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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 191 - Nr. 200 (22. August - 2. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0793

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an ;
D * täglich mit Ansnahme der Somn= und Felertage
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— — E

















Vexrantwortlicher Rebakteur :
| Julius Jecker in Heidelberg.







Druck Berlag u. Erpedition von Gehr. Yuber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.

2 Iihti







i

87 General-Berfammlung der Satholiten
@ Deutjolands in Boblenz.

Miben des Hochwürdigſten Herrn Erzbiſchofs
Roos von Freiburg an die Katholikenver-
ſammlung in Koblenz.
8 ſſ das hochvexehrte Lokalkomitee der 37. General⸗
14 der Katholifen. Deutſchlands zu Koblenz
; de8 Rräfidenten, Herrn Rechtsauwaͤlt Müller,
,hf n)‘)E)Igebvren daſelbſt.
8 verehrte Herren! Zu meiner großen Freude
ie 1 <
4 vernommen, daß die 37. Generalverſamm⸗
N e Katholifen Deutſchlands, nachdem ihre Ta—
il in bder Reſidenzſtadt München zum Bedauern
Lten Katholiken diesmal leider unmöglich ge-
lii
/























iſt, am ſchönen Rheinſtrom, im katholiſchen
in der Vaͤterſtadt des groͤßen Görres eine
* Heimſtätte erhalten hat Dafür ſpreche ich
2* fath. Männern von Koblenz, die noch in
Stunde dem ſchwierigen umfaſſenden Werke der
»E Teitung bereitwilligſt ihre Kraft und Zeit ge—
—r meine Anerfennung, und meinen wärmſten
!b;“ m GuS, - Wie gerne würde ich nun ihrer freunds
2 Einladung Folge leiſten, an der Begeiſterung
eener Männer mich erwärmen und an den
meiner Jugenderinnerungen mich erquicken!
halten angegriffene Geſundheit und wichtige
Veſchäfte mich zurück Von Herzen aber bitte ich
yn daß er die dart verſammelten Männer mit ſei—
4* beſeele, ſie ermuthige zu treuer, ausdauern—
m ettfamfeit für Gottes DL Kirche, ſie erleuchte in
* 4* RKirche und Gefellſchaft ogleidh wichligen,
LE N olkswohl wie der Autorität gleich foͤrderlichen
7 ſie rüſte und ſtähle für die kommenden
28 ſchwerer Zeiten, denen ſteuern zu helfen
e ens- und Charakterſtärke kath. Männer, wie
und Liebesthätigkeit der kath, Kirche in
Wagendem Maße berufen ſind. In dieſem Sinne
ff ich gerne allen Verſammelten meinen biſchöfl.
14 und verharre in der Liebe zu Chriſtus, unſerm
Ind zu unſerer Mutter, der hl. Kirche als
2 Ihr ſehr ergebener
54 + Johannes Ehriftian, Erzbiſchof.
4 Teiburg, den 12. Auguſt 1890.
5 Coblenz, 28. Aug.
Untt zehn Uhr wurden die Thüuͤren geöffnet,





biſchof von Köln. Dann erfolgie die Verleſung der

Beſchlüſſe.

Pfarrer Wacker ſprach hierauf über Berech—
tigung und Bedeutung der General Verſammlungen,
deren ſchlimmſte Geguer diejenigen Katholiken ſeien,
welche auch in der Kulturkainpfszeit die Miniſtergunſt
ſuchten und kritiſirten, ſtatt mitzuarbeiten. Dieſes
Streberthum ſei noch heute der Feind. An den Ge—
neral-Verſammlungen habe man ſtets in Verbindung

mit den kirchlichen Autoritäten feſtgehalten Con—
feſſionelle Polemik ſei von denſelben ausgeſchloſſen;
ſie zeitigten keine Elemente der Friedens|törung. . Ihre

Arbeiten ſeien univerſaler Art Der ſoziale Papſt
und der ſoziale Kaiſer müßten zuſammengehen, und
wir mit Shnen.. Die Verſammlungen ſind ein Werk
innerer Miſſion Deutſchlands, Exercitien für Geiſtliche
und Laien, welche Politik treiben. (Die Rede, welche
wir im Wortlaut nachtragen werden, haͤtte eine
gewaltige Wirkung, welche ſich in langanhaltendem
Beifall Fundgab.) !

Domidekan Dr. Heinrich haͤlt eine prächtige
Auſpraͤche über die Anfänge und die Entwickelung
der General⸗ Verſammlungen. Wir ſollen eifrig ſein,
einig, freudig.

Windhorſt beginnt die Schlußrede mit dem
chriſtlichen Gruß: In Goͤttes Namen ſtreiten wir,
und wirft einen Rückblick auf den Verlauf der Ver—
ſammlung.! Er dankt den Behörden und der Bürger—
ſchaft ohne Ausnahme! Wir haben volle Einmüthig—
keit gefunden, kein konfeſſioneller Mißklang hat ſich
vernehmlich gemacht. Wir müſſen in Deutſchland
Frieden halten und werden niemals die Waffen
brauchen, wenn nicht gezwungen Redner erinnert an
die Bedeutung von Goͤrres und ſpricht das Gelöbniß
aus, ihm zu folgen in der Vertheidigung der Freiheit
der Kirche.

Windthorſt dankt dem Herrn Erzbiſchof von Köln
für ſein Erſcheinen trotz ſeinem Unwohlſein Möge er
uns noch recht lange ein leuchtendes Beiſpiel ſein
Auch begrüßt Windthorſt Auguſt Reichensperger, den
Veterauen der Phalanx, der geſund ſei wie ein Fiſch.
„Er muß wieder nach Berlin kommen. “

Wir waren wieder ein Mal hier eine ganze Armee;
das war gut, ſchon für die Finanzen, da der Lokal—
Praͤfident viel ausgibt. Daß das Feuerwerk verreg—
nete, war eine gerechte Strafe.

Man hat unſere Heerſchau mit geſpannter Auf—

Maͤnner auch war das Ausland vertreten.

Wir haben uͤnſere Grüße geſendet nach Lüttich,
nach Amerika, und haben einen neuen Ring in die
Ketie friedlichen Voͤlkerverkehrs . gefügt;, unſere Zu—
ſtimmung ausgeſprochen zum Berliner Arbeiterſchus⸗
Kongreß, einen eminent friedlichen Werke Alle Stände
haben gieichberechtigt zujammen gearbeitet. Die Kirch-
liche Gemeinſchaft gleicht die Gegenfätze aus Möge
dieſer Friedeusgeiſt fortleben, gepflegt auch von
den Frauen, die ſo fleißig im Kulturkampf für
den Frieden gekämpft hHaben. Unſern Gegnern ſagen
wir: Wir halten zuſaumien, rührt nicht daran !

Im kath. Vereinsheben iſt überall ein erfreu—
licher Fortſchritt zu verzeichnen! Stillſtand wäre
Rückgang. Das Miſſions weſen bedarf in Dentſch⸗
land einer größern Unterſtützung Die neuen Colonien
erfordern die Entſendung zahlreicher Glaubensboten.
Der Afrika-Verein hat ſchon viel geſammelt aber
noch nicht genug. Wir brauchen Geld für Miſſionare
und Mifſions-Anſtalten. Das können wir in Berlin
nicht machen Unſere Stimmen verhallen, wenn der
Ehor in den Provinzen nicht einfällt. Dieſe müſſen
hiuter uns ſein, ſonſt heißts? Windthorſt wird alt.
In den letzten Tagen ſei die Frage einer Miſſions—
Anſtalt lebhaft eroͤrtert worden. Die Gründung ſei
im Werke ünd ſei auf das lebhafteſte zu empfehlen.
Deutſche Jünglinge und Jungfrauen ſeien zahlreich
für die Miſſioͤnen nöthig. Es ſei der ſchönſte, aber
auch ſchwerſte Beruf Die innere Miſſion dürfe aber
nicht vernachläſſigt werden. Es beſtehe eine große
Nothlage in der Diaſpora an Kirchen, Schulen und
wohlthatigen Auſtalten. Deshalb müſſe der Boni—
fatiusberein unterſtützt werden Große Bedürfniſſe
ſeien in Bremen, Hamburg Berlin und anderswo,
Gewaltige Lücken ſeien auszufüllen. Die Gaͤhen
müſſen fich mindeſtens verdoppeln Auch die kleiuſten
ſind willkoinmen. Ein Dienſtmädchen hat mir für die
Kirche in Hannover eine Gabe geſchickt weil es mich
ſo ſehr liebe Ich empfehle dies den Damen ‚auf der
Gallerie zur Nachahmung. Die andern Confeſſionen
machen ebenfalls große Änſtrengungen. Die berufen—
ſten Miſſionare ſind immer Ordensgeiſtliche, weil der
Weltklerus zu Hauſe genug Arbeit hat, alſo ſchon
wegen des Miſſionsweſens die Orden zurückbe—
rufen werden müfſen Porſch hat ſo begeiſtert
gefördert, daß ich denke er gebe auch OYrden. Eine
Muswahl zwiſchen den Orden zu treffen iſt eine An—





















1 Unter _ ungeheurem Andrang begann die | merkfamfkeit perfolgt. Wir fühlen uns als vollberechtigte | maßung. Es ſteht Niemanden zu, die ſchönſten Blü—
1 . Tekte offentliche Verſammlung Söhne des Vaterlandes, deſſen Sicherheit Ihnen am | then des Ehriſtethuns abzupflücken. —
* Ern Hoͤch des Präfidenten auf den Herrn Erz- | Herzen liegt Aus allen Gauen kamen gleichgeſinnte Er will weder die Bettel⸗Orden noch die Jeſuiten
— — E—⏑ —_ — . — — — —⏑
udi Die ſchwarze Hand. (Kasd. verb.) Bericht abzuſtatten Liebe Mautter, . ih. möchte mich vor Deinen Augen











Roman von Lampert.de Ste, Croirz,
rte freie Neberfebung von RHılipp Zreidank,




ori
a
fn\{‘h ja ich bin e&, mein Lieber ich habe Ihnen eine
‚uv mitzutheilen.”

Nd die wäre?“



fin eitern wurde in Cadix bei jeiner Ausſchiffung der

ol 4 der Maria. Ordonnez verhaftet. In zwei Stunden
{ I ihn im Gefänanifje befuchen — er wurde hierher
— i boffeendlih den Schlüffel zu der ganzen
— Gejchichte zu .

z‚'nlbülllbgn Sie, daß diejer Spigbube weiß, um was es
elt?“

4* glaube es wohl, denn er war über feine Ber-

Al 8 ar nichterftaunt. Er fragte mi nur, wie es Jeiner

x Lhrdinge, und alS ich mit einem „Out“ anttvortete, ſchien
2 zu. fein und ſprach kein Wort weiter,”

&0S ijt außerft jeltfam.” S

S® Iprach zu ibm von Luis Mendrilla, und daß der-

u27 im @efängmiffe befinde. Diefe Nachricht (chien

p Uitanunen, Ddenn er murmelte leife einige Worte,

I nichtadeftomweniner verſtanden habe.‘‘

ie Jauteten dieſe Worte ?““ frug Dder Chulo geſpannt.

T werbde {iqh diefen Schlaukopf endlich kaufen, 10














An

‚35A0



R
87

*

*
* 8
1 Sie mir, lieber Jacobo, jinden Sie e& nidt
teif — S denke, eS wäre gut, fih ein
( r‘id;)en nach dieſer ganz widerwärtigen Hinrichtung.
——
—⏑⏑ ; *
dioien Worten verließen die beidex Männer den
ſcat weldem vor faumı einer halben Stunde fieben

* mit dem Leben ihre Verbrechen gegen ihre Mit-
geſühnt hatten.

ill 14 Sapitel.

161‘33} Die Berzeihung. .

2 * der Nückunft don jeiner längeren Reiſe war der
Yadaın des Herzoas von Voron zu ſeiner Schweſter,
btifün der Anguitinerinnen, um derfelben längeren





Iis die Superiorin aus dem Munde ihres Bruders
vernahm, daß Kaoul allen Ernſtes um die Hand Mercedes
angehalten habe, erfuchte fie ihren Bruder, jeine Tochter zu
ihr zu fenden. *

Zbwohl die Webtiffin mit Dder Vergangenheit abae⸗
ſchloffen und fie dem Vater Raoul’8 längit im Herzen ver-
ziehen hHatte, o erfchien es der Schweſter des Herzog3 von
Moron,, auch wenn der Sohn für die Schulddes, Baters
nicht verantwortlich gemacht werden Fonnte, doch laun ftatt-
Haft, daß ein Graf FZereire eine neue Verbindung mit ihrer
Fanijlie eingehen könne —

AndererjeitZ {prach für den Grafen die Liebe zu ihrer
Nichtẽ für welch Leßtere die Aebtiffin eine ganz befondere
Zuneigung Heate. Außerdem gehörte das Herz Der Aebtiſſin
nur mehr ihrem Seelenbräutiganm, Jeſus Chrijtus, und von
den Schladen irdiſcher Liebe war es länaſt in der Einſam⸗
keit der Kloſterzelle befreit

Die Mebtifiin ent{hloß ſich daher, das Herz Mercedes
forgfältig zu jondiren und zu verfuchen, oh e& noch mMög-
lich {ei, daz junge Mädchen von einem Schritte zurüdzu-
yHalten, welcher nur Verwirruns in die Hamilie tragen
mußte. - Migglückte dieſer Verſuch war die Liebe Mercedes
zu Raoul jtärfer als die Familieniradition, 10 mar Ddie
Mebtijfin entjhloffen, der Berbindung ihHrer Nichte mit
Raoul keine Hindernijjei mehr in den Weg zu legen. Das
SGlük Mercedes folte nicht dem durh die verwerfliche
That des Vater3 Kaoul’3 beleidiaten Stolz der Familie
Moron zum Opfer gebracht werden.

Am Vorabend der Hinrichtung, der Mitglieder Dder
„Schwarzen Hand“, erſchien Mercedes, der Cinladung ihrer
Tante folgend, im Klofter. Sie brauchte nicht lange zu
warten, bis die Aebtiſſin erſchien

Ich weiß, liebe Tante,” jagte Mercedes, als die Aeb⸗
tiffin den Borhang des Sprechgitter3 zur Seite gelhoben,
„mweghalb.ich hieher gerufen wurde Ich moͤchte im Voraus
bemerfen, liebe Tante, daß ich mich Deinen Wünfjdhen, mögen
diefe ausfallen mie fie wollen, fügen werde, aber .. .“
z Dich aus, mein Liebling,‘“ erwiderte mild die

ebtiſim.



rechiierligen Ich liebe Ravul v. Fereire, was Dir mein
Vaͤter mitgetheilt haben mwird. Ich liebe den Grafen guf⸗
richtig aus ganzent Herzen und hHabe mich in der Zeit
unjerer Brüfung von jeiner Rechtfchaffenheit nacdh ieder
Seite Hın überzeugt ; ih weiß daß er meine Liebe ebenfo
aufrichtig erwiedert Unjer @dgdial liegt in Deinen Händen,
liebe Tante. Ich kenne die Bergangenheit und Ddeshalb
bitte ich, über mein Lebensglüd Enlſcheidung 3u treffen.“

Diejen leidenſchaftlichen Ausbruch der Liebe ihrer Nichte
hatte die Superiorin nicht erwartet. Sie wurde aber da-
durch {o beiwegt, daß ihyre Bedenken gegen die Berbindung
Raoul’s mit Mercedes wie Nebel vor der Sonne ſchwanden.

Ich weiß ſeit lange, liebes Kind ſaate die Nebtiffin,
„daß Züuͤber Dein Herz nicht mehr frei verfügtelt, IO
habe Sich nun Ffommen laffen, um einige Bedenken _ zu
äußern. Die Rückkehr des Grafen Feretre na Xeres iſt
ein aroßer Kehler . . .“ } }

„Was, Ravul iſt hier ?“ ſagte das junge Mäddhen in
arößter Neberrajchung, währenddem eine Biutwelle in ihr
Antlitz {h0B. . . ; S

Die Nebtiffin ſchloß aus dieſer Berwirrung des iungen
Maädchens, daß Mercedes von der Anweſenheit Raoul’S in
Leres feine Keuntniß befigen konnte

„Sa, der junge Graf iſt hier,” fuhr die Aebtiſſin fort.
Dein Vater meinte, er hätte beſfer daran gethan, erft jeine
Sinladung abzuwarten. Soviel ich bemerfe, bift Du
unfhuldig an ; diefer Hierherkunft des Franzojen und e®
jcheint Har zu fein, daß ihn fein Landamann, Konful
Qeclerc, hierher berufen hHat. Da man in KXeres Deine
Beziehungen zum SGrafen Fereire kennt ſo ſteht Dein Ruf
im Spiele . . .1 —

„Und, liebe, gute Mutter ? frus Mercedes änaſtlich

5 „Da gibt es nur ein Mittel, den Skandal zu Ver-

meiden, indem ich meine Einwilliaung zu Deiner Yermäh-
fung mit dem Graſen Feretve gebe und nur die einzige Bes
dinaͤung daran Inüpfe, daß dieſelbe vecht bald vollzogen
wird. Ich übernehme die Berantwvortlichteit, auch die
EinwiNigung Deines Vaters zu erwirfen, obaleich ich mir
nicht verhehle, wie ſchwer diejelbe zu erlangen ſein wird.


 
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