Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0065

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




















Erigeint LÄglid, Sonn⸗ und Feiertags "ausgenommen.
Samitag3 mit Unterhaltungsbeilage. N rei3 vierteljährlich
Me 1.20 ohne Trägerlohn u. Poftaufichlag. Befrellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Srhebition Plöckſtraße 103,

Anzeige-Blatt für jämmtlide Bezirte

Q de8 bad. Unterlandes. Lreis pro L{palt. Betit-
nnh Nunh’ zeile 10 43fg., bei Wiederholungen Rabatt.
; Inſeratẽ finden die weiteſte Verbreitung.

25. Jahrgang.







Aufru f.

Die Neuwahlen für den Deutſchen Reichstag ſind auf den 20. Februar d. Is. ausgeſchrieben.

Zum erſten Male erfolgen diefelben auf die Dauer von fünf Jahren; ſie ſind deshalb von erhöhter Wichtigkeit und ſtellen fomit an die Wähler die
gebieteriſche Forderung, Mann für Maͤnn an der Wahlurne zu erſcheinen.

Noch immer find die Bedingungen nicht erfüllt, welche wir in jeder Wahlperibde als unerläßlich bezeichnet haben,
wenn chriſtlich⸗gläubige Geſinnung geweckt und gefördert werden ſoll und zur Richtſchnur erhoben in Unterricht, Erziehung,
gebung und im öffentlichen Leben. Wir fordern deshalb imier von Neuem, daß die Kirche, im Deutſchen Reiche,
Bewegung geſtattet und Alles beſeitigt werde, was die Selbſtändigkeit und die Rechte der Kirche beeinträchtigt,
noſſenſchaften und das in der Verfaffüng gewährleiſtete Hetmathsrecht der Reichsangehörigen berletzt.

Wir erkennen zugleich in der unbehinderten Thätigkeit der Kirche und ihrer Organe, ſowie der

in den Kreiſen der Arbeitgeber und Arbeiter, das wirkſamſte Mittel zur Bekämpfung der gemeingefährl
wirkſamer als alle Ausnahmegeſetze. ß

Unter ſteter Wahrung des verfaſſungsmäßigen föderativen Grundcharakters des Deutſchen Reiches werden wir unſere freudige Mitwirkung zur weiteren
Ausbildung aller jener Maßregeln nicht verſagen, welche die Verbeſſerung der Lage der arbeitenden Bevölkerung zum Zwecke haben.

Unentwegt beharren wir in dem Beſtreben, daß die im Reichstage zum Theil ſchon wiederholt zur Annahme gelangten Arbeiter
beſondere die Geſetze über die Ruhe und die Heiligung des Sonntags, ſowie uͤber die Beſchränkung der Frauen und Kinder-Arbeit,

In dem ernſten Intereſſenkampfe, welcher vielfach zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entbrannt iſt,
ſttittzen, welche einen Ausgleich der beiderſeitigen berechtigten Intereſſen herbeizuführen, und das ſich gegenfeitig bedingend
zu fördern geeignet find. ; ;

Die Bemühungen, den ſo wichtigen Handwerkerſtand zu Heben, ſeinen berechtigten Klagen Abhülfe zu ſchaffen,

Nr. 16. Heidelberg, Dienſtag, 21. Januar 1890.





renn dem Volke die Religion erhalten,
Bildung und Wiſſenſchaft, in der Geſetz⸗
wie in den Schutzgebieten, volle Freiheit der
was die ſegensreiche Wirkſanikeit allet ihrer Ge—

dadurch zu erhoffenden Kräftigung des chriſtlichen Geiſtes
ichen Beſtrebungen der Socialdemokratie — ein Mittel,

ſchutz-Geſetze, ins—
zur Geltung gebracht werden.

werden wir gern alle Maßregeln unter⸗
e Wohl der Arbeitgeber und der Arbeiter

werden wir in bisheriger Weiſe eifrigſt
fortſetzen.

®

Die wirthſchaftliche Lage des Reiches hat ſich in den Bahnen, welche weſentlich auf unſere Anregung und unter unferer Mitwirkung eingeſchlagen
worden find, beſſer geſtaltet Wir werden aber darüber zu wachen haben, daß die Vortheile der neuen Wirthſchaftspolitit nicht ungebührlich ausgenutzt werden,
daß eine Vermehrung der Steuern und Laſten verhindert und Härten in der Beſteuerung möglichſt beſeitigt werden

Wir werden auf allen Gebieten nachdrücklichſt auf die größte Sparſamkeit dringen, wenn wir ſelbſtverſtändlich auch gewillt ſind, heute vie immer,
für die Ehre, die Würde und die volle Wehrhaftigkeit des Deutſchen Reiches einzutreten.

An den Grunglagen der Verfaſſung, insbeſondere an den für die bürgerliche Freiheit beſtehenden Garantien, werden wir unbeugſam feſthalten.

Nach dieſen Grundſätzen haben wir bisher gehandelt und gedenken wir auch ferner zu handeln. Wir hoffen, daß die Waͤhler dieſe Grundfaͤtze auch für
die Zukunft billigen, ſo wie ſie uns auf Grund derſelben bisher ihr Vertrauen geſchenkt haben.

Wohlan denn! Möge am entſcheidenden Tage Keiner von der Wahlurne zuruͤckbleiben; möge Jeder furchtlos hinzutreten. Bleiben die Wähler uns
treu, wie wir ihnen treu bleiben und treu unſerem alten ruhmreichen Panier:

Mit Gott, für Wahrheit, Freiheit und Recht!
Berlin, im Januar 1890.
der Vorſtand der Centrums · raktion des Teutſchen Veichstages.

Freiherr von und zu Fraukenſtein Graf von Balleſtrem. Graf von Bernſtorff. Dr. Franz Gröber (Württemberg).
dOr. Freiherr Heereman von Zuydwyt. Dr. Lieber Dr. Reichensperger. Reindl. Dr. Windthorſt.

6 — S d)ött 68 chen. macht, muß die neue natürlich getauft werden, und {o wa8 4 pflegen, weil man gebhofft hatte, einen Gele

Z ; L 1 ; rten aus i
geht nicht, ohne daß flott dabei getrunken und angeſtoßen wird. | machen, Nie ward eine Hoffnung ’ —



$rith‘ mi R gründlicher getäuͤfcht.
Nobelle von H. A, Banning. Norgen früh wird, um den Anfang zu machen, auf der „Nende
— ‚| el großer Freiheitsbaun: gepflanzt und da müffen wir Ale
Aus dem Holländiſchen überſetzt von L, v, Heemſtede. Die Meiſter nur $ehen, 4 ſie fertig wer⸗ I,
d en, doch ich nenne jeden Gefellen unjerer. Gi e, Dder morgen *
Fortſetzung. da8 Schurzfell vorhängt, einen Feigling. Uebrigen8 werden Ohrenbläfer.
Za/ niederträchtig“, pflichtete Govert bei, „und darum iſt die ‚Meifter die längfte Zeit un8 regiert haben, da die Gilden As Govert auf die Straße gefreten war, nahm er Conz
8 hohe Zeit, daß dem Adel. die Flügel geftußt werden Des! | natlirlich mit den Wappenfchildern zum Gerümpel verwiefen | rad3 Arm und brachte das Leſhrach auf Elachen, )
l’!‘‚lb fommen die Franzofen und bringen uus Freiheit, Gleich⸗ werden, und das ift auch ſehr gut, denn daun wird man einen „ 30 habe ſehe gut gemerft“, hob er an, „daß dir heut
— Deit und Brüderlichkeit, daß die ehrfamen Bürger niht länger | ordentlihen Sejellen nicht länger wie einen Schultnaben drillen. | Abend etwas Wichtiges auf dem Herzen liegt. Darf i
— — Hunde behandelt werden.“ Allo ntorgen bein Glodenfchlag zehn auf der „Neude“, um

! wiffen, was e8 iſt? Du Kennft mich: ich werde Keinen *
Der von Gobert in feiner beredlen Weife mitgetheilte | den Freiheitshaum zu pflanzen, von Ddem wir ſo herrliche | brauc dabon machen.“

x machte auf Conrab, der einem ähnlihen guterflreich Früchte zu pflücken haben.“

} . Conrad, der {roh waı, daß er ſeinem Herzen Luft miachen
Unglück zuzuſchreiben hatte, einen tiefen Sindruck, Sr Nach dieſen Worten erhob er ſich zum Gehen und flüſterte | fonnte, theilte ihm mit, was dieſen Mittag ztyiſchen ihm und

Altmte yon ganzem Herzen ein in die Berwünfhungen, bdie Conrad ins Ohr, daß er iOnt noch etwas zu fagen habe! {o Elschen bargäc_lüen_mar‚ ſowie, daß er vorhabe, bdie Stadt zu

gEQen die Adeligen gerichtet wurden, und hob feine Kanne hHoch | daß diefer ihm folgte und ebenfall® die Zechitube verließ. . verlaffen und ſich nicht mehr nach dem Möädchen umzufehen,
— al8 die Sefellen dem Adel ein Pereat tranken. „Der Govert ift ein luſtiger Kerl,“ jagte einer der Ge— „Und hinzufhmelzen wie der Schnee an der Sonne, oder
Wa SO wußte wohl, daß wir zu guter Legßt in ein Fahr- | fellen, „e8 iſt mur ſchade daß er mit fjeinen Häuden nicht im- bergleichen, nicht wahr? meinte Gobert lächelnd. unft
deeller Fommen- würden,“ meinte Govert, indent er Conrad auf | mer fo/flint ift wie mit feinem Mundwerk“, * wenn dır foldhe Meine Stürme nicht vertragen fannft, hätteft
* Hulter klopfte! „Du biſt ein viel zu waͤckerer Kerl, um Er hat das größte Intereſſe dabei, wenn die Gilden ab- | du dich

D } ‚nicht in See begeben müfjen, Ddenn, wer ſich mit einer

in Ait jenent Volt zu Halten, Ich hoffe, daß e& dem Prinzen | gelchafft werden,“ fagte ein anderer, denn e8 fteht fchon ſo | Frau ein{chifft, der muß fich gleich auf eine ordentliche Brife

tiqa gland gut gehen möge, denn ich glaube, daß er ein tflich: Vieles bei ihın auf dem SKerbholz, daß verſchiedene Meijter ihn gefaßt machen,“ ; ;

anı ift, aber das adelige VBolk hat uns viel zu Iang nicht mehr aufnehmen würden.“ : i ‚ 3© Dhabe mich in Clachen betrogen; fie iſt eine leichtſin—

— Nun gehin alle diẽ Privilegien zum Henker und Und fo war e& auch. Man konnte Sovert nichts Schlims | nige EBerfot} 2 behauptete Conrad in feiner Erregung.

& N ift Jeder auf feine eigene Kraft angewieſen! E3 lebe die me8 zur Laſt legen, aber er war ein leichtſinniger Lamerad, „Und ich will einen Dukaten dagegen verwetten, daß Je⸗
©ÜDeit 14 ; ein VMenfch, der fih an Ordnung, Negel und 3Zucht nicht ge= | der, der über acht Tage ſo was zu fager wagt, mit deinen

m Es lebe die Sreiheit!“ rollte c& wie ein donnerndes Echo wöhnen lonnte und der deswegen die politiſchẽ Veränderung, | Fäuften nähere Bekanntfjehaft machen wird.“ -

3&@&„ nach. * ; die ftattfand, mit ganzer Seele willfonımen hieß! Soldhe Das kleine Ding weiß, daß fie fchoͤn iſt und findet e8

4 Qn Die Tebolutionäre Sprache des Schuſtergefellen wirkte feht Menſchen findet man zu jeder Zeit ſchacrenpeiſe um das Bans ganz angenehnı, daß ihr der Hof gemacht vird; doch wenn dı
4 eckend auf die Nebrigen ; die Gemüther wurden je laͤnger | ner ‚bereinigt, ‚auf dem das Wort Freiheit geſchrieben ſteht⸗ in ihr Herz ſehen Könntejt, würdeft dır darin lefen, daß ſie

egeer und die Biertanne kreiſte Iujtig, ſo daß es Man- wenn e& auch nie zur Wahrheit wird. Flr die Schuſterge? | ihremn Conrad nicht gegen den reichften und ſchönſten SJunter
dee ein Nebel vor den Augen hHing. Nur der Gefelle | fellen war Gobvert ein gefährlicher Umgang, denn da er immer | der vereinigten Provinzen vertaufchen

8

möchte. i ie
M {Öwarzen Gaar, den wir Ehert Janfen nennen hörs | guter Lauue war und man ihn gerne hatte, befuchte Mancher | Mäddhen, Freund! Die eine iſt {pröde, die d)anbm@ —
—— eine Ausnahme; er hatte wmährend all der Zeit jehr | die Herberge, wo er zu finden war, häufiger, als er fonft | die dritte coquett und 10 lann man weiter gehen bi8 zur Tau-
Übey S Setrunken und blicte mit falſchen Augen z Conrad hin- | wohl gethan Hätte. ; fendften und man wird immer wieder einen SHauptfehler finden,
* Vie wir nehenbei bemerkt haben, hatte er durch Vermitt⸗ | mit dem der Mann wohl oder übel ſich zurechtfinden muß.
tef 4 nmn haben wir {höne Tage zu erwarten Freundel“, | Iung Feiner bermögenden Berwandten in Haag auch eine beffere

Wert, „denn da die alte MNegierung fich aus dem Staube ! Crziehung erhalten, al8 ſonſt Leute ſeines Standes zu erhalten Fortſetzung folgt.)

















































 
Annotationen