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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 211 - Nr. 220 (16. September - 26. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0853

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i





i taglig mit Musnahme der Sonn- und Feiertage,
m“mftagß mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
1.20 vobne Trägerlohn 1. Boftanffchlag. Beftelungen

ben Roftanftalten u bei der Erxpedbition Zwingerfiaße 7.





für Stadf







Verantwortliher Nedaltent:
Julius Jecker in Heidelberg.








üclbrtg‚








L

Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippahurg,
Wiesloch, Bruchfal, BYretten, Nedargenüind, Mosbat,
Eberbach Buchen Walldlirn, T Biſchofsh Wertheim 2C.




26. Sabeg.



Druck/ VBerlag . Expedition von Gebr: Yuber
in Heidelberg, Zwingerfraße 7.













* de5 Yg Menzinger Deggendorf) auf der
Katholitenverfanmlung in Straubing.

8 Antrag, der Ihnen ſpäter vorgetragen werden

Ind welcher dahin abzielt, zu proteſtiren gegen
Meraubung der Kirche und des Hl. Siuhles durch
Malienijche Regierung und alle Katholiten zum
* qufzufordern, daß Gott es bald fügen möge,
die Kirche und der hl. Stuhl im vollen Beltb
Eigenthums und ihrer Rechte gelange, — diejer
.3 iUt e3, marum ich zu Ihnen fpreche. Er ift
ID fympatij und au der Seele geſprochen, daß
4 Ihre Nachſicht für eine kurze Zeit bitten muß.
* che Männer! Es iſt noch in lebhafter Er—
——— welcher Schrei der Lutrüſtung die kathol.
* erfüllte, als im Jahre 1870 die revolutionäre
aiſche Regierung den Kirchenſtaat annexirte Seit
Deit iſt die paͤpſtliche Frage eine brennende; ſie
Me zur Ruhe koͤmmen. Denken Sie, der Paͤpſt,
xtreter der ganzen kath Welt, iſt ſeines Landes
t er iſt in ſeinem Palaſt, dem Vatikan einge—
en, das italieniſche Militär umgibt und bewacht
man hat ſogar ein Ninggebäude um den Va-
Trichtet, um aͤlles zu beobachten, was dort vor—
IDer Hl. Vater kann den VBatikan nicht verlaſſen,
erhalb dieſes Palaſtes eingeſchloſſen und was
Ftalien, in Rom iſt, einen engen Raum nicht
ſen zu können, das wird man einigermaßen er—

Ünnen, wenn man bedentt, daß in Rom wäh-
Y ° Sommer8 faſt jeder einigermaßen gut fituirte
N KRom verläßt, wegen der großen Hibe und
8 b_eä ſchlechten Klimas. Das kann der heilige

Icht, ja ſelbſt das Briefgeheininiß iſt nicht mehr
und wenn man eine vertrauliche Korreſpondenz































Vater pflegen will, ſo muß es durch zuver-
dl| emiitteläperionen geichehen. € läßt ſich die
ijent. h, “0ge zuſammenfaſſen, in die Worte : Der Papſt
iche 4 efangene im Vatikan (Bewegung.) Man
ig 9 ä‘e‚unmürbigfei‘t dieſer Lage würdigen, wenn
igl. Wei Momente erwägt : Der Papſt iſt der Vaͤter

sunhfh Maen Chriftenheit und der Bapft ijt ein Sou-

ka Sin Souverän muß aber Eigenthümer eines
quiém, um dieſe Souveränität ausſiben zu kön—
dieſes iſt nicht der Fall in der gegenwär—
des HLL Vaters. Er muß als Sduberan

Umojen ſeiner Kinder angewieſen jein! Es
* der Proteſt, der von der Verſammlung ab—
Eerden ſoll vollkommen berechtigt, und die
daß man duͤrch Gebet den Himmel be-

Toll, daß die hl. Kirche und der HYl. Stuhl





— —

wieder in den vollen Beſitz des Eigenthums gelange,
dieſe Aufforderung iſt gleichfalls wohl begründet. Aber
wir wiſſen nicht, wie laͤnge dieſe Prüfung, die Gott der
kath Kirche auferlegt hHat, noch dauern wiud: Goͤttes
Rathſchläge ſind uns nicht bekannt, bis aber Gott diefe
Prüfung wegnimmt, muß dem hl. Vater thatſächlich
Beihilfe geleiſtet werden, daß er wieder in die Lage
geſetzt wird, ſeinen Obliegenheiten als oberſter Hirt
der kath Kirche und als Souverän vollſtaͤndig Genlige
zu leiſten. Dieſe thatfächliche Hilfeleiſtung wird dadurch
verſucht, daß die Katholiken zu dem ſogenannten Pe⸗
terspfennig beiſteuern, Jeder nach ſeinem Vermögen.
Es wird nun allerdings behauptet von lib! Blättern
und denjenigen, welchen das Papſtthum ein Dorn im
Auge ift: „Ia, der hl. Vater iſt reich, er lebt im
Neberfluß!“ Aber wenn man bedenkt, welchen Auf⸗
wand eine Regierung, die ſich auf die gauze Erde
erſtreckt. exfordert, ſind einige Hunderttauſend oder ein
paar Millionen nicht zu viel: im Gegentheil, ſie rei—
chen nicht im Entfernteſten aus. Es iſt daher der
Zweck meiner Worte, unter Euch, kath Männer, ein
Jerſtändniß für die traurige Lage des hl. Vaters zu
jchaffen und in Euch Entſchlüſfe hervorzurufen, daͤß
Feder für ſich, ſoweit ſeine Kräfte reichen, zum e
terspfennig heiſteuert und daß er unter ſeinen Freun—
den und Bekannten in gleichem Sinne wirkt, damit
die kath. Kirche und der Hl. Stuhl würdig ihrer hoͤhen
Aufgabe gexecht werden; und das walte Goͤtt! (Bravo!)

f * 0 U * ® ’
Die Sefuiten und Ddie foziale Frage.

Man ſchreibt dem Weſtfäliſchen Merkur: „Das
Auftreten des Zeſuitenpatres Forbes auf dem
riſtlich-ſozialen Cougreß zu Lütti il
in der ganzen Preſſe ſehr bemerkt worden, da derſelbe
als entſchiedener Gegner eines Eingreifens des Staa-
tes in die Arbeiter⸗Verhältniſſe fich hındgab. Eben
jo fehr iſt es auch bemertt worden, daß der hochw.
Biſchof von Trier entſchieden gegen ſeine Anſichten
auftrat, und daß er ſich weiter im Gegenfatz zu her—
vorragenden franzöſiſchen Autoritäten ı auf fozialem
Gebiete, u. A. des Grafen de Mun, Dbefand. Wir
haben nun Veranlaſſung genommen,. uns an authen⸗
tiſcher Quelle zu erkundigen, wie die Jeſuiten in Paris
und Frankreich zu den Anſichten ihres Confraters ſich
itellen, und können als yofitiv Folgendes mittheilen.
Forbes (nebenbei gefagt, ſchöttifcher Uokunft) be-
Ichäftigt ſich eifrig mit Dem Studium der fozialen
Probleme, iſt aber nie über die Theorie hinausge⸗
fommen, hat nie einen Einblick in die thatfächti—








ſtrie genommen. Er beurtheilt demnach die Frage
lediglich von ſeinem erhabenen philoſophiſchen Stand⸗
punkt aus der aber nichts weniger als praktiſch iſt.
%. Forbes vertritt in keiner Weiſe die Anſichten der
Jeſuitenpatres im Allgemeinen und hatte noch weniger
ein Mandat, in Lüttich anders als in.feinem ei-
genen Namen zu ſprechen. Auch die weitaus größte
Mehrzahl der franzöfijhen Jeſuitenpatres pflichtet
ſeinen Anfichten nicht bei, vielmehr ſtehen dieſe meilt
auf Seite des B, Lehmkuhl, welcher in den Stim⸗
men gus Maris Laach ſich auf den entgegengeſetzten
Standpunkt ftellt. Speziell haben die fhlupaͤthiſchen
Ausführüngen des P. Lehmkuhl in den Laacher Stim-
men über die Berliner Beſchlüſſe bei vielen Fehniten,
joweit ſie in Folge ihrer Beſchäftigung mit diejer
Frage zu einem Urtheile eompetent find, den lebhaf—
teſten Beifall gefunden und können wohl als die faſt
allgemeine Anſicht auch der franzöſiſchen Jefuilen an-
geſehen werden. Wir glauben, dieſe uns wie geſagt,
aus beſter Quelle zugehenden Informationen zur wei⸗
teſten Kenntniß bringen zu ſollen um zu verhindern,
daß man den etwas ſonderbaren Ausführungen des
%. Forbes deſſen Aufrichtigkeit wir übrigens feines-
wegS beziweifelnt —, nicht eine Bedeutung beilege, die
ſie thatſächlich nicht haben.“

Soweit der Weſtf Merkur. In Lütticher Berich⸗
ten war bereits ausdrücklich hervorgehoben, daͤß die
auf den Congreß auweſenden deutjchen und bei gi—
ſchen Feſuiten die Anſichten der Patres Caudroͤn 1nd
Forbes in keiner Weiſe theilten und über dieſe ihre
gegenſeitige Anſicht keinen Zweifel ließen. Es ift
daher durchaus kein Grund vorhanden, das Auftreten
der genannten beider Mitglieder des Ordens der Ge-
ſellſchaft Jeſu gegen den Orden als foͤlchen auiszu⸗
beuten. Daß es trotzdem geſchehen würde war zu
erwarten. Auch die Kreuzzeikung thut es uuͤd
zwar in ſehr eigenthümlicher Weife. Sie haͤt ſogar
iu dem vorſtehend beſprochenen Mrtifel den Gruud
entdeckt, - warunı die beiden franzöſiſchen Jeſuiten ſo
lebhaft gegen die ſtaatliche Sozial-Reform und ir das
Mancheſterthum eingetreten ſind Die Sefuiten,“
fagt fie, „vertreten das Intereſſe des Napitalismus
ſchon, weil ſie ſelber ſehr reich ſind Ein
Franueiscaner, meint das Blatt weiter würde in
Lüttich weitaus anders geſprochen hHaben. Es iſt ein
rechtes Unglück ſür die Kreuzzeitung, überſehen zu
haben daß ein Kapuciner-Bater, . alio-.-ein
Mitglied desjenigen Ordens, welcher den .Franciscanern
am nächſten verwandt und jedenfalls gleich dieſen arın
iſt, den Jeſuiten in der Oppofition und Obſtruktion
































Eicht und Ichatten. —

Driginal-Novelle von Hans Jordaens.

— A

ſi
aſſe. 24 erregt und doch auch wieder mit einem
/ Selbitberwnktjein waren dieſe Worte ge-
rren, und Natalie blickte mit einem Gemiſch von
e Zheilnahme und Hochachtung auf den alfo
Qa
4 war e8, das ihr den jungen Freund xlobnch 10
Yu edeutend erfcheinen ließ ? — Sie 4114 in
i ganz unglaublich von ibm. Hberragt;
nelblicbe Natur beuat ſich willenlos der ihr ent-
Hign Kraft und eine Frau bewundert an dem
* jebr, als eine feurige Thaͤtkraft und einen
icen Stolz. _
weibliche Sichunterordnen klang denn auch
n



vte, als fie, beide Hände auf Rolands Urm
Y 10 und mit bitfendem MNufblid zu ihnr fagte:
meinen lieben Roland nicht beleidigen wolen.
orte vorhin Dir ſcharf oder gar Hart ge-
e S, 10 verzeihe mir.” S —
hen i“‘_cbe Biſie ift undthig,“ war die rajche Ant⸗
“ fie fommt bereit3 zu Ipät.. ®ute Nacht Kebe
*
enns ergriff bei dieſen Worten Nataliens beide
65 fie ungeftüm an feine Augen und verließ
a Da8 Zimmer. . ; ;
Mber®_itand noch eine geraume Weile nachdenklich
Stelle, wo Roland ſie verlaffen, ehe fie ſich
Gr icte, ihr Lager aufzufüchen.
du; wezung an den Vorgang des Abendz raubte
un ehrere Stunden den Schlaf, und noch {pät
ln-—hmern wiederholte fie machaniſch den ihHr. im

8* e

3. Kapitel.
g“ft_ des erwarteien Beſuches brachte am fol-
Wieder neues Leben in die von den abend-
— noch immer etwaz bedrücten @emüther
e

*





chen Verhältniſſe des Arbeiters und der Juͤdu—



Dem Präſidenten war zwar der etwas ernftere Ge-
ſprächston zwiſchen den beiden nicht aufgefalen, wohllaber
Hatte er am Moraen beim Frühſtück gemeint, die Nacht
müſſe nicht ſo ganz recht gewejen jein: denn Matalie habe
müde Augen und Koland ſehe überwacht aus.

ARit der beiderfeitigen Verficherung indefjen, daß man
iroßdem ganz ausgeruht fei, gab der alte Herr ſich zufrieden.

Wenn Natalie am Abend gefürchtet Hatte, Rotand
fünne durch verändertes Verhalten ihr gegenüber den Vater
veranlafjen, eine Erklärung für diefen Wechfel zu fordern,
10 {ah fie ſich am andern Tage angenehm getäufcht; denn
außer einer für einen Unbetheiligten faum merklichen Zır
rüchaltung der Freundiz gegenüber erinnerte hei KRoland
Nichts an den heftigen Borfall des Abends.

Natalie aber war mit ihrem welterfahrenen Sinne
gleiQ bereit, durch zwangslofes Singehen in Ddie begonnene
Veiſe ihres Freundes das inhaltsreiche Zwiegefpräch des
porhergehenden Tages auf möglichft unbefangene Urt zu
ignoriren. Wenn ihr das uun auch im Allgemeinen gut
gelang, 19 machte ſich doch von dieſer Beit an in ihrem
Benehmen dem jüngeren Freunde gegenüber faſt unbewußt
eine {elbitlofere Hingabe bemerfkbar, die den klarſien Be-
wei8 lieferte daß Roland durch fein entjchieden männliches
Muftreten bei ihr an Bedeutung gewonnen habe und- in
ihren Augen fürderhin nicht mehr alg ein Halberwachſener
erſcheine

Der Nachmittag war ziemlich vorgerüct, als der Wagen,
der Fran Zur Lenne bracdhte, am Eingang. der Dannen-
berg’ihen Villa Hielt.

Natalie und Roland promenirten eben im Garten
‚.. U3 die junge Dame den ankommenden Wagen Hörte,
eilte jfie der Erwarteten entgegen, die eben nachläflig {iqh
in ihren Wagentkiffen aufrichtete und langjam das elegante
Gefähr verließ.

_ @& war eine ſchon beiahrte Danie mit regelmäßigen
jeboch erfchlafften ©efichtszügen, Ddie jeßt an Nataliens
Seite den Bark des Präfidenten betrat, und ihr Blick zeigte
jenen eigenthuümlich Iuchenden, halb befriedigten Wusdruck,
der Vergnüägungsfüchtige Leute faͤſt ausnahmlos fennzeichnet.
Die Kleidung der Dame, welche mit der vornehmen

M
}



Einfachheit, in der Natalie erſchien grell konkraſtirte war
von der ausgefuchteften Cleganz und zeuate ebhen ſo ſehr
von dem Chrgeiz der Trägerin, ftet® „das Neuefte“ zuerſt
zu befißen, al8 auch von dem Borhandenjein der für Jolche
koſtſpielige Baffionen erforderlichen Weittel.

„Mein Freund Roland von SGehren,“. {tellte Natalie
den inzwijdhen hHinzugetretenen SJüngling vor der den an⸗
fommenden Bejuch ſchon aus der Entfernung mit prüfen⸗
dem Auge betrachtet hHatte und fich tief voͤr der Dame
vereinigte.

„ „Ah, der junge Aünitler,” fagte die/ Dame lebhaft,
während ihr Auge mit einem multernden Blide die‘ Er-
jcheinung des jungen MannesS überflog. „Derjelbe, von
dem Sie mir in Sorrent erzählten, daß er den Sommer
bei Ihnen Wohnſitz nehmen würde ?”

Natalie bejahte, und nachdem die erften verbindlichen
HiedensSarten zwijdhen der Dame und dem jungen Manne
gewechfelt waren, bei weldher Gelegenheit Roland eine
gröhere Gewandtheit zeiote, als man jonit bei jungen
Leuten feines Altexs zu finden gewohnt ıft, entfernte ſich
der Jüngling von den Damen, um den Bräfidenten von der
Unkunft des erwarteten BejuhHes zu benachrichtigen.

Die Commerzienräthin Jah der elaftiichen Schrittes
ſich entfernenden, jlanken Jünglingsgeftalt voller Inte⸗
reſſe nach.

Die Erſcheinuna Rolands hatte etwas ungemein An-
ziehendes. Es Iag ‚ auf der veinen, hohen Stirn des
Sünglings, jener ideale Hauch, der dem Tieferblidenden
eine Yorahnung der Fünftigen SGröße und Bedeutung geben
mußte, Ddie diefem aufſtkebenden Jugendlichen Talente be-
vorſtand

Sine ſolche tief einareifende Beurtbeilungsfähigkeit
war indeſſen Fran Zur Lenne nicht eigen.. Shr Intereſſe
galt ‚in diefen:. Augenblide -wenigjtens Lediglih einer
Leußerlichkeit Rolands, die ſie als einen. Vorzug. von be-
jonderem Werthe erkannte, und oberflächlich, wie fie war,
klangen wie eine Ergänzung ihrer Gedanfen die bewundern-
den Worte von ihren Lippen; „Vrachtvolles, langes Haar
— und die Farbe! Gerade meine Lieblingsfarbe! —



Ihr Freund von Gehren ift ein zWweiter: Michael Saͤnzio,?


 
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