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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (30. Mai - 11. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0517

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ä?mmt Täglig, Sorn und FeiertagS auSgenommien.
8 Mitags nıit Unterhaltungsbeilage, Breiß bierteltährlig

— Trägerlohn u, Voflaufjhlag. Beftellungen
m BWoftanftalten 4, bel der Srpebition Piöcitraße 108,

® 8
B



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des bad. Unterlandes, Preis pro 1{palt, Petit⸗

zeile 10 Pfg,, bei Wiederholungen Rabatt,
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung,






— 8





Heidelberg, 9. Juni.
Aller Augen ſind Heute auf Berlin gerichtet,
Militärtommifſion des Reichstags die
n unterbrochenen Sitzungen wieder aufgenommen
Reiges 3 fOlimme Nadrigten die auß der
8 Vaupiſtadt zu uns herüberdringen. Der Buͤndes—
j * 7 am Samſtag den Nachtragzetatemit den
30 Berhöhungen der Beamten und der Offiziere,
8 84 Mark angenommen. Alſo Nadiragsetat
* / Millionen Mark für Oftafrika, mit 18 Mit—
—— Mark ſur Heeresverftärkungen und nun auch
41, 20 Millionen für Gehaltsaufbefferungen, macht
illionen Mark nachträgliche Steigerung der
arbeiträge für die Einzelſtaaten. Dazu ſoll
duch noch eine Forderung von mindeſtens 20 Mil:

*
00 die

ä@“ßfle

*
Nolt
un

2 2 —** 2

4 M, wo8 wir indeſſen als übertrieben anfehen) für
® ateßfid}e Bahnen eingeſtellt werden. Das iſt
——⏑ entſetzlich! Soll denn Deutſchland
| aa 49 für nihts anderes mehr Sinn und Liebe Haben
| är den Militarismus? Soll denn Deutſchland
1 mergr mehr in eine große Laſerne verwandelt
* , in weldher der deutſche Buͤrger als Soldat —
* Generat Vogel v. Falkenſtein ſich ausdrückte —
2* und fert wird? RKeichstag bleibe hart!
— &. mir unferen Volkavertretern in Berlin zurüfen,
E d R ja ſchlinmer als ein /Ende mit Schreden“,
| Ön k in „SOreden ohne Endel“ W

P in @b}ä)en nachſtehend aus der vorzüglichen Rede Wackers
en, den Theil, in welchen er Über die Mili⸗

[ Einprägen.

in — *
Mal — in ihren einzelnen Zheilen wieder gegeben






ſich gegen die Konvertirung der 4procentigen
Reichanleihe Die Forderung für ſtrategiſche Bahnen
uͤberſteige nicht 20 Millionen. Darauf erwiderte Windt—
horſt (Centrum), er ſei über dieſes Bild erſchreckt, er
erklärt, nichts bewilligen zu können, ehe er die neuen
Steuern kenne. Payer (Volksp.) bewundert den Fa⸗
talismus Maltzahns; ohne die feſte Zuſage der zwei
jährigen Dienftzeit bewillige er nichts. Darnach
ſetzie General Vogel v. Falkenſtetn in längerer
Rede auseinander, von der zweijaͤhrigen Dieyſtzeit dürfe
nicht geſprochen werden. Die Soldtaten befänden ſich
in der Kaſerne wohler als in der Miſere draußen. (!)
In der Kaſerne würden ſie dick un? fett (I) die Kaſerne
ſei die reine Ferienkolonie. (!) Auf Antrag Richt er's
(dfr.) beſchließt ſodann die Kommiſſion mit 13 gegen
11 Stimmen, dieſe Rede im Wortlaut drucken zu laſſen.
Der Kriegsminifter erklärt noch, das Heer werde
in Zukunft ganz anders organiſirt fein, daher dürfe
man die jetzigen Zahlen nicht einfach multipliziren.
&s wäre ein Berbrechen, menn er nicht die zwei—
jährige Dienſtzeit bekaͤmpfen mwürde, Die Verhand-
lungen werden Montag fortgeſetzt. — Das ſind „JMöne“
Ausſichten! Hoffen wir, daß die am 20. Februar ge⸗
waͤhlte wir müchten falt fagen: in banger Ahnung
deſſen was da Kommen follte, gewählte Volksvertretung,
ſich des Vertrauens voll und ganz würdig zeigen
werbe, welches das deutſche Bolk in fie geſetzt hat

* Herr Pfarrer Warker über die
Militürvorlage.

(Aus ſeiner Rede in Cdingen am 1. Iuni.)
Dieſe Militärvorlage, mit dem, was ſie nach



den Erklärungen des Krtegsminiſters in



8 ;

* Die Wirkung iſt dann nachhaltiger.
4* vorerſt, wie es in der am Samſtag ſtattge—
4* Sisung der Militärkonumiffion zuging: Die
) — empfängt hieruber folgendes Telegramm:
8
n Nr
Lats
Drg

— durch die vorliegenden Nachtrage⸗
K
189
3 * (
* —— fts Ocer espläne,
357e % que, fet eine HerabfeßBung der Korn-
8— © unmöglich, vielmehr ſet eine Vermehrung der
Lera im Reich und. in den Einzelfianien, auch eine
—— ng ber Einfkommenfteuer nothwendig. Ein Ver—

8 Mit anderen Staaten laſſe die Steuervermehrung
mir „ Wäifig erſcheinen. Die nächfte Seſſion werde
die Steuervorlagen vollauf beſchäfligt fein. Wer
6 i‚“ltatnnrlage annehme, wuͤſfe an Deaͤung denken.
x “ aug dankbar für die Namhaftmachung der

1 ittun 165 S 8
— as- und Streichholzſteuer! Er erklärt

1 Nachdruck verboten.
Die ſchwarze Hand.

* Roman von Lambert de Ste, Croix.
Ntoriftrte freie Neberfeßung von Philipp Freidank.
* doppelter Umfhlag enthielt ein Blatt Papier,/ auf

falgende Worte gefrieben ftanden: „WMein Sohn,
dieſes Couvert Sffnen wirft, befindeſt Du DidH in





uft befindet fich in der Welt, welcher die Chre Deiner
© qauf das tiefjte verlebt Hat. Sr heißt Graf von
® und wohut in Naris, Deine Pflicht i{t e8,
ihm zu verlangen. Ich ſterbe glucklich in dem Be⸗
daß aug in Deinen Mdern das Blut des alien Ge⸗
der Moron fließt, Deine Dich Liebende Mırtter,
X ‚Derzogin von Moron.“
deni Leſen dieſer Zeilen wurde der junge Herzog
© einer tiefen Gemüthsbdewegung. . In qrößter Auſ⸗
e Begab er ſich nach dem Kloſter der Muguftinerinnen,
* Schweſter über den letzlen Willen feiner Mutter z
&richten,
.unfiber die Thränen noch die Bitten Margaretheus konnuten
** * gen @_eräog in ſeinen Entſchließungen wantkend machen.
en 3ü0te ihin die Einzelheiten der traͤurigen Begebenheiten,
n %hfer ſie geworden war, und machte alle Anftrengungen,
** na den Gebolen des ChriftenthHum3Z zum Ber-
Anf die Selbſthilfe zu beimegen, Jelbit weun Dieje im
3U bdem letzten Willen. ihrer Mutier ftände! Dieſer
iBlang aber vollftändig. Der Herzog reiſte denfelben
%90 ab, Troß feiner Nachforfhungen, auf welche er
, Unfägliger Mühe große Summen Geldes verwendete,
t 8 ©® nicht, den Aufenthaltzort des Grafen d, Feretre zu |
N * Derſelbe hatie fich, wie e& fchien, in Italien ver⸗
AR jyan ND Mar nüt feiner Frau nach Auerita gereist, ohne
8 * Semand von feinenı Aufenthaltzorte etwas erfahren
AT er Derzog kehrte nach Cadix zurücß und war ſehr
ÜEr e3 ihm nicht verginnt war, Ddem letzten Willen





S 8

Kr















3r gemäß die EHre ſeines Namenz zu rächen! Ein








ſtellt! bildet ſo recht! wie ich ſchon einmal. fagte,
; einen Markiteininder Geſchichte des dent—
ſchen BaierlaudS, in der Gelcichte Cu-
ropas Es fehlt mir die Zeit, den Inhalt und die
Tragweite derſelben näher auseinanderzuſetzen, darf
; aber wohl annehmen, daß wmeine Zuhörer, wie es ja
hier unten zu Land in dieſen Gegenden ganz ſelbſt⸗
verſtändlich iſt! ſo fleißige ZeitungSlefjer find wie
Uuſereiner, und daß ich aljo auch nichts Neues ſagen
würde. Ich hegulige niich deshalb mit wenigen Be⸗
merkungen und Sätzen. Das Centrum ſteht vor einer
außerordentlich ſchweren und verantwortungsvollen
Entſcheldung. (Sehr wahr.) Und ich gebe der zu—
verſichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß dieſe Entſcheid—
ung nicht anders auZfällt, als wie ſie im Intereſſe
des Vaterlandes und des Volles ausfallen muß.
(Beifall.) Und wenn dteſe Hoffnung in Erfüllung
gehen ſoll, dann kann dleſe Entſcheidung nach meiner


höchſtens bedingt bejahend ſein. Wir können

nnendlich glücliher Ehe, bis der Tod ihm na zwei Jahren
ſeiner Bermählung die Gattin enteiß und ihn mit einer kleinen
Tochter allein zurückließ. Inzwiſchen war eine lange Zeit ver⸗
; gatgen und die Erinnerung an die bergangenen Zeiten etwas
eingeſchlafen Man kann daher die Gefühle des Herzogs ſehr
wohl begreifen, als von feinem Diener der Name des Graͤfen
v. Feretre cregeſprochen wurde

*
Kehren wir aber zum Kloſter der Auguſtinerinnen zu

dem Gitter zogen den Beſucher au feinen Träumen,
innere Vorhang erhob ſich und die Superiorin wünſchte,
einem Stuhle Platz nehmend,
Trotz des Kummers und des ſortgeſchrittenen Alters hatte ſich

auf

Margarethe von Moron ein guies Augjehen erhalten. Die
durch das Bertrauen ihrer Mitſchweſtern zur Superiorin der

Auguſttnerinnen erwählte Herzögin beſaß alänzende ſchwarze

weiße Gewand beſonders hHerborgehoben, und in ihrem Autlitz
las marn mit Leichtiglkeit neben einer großen Portion Energie
einen 3ug tiefer Weltentjagung. Ihre Schönheit mußte als
junges Mädchen Hinreißend gewefen ſein.

„Suten Morgen, lieber Bruder, Haſt Dır meine Botſchaft
erhalten, die ich Dir zufommen ließ?! frug die Superiorin mit
einem ſanften und milden Tone welchen die Ruhe des Kloſters
der wenſchlichen Stimme verleiht,

Nichts haͤtte ich erfahren, Kebe Schweſter, wurde mir nicht
mein Kammerdiener irgend eine Räubergeſchichte erzählt haben.
Was iſt es für ein Brief, den Du erhHalten Haft, Iſt dieſer
elende Graf Feretre endlich tod4?“ ;

„Manuel, laſſe doch enoͤlich Ddie Todten ruhen. Ich
werde Dir den Brief, den ich heute Morgen erhalten Habe,
und den ich wohl leſen, leider aber nicht verſtehen Xanr,
überreichen

Siẽ 30g bei dieſen Worten aus ihrer Taſche einen großen
Brief und fteckte ihn durch das Gitter!


















25. Jahrgang.



deulſchen Vatexlande nicht haben, und wir können es
in dem Culturſtaaten Europas nicht haben, daß die
Anſpannung der Kräfte des Volles zu militäxtfchen
Zwecken ins Ungemeffene welter fortfchreitet, Wir
miüffen darauf dringen, daß nicht die Frage der mög⸗
lichſt vollkommenen kriegeriſchen Ausxuͤſtung die Kar-
dinalfrage der nationalen Politil der verichtedenen
Großſtgaten bleibt, ſondern. daß ſte ſich in inter:
nationaler Weiſe dahin zuſpitzt, nicht zu rüfteu und
weiter zı rüften, ſondern abzurüſten. Gebhafter Betz
fall.) S0 fanıt es niemal3 glauben, daß e8 un
möglich ſein foll, mit praktiſchem Erfolg diefe Frage
aufgumeuen.' Immer mehr ſpitzt ſich die foctale
Froge zu einer internationalen zu. Davon ift ja
guch unſer Kaiſer überzeugt, darum hat er die Con-
ferenz berufen. Ungleich wichtiger, meine Herren,
venn auch nicht im Augenhlick, ſo doch für die Zuz
kunft, vielleicht ſchon für die nächſte, fcheint e& mir
zu ſein, daß die militäri[de Frage zu einer internatio-
nalen hyben wird. ( Lebhafter Beifall.) Und wenn
e5 mögliq iſt, daß der wächtigſte Monarch die Ver-
kretex anderer Staaten zur internationalen Berathung
der focialen Frage zufammenbringt, ſo muß e3 dem-
ſelben mächtiaſten Herrſcher Europa’s auch möglich
werden, ſelbſt oder durch ſeine Räthe die Vertreter
derſelben europäiſchen Staaten zur internationalen Bez
rathung und Erledigung der Militärfrage zufanımenzır-
Dringen unD zu erreichen, daß praktiſch durchführbare
Beichlüffe gefaßt werben. Wenn es auch für den Augen-
blick ſchwer durchführbar iſt, ſo muß es doch in Anariff
genommen werden Und wenn die Miniſter und
Fürſten Schwierigkeiten machen, es ſelbſt in die Hände
zu nehmen, ſo wird eben an die Barlamente die Auf
gabe herautreten, dieſe Frage zu einer internationaͤlen
zu machen. Bloße Vereine auf dieſem Gebiete können
nichts ausrichten und werden niemals etwas ausrich—
ten! MUnb wenn wir der Erledigung dieſer Frage auf -
dieſem Wege auch ferner ſtehen, ſo muß fr die üaͤchſte
Zukunft wenigſtens das erreicht werden — und i
erwarte zuverſtchtlich, daß das Ceutrum und zwal
einmüthig auf dieſen Standpunkt ſich ſtellt daß ent⸗
wedex die Militärvorlage einfach abgelehnt oder ihr
der Inhalt mit der bedeutenden Mehrbelaſtung des
Volkes nur unter der Bedingung gewährt wird, daß
militäriſche Dienftzeit vermindert
wird.

Das, meine Herren, iſt in kurzen Worten mein
Standpunkt, Ich habe keinen Auftrag von Partei⸗
genoſlen, keinen Auftrag von der Parleileitung, ihn
als Standpunft der Paͤrtet zu proklamiren, ich hoffe
aber zwerſichtlich, daß es nicht bloß mein perſbn—
licher Standpunlt, ſondern der Standpunkt des Cen⸗
tkrums iſt Eebhafter Beifall) Ich habe in den
Jahren 1889 und 1890 wieder den dringendſten Bit⸗



Der Herzog 30g den Brief mittelſt ſeines Spazierftode®
zu ſich heran und entfaliete ihn dann. Es war ein Schreiben
de? franzöſiſchen Conſulates zı Reres an die Oberin der Au⸗
guftinerinnnen, Es lautete wie folgt:

. „Sran Mebtiffin !

Ich habe die Chre, Ihnen anzuzeigen, daß Sie dieſe
Wochẽ den Beſuch des Hern Pigeorrain, Sachwaller in Baris,
und dann eineS Herrn Dubois, Onkel des Sohnes des zU
Baris am 20, Dezember 18 , . plöglihH verftorbenen Grafen
von Feretre, erhalten werden. Dieſe Herren, welde von dent
Srafen Kaoul von Feretre Begleitet find, find amtlih beaufs
tragt, bei Ihnen, ehrw, Superiorin, Nachforſchuugen nad) einent
Schaße und einem Koffer, Familienpapiere enthaltend, zU Vers
welche Ihnen von dem verſtorbenen Grafen vor
Jahren andvertraut worden ſein ſollen. Das Ganze fjoll, wie
behauptet wird, in dem Krenggange des Kloſterd vergraben
liegen, Ich würde Ihnen fehr erfenntlich fein, Fran Superiorin,
wenn Sie Ddiejen Herren in jeder Weiſe entgegenfommen
wollten.

_ Meine Bitte trägt keinen amtlichen Charakter, und uur
meine olte Zreundfaft zu Shrem GHanfe veranlakt mich,
Ihnen den Befnch dieſer mir Jonft ganz unbekannten Herren
anzuzeigen. Der Miniſter des Auswärtigen hat denfelben ein
EmpfehlungsfOreiben vorausSgefehickt, meldhes ich foeben en
pfangen habe; derſelbe weist wmich an, Dem Graͤfen Rayuk
}Jnflit Feretre jede nur mögliche Unterftüßung angedeihen zU
affen,.

Empfangen Sie, chrm., Frau Superiorin, die Berfiherung
der ausgezeichneten Hochachtung

Ihres ganz ergebenen
S, Leclerc, VBiceconfuk von Frankreih in Keres,“

Welch ſonderbarer Briefl“ rief der Herzog, als er mit
dem Durchleſen des Briefes zu Ende gefommen war Was
joll die Unterfuchung bedeuten? Und dabei ſtehſt Du nod) unter
ſtrengſter Clauſur??

Fortſetzung folgt.)
























































 
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