Ich
glaube, das wäre wahrer Balſam für meine Wunde.”

Aber Mercedes vernahm ſeine Worte kaum mehr ; ihre
Tante hatte ſie hinauzgeführt, und, . veranlaßt durch die
etwas laute Unterhaltung, war auch Schweſter Cöleſtine
wieder in das Krankenzimmer getreten.

Kadul fühlte ſich durch die Aufregung ſehr ſchwach.

Der Konful, welcher die beiden Damen im Salon er⸗
wartet hatte,‘ war nicht wenig überraſcht, dieſelben in ſo
hoher Gemüthsbewegung zu jehen.

Wie iſt der Befuch verlaufen, meine Damen ?” {frug
Leelere beunrtuhigt.

ch fürchte, Herr Konful,“” erwidexte Mercedes, „Daß
wir die Urjache eines Rückfalies aeweſen find. Nachdem
Graf Feretre alle meine Fragen in der größten Ruhe be⸗
antwortet Hatte, ließ er jich nicht abhalten, fortgeſetzt zu
jprechen, bi8 wir durch unjer Weggehen ihn zum Schweigen
zwangen. Bitte, treffen Sie fofort alle Borjorge für den
Kranfen und erwähnen Sie niraendwo unſeres Beſuches.
Wir rechnen beſtimit auf Ihr Chrenwort.“

„Sie tonhen auf meine unbedingte VBerichwiegenheit
rechnen, Fräulein v. Moron,“ beeilte ſich der Konful zu er-
widern, welcher ſich ernſtlich über die Folgen des Befuches
zu beunruhigen begann. _

„Wenn Sie FIhrer Liebenswürdiakeit die Krone- auf-
ſetzen ‚wollen,“ fitgte Mercedes ihrer vorkerigen Bitte hinzu,
{o haben Sie doͤch die Güte, ung täglich. über das Befinden
des Graͤfen auf dem Laufenden zu hHakten. Ich wäre un⸗



fröftlich, wenn mein Beſnch den BZuitand Ihres lieben
@ranken verfchlimmert hätte. Auf Wiederjehen, Heyr Kon-
jul; ich-mwerde Shnen: immer. dankbar, dafür jein, was Sie
hHeute für mich gethan hHaben,” *

Mit dieſen Worten reichte Mercedes Leclerc die Hand,
welchẽ derjelbe galant mit jeinen Lippen berührte.

Ehe Ddie‘ beiden Danien das Confultatsgebäude ver-
fieBen, recognoScirte die Marauije die Straße de Ia Brin-
ceja, und da fie Niemanden bemertte trat ſie ſchleuniaſt
aus dem Hauje heraus. © Y

Die beiden Damen“ gingen denſelben Weg - zurüd,
welchen fie im Herwege einaͤeſchlagen Hatten nnd nad Ver⸗
lauf einer fnappen, Stunde, befand i Mercedes wieder
in ihrem traulichen Zimmer, um auf den Knien in heißem
4 diẽ Hilfe des Hintmel8 für Rabulis Geneſung zu
erflehen.

11. Rapitel.
Die Empfindungen Mer cede &.

Graf Feretre erholte ſich langiam von ſeiner Ver⸗
wundung und der Arzt war erftaunt daruher dab der Be-
juch Mercedes’, den er niemals geftattet haben würde, keine
böfen Folaen nach ſich gezogen hatte.

Die Wunde KRavul’s begann zu verharichen, ſo daß
der Arzt dem jungen Franzojen in Ausficht itellen konnte,
gqfifter in ettva 3zehn Tagen den erſten Ausgans machen

ürfte.

Was Raoul betrijft, fo war er durch den Befuch hoch-
erfreut und er fühlte ſich durch denlelben förperlich und
feelijh gefräftigt; nur eine dunkle Ahnung, nur ein Schatten
{rübte jein Glüd, e3 war die Frage, weiche Mercedes an
ihn bezüglich jeines Vaters gerichtet Hatte, Wie mar €$
möglich, daß die Toͤchter des Herzog8 von Moron Interele
an der Vergangenheit. des SGrafen Feretre haben Konnte!
MWeldhe Beziehungen mochten zwijdhen jeinem VBater und
dem. Haufje des Herzog8 von Moron beftehen, daß . Mer-
cedes e2. mwagte, ihın, Ravul, am Helen Tage einen Befuch
aba?%atten und. damit ihrem guten Ruf, auf das Spiel
zu ſetzen —

Kaoul brannte es auf die Seele, hinter dieſes Ge—


 
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