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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 191 - Nr. 200 (22. August - 2. September)
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wnt täglidy mit Ausnahme der Somn- mıd ZKeiertage.
iM f008 mit Unterbaltungsbeilage, Breis vierteljährlich
420 Trägerlohn n. Boftauffdlag. Beftelungen

N oftanſtalten m. bei der Erpedition Zwingerfisaße 7.










4 — :
I | Qunlings Jeder in Heidelberg.









«1 Nan die Sozinldemofratie erfolgreich he⸗

M





















, ’
dies durch ſtaatliche Maßnahmen geſchehen
* das Beiſpiel der Schweiz, wo eine ſozia⸗
jl Bartei. in dem Sinne, wie in Deutſchland,
A “Ultirt. — Während Fürſt Bismarck in erſter
M die Gewalt appellirte, die Sozialiſten unter
Snahmegefeß ſteilte und erſt in zweiter Linie

*
M hflterverfid)erungégefege in Angriff nahm, die
ir die Umitändlichteit, Vielfältigkeit und
„ atijche Engherzigkeit zum großen Theil ihren
zerth verloren haben, während er ſich zu
durchaus gleichgiltig,
x— ſtellte, iſt die Schweiz den beſtehenden
Al gtbereinigungen von Anfang an freundlich ent—
m Ommmen. E3 mwurde Rückficht auf die erfüll-
‚M Sünjde genommen und fo die Arbeiterbepe—
5'%“‘ Bahnen gelenkt, die den Intereſſen des
Yln NOr zuwiderlaufen. Die Schweiz erließ zU-
. Sohre 1877 ein Fabrikgefeß, weldhes den An-
‚{n lden der Neuzeit entfprach und es ſteht zu
M daß die einjchlägige Gejeßgebung jchon in der
1 * Zeit bedeutend erweitert und energiſch
4 wird. Das Fabrikgeſetz ſoll ausgedehnt
auf die Heinen Werkftätten von mehr aͤls
eitern und auf die induſtrielle Hausarbeit der
ſi Der jetzt geltende, freilich durch allzu Häufige
oft illuſoriſch gemachte Maximalarbeitstag
* Stunden foll auf zehn Stunden feſtgeſetzt

4 führende Rolle in der ſchweizeriſcher Arbeiter—
44 hat der Grütliverein der in 260 See⸗
15,000. Mitglieder aus allen Kreiſen der
8 umfaßt. Er vertritt einen gemäßigten
18 Mus und trägt eine patriotiſche Färbung.
* kriſtiren natürlich noch eine Reihe vonArbeiter-
8 der verſchiedenſten politijhen und religiöſen
45 ; aber für alle ift ſeit 1887 in dem ſoge—
O Arbeitertag ein Mittelpunkt gefchaffen,
2 lie ſich ohne Unterſchied zuſammenfinden Auf
Attecn Arbeitertage in Olten waren die Haupt⸗
* der bekannte Rationlrath Dr Decurtins,
erragenſten fath. Socialpolitiker, der aus
4 aldemokratie herborgegangene Arbeiterſekretär
9 und der radikale Sozialiſt Curti, jeder
Art beſtrebt an der Löfung der gewalligen
Tage zu arbeiten.
iſt den Arbeiter Organiſa—


















Die ſchwarze Hand. Mend. verb.)
Yaton - Roman ven Lampert de Ste. Croiz.
"iirte freie Meberfebung von Bhılipp Freidank.

d
“bege.@ünngenmärter fonnte ſich endlich von dem vor
gewordenen AUntonio frei maden;
Et“‘f f hinter einen Tiſch und jagte erniten Tones :
fd‘‚‘felaelif“‚ daß eS in meiner Macht liegt, Sie in eine
Mtiya 6 Det Waffer und Brod zu ſeten Wenn Sie dies
1 ‚tu„h“mmtl)lflen. jo jagen Sie mir ganz rubig, wa3 Sie
8 ollen.”
| 8 nicht böfe, mein ausgezeichneter Freund,“ Dbe-
A aütonio und feßte etwas ruhiger hinzu: „Unter
.&)}„l?üenen, welche ſoeben eingebracht wurden, hahe ich
e hes Miedererkannt, weldher mich ir {o abjeulicher
eahetrnnfen gemacht und den Mord au Maria Or⸗
Ela hat, den Mann, der an meiner Stelle hier
Inifje figen müßte. Vitie benachrichtiacn Sie den






1

$ ltan, Diort voͤn dem. was ich enidect habe und ehenſo
Echen Konjul. Es iſt fehr dringend Meine
Ü d Ehre ftehen auf dem Spiele. Sie werden, je
* 7 meine Bitte erfüllen, umſe weniger Urjache
t—fiß&’ zu beflagen. Meine Freunde werden SIhren
".%Cher ÜRIDY)HCH."

ÜhiinPerde Alles beften® beforgen,“ murmelte der Ge-
'!Xntü‘“_ter‚ welder immer nocdh nicht überzeugt ſchien,
%urn“w unjchuldig war. . :

2* 5 ging der efängnibwärter hinaus, um dem
gh er 308 jeltjame Borkommniß zu melden.

zeigie ſich von der Eröffnung des Ge—
ters hoch überralcht. Er neigte hon lange der








yl
‘%ä" daß Antonio unjchuldig fei und befchloß daher
1 nach der Zelle des Letzteren zu begeben, umfov-
rden Chulo aus yerfönlider Sıfahrung al

en Sülojen Menfchen tennen gelernt hHatte. Mit einem
“hipSücheln der Befriedigung nahm er die Mittheilung
an entgegen, daß derſelbe in einem der Gefangenen
Ürdin ° negra“ den Mann erkannt, welcher Antonio {o

ir a!gqümlfib_raucbt hatte
Nionio mit ſeinen Berichte fertig war fügte er




Material behülflich, ſondern zieht die Arbeiter⸗Ver—
einigungen auch für die Handhabung und den Aus—
bau der Arbeitergeſetzgebung zu Rathe. Dem Grütli⸗
Verein 3. B. ſind erſt unlängſt durch die amtlichen
Organe des Bundes im Inland wie im Ausland alle
zur Kenntniß der Arbeitergeſetzgebung in den ver—
ſchiedenen Laͤndern und zur Anbahnuͤng einer inter—
naͤtionalen Arbeits- und Fabrikgeſetzgebung nöthigen
Schrift⸗ und Aktenſtücke (der Wortlaut der in den
verſchiedenen Ländern beſtehenden Arbeitergeſetze, die
auf ſie bezüglichen Verhandlungen der geſetzgebenden
Körper ꝛe) berſchafft worden, zugleich mit der Er—
klärung, daß auf die Vorſchläge des Vereins von der
Landeoͤregierung werde Rückſicht genommen werden.
Bei dieſer Haltung der Regierung kann es allerdings
nicht verwundern, daß in der Schweiz die eigentlich
re volutionäre Sozialdemokratie nicht aufkommen
kann.

Ganz anders ging es unter Bismarck's Herrſchaft
in Deutſchland zu. Hier iſt vieles geſchehen, was in
letzter Linie nur dazu dienen konnte, die Sozialdemo—
kraͤten auf die Bahn des Umſturzes zu drängen. Zwar
gab es eine Zeit, in der ſich Bismarck ſehr gelaſſen
über das Wachsthum der Sozialdemokratie ausſprach.
Noch im Jahre 1884 äußerte er im Reichstag:

Ich möchte zur Beruhigung aller Derer — zu denen
ich nicht gehöre —, die die Sozialdemokratie als das
größte Schreckbild der Zukunft betrachten ich möchte
zur Beruhigung aller Dieſer fagen: Wenn die Herren erſt
mit poſitiven Plänen hHerauskommen, werden ſie viel zahm-
er werden als ſie ſind auch in ihrer Kritik und die Zahl
ihrer Anhänger wird ſich außerordentlich Lichten.“

Heute ſcheint Bismarck anderer Meinung zu ſein.
Er wollte bekanntlich das Sozialiſtengeſetz nicht nur
aufrecht erhalten, ſondern ſogar noch bedeutend ver—
ſchärfen, wozu indeß Gott ſei Dank der Kaiſer ſeine
Zuſtimmung verſagte. Nichts iſt dem Erſtarken der
ſpzialdemokratiſchen Partei förderlicher geweſen, als
dies verhängnißvblle Geſetz welches die Armee der
Unzufriedenen nit eiſernen Klammern umſchloß und
ein politiſches Märtyrerthum ſchaffte, welches ſtets,
zumal in Deutſchland, eine werbende Kraft gehabt hat.

Der Abg. Eugen Richter hat einmal geſagt, die
Sozialdemokratie fei gewaͤchſen wie der Schaͤtten Bis⸗
marck's. Das entſpricht vollſtändig der geſchichtlichen
Wahrheit. Je mächtiger die Geſtalt Bismarck's in
Deutſchland emporragte, deſto mehr breitete ſich die
ſozialdemokratiſche Bewegung aus.

Aın verhängnißvollſten erwies ſich das Beſtreben,
die unteren Schichten in möglichſter Ausdehnung
politiſch zu entmündigen: dieſer charakteriſtiſche Zug

Hinzu: „Sie werden wohl die Güte beben Herr Direktor,
mich dieſem Elenden gegenüber zu ftellen.“

„Wo denken Sie hin? Ich werde dieſen Zwijdhenfall
dem Unterfuchungsrichter melden; dieſer wird ſchen das
Nöthige veranlaſſen. Aher den Gefalen werde ich Ihnen
hun Antonio, den franzoſiſchen Konſul, Herrn Leclerc, von
Ihrer Beobachtung zu benachrichtigen. Dieſer wird, wie
ich hoffe, Ales thım, um Ihnen ... .”

„Meine Freiheit zu verſchaffen? frug Chulo. -

Das noch nicht,” fuhr der Direktor des Gefänaniſſes
fort, „aber doch mindejtens Sie mit dem Verbrecher zu⸗
jammenzuführen, um feſtzuſtellen was an Ihren Ausſagen
Wahres iſt. Wenn Sie geſchickt genug ſind 10 werden Sie
denſelben zu einem Ceſtänduiſſe bewegen. Morgen oder
übermorgen werden Sie Weiteres hHören.”

Erlauben Sie mir noch ein Wort, Herr Direktor.
Dürfen Sie mir die Namen dieſer Männer nennen?“

Das iſt mir nicht erlaubt.”

_ „Um ſo beffer.. Bitte, Herr Dixektor, ſprechen Sie zu
meinen ©unjften, ich hitte Sie ſehr darum

Bexuhigen Sie ſich Antonio, Sie werden ſich über
mich nicht beflagen fönnen.“ Mit dieſen Worten verließ
dieſer die Zelle Antonio’8.

Zwei Tage ſpätex war die Bitte des Chulos, Dank
dem Einſchreilen des franzöſiſchen Konjuls, gewährt.

Antonio ſtrahlte vor Freude. Endlich jollte jeine Un-
ſchuld zu Tage treten und ſein tödlicher Feind entlarvt
werden.

Einer der unterſuchunssrichter war in die Zelle Un-
toniols eingetreten und erſuchte denſelben, in dex dunkelſten
Ecke derſelben Platz zu nehmen! dann gab er Befehl, die
Führer der „Schwarzen Hand” in die Zelle Antonio’S zır
bringen. Derſelbe befahl Antonio auf das ſtrenaſte/ ſich
ganz ſtille zu verhalten und die Aufmerkſamkeit der ge-
fangenen Anarchiſten nicht auf ſich zu lenken.

Ein Polizeiagent führte die Gelangenen nach der Reihe
ein und veranlaßte jeden derſelben Namen Alter, Wohnort
und Geburtsſtätte anzugeben. Es war dies ſonſt eine ein—
fache Formſache — —

Fünf Gefangene waren bereits in die Zelle Antonios.






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in Heidelberg, Zzwingerftraße 7,





der Politik Bismarcks hat der Sozialdemokratie ganze
Schichten der Bevölkerung in’s Netz getrieben. Die
ſozialdemokratiſche Partei hat nicht als ſolche ihre
großen Erfolge erzielt, ſondern als politiſch am Wei—
leſten nach links ſtehende Oppoſitions⸗Partei Bis—
marck hat das Seinige redlich beigetragen, um die
Sozialdemokratie zu dem zu machen, was ſie jetzt iſt.

Deutſches Reich.

* Berlin, 21. Aug Die Nationalzeitung“ weiſt
den in einem Artikel der „Müuchener Allg Zeitung“
enthaltenen in unſerer geſtrigen Nummer bereits er—
wähnten Vorwurf zurück, daß die heutige Reichs—
und Staatsleitung der eigentlichen Geſchäfts—
kenntniß entbehre. Auch nach Bismarcks Ausſcheiden
müffe in Preußen und im Reich regiert werden, dies
dürfte der gemäßigte, nationalgeſiunte Liberalismus
nicht durch eine unſachliche Kritik erſchweren, ſonſt
würde er ſich ſelbſt und das Reich ſchädigen. Die
ſonderbündlerfichen Verſuche der „Köln. BZig.“ finden
alſo immer mehr Gegner; man merkt, daß Bismarck
mit ſeiner Noͤrgelei immer mehr vereinſamt. Auch die
freikonſervative Poſt“ nennt dem Kampf der, Münch.
Allgemeinen Zeitung“ unerehrbietig gegen den
Kaifer, demoraliſirend kleinmüthig erfcheine es,
das Wohl Deutſchlands von Bismarcks Kegime ab-
hängig machen zu wollen. Die „Kreuzzeitung“ weiſt
den Artikel der Allgemeinen Zeitung als unſachlich
und verhetzend zurück. Die Germania? ſagt, daß
ſich eine Kliques aber nicht eine beachtenswerthe
Oppoſition gegen die neue Aera mit jenem Artikel
charakteriſire. — Hier treten Scharenweiſe die Sozial—
demokraten aus der proteſtantiſchen Kirche aus.

— Der Welfenfonds iſt in den Hamburger
Nachrichten, dem Leibblatt des Fürſten Bismardg,
Gegenſtand einer Berichtigung. Das Kleine Zournat
vom 2. Auguſt führt aus, bei der Entſtehung des
ſog. Welfenfonds ſei der damalige Graf Bismarck zu—
erſt in der Rolle des großmüthigen Gebers aufgetreten,
um dann binnen vier Wochen, nachdem inzwiſchen die
Millionen vom Preußiſchen Landtage bewilligt worden,
ſeine Meinung plötzlich zu ändern und den Foͤnds mit
Beſchlag zu legen. Das ganze Spiel ſei eine Mauſe—
falle für den Landtag geweſen, in welcher dieſe richtig
hineingegangen ſei Zu dieſer poſſierlichen Darſtellunz
hemerlen wir, daß die Zuwendung von Entſchädigung
hauptſächlich durch Rückſicht auf engliſche Auffaſf⸗
ungen und Wünſche geboten erſchien zu einer Zeit,
wo man die Rückwirkung der erkampften Neugeſtaltung
der Dinge auf die europäiſche Gruppir ung noch nicht













— ꝛ2 — ꝛ
eingetreten; beim Eintritte des ſechsten mußte der Chulo
ſich überwinden um demfelben nicht ſofort an die Kehle zu
vrinaen! Es war der Mann von der Kneipe zum Aifen”.
Dieſer fechste Ankönımling erſchien ruhig und adnte ſicher
nicht, daß in einer Entfernung von 3zwei Metern der
bämgnn weilte, denn er beinahe auf das Schaffot geliefert
atte.

Antonio nahm ſich zujammen und ſo konnte das Vor⸗
führen der Gefangenen ohne Störung vorübergeben.

Der Ehuls bezeichnete den jeh3ten der Verbrecher,
welcher ſich Joſe Murano/nannte, als den Mörder von Maria
Ordonnez. *

Man führte dann Antonio in ein größeres Zimmer,
welches einen Tiſch und einige Stühle enthielt. Der
UnterfuchungsSrichter hatte dieſen Umzug veranlaßt und
Antonio erfucht, Außerft vorfichtig zu fein; er werde in
einem YNebenzimmer, wo er nicht gejehen werde zuhören
und einige Gendarmen bereit hHakten, falls ein Einſchreiten
nothwendig wäre. 4

Der Augenblich war füx Antonio ſehr feierlich aber
er begann ſich zu fürchten. Wenn Ddiefe Unterhaltung mit
dem raffinirten Verbrecher zu ſeinem Nachtheile ausjiele ?
Er nahın aber jeinen ganzen MuthH zujammen und ent-
ichic%fi ſich feit, den gefährlichen SGegner unſchädlich zu
machen.

Nach einigen Augenblicken öffnete ſich die Thür und
auf dex Schwelle erſchien ein Mann, auf deſſen Zügen
hohe Verwunderung geſchrieben ſtand.

Seine Blicke fielen ſofort auf den Chulo, welcher den
Eintretenden, indem er ſich auf die Lehne ſeines Stuhles
geſtützt leicht hin und ber bewegte, lächelnd betrachtete.

Der Bandit wurde zwar von einem heftigen Bittern
befallen, deſſen er nur mit hoher Anftrengung Meifter
werden fonnte, obwohl er eine wenig furchtſame Natur war
und ſich nicht leicht aus der Fajjung bringen ließ. DochH
faßte er ſich fofort, ging auf den Chulo zu, z0gfeine Müße
und ſgate ruhigen Tones und äutzerſt Höflich:

Man hat mir gefant, mein Herr, daß Sie mich zu
{prehen wünſchen Ich hate nicht die Chre, Sie zu kennen.
Was wünſchen Sie von mir ?“ (8. f}


 
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