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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 171 - Nr. 180 (29. Juli - 8. August)
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fäl

j int täglich-mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
“ mamfiags mit UnterbaltungsSbeilage, Prei8 vierteljährlich
M 120 ohne Yrägerlohn n. ’ Poftanffchlag. . Beftelungen
HNT den Pofsanftalten u bei der Erpedition Zwingerfiraße.7.













; 8 ſ Verantwortlicher Redakteur:
— J. | Julius Jecker in Heidelberg.
— {



























































/ —



Beſtellungen
IN den „Wrälzer Boten für die Monate Auguſt
September werden bei ſämmtlichen Poſtanſtalten
4 in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
e 7 entgegengenommen.
* Die Erbedition.

j° Gine Fonferoative Bolkspartei in deſerreit.

N In immer weiteren Kreiſen des chriftlichen Volkes
* die Erkenntuiß, daß die gegenwärtige Aera
i° jolche iſt die den Namen „Fonjervativ“ verdient,
° daß die für die Erhaltung des Regimes Taaffe
Uchten Opfer nicht die erwarteten Erfolge für die
ervativen Parteien gebracht haben. Selbſt das
der Altezechen, die Prager „Politik“, hat vor
Egen Tagen darüber geflagt, daß ſich in der Re—
M ung immerhin deutlicher ein Umſchwung nach links
A ziehe und daß es zu einer liberalen Aera nicht
E weit ift. Man hat dieſen Umſchwung ſchon
LMonaten ſignaliſiert und daran eine Mahnung
f die konſervatiden Parteien geknüpft, ſich aus dem
ebptau der Regierungspolilik loszulöſen, ſich die
e Unabhängigfeit zu ſichern und angeſichts der
Y menden Wahlen die breiten Schichten des Volkes
} Sewinnen, um der Verſumpfung Einhalt zu thun
eine kräftige populäre katholiſche Volkspartei zu
Een Das Bedürfniß hiefur iſt in weiten Kreiſen
enden, wenn es guch nicht immer aus leidigen
Lortunitats⸗Rückſichten ausgefprochen wird. Wo
W3 aber der Fall iſt und ein populärer Redner auf
Z Nammlungen die Nothwendigkeit einer Reorganiſation
* onfervativen Parteien betont, da darf er der
nden Zuſtimmung verſichert ſein; denn ſelbſt der



Michte Mann aus dem Vöoͤlke fühlt, daß mit dem
Lavieren der Nachgiebigkeit gegen oben und
\ dem Mangel an Entfchiedeuheit und Selbſtändig—
nichts erreicht wird, wie dies ja auch die ſpärlichen
‚ lultate der elf Jahre der Aera Taaffe zur Evidenz
‚Deijen. Es iſt dringend nothwendig, daß der Auf—
ſchungsprozeß ſich rech tbald vollzieht, damit bei den
— Wahlen Begeiſterung vorhanden ift und
4 konſervativen Volkskreiſe geſammelt und organiſiert
Kicht um eine Aenderung der Ptincipien
bdett es ſich, ſondern um die Taktik und um die

„ berb.)







‘!Td)füf)mng des katholiſchen Pogrammes, das ein
ment volfsthümliches iſt und deshalb ſich mit dem
— —
in Die ſchwarze Hand. —
Koman von Lampert de Ste, Croirz.
’ | ntorifirte {veie Neberfebung von Rhılipyp Freidank,

y Raoul verbrachte unter dieſen Erwägungen eine ichlaf⸗
‘_iflad;t. Sein guter Geiſt ſiegte, und er beſchloß, die
( diichen Rückjihten und die modernen Begriffe von ‚Chre
14 einfadhen @Gebote des Heilandes: Richte nıcht, auf da
{ hicht gerichtet werdeft, unterzuordnen und lieber irdijche
7 "ande zu iragen, als die Gebote der Religion zu verlegen.
0 Er ſchrieb dem Marquis des anderen Tages einen
AMkier, in weldhem er wahrheitsgetreın jein Berhältniß zu
edes {childerte und den Borgang mit der Schärpe er-
(tte. Ebenjo offen theilte er dem Spanier mit, daß er
4 Mercedes nicht verzichten könne und entwickelte in ſeinem
Öreiben endlich die @rände, die ihm ein Duell verböten.
A Qa Montana antwortete. daß er unter ſolchen Um⸗
Eden fich jeine GenugiHuurg felbſt verſchaffen werde, weil
Moul nıcht den Muth bejäße, die unter Edelleuten übiichen
7 Nichten zu erfüllen.

‚. Ravul ‚gab dem Konſul pflichtaemäß Kenntniß von
* * Correjpondenz. und dem Stande der Sache ; auch ent-
/ Cefte er feinem Zreunde nocHmals die Gründe, welche
4 3a jeinen ESntjchliegungen bewogen haͤtten
ık Der Konfuk billiate im Großen und Ganzen, daß Ragul
en Grundjägen treu %bneben war, verhehlte ihm aber
„ (r daß jein ferneres Verbleiben in Keres unter . diejen

‚Mftänden gefährlich. fet, denn der junge Spaniecr weide in
er eiferfüchtigen Rachſucht ſicherlich Mittel und Wege
en, um Raoul unfehädlich zu madhen.

“ .. Sraf. Fetoͤtre ließ ſich durch die Warnungen des Kon-
8 nicht beirren, in Xeres auszuharren und jeine Werbung
M MercedesS fortzujeben. ; ;

Aı Abend begab d Ravul auf die Alameda der Fran-

Moner, am vielleicht Gelegenheit zu finden, mit Mercedes

iprechen. Die ‚Familie; des Herzogs, von Moron war
t an Ddiefem Abende nicht erſchienen und bereits war
ım Begriffe, nach ſeinen Hotel zurüczufehren, als er

' piöelid dem Marqui8 de Ia Montana gegenüber be-

d. IS diejer Ravul erblite, trat er auf ibn zu und
IOte mit wutherftiter heiferer Stimme:





Lüü——



von abhängigen Politifern gepflegten Taaffeanismus
nicht verträgt.

Die katholiſche Preſſe hat wiederholt der Reor—


Wort geredet und das Schwergewicht auf die Volks—
thümlichkeit gelegt! Es gereicht uns mun zur auf—
richtigſten Freude daß die von ihr vertretenen Grund—
ſätze, die von Regierungskatholiken abſichtlich mißver⸗—
ſtanden und bisweilen ſogar bekämpft würden, kürzlich
in Wien von einer großen katholiſchen Verſammlung,
die der jeßt an der Spitze der politſchen Bewegung
ſtehende kathepolit Volksverein flr Niederoͤſterreich
veranftaltete, mit Beifall und Jubel begrüßt worden
find. In dieſer VBerfammlung ſprach der ſchneidige
Redner Ingenieur Meixner ſehr wahre Worte, die
in weiteſten Kreiſen Beherzigung verdienen, weil ſie
die volle Wahrheit enthalten! Redner bemerkte mit
Recht, daß die konſervative Partei im Abgeordneten—
hauſe in letzter Zeit ſehr wenige Erfolge aufzuweiſen
gehabt; das Parlamentarbeite fürchtbar langſam u. das
Miniſterium pflege auf die Confervativen ſehr
wenig Rückſichten zu nehmen, Da fie leider viel zu
wenig energiſch auftreten,. viel 3ı wenig energiſch
fordern. Eebhafteſte Zuftimmung,) Den Freund des
Vaterlandes beſchleiche darob groke Beforaniß, und
allgemein werde die Anſicht laut, daß die eonſervative
Partei neue Bahnen einſchlagen und ſich ſtramm
organiſiren miiffe, um Erfolge zu erreichen und wenig—
ſtens in abjehbarer Zeit thaͤtſächlich zur Herrſchaft zu
gelangen. Er wolle Ddeshalb, ſagte Redner, einige
Gedanken zur Bildung einer neuen, echt c on jerV.A-
tiven „Öfterreichifchen Volkspartet! entwideln, in
welcher Partei alle Voͤlker der Monarchie. in ihren
conjervativen Abgeordneten vertreten ſein könnten Die
Anregung zu dieſer Partei müßte von den conjervas
tiven Deutſchen ausgehen. jedoch möge man nicht eine
„Ddeutjhe“, ſondern eine öſterreichiſche Volkspartei!
in Vorſchlag brimgen, da nur dieſe den öſterreichiſchen
Reichsgedanken dei den Völkern pflegen ımd wacher-
halten und bei allen politiſchen Aktibnen zum lebhafte⸗
ſten Ausdrucke bringen werde (Beifall.) Für eine
ſolche Partei allein wäre in Oeſterreich noch Ausſicht
auf glänzenden Erfolg und dauernden Beſtand, durch
dieſelbe koͤnnte im Reiche eine waͤhrhaft eonſervative
Politik angebahnt werden

In dieſer Volkspartei werde auch Jeder ſeine
nationale Eigenart pflegen und berechtigte nationale
Forderungen aber uur mit ſteter Rückſicht auf das
Wohl des Staatsgauzen, erheben fönnen. (Zuſtimm—
ung) Daher müßte auch jeder Slave, dem es mit





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Druck Verlag u. Expedition von Gebr. Yuber
in Heidelberg, Zzwingerſtraße 7.





dem Patridtismus und Chriſtenthum Ernſt ſei! eine
ſolche Volkspartei mit Freuden begrüßen; die national—
konſervativen Parteien hätten eben ausgeſpielt, dies
bewieſen die unglücklichen Konſequenzen 31 weit ge—
triebener nationaler Politif, die Umtriebe der jung—
czechiſchen Agitation in Böhmen und Mähren, Ddie
bedaͤuerlichen Erſcheinungen in Südtirol und einigen
Theilen der ſloveniſchen Länder, wie endlich Vorkomm—
niſſe nnter den nationalen Deutſchen ſelbſt! Die kon—
ſervativen Slaven werden nun im Laufe der Zeit
durch den eiſernen Zwang der Verhältniſſe gezwunhen
ſein die Hand, die ihnen ihr konſervativer deutſcher
Bruder entgegenreichen wird, begierig zu ergreifen und
mit ihm einen Bund zu ſchließen zum Wohle, zuͤr
Einigung des Vaterlandes, zum Nutzen des Voͤltes,
das dann durch eine energiſche und regierungsfahige
öſterreichiſche Reichspartei vertreten ſein wird. Gei—
fall) Dieje Partei wäre dann Oeſterreichs Wacht
an der Donau!

Es ſei ſehretraurig, daß unſer deutſches Volk in
Oeſterreich bisher durch wüſte Schreier, Komödianten
und Judenjünglinge, die ihr „Daitſchthum“ als echte
Waare feilboten, um einen Theil ſeines Kredites ge⸗
kommen ſei; wenn wir Deutſchen, ſagte Redner, ent-
ſchieden aber maßvoll auftreten, in der Culturarbeit
die Erſten ſein und durch patriotiſche Tugenden her—
vorragen werden, dann wird kein vernünftiger Slave
unſerm Volke die ihm in Oeſterreich nach Kecht und
Geſchichte gebührende Stellung vorenthaͤlten koͤnnen
und dürfen! (Beifall), Dieſe Volkspartei müßte aber
auch die Ideen der chriſtlichen Sozialreform, die gei—
ſtigen Arbeiten großer Männer auf dieſem Gebiete,
verwerthen und verwirklichen Und dies jei Das noth-
wendigſie Bedürfniß der Zeit, da das Elend erfchreckend
zunehme, in Wien werden Tauſende jährlich vom Exe—
cutor ihrer Habe entäußert, ein Spaarpfennig ſei in
den Wiener Familien etwas faſt Unerhörtes geworden,
in faſt jedem Hauſe ſind Miether, die den hohen
Zins für ihre manchmal menſchenunwürdigen Quar—
tiere aus Noth nicht erſchwingen fönnen. Und die
liberale Preſſe?! Sie geht frivol über dieſe Zuſtände
hinweg; ihr Augenmerk iſt nur auf den Baͤdener
Blumenkorſo, auf Tänze, Schauſpiele, Rennen und
zweideutige Vergnügungen gerichtet — als wenn Wien
noch die Stadt der Phäaken, wie ehemals wäre—
Das arme bisher ſchlecht geführte Volk weine täglich
Millionen von Thränen; doch dieſe ſteigen zum Throne
des allgerechten, allbarmherzigen Gottes empor, dort
werden ſie geſammelt als Belaſtungszeugen, als ein⸗
ſtige Ankläger gegen die ſchlechken, egoiſti—













wort ſtehen wollen, ſö bin ich genöthigt! Sie wie einen
Knecht zu züchtigen.” Bei dieſen Worten haͤtte der Mar-
qui8 ſeine Reitperifche erhoben, um mit derſeiben auf-Ravul
einzuhauen. . Diejer aber hHatte den Ernſt der Situation ſo⸗
fort erfannt, war mit der linken Hand in den Arm feines
GegnerS gefallen und verſetzte demjelben mit der geballten
rechten Fauſt einen derartigen Hieb auf den Kopf, daß der
Spanier zufammenbrach und nur noch die Worte hHervor-
jtoßen Fonnte: Das ſollſt Du mit Deinem Leben hüßen,
Heigling.“

Rabul konnte ſich da der Vorgang beinahe undemerkt
geblieben war unbemertt entfernen und irtrie, Halb wahn-
finnig vor Mufregung, ſtundenlang in der Stadt umher.

Unı anderen Morgen zwiſchen zwei und drei Uhr fand
man den Franzoſen auf dem: Platze vor der Kirche de Ia
Merced mit einem Navajaſtiche in der Bruſt in ſeinem
Blute ſchwimmen! Er lebte noch war aber, als ihn die
Sicherheitswache auffand bewußtlos. Der junge Franzofe
war aber in XereS jo befannt worden, daß die herbeige⸗
eilten Poliziſten den Schwerverwundeten nach dem Hotel
wo Rabul abgeſtiegen, brachten, wo er einſtweilige Auf—
nahme fand. Dann machten die Sicherheitsleute ſofort
auf dem franzoͤſiſchen Conſulate Anzeige von ihrem grau—
ſigen Funde.

10 Kapitel.

Die Erklärung.

Ex ijt aut ind Fräftig dieſer Trank, er wird Sie
tärken ſaafe die Krankenſchweſter indem e das bleiche
Haupt Raoul’S emporhob und ihm von dem ſtärkenden Ge⸗
tränfe einflößte. „Sie find in der Wiederherſtellung be⸗
ariffen und da müffen Sie nun wader zuareifen. In vier—
zehn Tagen fönnen, Sie bereits wieder aufftehen.“ ;

Niemand Hätte in dem abgezehrten bleichen jungen
Manne, der da auf dem Schmerzenslager gebettet war,
den vor Geſundheit ſtrotzenden Raoul wieder anerkannt;


vier Wochen bereits Iag Kavul in einem wohleingerichteten
BZimmer des franzoſiſchen € nfjulatsgebäudes. Der Stich
der Navaia hatte Kaoul mitten in die Bruſt getroffen, nur




S 8 — S—om:s
wenige Millimeter vom Herzen entfernt. Die Wunde war
ſchwer und ſehr ſchmerzlich Er benöthigie abjoluter Ruhe
und erſt ſeit vierzehn Tagen war er 2* Lebenegefahr

Als der Konful pon der ſchperen Vermundung des
Brafen Feretre Botſchaft erhielt, hatte er ihn ſofort vom
Hotel nach feinem Hauje transportiren laſſen und ihn der
foraſamen Pflege einer Krantkenſckweſter anvertrauf. Der
beſte Arzt der Stadt wurde zu Rathe gezogen; Dderfelbe
erflärte: dem Konſul welcher für KRaoul eine beinahe
väterliche Zuneigung empfand und in Folge des brutalen
Attentates ganz gebrochen war, daß Hojfnung vorhanden,
jeinen Schüßling am Leben zu erhalten. Doch laffen wir
Radul einftweilen auf ſeinem Krankenbette und befhäftigen
wir ung mit den anderen Perſonen der Erzählung.

Das Gerücht von dem Üebefall des Freinden hatte ſich
rajh in der Stadt verbeitet, wie auch das Mencontre
NRaoul’3 mit dem Marquis auf der Alameda nicHt ver-
borgen blieb. Niemand wagte eS aber, Ia Montana, einen
SGranden von Spanien, in Berbindung mit dem feigen
Meuchelmörder zu bringen, der ſpurlos verfhwurden zu
ſein ſchien.

Kaoul hatte Niemanden geſehen und andere Zeugen
des Mordanfalles waren keine vorhanden So blieben die
Nachforſchungen der Polizei, auch wenn ſie noch eingehen-
der geführt worden wären, ergebniblos und in wenigen
Wochen war dieſer Mordverſuch bei der Menge in Ber-
geſſenheit gerathen

Sowohl der Herzog als der Marauis trafen nach dem
Schärpenxennen Vorbereitungen zur Bermählung, deren
Tag bereitS feſtgeſebt worden

Dem Herzog Iag es vox aſlen Dingen darar, feine
Tochter zu verheirathen;ehe der junge Franzofe wieder her-
geſtelt war - Mercedes: batte ſich erft mit aler theemn
Kräften gegen eine Berbindung mit Ia Montana gefträubt,
bis ihr in einer etuſten Unterhaltung mit ihrem Bater
das Geheimnißz ihrer Tante ent{hleiert wurde. Ihr Bater
hatte Mercedes rundweg erklärt, daß ſie 19 länge er lebe,
niemals die Gemahlin des Sohnes jenes Mannes werden
könne, der das Lebensglück ſeiner Schweſter vernichtet habe,

Goͤrtſetzung folgt.)


 
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