2 wa tͤglich mit Lusnahme der Sonn⸗ und Feiertage.
—— mit. Unterbaltungsbeilage. reis vierteljährlich
120 obne Trägerlohn ı, Poftanuffhlag. . Beftelungen
den Roftanftalten ı. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.
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M 994
E 2 Julius Zecer in Heidelberg.
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elluuſcn - anf den Piher
Bote“
* von allen Poftanftalten und DBriefträgern,
Ü ° von unſeren Agenten, Trägerinnen und in der
ition Bwingerftsaße Nr. 7 noch fortwaͤhrend
engenommen. _ DBereits erſchienene Nummern
©M nachgeliefert.
vUSBeGEeEeHGesESStss
Betition um Befeitigung 8 Feluitengeekes,
auf der Kölner Kaͤtholikenverſammlung an den
45 ag zu richten beſchloſſen wurde, hat folgenden
ut:
*
* mehr als 18 Jahren ſteht nunmehr das Ge—
4 Kraft, durch welches der Orden der Geſellſchaft
‚Und „die ihm verwandten Orden und ordens—
all‘ Kongregationen“ vom Gebiete des deutſchen
4 ausgeſchlöſſen wurden.
ees Geſetz bezeichnete den Beginn jenes ungück—
8 Lampfes! welcher ſo viel Unheil und Verbitter—
y m Deutichen Vaterlande zur Folge gehabt hat
N Üdiglich den zerſetzenden Beſtrebungen der Gegen-
IM M Gute gekommen iſt. Das Geſetz wurde er—
gegen den entſchiedenen Einſpruch
Hu treuen. katholiſchen Bevölkerung des deutſchen
* welche auch ſpäter keine Gelegenheit verſäumt
Leſen ihren Einfpruch zu erneuern.
* dieſem von dem Konflikt zwiſchen Staat und
© am ſſchwerſten betroffenen preußiſchen Staate
lütdem eine Revifion der kircheupolitiſchen Geſetz
9 der 70er Fahre ftattgefunden, welche zwaͤr
dauernd befriedigenden Zuͤſtand nicht hergeftellt,
der Freieit der Kath.
4 unverträglichſten Beſtimmungen beſeitigt und
Y öllgang zum Frieden wieder eröffnet hHat. Auch
üirchenpoliliſchen Geſetzgebung des deutſchen
8 find Menderungen vorgenommen, namentlich
n fn 0S Rriefteransweifungsgejeß nach wiederholten
* Ar koehenden Befchlüffen des Reichstages endlich
oben worden.
%m ne8 der ſchlimmſten Uebelbleiſel aus einer
—— deren völligen Abſchluß alle Freunde
p Sterstandes nur herbeiſehen Können, iſt das Geſetz
z Suli 1872 ;
dasſelbe werden Orden vom deutſchen Reiche
—
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der ihrer
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/ £idt und Schatten. (Mad: verb.)
DOriginal-Novelle von Hans Jordaens
H
g‘é’‚mä‘“ulie hatte herzliches Mitleid mit ihrem Iugend-
} 8 glaubte ein um ſo größeres Verſtändniß für den
4 — gefunden zu Haben, der ſein Herz getroffen,
14 fie den BerfuchH ‘ gemadht haͤtte! ſich im SGeifle an
‘r“b@‚@eüe zu verfeßen; Jeitdem_fie mit. Hopfendem
* ſich gefragt hatte, wie ihr zu Muthe fein mwürde,
* Man ihr-verbieten würde, noch ferner einem Gefühle
das ihr ganzes Sein erfülte; wenn man ihr
IM bmoflte‚ fie babe ihre Liebe verloren, dieſe Liebe zu
'] s tehrien Manne, die fie ſo olüclich machte.
&, Natalie war glückich.
0
q OM jagte ihr nicht eine innere Stimme, deß ihre
dl , Erwiedert wurde ? * _ } ;
d fonnte dieſe Stimme in ihrem Herzen, die ſo ſtill
M O fo-vernehmlich {prach, fie wohl täufdhen?
/ A Onl ein folcher Gedanke: wäre thöricht geweien.
14 * ülien doch Geora8 häufige Beir He der Billa in erſter
das durfte fie fich ganz im Geheimen wohl ein⸗
mlebt“; jede neue Stunde des Beiſammenſeins mit dem
acüp CI Manne-jchien die innere Harmonie ihrer Seelen
fi'igi‚““b mehr zu entfalten, und jede neue Stunde, die ſie
%I-‘“ Seite verbrachte, zauberte helleren Strahl auf
/ edle Züge. 3
ich heute wieder war ein ſo ſonniger Tag geweſen.
oher Geiltige Einwirkung ſich erfennbar genug in dem
9* ®lanze von Nalaliens dunkeln Augen ſpiegelte.
Aland hätte nicht den Scharfblick befigen wüſſen der
tfu„ ‚Ugen - war um dieſe Gefühlsſtimmung ſeiner
nicht ſofort beim Nähertreten zu erfennen, und
lend, wie er ihr gegenüber war, ‘ galt ſeine erſte
Au Gan In frühen Berfhwinden des Herr Zur Lenne.n
8 war jehr eilig: hHeute,“ erwiderte Naͤtalie die die
N
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e u Deiner Rücklehr hier verweilen zu können!
Aand noch immer gefaßt hielt, er bedauerte es fehr,
* meinte-Roland gedehnt, den es ſchon gereute
e gethan zu Haben, mit jeltjamer Ironie; „i
Anzeige:-Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, . Schwegingen, Philippsbutg,
Wiesloch, Bruchſal Bretten Nedargemiünd, Mosbach,
Eberbach Buchen, Walldürn T Biſchofeh Wertheim 2C,
M
—
Druck, Berlagn Erpedition von Gebr guber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7,
N
der katholiſchen Bevölkerung erfreuen, deren Mitglieder
durch wiſſenſchaftliche, ſeelſorgliche und ſoziale Thätig—
keit im deutſchen Reiche wie in den auswartigen
Miſſionen reiche Verdienſte ſich erworben haben und
deren Wiederzulaſſung gerade unter den gegen—
wärtigen Verhältniſſen von den wohlthätigſten Folgen
ſein würde
Es iſt uns nicht unbekannt, daß in einem Theil
der nichtkatholiſchen Bevölkerung ein künſtlich erzeugtes
und gefliſſentlich genährtes Vorurtheil gegen die hier
in Rede ſtehenden Orden beſteht. Aber dieſes Vor—
urtheil kann unmöglich die Aufrechterhaltung eines
gehäſſigen Ausnahmegeſetzes rechtfertigen, welches mit den
den Bürgern durch die Reichsverfaſſung und die
Landesverfaſſungen gewaͤhrleiſteten Rechten unverein—
bar iſt Und nicht das kann bei Beurtheilung einer
Einrichtung der katholiſchen Kirche entſcheidend ſein
jein, wie Andersgläubige über dieſelbe denken ſondern
darauf fommt e8 vor allem an, daß die deutſchen
Katholiken in den durch das ſogen Jeſuitengeſetz ver—
pönten Ordensgenoſſenſchaften ſegensreiche kirchliche
Körperſchaften ſchätzen und verehren und deren Dienſte.
nicht entbehren wollen.
Am October d. iſt das Ausnahmegeſetz wider
die Sozialdemokratie erlojchen. Wir können es nur
billigen, daß dieſes Geſetz, welches außerhalb des ge—
meinen Rechtes ſich bewegt und nach unfjerer Ueber—
zeugung der Sozialdemokratie nur zur Kraͤftigung ge-
reicht hat, außer Wirkſamkeit geſetzt worden iſt. Um
ſo nachdrücklicher aber müſſen wir angeſichts der Auf—
hebung jenes Geſetzes verlangen, daß auch das Geſetz
vom 4, Juli 1872 nunmehr beſeitigt werde.
Die ausgewieſenen ſozialdemokratiſchen Agitatoren, zu
deren Bekämpfung man die ſchärfſter Maßregeln für
zuläſſig erachtet hat, werden von allen Seilen nach
Deutſchland zurückehren, und den Angehörigen kath.
Orden ſollte die Rückkehr noch ferner verwehrt bleiben!
Wir bedürfen der Thätigkeit dieſer Orden gegen—
wärtig in gaͤnz beſonderem Maße. Immer bedroh—
licher wird der Anſturm gegen Altar und Thron,
gegen alle Autorität in Staat und Kirche gegen die
Grundlagen der geſellſchaftlichen Ordnung Der
Seelſorge Klerus reicht zumal in den raſch anwachſen⸗
den großen Städten nicht mehr aus, um der religioͤſen
Verwilderung breiter Volkskreiſe, welche die Abwendung
von Zucht und Sitte zur Folge hat, zu verhindern;
er bedarf in den katholiſchen Gegenden der Ergänzung
und Unterſtützung durch Ordensgenoſſenſchaften, wie
Jeſuiten, Redemptoriſten und Lazariften, welche vor
Austreibung durch eine unduldſame und kurzſichtige
Geſetzgebung, namentlich in den dichtbevölkerten Indu—
ſtrie Bezirken, ſo viel zur Erhaltung eines guten
Geiſtes unter der Arbeiterbevölkerung beigetragen
haben. Und wie kann man es verſtehen, daß die
Väter vom hl. Geiſte, über deren Wirkſamkeit in den
afrikaniſchen Kolonien die bedeutenſten Forſcher der
verſchiedenſten religioſen Richtungen alles Lobes voll
ſind, im Deutſchen Reiche auch ferner Niederlaſſungen
nicht ſollen heſitzen, nicht ein Mal ein Haus zur
Ausbildung deulſcher Miſſionare für die deutſchen
Schutzgebiete ſollen errichten dürfen.
Vir ſind uns bewußt, nicht nur ein Recht und
In Intereſſe der katholiſchen Kirche im Deutſchen
Reiche zu vertreten ſondern auch im wohlverſtandeuen
Intereſſe unſeres Vaterlandes, wie die Zeitverhältniſſe
es jedem Einſichtigen zum Bewußtſein bringen müſſen,
zu Handeln, wenn wir die eben ſo erhebene wie
dringende Bitte ausſprechen:
Hoher Reichstag wolle die Initiative ergreifen,
damit baldigſt das Geſetz vom 4. Juli 1872 außer
Wirkſamkeit geſetzt werde.“
Die Landesverſammlung der Centrumspartei Badens,
welche am 26. d8. Mis in Karlsruhe ſtattfindet,
* ſich mit dieſer Petition ebenfalls zu beſchäftigen
aben.
Deutſches Reich.
= Berlin, 7. Ott. Eine merkwürdige Angabe
findet ſich in verſchiedenen Blättern. Sie lauͤtet:
„Gegen den Serichtsrath Alexander Weil in Königs—
berg iſt eine Disziplinar=-Unterfuchung ein-
geleitet worden, weil er dem angeblich regierungsfeind⸗
liche Tendenzen verfolgenden Wahlverein der frei—
ſinnigen Partei als Mitglied beigetreten, dort geredet
und einen Geſetzentwurf (Militärnovelle) agitaͤtoriſch
befämpft hat! Zunächſt war an ihn eine Vermarnung
gerichtet worden worauf er ſelbſt die Sinleitung einer
Unterſuchung beantragte. Die Sache gelangt am 30.
Oktober zur Verhandlung! Man jollte glauben, dieſe
Sache datire noch aus Bismärckiſcher Zeit, von oben
herab dürfte die Maßregelung übrigens . Faum be⸗
ſchloſſen ſein Ueber eine eigenthümliche
Stöckerfeier leſen wir in der „Poft“ : Die chriſt—
lich ſozialk Parter tagte Freitag im Betſaale des
Stadtmiſſionshauſes der aus diefem Anlaß einen be—
ſonderen Schmuck erhalten Hatte. Zu beiden Seiten
des Parteibureaus prangten ca meterhohe Stahl⸗
ſtiche welche allegoriſch eine Verherrlichung des Hoͤf—
predigers Stoͤcker darftellten. Ueber dem von Engeln
gehaltenen Bilde des geiſtlichen Parteiführers fMwebteit
— —
erlaube mir, die Aufrichtigkeit dieſes Bedauerns zu Dbe-
zweifeln; denn ich Habe für mich die wenig ſchmeichelhafte
Neberzeugung, daß Herr gur Lenne mich zu denienigen
Perſonen :zäHLt, die hier in der Villa für ihHn-am leichteſten
zu entbehren find.“
Der Praͤfident lachte bei deſen Worten hHell auf.
„Sunge,“ ſagte er, jeinem AdoptiviohHn Fräftig auf die
Schulter Hopfend, „ich glaube, Dein Profeſſor iſt heute
ſchlimimex Saune gewejen, oder ein tüdijcher Binfel bat
irgend ein Unheil angerichtet. Was veranlakt Dich zu
ſolch ſolch freventlidhem Yrawohn?“
S f‚i&}cb ſpreche nur meine feſte Ueberzeugung aus, lieber
nkel
„Derartige Neberzeugungen beruhen nicht ſelten auf
falſcher Grundlage, mein: lieber Sohn,“ vexſicherte der Prä:-
ſident mit glitigem Lächeln, da ihm Rolands beſtimmte Art
ungemein wohlgefiel. Ich glaube für meinen Theil, daß
Georg fogar einen beſondern Grad von Hochſchätzung für
Dih empfindet.“
Roland ſchüttelte zu dieſen Worten abwehrend das
{odige Haupt, als wolle er zu verſtehen geben, eS jei uN-
noͤthige Mühe, ihn ſo etwas glauben maͤchen zu wolen.
Doch der Präfident, der davan Nichts bemerkte, wandte
ſich jeiner Tochtter zu mit der Zrage, ob es ihHr nicht auf⸗
gefallen jei, daß Georg heute einen ungewöhnlichen Ernſt
gezeigt habe. . : .
Mir bat eS auch jo gefchienen,“ {timmte Natalie nach—
denklich bei, als Habe fie ſchon länger über die Beranlaffung
zu dieſer ſeltfamen Erſcheinung gegrübelt.
„Das glaubeich auch,“ fiel Rolgnd hier in feiner leb-
haften Weiſe ein, „wenn: Herr Zur Lenne nur einen Theil
von dem weiß, was ih Heute in der Stadt gehört und ge-
ſehen hHabe, 10 finde ich jeine ernitere Stimmung ganz ge-
rechtfertigt.“
“ 4Wa& willſſt Du damit fagen,“ wandte ſich der Prä-
ſdent vollex Erſtaunen zu ſeinem Adoptivfohn,, während
Nataliens Augen die erwartunssvoll auf Roland gerichtet
ſich irgenDd etwaͤs ereignet, das auf die Familie des Ban-
quiers Bezug hat und Anlaß zu Gerede gibt?“
Es iſt immer der jüngere Sohn des Commerzientaths,
über den man ſich die aͤbenteuerlichſten Geſchichten erzählt,”
jagte Roland mehr zu dem Präfidenten ‚gewandt;, da Nas
taltenS ängitlich fragender Blick ihn wie ein erneuter Beweis
jeiner vergeblich gewejenen Hoffnung peinlich berührte,. „Der
Junge jollein ganz wüſtes Leben führen . überhaupt außer
Yand und Band-fein: Man erzählt ſih daß Leander Zur
Lenne wie ein Wahnſinniger das Geld verfchleudere, . mit
den Heldinnen des engliſchen Cirkus,in uahenı. Verkeht
itebe und was Ddergleichen unerquidlidHe Heſchichten mehr
jfind. — Die tollften, unglaublichſten Gerüchte curjiren über
den Zungen.., Und doch, .was ich Heute Nachmittag mit
eigenen Augen jah,“ fuhr Roland mit ſichtlicher Entrüſtung
fort läßt kaum noch einen‘ Zweifel zu, daß ı ales wahr
ift, was in der Stabt- über ihn geredet wird., — AlS ich
nämlich auf dem Wege zum Ateſter meines Profeſſors den
großen BPromenadenplaß in der Stadt überichretten wollte,
hatten {i@m daſelbſt rafch mehrere Wagen angejammelt, denen
ich den Vortritt laſſen mußte. Ineiner der dicht an mir
vorüberfahrenden eleganten CEquipagen. erfannte. ich einen
Wagen des Bangquiers, Und wen. glaubt Shr.wohl, daß
ich in den reth geholiterten Seidenkijfjen erblidte ? Den
boffnungsvollen Sohn des Haufes gür Lenne, Leander,
und an ſeinex Seite, als Habe jie ein verbrieftes Rechtauf
dieſen YWlaß die vielgenannte , Miß Arabella.“ i
„Noland,“ kanı eS in ftarrem Entſetzen über die Lippen
Yataliens, als wolle fie den FJreund bitten, feine Worte
zurüczunehmen, während der Rräſident voll grenzenlofen
ErftaunensS ſeine Hände ineinander Falug: 48
Nirwaärees auch lieber YNatakie, wenn alles erfunden
wäre, mwas man ſich über Leander Zur. Lenne erzählt,“ .
meinte Roland gutmäüthig ; „dDoc was ich mit meinen eiges..
nen Augen fah, läht ſich leider nicht mehr bezweifeln. Der
Junge ‘ Herr erkannte mid) /(ebenfalls, als er in lanaſamem
Schritt an mir vorüberfuhr, Dod.300 .er.;e&,V0L, ‚mich nicht -
gejehen zu haben. — Vielleicht dämmerte ihi Dder Gedanke ..
auf,“ fitgte Roland ftolz Hinzu, „Ddaß ich mid in jenem
Yugenblide einer Bekanntſchaft mit ihin nicht erinnett
haben würde.”
Fortſetzung folat)