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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 41 - Nr. 50 (19. Februar - 1. März)
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A
SreiHeint täglicd, Sonn⸗ und FeiertagS auUsgendumMeEN.
Samftag® mit Unterhaltungsbeilage. WreiS Dierteljährlig
M, 1.20 ohne Trägerloh u, Roftanfidhlag. ‘ Beftekungen
bei den Boftanftakten u bei der Erpedition Plöckſtraße 103,





jır Stadt




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des hab, Unterlandes, Preis pro 1 {halt. ?Bitff
zeile 10 A57g., bei WiederhHolungen Nabatt.
Inſerate finden die weiteſte Berbreitung,



Nr. 42.





* Jaftenhirtenbrief des Hochw. Herrn
Erzbiſchofs von Freiburg.
Fortſetzung.)

Von den unzähligen geiſtigen Wohlthaten, welche
wir von der Kirche empfangen, wollen wir nur die—
jenigen noch hervorheben, welche wir im engeren Sinne
die Gnade Goͤttes nennen, welche der heilige Geiſt uns
mittheilt ohne unſer Verdienſt, wegen der Verdienſte
Jeſu Chrifti, damit wir unſer ewiges Heil wirken
fönnen: die Gnade der Rechtfertigung, die heilig—
machende Gnade, welche uns aus Sündern zu
Gerechten, aus unheiligen zu geheiligten Menſchen, aus
Kindern der Welt zu Kindern Sottes und zu Erben
des Himmels macht, und die wirkende Gnade,
welchẽ uns beiſteht zur Uebung guter Gedanken, Worte
und Werke, die verdienſtlich ſind für’® ewige Leben.
Die wichtigſten dieſer Gnaden empfangen wir von der
Lirche Goltes durch die Wirkung des heiligen Geiſtes
in den Saktramenten. Das chriſtliche Leben der Gnade
iſt das Leben mit Gott und aus Gott, die einzig
ſichere Bürgſchaft, ja der Anfang des ewigen Lebens.
Die heidniſchen Gelehrten konnten ſich ohne den Glauben
zu dem Ideale eines ſolchen Lebens mit Gott unmoͤg⸗
lich erheben. Und beim Eintritt des Evangeliums in
die Welt konnten und wollten ſie an die großen Tugen⸗
den, welche die Chriſten erſtrebten, nicht glauben. Und
wie ſie dennoch die hingebende Liebe zu Gott und die
Geringſchätzung des irdiſchen Lebens im Vergleich mif
dem ewigen, und wie ſie die Demuth, die Sanftmuth,
die Keuſchheit, die Liebe zu allen Menſchen, ſelbſt zu
den Feinden in den Chriſten lebendig vor ſich fahen,
da erklärten ſie das Alles als Wirkung von Zauber⸗
künſten. Selbſtverſtändlich, denn ſie hatten ja keine
Ahnung von der Enade Gottes, von der Kraft Gottes
in den ſchwachen Menſchen. Auch die heutigen Un—

Kinder Goltes aus dem nämlichen Grunde. Ja, wenn
die allmächtige Gnade Gottes, die ſie nicht kennen und
vielfach nicht kennen mollen, den ſchwachen Menſchen
nicht gegeben wäre, dann hätten jene Ungläubigen Recht.
S Denn- Wer In mir bleibt und ich in
Thm, ſagt unſer Heiland, der bringt viele Frucht,
denn ohne mid könnt ihr nichts thun“.
Gob. 15. 5.) Das heißt: In der Gnadenverbindung
mit. mir bringt ihre viele Frucht der guten Werke und
Tugenden; ohne mich aber, ohne mit mir durch die
Suade verbunden zu ſein, könit ihr nichts thun, was
einen Werth fürs- ewige Leben hätte und ewige Be—
lahnung verdiente, Ja, noch mehr: ohne die Gnade
Gottes wuͤrden wir wie die Heiden durch die Gewalt
der böſen Begierde in den Abgrund aller Sünden und
Laſter hineingeriffen werden. Leider bezeugen das ja
ſo viele, die fich Chriften und Katholiken nennen, aber

Emma und Delphine.
Von Mekati v, aV a.
Aus dem Hollaͤndiſchen überſetzt von L. v. Heemſtede.
Fortſetzung.

„ „530 möchte, daß alle Gegner der Frauen:Emancipation
äitfaelélem Delphine fennen lernten!“ erklärte Alfred voll
„Sie find alfo kein folcher Antagonift 2“
o nein !”
„Da8 freut mic !“
„Und wenn ich e& wäre, ſo hätten Sie mich befehrt.“
n „Aber mwie denken Sie über das Stimmrecht der Frau?“
vagte {ie plößlich,.
* Alfred wußte nicht recht, was er darauf antworten ſollte,
{g &_ Nie über den Gegenftand nachgedacht hatte, aber er juchte
8 19 gut wie möglidy aus der Klemme zu ziehen. Al er
* Sdeen darüber fo_ gut e& gehen wollte, entwicelt hatte,
Merfte er, daß Herr Hoekfeld, der aufmerkjam zu Iaujchen
janft eingejlummert war, Delphine haͤtte ſich mit
—— zu ſchaffen gemacht, und als er zu Ende war,
SN Soerabaya werde ich Ihnen vorleſen, was ich darüber
u Bapier gebracht habe.“ * @
* Afred war nur halb zufrieden mit der Weisheit, die er
( Qefiamt_l)atte‚ und nahım fih vor, die Sache einmal ernft-
2 itudiren, Lange nachdem Vater und Tochter zur Ruhe
— waren, . feßte er noch feinen Spaziergang auf dem
e sfort, Die übrigen Paffagiere wurden, nachdem die
mgmen ſich empfohlen hatten, nocdh lauter; die Grogflafche
* chte fortwährend die Runde, aber unſer Freund mifchte fich
ÖL unter die frohe Gefellfchaft.
jtine “Sonderbar,“ Dachte er, „Daß ich, ganz gegen meine fone
* Sewohnheit, micdh o von der Geſelligkeit zurüchalte, Sie
* * genügt mir;z fie wäre gerade geeignet, einen armen Kan⸗
Za CUt in dem einjamen „Binnenlande“ zu beglücen, Sie






Mürde in der {tiNen Waldwmohnung nicht über Mangel an welt-

Heidelberg, Donnerſtag, 20. Februar 1890.

täglich durch ein fortgeſetztes Suͤndenleben. Mit der
Gnade und durch die Gnade Gottes dagegen iſt das
Angeſicht der Erde erneuert worden im heiligen Geiſte.

Aus dieſer Quelle ſtammen die Stärke und Stand⸗
haftigkeit der Martyrer, die Treue der Bekenner, das
in Gott verſenkte Leben der Einſiedler, die Reinhett
der Jungfrauen. Alle großen Tugenden, welche die
Welt geſehen hat im Leben der Kinder Gottes, haben
ihren Urſprung in der Gnade, welche wir durch die
Kirche empfangen. Aber aug die unſcheinbaren und
vor der Welt verborgenen Tugenden des chriſtlichen
Lebens, welche in allen Ständen tagtäglich geübt werden
in Geduld und Selbſtverleugnung, ſind die Früchte der
Gnade Gottes! Wer ſollte da die Kirche nicht lieben,
welche durch den Glauben und die Gnade ein neues
himmliſches Leben auf Erden entfaltet und Früchte des
ewigen Lebens hervorbringt.

Sehet, Geliebte! So haben wir überall mächtige
Bewegagründe, welche uns zur Liebe gegen die Kirche
Goltes antreiben in ihrem Weſen und in ihren unſchätz⸗
baren Wohlthaten.

Sehen wir nun weiter, wie dieſe Liebe zur
Kirche ſich zeigt im Leben derer, die von ihr er⸗
fuͤllt ſind, an welchen Lebensäußerungen wir ſie
erkennen. 2

Die Liebe iſt immerdar verbunden mit großem
Vertrauen und mit rückhaltloſer Hingebung So machen
ſich die Kinder der Kirche, welche eine große Liebe zu
ihr im Herzen tragen, zunächſt bemerklich durch ver—
trauensvolle und rückhaltloſe Hingebung an ſie
alg die Führerin zum Heile. Sie hoͤren nicht auf die
Verdächtigungen, welche die Welt beſtändig gegen die
Kirche ausſtreut; und je mehr ihre Feinde ſie verun—
glimpfen, deſto wärmer und inniger ſchließen ſie ſich an
ihre geiſtige, geliebte Mutter an. Nachdem ſie dieſelbe
durch die Erleuchtung des heil. Geiſtes einmal erkannt
haben/ kennen fie kein Schwanken und keinen Wechfel,
kein lähmendes Bedenken und kein Mißtrauen in ihrer
Hingebung an ſie. Mit offenem Herzen empfangen
ſie ihren Unterricht und ſind ſtets bemüht, ihn
hundertfältige Frucht bringen zu laſſen.

So ſind ſie nie in Gefahr, durch auftauchende
Irrlehren oder Unglauben beirrt zu werden Sie haben
einen heil. Inſtinkt, durch den ſie die Wahrheit er—
kennen und immer denken wie die Kirdhe. In Zeiten
der Gefahr bilden ſie die gluͤckliche Schaar der getreuen
Kinder der Kirche, welche ſich um fo freudiger und
feſter an ſie anſchließen.

Mit heiligem Eifer eilen ſie zu ihren Gnaden—
quellen, den hHeil. Sakramenten! Sie ſind die ſtän—
digen Gäſte beim Tiſche des Herrn, der himmliſchen
Familientafel der Kirche, die eifrigſten Theilnehmer
heim heil. Opfer der Mejje, dem Brunnenguell der
Gnader. Obgleich immer bemüht um weitere Heiligung

Iichen Zerſtreuungen ſich beklagen. Sie verlangt nichts, als
ihre Bücher und ihre Mufik, Sollte ſie nicht naͤch einem Her—
zen verlangen, das ſie verſteht, nach einem Manne, der fich
ihrer Bollfonmmenheit erfreut? Und mer fönnte fie mehr ber⸗
ehren und bewundern, al8 ich!“

VI.

Soerabaya mar in Sicht Die Fahrt ging zu Ende ſeuf—
zend hatte Alfred ſeine Sachen zujammengefucdht und fich ge⸗
rüſtet, das Schiff zu verlaſſen. ;

„Ein ſchoͤner Traum verflogen!“ wiederholte er, ach,
weshalb kann dieje Reiſe nicht Wochen und Monate dauern ]“

Ha! wie froh ich bin, in mein kleines Neſt zurückehren
zu dürfen!“ ließ ſich dicht neben ihm Hoekfeld's herzliche
Stimme vernehmen.

Ich nicht!“ gab Alfred verdroſſen zur Antwort.

„Warum, finden Sie das Stampfen und Stoßen ſo ſehr
behaglich?“

„Das weniger, aber ; ..
Was denn 3“
Aun, ich werde bald zu meinem Onkel gehen müſſen

und
—*

gegnen 2“

„Im Gegentheile, aber , . .“

ESie find ſehr wortkarg hHeute, junger Freund! Ich wüßte
nicht, weshalb Sie melanchoͤliſch zu ſein brauchten, Unter uns
gejagt, ich alaube, daß Erburg Sie gern als Schwiegerſohn
begrüßen würde

„Leider 1“ ;

Warum? Er hat ein hübſches Bermögen, und das iſt
natürlich für Emma und ihren gl cklichen Bräutigam be—
{timmt.“

„Sie haben mir die Verhältniſſe nicht gerade ſehr lockend
geſchildert.

„S3a, was macht das aus? Es iſt nichts Vollkommenes
unter der Sonne!“

es denn ſo ſchlimm, Ddem guten Manne zu be—





25. Jahrgang.

Eſcheinen ſie am öfteſten im Richterſtuhl der Buße im
Reinigungsbade der Seele, wohl wijfend, daß das Un
kraut der Sünde beſtändig beobachtet, verfolgt und
auSgerotfet werden muß, wenn ez nicht überimächtig
werden und die Pflanzung der Gnade zerſtören {oll.

Kraft ihrer liebenden Hingebung an die heilige
Lirche ſind ſie ferner die waͤrnſten heilnehmer
an ihren Schickſalen in der Welt, an den Leiden
und Freuden der Kirhe. Zum größten Theile ift das
2008 der Kirche auf Erden wie das ihres zöttlichen
Stijters geweſen, Kreuz, Verfolgung und Leiden,
Wie nun von allen Getreuen des göttliden Seilaͤndes
gerade die allexſeligſte Jungfrau und der heil Johannes,
weldhe durd) die Liebe zum Herrn beſonders au8ge-
zeichnet waren, unter dem Kreuze ausgeharrt Haben
bi8 zu ſeinem letztem Athemzuge, ſo ſtehen in den Tagen
beſouders ſchwerer Seiden der Kircdhe gewöhnlich mur
diejenigen ihr treu und feſt zur Seite, welche ſich aus⸗
zeichnen durch große Liebe zu ihr. Doch Goͤtt ſei ge⸗
fobt, ihrer gibt es immer eine große Schaar, mwie die
Verfolgungen in alter und neuerer Zeit e& ftet8 hes
wieſen haben. Und die Liebe der Gläubigen pflegt
mächtig zu wachſen und viele Lauen zu ergreifen mit
dem Zunehmen der Bedrängniſfe. Wie iſt in den erſten
Jahrhunderten, da die Kirche beſtändig blutete aus den
Wunden ihrer Martyrer, die Liebe zur Kirche mächtig
gewachjen und allgemein geworden, ſo daß auS Sem
Blute der Martyrer immer neue Chriſten in größerer
Anzahl hervorgeſproßt ſind. Wie erhebend war e8
in den Bedraͤngniſſen der Kirche und ihres Oberhauptes
in neuerer Zeit zu ſehen wie ſo viele der Gläubigen
in täglich wachſender Anzahl ſich immer enger um ihte
geliebte geiſtige Mutter geſchaart haben.

Fortſetzung folgt.)
Rus Baden.
Heidelberg, 19. Februar.

Die letzte Stimme

im letzten Dorf

muß bei der Reichstagswahl am 20. debruar dem von
der Centruntspartei empfohlenen RKandidaten




hervorgehen ſoll.

Darum, katholiſche Münuer, rührt Cuch und legt
am Wahltag einmithig ein eutſchiedenes Befenntnuiß
ab, bamit alle Welt erfährt, daß Ihr auch nodh dn
ſeid! Unehre für jeden wahlberechtigten Katholiken, der
von ſeinem Recht, zu wählen, am 20, Februar feinen
Gebrauch macht und dadurch Schuld daran iſt
daß die Nationalliberalen ihre maßlofe Feriſchoft
behaupten!

Fort mit den nationalliberalen Kandidaten!

Katholiſche Männer! Wollt ihr aljo haben, daß
dieſe anmaßenden Leute ſo, wie es ſich gebührt, am

Nichts? Ich glaube,

nicht ferne bleibt.“
Unſinn! CGmma wird Sie treff.ich verpflegen.“
Ihr Vater wird ſie nicht entbehren können,“

Das wird ſich ſchon macdhen! Erburg iſt reich heirathet
ſeine Tochter, fo legt er fein Aınt nieder und zieht zu. ihr
in’s Haus, Heirathet fie nicdht, {o kann er doͤch rühiß ſein
5* hinlegen, denn ſein Mädchen iſt nicht unberforgt! Aber
i “

Ihre Tochter hat eine Erziehung e i 8
* ** 4 2 g erhalten, die mehr werth
” „Das beſtreit ich nicht, und doch wäre ihr Unalick ni
2— — 5 * Gott * heute * —
ic) Tiefe,. Bexmögen habe ich nicht erübrigt; Ales i
H- fie — —— ch nicht erübrigt; Alles habe ich

* * vergebens 1“ \

„ „Aag ſein, aber was iſt nun der Fall? Meine arme Delz
phine iſt zu zartfühlend für dieſe Welt, ſie ſchwebt immer in
den Wolfen und wer wird die Geduld haben! dies AlNes {o
ruhig hinzunehmen, wie ihr ſchwacher Vater e8 thut.“

„Sin Mann, der fie innig lieb hatı“

„ 0 ihn finden? Niemand begreift ſie, Niemand weiß fie
zu ſchätzen, wie ſie es verdient.“ \

„Niemand 2“ ;

ein Niemand, ich bin zu feſt davon überzeugt.“ .

Und warum nicht? Ein ſo gut erzogene8, Verftändiges -
Mädchen !“

Gerade das ift c8, Das darf eine Frau nicht fein Sie
muß_ unbedentend jein und darf nichts$ von den Dingen wiffen
die — * * * ſind.“

„Das ift ſehr unbilig und ich glaube, daß Sie doch et
zu ungänftig 7 744 44 Männerwelt beufße{)n.e"mag

„ „deein, nein, Id) fenne fie, Sie wollen wohl Bücher Lejen
die von Damen geſchrieben find, aber mi innen
— 4 100 — den Verfaſſerinnen

daß Manches der Volllommenheit

Fortfetzung folgt.)






 
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