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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 221 - Nr. 230 (27. September - 8. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0893

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heint täglid mit Augnahme der Sonnz und Feiertage.
ä’ämftage mit Unterbaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
- 1.20 ohne Tragerlohn u. Poſtaufſchlag. Beſtellungen

* den Poſtaͤnſtalten u bei der Erpebition Zwingerfiraße 7.





2 —— ⏑ Redatteur:









2










Auzeige=:B l att-für die Amtsbezirke Heidelbera,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, PHilippS&burg,
Wiesloch, Brucfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbad,
Eberbach, Buchen Walldkirn, T Biſchofeh Wertbeinmt2C.










| Druc, Berlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7,







N 2 Julius Jecker in Heidelberg.

— — —
cſtelluuhen * den „Bükzer
Bote“

fortan alle Poſtanſtalten verpflichtet anzunehmen
bittem wir unfere bisherigen Poſtabonnenten die
—— möglichſt bald aufgeben zu wollen, damit
Ununterbrocdhene Bezug des Blattes geſichert wird.
N Ner bitten wir unjere Leſer in Nähe und Ferne,
[% unſerer Expedition Probenummern zur Ver—
an Freunde und Bekannte verlangen zu wollen,
diejelben ebenfalls zum Ahonnement zu veranlaſſen
A Senügt, uns durch Poſtkarte mitzutheilen, wie Diel
‘:if'“mare gewünſcht werden Gerade zu Oktober tritt
Leſezeit wieder in ihre Rechte, bei der Wichtigkeit
bevoͤrſtehenden parlarmentariſchen Verhandlungen
4 m. ijft es füx jeden Haushalt dringend erwünſcht,
täglich erſcheinende Zeitung zu haben, welchem
M ürfniffe unjer Blatt durch feine Billigkeit bei
Reichhaltigkeit in beſonderer Weiſe entgegen—
* Neu eintretende Abonnenten erhalten gegen
—— der Poſtquittung die Zeitung bis Oktober
.. äugeftellt. Auch hei allen Briefträgern kann
* werden, was für Orte ohne Poſtanſtalt von
oeu ilt. Zu recht zahlreichem Abonnement
% freundlichft ein

\ Die Erpedition des „Pfälzer Bote.“
ʒ— — — —

Deutſches Reich.
* Berlin 28 Sept Die /Kreuzzeitung ſtellt
ehren au dem diesjährigen Herbſt—
Lver dahin feſt: das rauchloſe Pulver mache
Erkundigungsdienſt und die Armeeleitung ſchwier—
Man vermiſſe ſchmerzlich den Kaudh,. welcher
momentanen. Ueberblick über die Kampfeslage
ete Jetzt ſei es ſelbſt im offenen Gelände
eig im bedeckten, Gelände fa{t unmöglich, die
‚;ueuung der gegenüberliegenden Schützenlinien genau
iteln. Das ſchlachtthätige Eingreifen kleinerer
/ :„g’flflerieberbänbe in große Schlachten ſei fünftig
z ‘;beflei_d)tvfien‚ das bleibe nur großen Reiterkörpern
ſen. Die Marſchdisciplin habe unbedingt Fort—
hule gemacht. _ Erfreulih war die Ausdäuer der
pben im Marſchiren.
m, Söln, 27. Sept. Das Wahl-Comite der Cen-
N Wartei hat in ſeiner geſtrigen Sitzung beſchloſſen,







n


F

-




S









— ⏑

im Pius Bau eine Verſammlung abzuhalten, welche
über eine an den Reichstag zu richtende Petition betr.
Aufhebung des Jeſuitengeſetzes berathen
ſoll. Vorausſichtlich werden dieſer Verſammlung eine
Reihe ähnlicher in der Rheinprovinz folgen. In ein—
zelnen größern Städten iſt dazu bereits die Anregung
gegeben. In der geſtrigen Sitzung des hieſigen Wahl-
Comites wurde allgemein die Anſicht ausgeſprochen,
daß ein einfacher Anſchluß an die Kölner Petition in
den übrigen Verſammlungen ſich nicht empfehle, ſon—
dern daß ein ſelbſtſtändiges Vorgehen vorzuziehen ſei.

Frankfurt, 27. Sept. Auf der Generalver—
ſammlung des Vereins für Sozialpolitik erſchien der
hiezu eingeladene Sozialdemokrat Grillenberger nicht.
Die Einführung der Arbeiterausſchüſſe wurde warm
vertheidigt von Brentano, Schmöller, Stötzel, Leuſing;
mehrere Induſtrielle ſprachen dagegen. Der Een—
trumsabgeordnete Stötzel konſtatirte eine große Span—
nung zwiſchen Arbeitern und Arbeitgebern.

Ausland.

Bern, 27. Sept Die Verſtändigungs—
Konferenz berieth reſultathos! Die konſer⸗
vativen Delegaten erklärten, vor Wiederherſtellung des
legalen Zuſtandes (d. h. Wiederzulaſſung der Regierung
zum Amte) in keine Transaktionen ſich einzulaſſen.
Die gegneriſchen Konferenzmitglieder verlangten un—
verzügliche Verſtändigung. Die Konferenz ging
reſultatlos auseinander.

W. Sicde des Dr. Vindthorſts - auf den
Gartell-Commers der kith deutfhen Studenten-

yerbindungen 3u Goblenz.

Als Dr. Windthorjt am Dienftag, den 26. Auguſt,
Abends, den Feſt Commers der fath. deutſchen Stu-
dentenverbindungen in der Feſthalle mit ſeinem Be—
ſuche beehrte wurde er mit lebhaften Beifallsrufen
empfangen. Hauviller, stud. theol., Mitglied der
Herehnia in Freiburg (Baden), begrüßte Se. Ercellenz
ungefähr mit folgenden Worten:

Hochanſehnliche Verſammlung! Emw. Exeellenz!
Es iſt mir die hohe, wirklich ehrenbringende Aufgabe
geworden, Ew. Excellenz hier zu begrüßen, Ew Er—
cellenz, die mir ganz ſpeciell geſtern ſchön den Auf—
trag gegeben haben, Excellenz nur als ein Füchslein
zu begrüßen. (Bravo.) Wenn wir ein ſolches Füchs⸗
lein in unſerer Mitte haben, können wir ſicher ſein,
daß unſere Prinzipien, die die katholiſchen ſind, die
wir durch Farbentragen kund thun auch die Prin—





zipien unſeres Füchsleins ſind. (Bravo.) Wenn ich
fage, daß wir gaͤnz ſpeziell katholiſche Prinzipien durch
unſere Farben an den Tag legen, ſo iſt das ſehr
natürlich; denn katholiſch ſein? heißt ja, nach außen
bekennen, was man innen fühlt, das kann man aber
nur durch äußere Abzeichen. (Sehr wahrh Ew Er-
cellenz häben auch dieſe Geſinnung verſtanden, indem
Sie zu uns kamen; darum ſage ich Ihnen hier im
Namen des Cartellverbandes, im Namen aller hier
anweſenden Studenten unſeren innigſten Dank, und
heiße Sie im Namen Aller herzlich willkommen.
(Bravo.)“

Gleich darauf beftieg Se. Exellenz die Tribüne
und richtete an die Verſammlung, die ihn mit ſtür—
miſchem Jubel begrüßte, folgende Worte:

Meine verehrten Commilitonen ! (Bravo!) Ver—
ehrtẽ Gäſte! Sie entſchuldigen, wenn ich der Jüngſte
der Geſellſchaft (Heiterkeit), das Füchslein, wie ich
genannt worden bin, das Wort in Ihrer Mitte zu
ergreifen wage.

Ich wurde gefragt, in welcher Eigenſchaft ich re—
giſtrirt werden wollte, und da war mir nur die Wahl,
entweder ein bemooſtes Haupt, oder ein Füchslein zu
jein, die Mittellinie liebe ich nicht Und nun hätte
ich wohl mich entſchloſſen, mich bemooſtes Haupt zu
nennen! ich fürchtete nur, daß das nicht ganz mit
der Wahrheit harmoniren würde, (Exeellenz deutet
auf ſeinen Kopf; große Geiterfeit), und o bin ich
deun durch die Röthwendigkeit gezwungen, mich Füchs⸗
lein zu nennen, und ich fühle mich kräftig und ge—
ſund genug, noch alle Pflichten eines Fuchjen zu er—
füllen (Bravo) Wenn mir die alten Burſchen zeigen
wie ich die Pfeife zu ſtopfen habe, — ich bin bereit
das zu thun; denn ich habe es ſeiner Zeit mit Per—
fektion für Andere geleiſtet und auch für mich (Bravo).
Meine Herren! ich kann Ihnen nicht verſchweigen—
daß ich mit ganz beſonderer Vorliebe in Ihrer Mitte
bin (Bravo!) Wenn man alt geworden, fühlt man
ſich inmitten der Jugend von neuem geſtärkt, das
Blut wallt wieder lebendiger, und man erinnert ſich
wieder der ſchönen Jugend, wo noch keine Illuſionen
und andere Schwierigkeiten das Leben ſauer gemacht
haben; man vergißt Das und zieht von neuem das
Leben aus vollen Zügen, und in dieſem Momente
bekenne ich, daß ich zu allen Thorheiten bexeit bin,
(Große Heiterkeit, Bravoh und zwar um ſo mehr,
als ich in meinem Leben nichts bereue als die Thor—
heiten, die ich nicht begangen habe Ernente Heiterkeit)
Natürlich das Alles innerhalb der Schranken des
Geſetzes nach allen Richtungen; ich könnte eine philo⸗























\ Sonntag, den 5. Oftober, Vormittags 11 Uhr,
—— —— — ß —

(RaMd. verb.)

Licht und Schatten.

Original Novelle von Han Jordaen8.



{





N Yn ihn mar an dieſem Abend eine Aufforderung er-

1 die fjeinen ganzen Chrgeiz wachrief und ſeine
Merifcbe Einbildungskraft auf’s Lebhafteite bejchäftigte.

. der große Meifter, deſſen Bekanntſchaft er an diejem

\

W





A machte, Hhatte den Schüler, der, wenn audh mit
Hitm Zagen, 0 nicht ohne das Bewußtfein der ihm
N vohnenden Kraft fich ihni nahete, mit größerem Wohl-
I aufgenommen, als Roland zu ermarten berechtigt War.
K it Dvieler Theilnahme liceß er fich den feitherigen
M0 jeiner Studien erflären und forichte mit ſichtlichem
Meije na dem Gegenſtande der Entmwürfe, in denen
eChü[erä geiftiges Leben und künſtleriſche Richtung ſich
en mußte. ; Z

Dum Schluffe forderte der Meiſter den jungen Schüler
rmunternden. Worten auf, ſich an der Concurrenz-
It 3u Dbetbeiligen, die demnächft von Dder Königlichen
{nie der Künite würde ausgejhrieben werden

(uf das befte Hiltorienbildb, das von etaem Eleven
Üvelther Malerichule des Landes eingejendet würde,
\tigte man einen namhaften Preis zu [eßen, da man
It müniche, die auffirebenden, jungen Nünftler anzı-
In, diejfent. vernachlaͤffigten Zweige der Kunſt eine
e Theilnahme zuzuwenden.

Äofand war nach der gepflogenen Unterredung ganz
trijch und nachdenklich geworden, .
In jeinem aufgeregten Geijte arbeiteten taujenderlei
¶ Bald war er mit ſich darüber einig, daß er eine
! aus dem Leben der Maria Stuart zur Daͤrſtelluns
Kn mwolle, und gleich, darauf verwarf er den ganzen
um einer altteftamentlidienm Epiſode den Vorzug
Nen.
Edenfalls mutzte er mit Natalie dieſes wichtige Vor—
( vorher eingehend. befprechen, und-fie ſollte den Aus-
geben, welchẽ von feinen flüchtigen Ideen er feſſeln






















jeder Lage des Zünglings bildete Natalie den
Dunkt jeiner Gedanken



Seine ſchöne und geiſtvolle Freundin war und blieb
das Zdeal ſeiner Träume, die ſich auf was immer für eine
. ife fajt ausnahnıslo3 mit ihrem Bilde vereinigten.

Die Fahrt war bisher ziemlich ſchweisſam gewefen.

Jeder der Beiden war jo ausichließlih mit feinen Ge—
danken befchäftigt, daß an’3 Reden nicht einmal gedacht wurde.

Doch auch im ſich nekehrte, zurüchaltende Naturen
haben in Augenblicken des Glückes das natürliche Berlangen,
jhre Freude nach außen fund zu geben, und ſo ergriff Na⸗
talie plötzlich mit großer Lebhaftiakeit die Hand ihres tief-
;m\;tgen‚ jungen Freundes, während ſie zu ihHm gewaͤndt
agte :

„Waren es nicht anregende Stunden, die wir HFeiZur
Lenne zubrachten, Noland? Du bereueſt es gewiß nicht,
mich begleitet zu Haben.“

Ich würde es im Gegentheil bereuen wenn ich durch
irgend einen Umftand mich hätte abhalten laffen, das Haus
des Commerzienraths zu bejuchen ;“ war Rolands Erwide—
rung und er erzählte feiner aufmerkfjamen, thHeilnehmenden
Freundin von den Hoffnungen und Plänen die ihn erfüllten.

Am Tage nach dem eben heſprochenen kleinen Abend—
feſte einem Sonntage, betrat Georg zu einem Ausgange
gerüſtet um die elfte Morgenſtunde das Ankleidezimmer
ſeiner Mutter.

Die Commerzienräthin Iag, angethan mit einem reich
geſtickten Morgenkfleide, leſend auf ihHrem bequemen Ruhe—
bette, und beim Sintritte ihres Sohnes hob ſie ein wenig
verdrießlich den Ropf, als ſei ihr die Störung unangenehm

„Wie, Mama, ih alanubie Dich fertig angekfleidet zu


der gegenmärtigen Situation gewanit. „Du erklärteſt mir
geſtern Abend Haute mit Leander und mir zur Kirche
jahren zu wollen, und nun hHat eS fajt den AUnjchein, al3
habeſt Du Dein Verſprechen vergeffen.”

Vergeſſen habe ich es nicht, Liebchen; gewiß Hicht,“
verficherte die Commerzienräthin [0 beitimmt, als müſſe
dieje Verſicherung ihrem SohHne eine Beruhigung jein.
„Yber ich fühle micdh heute Morgen leider nicht in Dder
Berfaffung, Dich begleiten zu koͤnnen; denn ich habe heftiges
Kopfweh und bin nicht im Stande, zu denken Neberhaupt




räthin in belehrendem Tons fort, „wenn man aus ſolchen
Sachen, wie das Kirchengehen ijl, eine Gewohnheit macht.
Man verfält dadurch raſch in allerlei Thorheiten, die am
Ende doch zu Nichts führen! Viel beffer iſt eS, meiner
Anficht nad, dann-und wann, menn man gerade das Be—
dürfniß fühlt zu beten, eine Kirde zu beſuchen.!

Was Du von Gewohnheit laaſt/ liebe Mamna, iſt doch
nicht ganz Mighaltig,” meinte ©eorg ruhig, „Du haſt ja
au die Gemwohnheit, täglich in die Oper zu fahren, wie
viel eher könntẽ man nicht von dieſer — —”

Liebchen flehte die Commerzienräthin und ſchloß auf
einige Augenbiicke ganz ermattet die Lider, „Liehchen, ſprich
doch nicht jo Vielerlei durcheinander. IH Halte das Yeute
nicht aus. Wie fannjt Du uur von der Oper fprechen,
während wir uns noch über die Kirche unterHalten! —
Unı aljo bei der Sache zu bleiben wiederhole ich Dir noch-
mals daß ich mich in meinem ganzen Leben nach den zehn
Gebolen gerichtet Habe. — Und wer die Hält,“ fügte fie mit
voßlfter Meberzeuguug Hhinzu, „der hat, denke ich, ſeine
Pflichten erfüillt. Das dritte Gebot aber fagt: Du JoMit
den Sonntag heiligen — und einer Kirche geſchieht nicht
einmal darin Erwähnung.“

„Die Kirchengebote ſprechen aber davon, Manta.”

Ach was Kirrchengebote! — Wenn man ſich mit all
dieſen nächträglich gegebenen Verordnungen auch noch den
Ropf vollhängen wolte, ſo würde man am Ende ganz
confus, Liebchen; das verſichere ich Dir. — JIn der heiligen
Schrift wird gejagt:; , „Wenn Du beten willit, ſo gehe in
Dein Zimmer und lajje Niemanden hinein, außer Dir.“
So ähnlich heißt e3,“ fuhr die Dame etwes aufgerent fort,
al8 fie auf ihres Sohnes Lippen ein leichtes Lächeln 3u
bemerfen glaudte; „eS genlüigt aber, denke ich um Dir die
Richtiakeit meiner Grundſätze zu beweiſen Du ſollteſt
übrigen? etwas Rückſicht auf meine Migräne nehmen,
Liebchen; das angeſtrengte Sprechen um mich Dix gegen:
über zu veriheidigen, regt mich auf, Ich begreife nicht,
wie Du überhaupt Deiner kranken Mutter mit der ‚Zu-
niuthung kommen Fannft, heute in die Kirche zu gehen. Die
Luft dort würde mir den Todesſtoß geben.“ (S. f.)
































 
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