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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 171 - Nr. 180 (29. Juli - 8. August)
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Eſchent täglid) mit AySnahme der Sonn- und Feiertage,
g]“mfteg% mit UnterhaltungsSbeilage, Preis vierteljährlich
e} . 1.20 ohne Zrägerlohn n. Poftauffhlag. Beſtellungen
Qen Boftanftalten ı. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.





für Sfadt


Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Geidelderg
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, PHilippsbura,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Necargemünd, Wosbach
Eberbach· Suchen, Walldlirn, T Biſchofeh Wertheimn 2

— —



















*



* 77 OOa — Ca
L FE Sedelberg, Freitag, den 1, Yagıil 1000 — mngr au





In



.



\ bine ernite Lihre
mancher deutſche Kleinkapitaliſt aus dem mit
— verbundenen Sturze der argentiniſchen
„ gezogen haben, freilich erft, nachdem es zu
Ut. Voͤr einigen Jahren ſchoſſen die „exotiſchen
A Wen“ wie Pilze aus der Erde, alle wurden über—
, et, mochten die Werthe noch ſo zweifelhaft ſein.
Loßer Theil der Preſſe, ſoweit ſie ſich von der
4 nicht beeinflaſſen läßt, erhob die warnende
Ine, erhielt abex von den Börſenblättern giftige
borten namentlich die argentiniſchen Papiere
N
1
!

1

e
Y dem die Börſenfürſten das „Geſchäft? beſorgt
ſchüttelten ſie die „Werthe! von ſich ab, fie

als außerordentlich ausſichtsvoll geſchildert.
er ja ihren Gewinn in der Taſche,

nun konnte

14 „Heine Mann“ die Folgen des eiwaigen Krachs
4 * denn an ihn ſind die Papiere krotz aller

f &E?l‚“ung größtentheils übergegangen. Es läßt ſich

9 nicht in Abrede ftellen, däß eine kurzfichtige
; ßert‘d)_e Finanzpolitik dieſem Treiben Vorſchub leiſtetẽ:
ineluß war im Sinken, er wurde künſtlich inuner
0 an gedrückt, die finanziellen Leiter des Reiches
— dapon profitiren zu können und emittirten
M en zu 31/2 Prozent, wodurch mancher kleine
ier einen emipfindlichen Zinsausfall hätte, was
Deranlakte, auf die gleißenden Vorſchläge der exo—
* Anleihen, die höhere Zinſen gaben, einzugehen.
Sarner ſagten danials? Was nützt euch ein
üüt%EHt mehr, wenn das ganze Capital ſchließlich
n geht? — jo kann's in Argentinien jetzt leicht

Ihy cn Die Ausgabe 3'/eprozentiger preußiſcher
xeniſchet Conſuls war ein Fehler, der Beweis
* Tich jeßt ſelbſt indem kürzlich mehr als einmal
y „Pabiere unter Pari gingen, was man vor eini-
Lorlaien noch für ünmöglich gehalten hätte.
eich und Preußen haben kein Kuhen von den

ozenligen Paͤpieren gehabt, man hat dadurch
14 g pieren gehab
W‘Mie em manches kleine Capital außer Landes ge—

y CM oder der Speculation überantwortet — hoffent—
hafft der neue Finanzminifter, durch die Erfahr—

Z
n W 2 2 9 *
gewitzigt, auch hierin Abhülfe.

’ ’ ”
6} Ins wieſe Interview mit dem Zürlten
Hismard,

Al dum größten Theil Wiederholungen fruͤherer Aeu—
M en enthält, aus denen wir aber nach einer Ue-
Uäiegllng der Poſt der originellen Faſſung halber

*8 wiedergeben, bringt die St. Vetersburger














Lowoje Wremja. Der Interviewer ſprach von dem
Denkmal, für welches man ſammelt, und Fürſt
Bismarck antwortete: „Ja, mir gibt man beim Leben
die Ehre des Todes, mich begräbt maı, wie Mal—
borough. O, man wünſchi nicht bloß, daß Malborough
nicht wiederkehre, ſondern aan wünfcht, daß er wirk-
lich ſterben möge oder wenigſtens auf den Reſt feiner
Tage ſchwiege Mit meiner Lage foͤhne ich mich
aus; alles hat in ſo legalen Formen ſich vollzogen,
daß ich auch gar nicht daranm denken kann, zu pro⸗
teſtiren. Wenn früh ich Morgens inmitten dieſer
Latux aufwache, ſo finde ich ſogar eine große
Freude darin, daß keine Verantwortlichteit auf
mir liegt; man fühlt ſich frei und unabhängig,
ſo wie ein rechtſchaffener Qandedelmann
ſein ſoll; aber zugleich damit kann ich nicht vergeſſen,
daß ich mich 40 Jahre mit der Politik beſchäftigt
habe, und auf ein Mal darauf verzichten iſt unmöglich.
In der That hilft man mir darin eifrig, unDd NMiemand
von meinen Gefährten in der Politik, Niemand vonmeinen
zahlreichen Bekannten führt mich durch ſeine Beſuche in
Verſuchung. Mir ruft man „Halt !“ zu, mich meidet
man wie einen Peſtkrauken, indem man ſich fürchtet,
durch einen Beſuch bei mir ſich zu fompromittiren,
und nur meine Frau beſuchen noch von Zeit zu Zeit
ihre Bekauntinnen. Deshalb bin ich immer erfreut
über die Repräſentanten der Preffe, welche
ſich für Fragen der Politik intereſſiren, und mit welchen
ich über Dinge ſprechen kann, die fortfahren mich zu
beſchäftigen Aber auch das ruft Unzufriedenheit het—
vor ; man kann mir nicht verbieten, zu denken, aber
man möchte mich gern hindern, meinen Gedanken
Worte zn geben, und wenn es möglich wäre, hätte
man mir längſt ein silence cap, einen Maulkorb an⸗
geleat.“



Deutſches Reich.

= Berlin, 30. Juli. In der geftern erwähnten
folonialen Dentſchrift werden u. . auch die feit-
herigen Auffaſſungen der Centrumspreſſe über die all-
gemeine Lage, welche uns nöthigte, uns das Wohl—
wollen Englands zu erhalten, und foloniale Reibungen
zu vermeiden, beſtätigt! Auch die Nothwendigkeit der
Lonſolidirung und der Ausbau unſeres XKolonialen
Beſitzes wird von der Denkſchrift ähnlich wie in der
fatholiſchen Preſſe betont. Abweichung beſteht dagegen
bezüglich der Miſſionen. Das deutfch-engliiche
Abkommen beftimmt: in allen Territorien Afrikas, die
unter dem Einfluß einer der beiden Mächten gehoͤren,
ſollen die Miſſionäre beider Länder vollen Schuß

haben. Dagegen ſpricht die Denkſchrift uur von
Religionsfreiheit in den oſtafrikaniſchen Ge—
bieten

Berlin, 30. Juli. Der Kaiſer empfing geſtern
Nachmittag an Bord des „Hohenzollern“ die Voͤrträge
des Chefs des Civil- und Militärkabinets und des
Reichskanzlers und arbeitete heute mit dem Chef des
Civilkabinets und dem Staatsſekretär des Marineamts,
Admiral v. d. Goltz.

Die Narddeutſche Alkg. Zeitung ſoll
laut der Magdeb. Ztg., den Zorn des Fürſten Bis-
marck zuerſt in folgender Weiſe heraͤufbeſchworen
haben: „In den Tagen, da dem Fürſten Bismarck be—
reits nahegelegt wurde, ſein Amt niederzulegen, ſchrieb
der Staatsmann eine längere Auslaͤſſung nieder,
welche ſich durch Offenheit und Rückhaltloſigkeit aus?
zeichnete. Er übermittelte ſie auf dem gewohnten
Wege an die Nordd. Allg. Ztg. welche — da die
Ratten das Schiff zu verlaffen begannen — mit
Dank zurückſchickte und die Aufnahme ablehnte Es
ijt ja möglich, daß einige Ausdrücke des Fürſten
Bismarck ſo ſtark waren, daß ſie die Ablehnung
klärten In früheren Fällen hatte Fürſt Bismarck
keine Ablehnung zu beſorgen, obwohl er ſich, wie die
Poſt bezeugt, häufig fo ſtarker Ausdrücke bediente,
daß die Redaktionen Milderungen vornehnien mußten.
Fürſt Bismarck wandte ſich von Herrn Pindter ver—
geblich an den Geſitzer dex Nordd Allg. Ztg) Frhr.
v. Ohlendorff, vermochte aber auch hier die Veröffent-
lichung ſeines Artikels nicht zu erwirken. Und ſo iſt
derſelbe ungedruckt geblieben.“ Dem geſtern erwähn-
ten Artifel der Nordd. Allg. Ztg. über Pietät „und
Autorität“ entnehmen wir foͤlgende Säße: Unſere
Altvordern wußten wohl, was fie ſagen wollten, ' da
ſie des königlichen Amtes niemals gedachten, ohne
dabei der Leſonderen Gnade Gottes Crwähnung
zu thun. Dort, wo alle weltliche Autorität in einer
Spibe zuſammengefaßt iſt, muß am lebendigſten das
Bewußtſein ſich erhalten, daß, wo Aırtorität und
Herrſchaft geübt wird, ihrer gewaltet werden muß im
heiligen Namen Gottes und recht gewaltet werden
fann, nur mit dem beſondern Beiſtand der goͤttlichen
Snade.“ So etwas hat lange nicht mehr in der
Nordd Allg Ztg. geſtanden!

— Brinz Edmund Radziwill. Benediktiner
im Kloſter Beuron, deſſen Berufung zum Erzbiſchof
von Geneſen Pöſen in Ausſicht geftellt wird, iſt für
jenen hoͤhen Poſten kein neuer Kandidat, denn ſchon
vor ſechs Jahren, als Ledochowski definitiv unter
Zuſtimmung Leo’S XIII. auf ſein Erzbisthum ” ver-

Y
1*
















s Die ſchwarze Hand. (Nad . verb.)
; Y Roman von Lampert de Ste Croviz.
Mtorifirte freie Neberfebung von Bhıliyp Freidank,



f
Ü hrlercedes wurde durch die Enthüllung des Geheimniffes
Aı Sante, von welchem ſie gar keine Ahnung gehabt hatte,

AMederaeſchmettert; überdies Hatte ihr Bater ihren
q‚ffm gegen Raoul dadurch geſchürt, daß derſelbe ihr
* beizubringen verſtand die Zurückfendung der Schärpe

j den Grafen könne nicht anders ausgelegt werden, als

r darauf verzichte, um ihre Hand weiter zu werben.

Nı Sta0g8 gegen Raoul erflärt werden konnte, ftellte

8 die Handlungsweije des jungen Franzoſen mit der

[{ jn Sater3 auf die gleiche Stufe. Derſelbe hHabe mur

Herzen geſpielt, ſonſt hätte er ein fo koſtbares

4 wie die aewonnene Schärpe, nicht in ſo verletzen
4 ſe zurückſchicken fönnen. Sie fjole den Eleuden
a{

D hatte feiner Tochter nämlich nichis von dem . vor-
\yangenen heftigen Streite Raoul's und Ia Montana’s
ggemägJärpe mitgetheilt, einfach, weil er davon felbſt

ußte.

Hatte Nercedes, von den Enthüllungen ihres Vaters
acht endlich nachgegeben und in die Berbindung
/ ‘Öem Iarquis eingewilligt. Wohlweislich verſchwiegen

[, c306 von Moron und der Marquis Mercedes die

i umniffe na dem Rennen. Das junge Mädchen
dekhalb weder etwasS von dem geplanten Duell, noch

* Vorfalle auf der YAlameda, noch weniger aber von

ja Dundung Kaoul’S durch einen Meuchelmörder. Die

IM

ö Tonnte e& gar nicht faffen daß Raoul diefelbe nichi

ıl * habe. Ihr Herz war gebrochen und ſo Ionnte fie

»*ÿĩ—1 — Ia Montana’s keinen Widerſtand mehr
eßen. ; £

Marquis ſtand wegen Ankaufs eines Hauſes,

2 8 er nach der Hochzeit zu beziehen aedachte in Unier⸗

Ang und der YHerzog wünſchte, daß der Checontract







v
5

(











&Rif einer Geſchicklichkeit, welche nur durch den Haß
N, denn derſelbe ſei keiner Thräne würdig. — Der

hq gebrochen, und in ihrem Wertrauen zu Rabul wan-

d

| Tenbung der Schärpe Hatte Mereedes tief betrübt,



















jeiner Tochter das Haus zu befichtigen gedachte. Shm Iag
Daran, die Vermählung zu befchleunigen, indem er mit Recht
fürchtete, daß feine Tochter anderen Sinnes werden könne
wenn fie die volle Wahrheit erfahre.

Daz Haus gefiel dem Herzog und eines ſchönen Tages
veranlaßte der Herzog Ia Montana und Mercedes, das-
felbe_mit ihnı gemeinjhaftlih zu beficdhtigen. MNadhdem fie
alle Räume des Hauſes durchwandert Hatten, Ließen fie ſich
in einem Salon des erſten Stockes nieder, deffen Feniter
auf einem Balkon hinausgingen, welcher die Straße Sarga
weit überragte. Mercedes lehHnte. am offenen Feniter und
blidte trauris und träumeriſch in die Weite : für die zärt-
lichen Liebesworte ihres Verlobten ſchien fie fein Ohr zu
haben. Vlötzlich vernahm ſie eine gelende Stimme auf
der Siraße 3 ⏑—

Es war die eines Zeitungsboten, welcher mit ſchriller
Stimme die neueften "eitungen zum Verkaufe ausbot. Er
begleitete den Namen jeder Zeitung. mit einigen empfehlen-
den Worten. So fchriever eben Iaut: Neuejte Na Hrichten
über den verſuchten Meuchelmord an dem franzdfiichen
Srafen SFeretre. Genaue Nachrichten über die Art der
Verwundung.

In dieſem Augenblice fiel e& der jungen Herzogin wie
Schuppen von den Augen jie begriff plöklih die volle
Wahrheit. Die wutheutitellten Selichtszüge ihtes Vaters
und des Marquis hatten fie plößlich jehend gemacht.. Vor
hren Augen wurde es plößlich roth wie Blut, und ehe ihre
beiden Bealeiter ihr zu Hilfe beifpringen Konnten, jank fie
ohnmächtig auf den Fußboden ;

Der Herzog hob feine Tochter auf und legte fie in
einen Sefjel, mährend. der Marquis hinwegeilte um kaltes
Waſſer hHerbeizuholen. Die Ohnmacht jeiner Braut. heun-
ruhigte den Mnrquis weniger, ais der Gedapke,. von den
Behoͤrden als intelleetueller Urheber des AAttentate& auf
den Franzoſen verfolgt zu werden. Denn das war Ia Mon-
tana flar, daß es für einen findigen Criminalbeamten arn
der Hand ſeines Streites mit. dem O©rafen, insbhefondere
ſeines verſüchten thätlichen Angrijfes auf denfelben, fehr



leicht war, ihn in einen Eriminalprozeß zu verwideln, Wie




kommen fann, bewies zur Genüge das Schickfal des noch
immer im Gefängniſſe ſchmachtenden armen Antonio’8.

Alle dieſe Erwägungen ſchwirrten durch fein Gebhirn
und ſeine Hand zitterte, al3 er mit einem Glaſe Waſfer
zurüdfam und es Mercedes hureichte Das junge WMad-
chen war inzwiſchen aus ihrer Ohnmacht erwacht und (tredte
majchinenmäßig Ddie Hand nach dem erfrifchenden Zranke
aus. Als fie den Marguis vor ſich ſah, ſtieß fie hHeftig das
©fas zurüc, fo daß _ eS auf die MarmorflieBe des Balkonz
fiel und in tauſend Stücke zerichellte. Mercede& Lehnte fich
dann in den Fauteuil zurüc und brach in krampfhaftes
Weinen aus.

Sie empfand es beſoyders ſchmerzlich, daß ihr eigener
Vater ſie ſo entfeßlih getäufcht Hatte, und dann jchien ihr
eine innere Stimme zuzuflüftern, daß der Marguiz an der
VBerwundung KRavoul’$ nicht unfchuldig jei. Sie fah Raoul
in Gedanten bexeits jtacr und todt mindejtensS aber.ichwer
verwundet, und ein ſüßes Gefühl hatte yIoßlidh in ihrem
Herzen neue Wurzel gefaßt, das ihrer Inntgem Liebe zır
dem Fremdling. Ihr aanzes Sein waͤr zu Ravul hinge⸗
zogen, und mit ſüzem Schanern empfand fie, daß ſie ohne
denſelben nicht mehr leben Fönne. Gegen den Mann, der
ſich ihr Verlobter nennen durfte, war ſie aber vollitändig
empört.

Bis jetzt war ihr Ia Montana gleichgiltig, yon heuͤte
aber empfand ſie gegen denſelben einen mit Abſcheil ge⸗
miſchter Haß.

Mit einer heftigen Beweguns erhoh ſich Mercedes
endlich. ergriff den Arm ihres Vaters, welchen dieſe Szene
ganz fajjungslos gemacht hatte und jagte zu ihm mit un-
heinilich kalter Stimme:

Komme mit mir, lieber Rapa; ich will keinen Augen⸗
Aick mehr unter dieſem dache weilen.“ _ Mit diejen
Worten führte fie ihren Later beinahe mit Gemwalt aus
dem Salon und ließ den Marquis, prachlos vor Srftaus
nen, allein zurüd. Mereedes war voll inneren Bornes un-
fähig, weitere Worte zu maden, begleitete ihren Vater, der
ganz widerſtandslos war, zu ihrem Wagen und-fuhr mit
ihm davon. Fortſetzung folgt.)


 
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