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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 231 - Nr. 240 (9. Oktober - 19. Oktober)
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8































d

1

2

— Z

4

1



— n


















erſcheint täglich mit Lusnahme der Sonnz uud —
Samftag8 mit Unterbaltungsbeilage. Preis vierleljährlich
Mt. 1.20 ohue Trägerlohu u, Poftauffchlag. Bejtelungen
bei den Boftanftalten ı. bei der Exypedition Zwingerfiraße 7.















— —0

*

Verautwortlicher Nedalteut:
Inlius Yeder in Heidelberg.













2 2









7 — * — — ur 41 der Unterhaltungs⸗
age bei















— —

olitijde Wodenüberficht.
Heidelberg, 11. Oktober.
Kaiſer Wilhelm iſt von feinem Beſuche bei fei-
hem hHohen Bundesgenofjen in Ofterreich wohlbehalten



*

Der neue preußiſche Kriegsminiſter, General
hat bereits ſein
die Beamten des Kriegsmi—
Nifterium8 vorſtellen laſſen, nachdem ſich Herr v.
erdy von den Letztern zuvor verabſchiedet hatte.
Von dem General v. Kaltenborn⸗Stachau, der im 55
Vebenzjahre ſteht, weiß man nur, daß er eine glän-
Zende und ungewöhnlich raſche militäriſche Laufbahn

Beit der veſouderen Werthſchätzung des Kaiſers erfreut,

daß er durch geſelſchaftliche Vor⸗

durch die Beſtimmtheit ſeines
Wejens indeß an Bronſart v. Schellendor] er—
Sicher

Man ſpricht davon,

tarijchen. Auftreten. Der Umftand, daß die Genehmig⸗
Ung des Abſchiedsgeſuches Werdy’s im Reichsanzeiger!
Leröffentlicht wurde, ohne die ühliche Mitgabe eines
Yohen Ordeus, Hatte den Gedanken auffommen laſſen,
Bandele, und in dieſer Annahme hat ſich denn auch
den Mannn zu bringen. Es ſtellt ſich nun heraus, daß
erliche Kabinets-Ordre au Verdy der
Anerfennendften Woͤrte ſich bedient und die Offiziere
de8 Kriegsminiſteriums, denen ſie vorgeleſen wurde,

In mili—
chen Kreifen wird außerdem die Thatſache hoch
augeſchlagen daß der ehemalige Kriegominiſter zugleich
(Graf Schwe⸗
in welchem er ſeine
Warum iſt er denn
„beſtimmten? Wunſch
auzgedrückt, verabſchiedet zu werden? fragt die Köln.
Volksztg. Niemand weiß es Allgemein ſchiebt man

Tin) in Graudenz ernanut wurde,

"muß dem gegenüber daran erinnert werden daß an-
fangs auch der Reichstanzler von Caprivi mit je-

Eicht und Schatten, ¶ aihd. verb.)

Original Novelle von HanS Jordaens



Während ich die Feder auswijdhe, füllt
Rapa mich auch noch mit einem Gruß an
Cuch ANe beauftragt hat. Faft hHätte ich den vergeffen.‘
Natalielachte, al3 fie den Brief gelefen Hatte,
Aug dıejfen Beilen {pricht allerding3 Fein gedrüctes
Gemüth, keine Niedergejhlagenheit, jondern nur der unde-
i leijem Kopfichütteln—
dem Freunde das zujammengefaltete Schreiben wieder Hin-
„Teichend. „S3 ift mir übvigens unbegreiflich, “ Juhr YNatalie
ort, „wie man in Comilla’s Ulter über Sreigniffe mit
jolch offenbarem Leichtfinn hinweggehen Kanı, die doch nun
‘ ‚einmal im _ menjchliden Leben 013 großeS Unglük, ange-
jeben werden. Bieleicht Hat fie-bisher auch felbit noch
Nicht die Bedentung und die Größe des Schlages erkannt,
denn auch ein Heiteres
dadurch zum Naddenken gebracht werden
e Coufine einfiweilen noch den ganzen
{o hat es den deutlichen Un-
wie es ihr bei uns gefalen

Gemüih müßte
Feden faͤlls befipi Deine (
Üebermuih ihrer Kinderjahre,
3 joll mich wundern,

— „Sch glaube nicht, daß Camilla Dich darüher lange
im Aweifel lafien wird,“. meinte Roland lachend; „aber
Wwie e3 Dir geiallen wird, Natalie, den Plagegeijt täglich
um Dich zu haben, das ijt eine Zrage, deren Beantwortuns
mir noch zweifelhaft jcheint.”

} „Lafje da3 meine Sorge jein, Tu böfer Veiter. IO
hoffe Camilla und ich werden uns ganz Mujterhaft 3zU-
jammen veriragen. Wenn e$ Dich intereflirt, des Zimmer
zu jeben, Roland, das ich für unjern längit ermarteten
Gajit herrichten ließ, I0 fannit u mich begleiten. IO will
ießt dorthin, um nadhzujchen, vb Ales in Drdnung l“

; Koland erkHlärie ſich gleich dazu bereit. obſchon er

\ meinte, €& jet Ucberfluß, daß Natalte fich um feiner Con-
fine willenirgendwelche Mühe gäbe; denn fie jei zu ftüchtia,
am zartfipnige AufmerHamfeiten anzuerfennen.



12. Oftober 1399’_;








Anzeige-Blatt für die Anıtöbezivie Geidelberg,
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Eberbach Suchen, %aflbüm„@.:ßi@dyoféb. Wertheim 2C.



Druc, Verlag 11. Expedition von Gehr. Yuber.
in Heidelberg, Zwingerfürake 7. |

















nen Plänen in ihren großen Umriſſen ſich einver⸗
ſtanden erklärt hatte, und daß es ſich dabei nicht um
eine eigenmächtige Zeichnung des Kriegsminijters
hHandelte, Im Reichoͤtage herrſchte damals die Mei—
nung, daß die maßgebenden militäriſchen Kreiſe in
den Zielen, wenn auch vielleicht nicht in der Form
des Vorgehens übereinſtimmten. Die entſcheidende
Wendung trat erſt ein, als der Kriegsminiſter in der
Militär⸗ Kommifſion die Nutzanwendung auf die zur
Berathung ſtehende Vorlage machte und dieſelbe als
den erſten Schritt auf den neuen Wege hezeichnete,
womit die Ausſichten der Vorlage ſich verſchlechterten.
Nun trat der Reichskanzler beſchwichtigend dazwiſchen.
Vogel v. Falckenſtein hielt die bekannte RKede , gegen
die Herabminderung der Dienſtzeit und Berdy ſah
ſich aͤuf einem derlorenen Poſten, obwohl. er, wie
gefagt, durchaus nicht eigenmächtig gehandelt hatte.
E3 müſſen alſo wohl noͤch andere Gründe geweſen
ſein, welche es ihm nahelegten, ſeine Entlaſſung zu
nehmen. Ein einziges Wort des Kaiſers würde ge—
nügt haben, Herru v.. Verdh zu hakten.

Die anſcheinend abgeſchloſſenen Enthüllungen
über den Boulangismus in Frankreich haben dieſes
politiſche Schwindelunternehnien derart in Mißkredit
gebracht, daß mit Ausſchluß eine8 kleinen aber andern
Hoffnungen beraubten Häufleins kein Menſch mehr
twas damit zu thun haben mag. Der Graf von
Paris, welcher eine Reiſe nach Amerika machte, hat
geglaubt, ſich wegen ſeines Aubindens mit der Bou⸗
lange“ rechtfertigen zu müſſen; er meint den Vortheil
der monarchiſchen Sache in einem ſchwierigen Zeit—
punkte richtig verſtanden zu haben Von der Repu—
blik verbannt, habe er die Waffen ergriffen, die ſie
ihm ſelbſt geliefert Habe, D, h. er habe ſich anf den
„tapfern“ General geſtützt; er bedauere nicht, ſich
desfelben bedient zu Haben, un die republikaniſche
Partei zu zerſplittern. Als Vertreter der Monarchie
dürfte er keine Gelegenheit vorübergehen laſſen laſſen,
ihren Triumph vorzubereiten. Boulanger dürfte nun
aber doch den Triümphwagen der Moͤnarchie etwas
abfeits vom Wege in den Sumpf gefahren haben.
Gaͤrz Recht hat der Graf, wenn er ſagt ſeine An—
hänger würden nur das Vertrauen Frankreichs ver-
dienen, wenn ſie Vertrauen in ſich ſelbſt, in ihre
gute Sache und in Gott häͤtten, indeß hat der An—
ſchluß an eine ſolche Perſbnlichkeit wie Boulanger

Sache“ auf Seiten der Monarchiſten bewieſen.
Der diesjährige ſpaniſche Katholiken Kongreß
wurde unter Cheilnahme von mehr als 3000 Per—



Nachmittag unter dem Vorſigedes
in der Kathe—
en war, bei
welcher der Dibeefan Sekretär eine Anſprache hielt.
SIn der erſten Vollverſammlung wurde eine Huldig⸗
uͤngs Adreſſe an den hl. Vater beſchloſſen, worauf die
Seftionz-Berathungen begannen. In der erften
Sitzung ſprachen der Biſchof von Orihuela über den
Saß: die Lehre der Freidenker hat weder einen ver⸗
nünftigen Hintergrund noch irgendwie wiſſenſchaft⸗
lichen Werth; fie faßt ſich zulammen in der Abwerf⸗
ung jedes ſitilichen Bandes. Profeſſor Hernandez von
der Univerlität Saraͤgoffa zeigte die Lothwendigkit
einer weltlichen Papftherrſchaft an der Hand der Er⸗
eigniſſe in Italien ſeit 1870. Marquis de Vadillo

ſonen am Sonntag—
Cardinals Benevides eröffnet, nachdem


faſſungen die Unmöglichkeit, den Klerus und die reli⸗
giöſen Anſtalten vom öffentlichen Unterricht anszu—
ichließen. In der zweiten Sitzung hehandelten der
Madrider Profeſſor Torres Aguilar, der Canonicus
MNrauaz fowie der Exdeputirte Morales denſelben Ge⸗
genſtand wie Profeſſor Hernandez in der erſten Pater
Lanas ſprach über die Preſſe. In der dritten Sitzung
behandelten ebenfalls die Redner die römiſche Frage;
auch kam „Ddie chriſtliche Demokratie nach den Volks—
rechten in Aragönien! zur Sprache Auch die pierte
Sihung war zur Hälfte der römifchen Frage gewidmet⸗
wie die Erörterung deſſelben Gegenſtandes auch den
Haupttheil der letzten Sitzung ausfüllte. Die Biſchöfe,
welche auf dem Koͤngreß anheſend ſind, haben eine
Ergebenheitsadreſſe an die Königin· Regentin gerichtet,
was. auf die Abibeſenheit der Carliſten von dem Con⸗
greß deutel

Unter der nordamerikaniſchen Mac-Kilney —
ſo nenut ſich die neue amerifanijche Zollgeſebgebung
welche am verfloſſenen Sonnabend in Kraft ge-
treten iſt, werden folgende europäijche Produkte Haupt-
ſächlich zu leiden haben: Deutſchland: Wein, Bier,
Spirituoſen, Textilwaaren, Spielſachen, Belzwaaren,
Bücher, Bapierwaaren. Oeſterrach! Zucker, Wein,
Bier, Lederartifel, Handjhuhe. Schweiz: Bauımwoll-
gewebe, Stickereien, Seidenwagren Belgien : Bauni⸗
wollenwaaren, Tabake, bearbeitetes Eiſen und Stahl.
Schweden-Norwegen: Eiſen und Zündwaaren Hol-
fand: Tabake, Konferven, SGemwebe, Papier, SItalien:
Bein, Früchte, Seidenwanren, Marmor und Mar-
mormwaaren, Papier Spanien und Portugal: Wein,
fatalonijche Hutwaaren, Tabate England: Baum-
woͤllen und Seidenivaaren, Maſchinen Bekleidungs»



artifel, Eiſen. Den größten Schaden wird Frankreich











am Arme ihre3 jungen Freundes das Zimmer. — —
11. Rapitel.

Der Bräfident hatte am Nachmittage desfelben Zages
ſchon mehrmals ſeinen bequemen Armſtühl im Gaxtenſaal
verlaffen, um in den Bark Hinunter zu gehen und einen
jpähenden Blick in die lange Allee zu ſchicken aber immer
kam er unbefriedigt wiedex zurück }

Auch jebt hHatte. er nach einem ſolch veraeblichen Gange
ſeinen Seſſel eben wiedex eingenommen; er ſah mit ſicht⸗
licher Ungeduld auf ſeine Uhr und griff aufs Neue zu
einer der Zeitungen, die vor ihm auf dem Tiſchchen lagen,
während er vor ſich hin jJagte: 2

— „Der Zug muß VBerfpätung gehabt haben, ſonſt müßten
die Kinder längſt hier jein.” |

Der alte Herr war bald darauf wieder {0 ganz von
dem SFnhalte der politiſchen - Tage3blätter in Anfpruch ge=-
nommen, daß er gar Nicht bemerkte, wie nach einer Weile
die Thür des Gartenjaales leife fich Sffnete, und eine zier-
liche MädcHengeitalt darin anfichtig wurde, die mit einem
Laͤcheln zu dem eifrigen Seitungsleſer hin⸗
über ſah. {

Sie ſchien offenbar mit ſich zu Rathe zu gehen, was
hier zu fhum {jet und fand dabei im YMugenblide nicht Die,
gewünfchte Löjung ihHrer Frage. . , .

Die junge Dame, die hier, ſo urplößlidh in dem Sin-
gange des Gartenjaale3 erjchien, war durchans nicht [hön
zu nennen, doch zeigte ſich in ihrer Erfcheinung eine gewiffe

‚Hieh, und in dem großen, lehhaft alänzenden Auge der
Fremden Iag etwas, daz den Blic feſſelte i

Mehrere Sehunden Hatte fie wie unent{dhlofien an der
Thüre geftanden, dann ſchien plößlih das ruhige Stehen,
wie die Stille um fie her, ihrer Lebhaftigkeit nicht mehr

zuzufagen. ; ; \ ;

Mit fMüchtigen Schritten eilte fie auf Dden nichts
ahnenden alten Herrn zu, der erfchrect jein ZeitungsSblatt
finfen ließ, warf ſich vor ihm auf die @niee, und beide

Hande ihm entgegenfredend, jagte fie mit komiſchem



Natalie lächelte nur zu dieſen Worten; ſie legte ihre

Pathos:



„Mein lieber Herr Präfident, ſeien Sie nicht unge-
halten, daß der Fobold von früher Ihnen in vergrößertem
Maßitabe hHier entaegenfliegt. — Haben Sie Nachficht mit
mir und nehmen Sie mich! wie ich bin.“

„SHräulein Camilla, wie freue ich midh, Sie endlich hier
bearüßen zu Fönnen,” fagte der alte Herr, ſich raſch aus
feinem Armituhle erhebend und nöthigte die noch immer
Enieende junge Dame zum Aufitehen. - „IhH jehe, Sie find
die leichtfüßige Sije geblieben;, die Sie als Kind ſchon
waren, . nur {höner nodh find Sie geworden und noch
Ichwebender als früher,“ fügte der Präfident galant hinzu
„Wie aus dem Boden gewaͤchſen tauchen Sie vor mir auf
während ich die Minuten zähle, bis Sie kommen werden
und mi nach Ihnen jehne." 0

„O, thaten Sie das wirklih, Herr Bräfident? — Das
finde ich allerliebit von Ihnen. Mein Liebenzwürdiger
Wetter Koland hHat mir ſeinerſeits foeben nod das Gegen⸗
theil verſichert! fügte ſie mit einiger Coaquetterie ‘ hinzu,
waͤhrend fie ſich grazids auf einen-Stuhl warf. „Ih haͤbe
mich nicht eben jonderlih darüber aufgeregt,“ meinte ſie
achjelzudend, „denn die Bettern glauben fich ja anerkannter⸗
maßen nur allein Dafiür auf Gottes Srdboden gepflanzt,
um ihren Baſen in möglichit draſtiſcher Form das Gegen»
theil von dem zu fagen, was Andere dieſen an Galanterien
oder jüßen Kedensarten einzugeben ‚pflegen, — Sie find
eben die von Natur eingejeßten Bein iger für die Bedauerns-
| werthen, die, wie ih, das Unglüc hasen, ſich Baje nennen
zu müfjen.” 4
— „BWie, Sie find kaum einige Minuten mit den VBetter
KRoland zujammen gewejen und haben ſchon Streit mitein-
ander gehabt?”. fragte der Bräfident lachend. „AWie ſoll
eine jolde Unverträglichteit noch enden ?”

„Sinige Minuten nennen Sie das ?” wiederholte
Camilla mit grenzenlojem Eritaunen. Wiſſen Sie, Herr
Praäfident, dak wir uns eine volle Halbe Stunde lang im
Magen gegenüber JaBen? Gerade gegenüber jaßen? —
Und da jollte Roland nicht Zeit gefunden Haben, mir den
Bankapfel in den Schooß zu werfen? — Er hätte nidht
mein Better jein müffen. — „Freilih,“ fuhr fie raftlos fort





‘ unDd jprang von ‚ihHrem Stuhle auf, um einen ungeduldigen

























































































 
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