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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0449

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5 4S mmi; Unierbaltungsbeilage. Breig bierteljährlic
6 EG odne Trägerlohn u, Voktanifhlag, Beftelungen
— — — der Grpebifion Mincfirake 108,





— *







Rnzeige-Blatt fur ſämmtliche Bezirte
des bad. Unterlandes. Preis pro Iſpalt. Petit⸗
zeile 10 Big., bei Wiederholungen Rabatt.
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung.




_ der Katholiken Deutſchlands

indet, ſo Gott will, heuer zwiſchen Mitte Auguſt

und Mitte September in München ſtatt.
Der Commiſſar

Karl Fürſt zu Löwenſtein.
1ür ,0— —— —— 2
Die neue Hern und das Centrum.

or Ein Leitartikel der nationalliberalen Straßburger
4 welcher die durch des Reichskanzlers Rücktritt

kandene neue Lage mit einem naffen und einem
Odenen Auge betrachtet, enthält manche recht ver-
—el.mTfigq Gedanken. Er gibt rundweg zu, „das Kartell
enigiltig aus dem Sattel gehoben,“ und eine „ge—
liche Neuregelung der Parteiverhältniſſe? auf an-
5 Grundlaͤge unabweislich. Als Vorbedingung
4* der Artikel jenen Prozeß für nothwendig,
Hen Gexr v. Buttfamer das „Berduften des Cen-
MS“ nennt.



LO
mngeit, gefällt trefflich.
* Acra,“ ſchreibt ſie, „hat den Wegfall des Cen-
5— zur unerläßlichen Vorausſetzung. Dieſe Bor-
ng aber läßt ſich mur durch voͤlliges Auf—
Sul

lid)“en keineswegs, daß dieſer Vorſchlag manchem ehr⸗
4 Vaterlandsfreund wider den Strich geht, daß
nere die Mößlichkeit einer Rückkehr der
iten im weilen Schichten der Bevölferung Be-

Y S X n
hervorzurufen geeignet iſt. Hat doch an⸗

8* der verlloſſenen Reichſtagswahlen ſelbſt ein

atiſcher Bewerber

wern

la

* noch ein Reſt der Culturkampf⸗Geſetzgebung be—

4 ,, Werden die Tage des Centrums nicht gezählt
‚* DÖat dagegen die Geſetzgebung in gqroßherzigent

geheerlmg Rechnung getragen, ſo darf man weiter⸗
we Ziele einzelner ultramontaner Führer getroſt

4
* Bebölkerung wird auf dieſem Wege die Heeress
Qeops Derweigern. Durch die Entſenduͤng von Ab—

4* Werden die betreffenden Kreiſe auch nach Auf—
4 3* Centrums in der Lage ſein, ihre religiöſen
eutf
Reich, welches Anarchiſten und Sozialdemo⸗
8* auf feinem Boden duldet, wird auch die Jefuiten

Un fünnen! Die Maigeſetze und ihr Anhängfel

Harte Köpfe.
Erzaͤhlung aus dem Schwarzwald.
Von Ostar Höcker.
(Biendonym: Hermann Frank,)
Fortſetzung)

8 denke,“ erwiderte der Sohn, „c8& iſt kluͤger rechtzeitig
da 4* zu gelangen und im Gotteshauſe etwas zu lernen

— Herumzufißen und unwiſſend zu bleiben.“

%“‘‚en 8 einmal aufrichtig, Sofeph,“ fragte der Vater, der
von * noch immer nicht traute, „feHlt Dir nichts, biſt

N bei Deinem Verftand?“ ;

* e 4 glaube,“ entgegnete Zofeph lächelnd, „daß ich noch

—— Berftande geweſen bin.“

* 8 Wirft mir doch nicht weis wachen, fuhr Anton fort,

; 8 — alles Zuthun zu dieſem ſonderbaren Entſchluß

% — nicht, denn dazır war ich viel zu dımm, Aber

„»Ih“_“efl Lehrmeifter, der mich aufgellärt hat.“

— 10 hat Dich unſer Pfarrẽr in die Kur genommen 8
8 Nein, mein Lehrmeiſter iſt viel jünger und ſehr

w In Arum folge ich aud) gern ſeinem Ratd,“

verbfüfftes Gejicht, „Der Gerold,“ fagte

I 6, iiälame_m &on des Nachdenkes, „ift ja jung und auch
enr M Beide jeid aug gute Freunde; aber ich bezweifle

” 988 Du idm fo wikig folgen würdeſt.



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8 8 Baft Du ganz recht, Bater.“
un Dei, dJum RAuckuck', rief Auton ungeduldig, „wer iſt denn
[ %nie@. eÖrmeifter 2
* {br Nüherte ſich ihm, Deutete durch's Fenſter und
Antop « 30: „Da drüben — die Elje!“
Trı c ff“b‘—‘ überraſcht zurüc,
8 — ſie Dir empfehlen, Bater,“ fuhr Zoſeph neckend
2 er ſich {Hnell von dem Alten entfernte. „Sie
Süg * Sinen gelehrigen Schuͤler noch auf, vielleicht lernſt
95 von ihr in die Kirche zu gehen —“














7





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Getbelberg, Sonntag, 18. Mai 1890.




eſetze.
4 eine weitere Bedingung partei politiſcher Um⸗
bildung dar. Die Ausnähmegeſetze haben ſich über⸗
lebt, und die Geringfügigkeit ihrer Ergebniſſe mußte
über die Frage ihrer Berechtigung und Wirkſamkeit
nothgedrungen die Augen öffnen. Durch eine Be⸗
ſeitigung der Ausnahmegeſetze wird eine weſentliche
Scheidewand zwiſchen den Mittelparteien auf der einen
und den beſonneneren Elementen des Freiſinns auf
auf der andern Seite fallen.“ Wir hegen allerdings
einige Zweifel, daß das ſo glatt abgehen wird, wie


zu ſeinem eigenen „Wegfall“ nachdrücklich unterſtützen
wird. Größere Schwierigkeiten dürfte der Vorſchlag
zur Güte bei den national⸗liberalen Freunden des
reichsländiſchen Blattes finden; bis jetzt haben wir
bei ihnen blutwenig Luſt bemerkt, dieſen Weg zu be—
treten. Immerhin kann man ſich freuen, in einem

wenn auch als Mittel zum Zweck, zu finden, und

jahrabkommen!.

aber hieß e& Räuber und Mörder!

Fentſches Reich.
Berlin, 16. Mai.


über die Ausgaben und Einnahmen des Reiches im
Finanzjahre 1888/89, die allgemeine Rechnung üher
den. Ctat von 1884/85, 1885/86 und 1886/87, {D-
wie den Bericht der Reicheſchuldencommiſſion an die
Rechnungscommiſſion.
über den Geſetzentwurf betreffend die Friedenspräſenz
ſtärke des Heeres fortgeſetzt.


bei der ungeheuern Steuerlaſt durch den Militaris⸗
mus zu Grunde gehen.

Anton wollte aufbrauſen, vch de Sohn war bereitg mit
der Mutter durch die Thüre verſchwunden.

Aus dem Hauſe drüben trat jebßt die
meiſterin, gleichfalls mit dem Gebetbuch in der Hand.

Die Kirchenglocken tönten heute beſonders feierlich.
„Ein Prachtmädel,“ flüſterte der Alte, durch das Fenſter

ſchauend. Meiner Treu, ich glaube, die könnte den ſchlimmſten
Sünder bekehren.“

Er verfolgte ſte mit ſeinen Blicken, bis ſie verſchwunden
war.
Schranke hin, in welchem die bewußte Flaſche ſtand. Er zog
den Mund breit und ſchüttelte den Kopf. Was würde Elſe
von ihm denken wenn er ſo ſchwach wäre, der Verſuchung
nicht zu miderfiehen! Sr erhob ſtolz das Haupt und ging
an dem Schrante vorüber. Man ſah es ihm an, daß er mit
ſich ſehr zufrieden WL N

Wieder ertönte die Kir henglocke. Der Gottesdienſt war
vorüber und die lange Dorfgaſſe füllte ſich mit der Schaar
von Andächtigen, die indeſſen nicht ſo ruhig, wie es ſonſt ge⸗
ſchah! den Heimweg einſchiugen. Die unverhoffte Anweſenheit
Joſephs in der Kirche beſchäftigte die Mehrzahl der Gemüther.
Man hätte eher für möglidh gehalten, daß der Berg herab


dienſt beſuchen werde Aafangs ftieg in jo Manchem die Be⸗
fürchtung auf, daß es ſich Joſepbh zum Scherze gemacht, die
geweihte Stätte zu betreten, und dezhalb waͤren die erſtaunten
Blicke nicht eben freundlich auf ihn gerichtet. Der gläubige
Ausdruck ſeiner Mienen aber zerſtreute
Verdacht, und aufmerkſamer lauſchte wohl keiner in der Kirche
der Predigt, als gerade Zoſeph. Es war ihm anzuſehen! wie
mächtig ihn das Wort Gottes ergriff und wie ſeine Züge


Dagegen hatten Crispin und Afra nur wenig von der
Predigt vernommen: immer wieder wandten ſie ihre Aufmerk-
Jjamfeit dem Verwandten zu Sie ſtanden vor einem Räthſel,
über deſſen Auflöſung ſte nachſannen.

Als die Gemeinde nach beendigtem Gottesdienſt die Kirche












25. Jahrgang.




ſchworen worden. Um den allgemeinen Frieden zu
ſichern, ſolle Deutſchland einen Kongreß berufen.

Abg v. Kardorff weiſt die Angriffe Lieb—
knechts auf die Politik des Fürſten Bisniarck zurück,
Liehkaecht hetze zum Kriege gegen Rußland. Das
Volk beurtheile den Fürſten Bismarck anders, als
der ſocialdemokratiſche Redner. Die Nothwendigkeit
einer Erhöhung der Präſenzſtärke werde durch die
Vorlage bewieſen. Ein zwaͤnzigjähriger Friede wiege
die Steuerlaſten auf.

Hänel wendet ſich ebenfalls gegen die Angriffe
Liebknechts auf den Fürſten Bismard. Er (Hänel)
ſei nicht vor der Oppoſition gegen den Fürſten züc.
geſchreckt, er muͤſſe aber die Verdienſte deſſelben aner—
kennen; Fürſt Bismarck habe die Einheit Deutſchlauds
hergeſtellt und Deutſchland in das europaiſche Konzert
eingefährt; er war ein Hort des Friedens in Europa.
Wenn Liebknecht dem erſten Reichskunzler Liebedienerei
gegen Rußland vorgeworfen habe, ſo vergeſſe er, daß
Frankreich ſtets bemüht geweſen ſei, uns bei Rußland
den Rang abzulaufen. Gegenüber den nicht aus Ver⸗
nunft, ſondern in einem gewiſſen Heldenwaͤhnſinn ſich
überbietenden militäriſchen Rüſtungen der NMationen
könne nicht ein einſeitiger Schritt der einen oder
anderen Nation helfen. Wer eine allgemeine Abruͤfiung
fertig brächte, würde ſich den gleichen Ruhm wie der
groͤßte Feldherr erwerben. In der Kommiſſion werde
man nähex über die Abſichten der Regierung unter⸗
richtit werden. Dem Organiſationsplan des Kriege—
miniſters müſſe ein Finanzplan des Reichsſchatzfekretuͤrs
zur Seite treten.

Reichskanzler Laprivi: Die politiſche Lage
brauche er nicht zu ſchildern, weil das in der Thron-
rede geſchehen ſei. Die politiſche Erbſchaft vom Vor—
gänger in den auswärtigen Dingen fei die denkhar
glücklichſte, er erkenne dies dankhar an. Die Ver⸗
hältniſſe, die er vorgefunden habe, ſeien einfach und
klar, und geben zu einer Aktion mit perſönlichent Ein—
; griff keine Veranlaſſung. Unſere auswärtigen Ver—
hältniſſe beruhen auf der eigenen Kraft und werden
ferner geſtützt durch unſere Bündniſſe. Was die zwei—
jährige Dienſtzeit anbetreffe, ſo müſſe man die tech—
niſchen Schwierigkeiten bedenken, die infolge der neuen
Erfindungen und der Taktik ſehr gewaͤchſen ſeien. Die
Ausbildung ſei ſchwieriger geworden, man fehe ja an
Wochentagen keine Soldaten mehr ſpaziren gehen.
Auch wächſt uns eine zuchtloſe, von der Sozialdemo—
kratie vexdorbene Jugend hexan, die uns die Disziplin
und Erziehung erſchwert, deshalb würde ich einer
Verkürzung der Dienſtzeit nur ſehr ſchwer zuſtimmen.
Bis jetzt ſei die Sozialdemokratte nöch glücklich von
der Armee ferngehalten worden. Das Septennat ſei



8 und daß die Freundin unter
flüchtigem Erröthen die Höflichkeit erwiderte.

Afra war Ddarliber fehr Ärgerlig; nach ihrer Auſicht
| Ihidte e& ſich nicht, daß ein junges Mädchen, das von Dder
; SGnade einer Familie abhängig war, mit einem BurjhHen Grüße
\ mwechfefte, der zu Dden fchlimmften Feinden ihrer Wohlthäter
gehörte, Sie nahın ſich vor, Elje eine Zuredhtweifung zu fheil
werden zu laſſen. Indeſſen nahmen ale ihre Gedanken eine
; andere Richtung, da der Bater daheim einen Brief feine® Ad-
vokaten vorfand, der iYm meldete, daß der ſchwebende Prozeß
leider auch in zweiter Inſtanz berloren worden fel,

Crizpin erfreute ſich gegenwärtig überhaupt keiner guten
daune, da er noch immer keinen paffenden Verwaͤlter gefunden
hHatte, und fomit war die Nachricht aus der Stadt nur dazu
angethan, den Vater noch unwirrſcher zu ftimmen. Niemand
vermochte ihm etwas recht zu machen, ſelbſt Afra nicht; er
ſchalt und zankte, und zeigte ſich ſo unkiebenswürbdig, daß Afra
e3 vorzog/ ſich am Nachmittag ſeiner Geſellſchaft zu entziehen
und einen Spaziergang anzutreten,

Daß ſie ihre Schritte dem Bergwalde zulenkte, geſchah
gewiß nur aus Zufall; ſie hatte freilich dulch die alte Sufe
erfahren, daß Serold jeßt oft dort zu treffen jei, weil Anton
Sörger einen Schlag käuflich an ſich gebracht Hatte, en er
durchforſten wollte, Mira wußte ferner, daß Gerold auch am
heutigen Sonntagnadmittag nad) dem Bergwald gegangen war,
um daſelbſt die zu durchforſtenden Stellen abzuſtecken da ſchon
am nächſten Morgen die Holzfäller ihre Arbeit beginnen ſolllen
Aber wie gefagt, ſie lenkte ihre Schritte nur durch Zufall
dorthin und durchaus nicht in der Abficht, eine Begegnung
mit Gerold herheizuführen, trogdem ſie hinreichend Grund dazu
gehabt hHätte, da ſie jenen Brief gefunden, den des Verwalters
Mitter verloren. Daz Schreiben war von ihr nicht einmal
gelefen worden, was bei einer Tochter Evas gewiß viel fagen
wollte, befonders, da Afra wußte, daß ihrer in dem Briefe
erwähnt war. @ennoc{) hatte ſie ihre Neugier überwunden.
Was konnte e& ſie auch interejjiren, ob Gerold wohlwollend
oder abſprechend über ſte geſchrieben Hatte,

Fortſetzung folgt)







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