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Nr. 7.
Kaiferin-Wittwue Augufta 7
Mit Kaiferin-Wittwe Auguſta iſt eine Fürſtin
aus dem Leben geſchieden, deren Andenken bei Hoch
und Niedrig, bei Arm und Reich ein geſegnetes blei-
ben wird. Auguſta Marie Luiſe Katharine war, wie
wir geftern bei Mittheilung der Trauerkunde hewor—
hHoben, anı 30. Naͤrz 1811 als Tochter des Croß—
herzoss Rarl Friedrich und der Großfürſtin Marie
fiel in die letzten Tage der Weimariſchen Glanz—
periode, ein Strahl dieſes Glanzes verblieb für das
ganze Leben den Fuͤrſtenkindern, auf denen Goethes
Sounenauge liebedoll und ſorgend geruht hatte. Eine
ſorgfältige Erziehung weckte ‚in der Seele der Prin—
zefjin dis Keime des Schönen und Guten, die jpäter
zu ſo ſchöner Blüthe fich eutfalteten; das junge Mäd⸗
chen lerute früh, daß es ein Großes ſei, den Geuius
zu bewirthen und daß der Adel des Geiſtes auch für
den für den Purpur Geborenen das höchſte Ziel des
Strebens ſein müſſe.
Prinzeſſin Auguſta hatte noch nicht das acht—
zehute Jahr vollendet, als ſie dem zweiten Sohne des
Königs Friedrich II, dem Prinzen Wilhelm,
zum Altar folgte; am 11. Juni 1829 war die Hoch—
zeit, genau ein Jahr vorher hatte ſich die ältere
Schweſter Marie mit dem Prinzen Karl, dem dritten
Sohne des preußiſchen Königs, verheirathet. In
Babelsberg verlebte das junge Paar die glücklichſten
Tage; dort wurde ihm am 18. October 1832 ein
Sohn, ſechs Jahre ſpäter eine Tochter, die jetzige
Großherzogin bon Baden, gevoren, auf deren Erzieh—
ung die Mutter die größte Sorgfalt verwandte.
Durch Kunſtſinn und Wohlthätigkeit wurde die
Prinzeſſin von Preußen ſchnell in den Kreiſen der
Ariſtbkratie des Geiftes wie im Volke bekannt und
beliebt. Sie fand Genuß im Verkehr mit Gelehrten,
Dichtern und Künſtlern, die in ihr eine verſtändniß—
volle Gönnerin ſchätzen lernten. Dem pietiſtiſchen
Geiſte, den nanientlich nach 1848 König Friedrich
Wilhelm IV. mit Gemahlin huldigte, blieb ſie unzu—
gänglich. Nach dem Jahre 1848 ſiedelte das prinz—
liche Paar nach Koblenz über, wo der Prinz als
— der Rheinlaude ſeinen Aufenthalt nehmen
mußte.
Als vor Jahren, ſo erinnert die „Pf. Zig.“, das
Geruͤcht auftrat, die hohe Frau fet zum Katholi-
etsmus übergetreten, war dieſe Nachricht um ſo
glaubhafter, als ſie mit faſt apodiktiſcher Sicherheit
verbreitet wurde. Daun aber auch weiß jeder Kob—
fenzer, mit welcher Voͤrliebe die hohe Verſtorbene
erkehr mit den barmherzigen Schweſtexn unterhtelt,
Hänfig deren Kapelle beſuchke, überhaupt deren wohl—
Häͤtige Beſtrebungen auf das kräftigſte unterſtützte.
83 Dorenzathe.
Roman von Melati van Java.
Ans bem Holändifeyen überfeht von . v. Oe e riſte de.·
Fortſetzung.
„ Er nahın feinen Hut und ging in den Garten; er mußte
fih ab und zu an einem Baun feſthalten denn fortwährend
überkam ihn ein Schwindel, doch ſein Wille hielt ihn aufrecht.
Er lenkte ſeine Schritte zu den zerfalenen Stufen, von
wo man den Weg zum Dorfe überfchauen konnte; der Tag
neigte ſich die legten Strahlen der Sonne warfen goldene
Funtken über, die Strohdacher und ließen die Fenſter der Häus⸗
en ſeinen Füßen aufblitzen; die Haide war in ein geheim-
nißbolles violeties Licht gehüllt und die Arbeit am Bergwerk
ſchien mit der alten Itegjamfeit Bbetrieben zu werden aber
nirgends war eine Spur von Ifabella !
„Wenn ſie abgereift wäre !“ und bei dem Gedanken wäre
vor Schreden niedergefallen, „meine arme liebe Zfa—
eta btme habe ich fie beleidigt und gequält! Werde ich je im
* * jein, fie die8 vergeffen zu machen? Bielleicht ift fie
mie'berfiantgin?'}uuägegqngm' doch beim Himmel! ich werde ſie
Ginige Schritte weiter ſtand eine Bank in einer Gaisblatt⸗
laube halb verborgen; dorthin jchleppte er fidh und brachte
einige Minuten in [Omerzlider Spannung zu, die er dadurch
erleichterte, daß er jeinen Schwiegervater, den Urheber aller
gfi?f Leiden, in Gedanken mit Fräftigen Scheltworten über-
2
Iſabella kehrte inzwiſchen in ihrer traurige
Nungslojen. Stimmung zurüß. Cben noch * * 4*
Scene hHäuslichen Glückes und gegenfeitiger Liebe beigewohnt
am Lager eines Bergmannz, der die Gefahr auch überftanden
Hatte und defjen Frau und Kinder dem lieben Gott jubelnb
* ſeine ‚Nettung dankten ; ſie aber war einſamer denn je;
lff)tä Olieb ihr üHbrig, ſelbſt keine Hoffnung, :
* Sangfant erfiieg fie die Treppe und dachte ſtill bei ſich, ob
— beffer Jein würde, morgen ſchon abzureijen, da ihre
genwart Alfred doch zuwider war und vielleicht feine Genef⸗
Heidelberg, Freitag, 10. Januar 1890.
entichiedenfte auch nur den Gedanken an einen ſolchen
Schritt in Abrede ſtellte, ſo wird dieſer Punkt doch
eine Doctorfrage bieihen, welche zu löſen ferneren
Auch im Culturkampf bewaͤhrte ſie ihre Sym-
pathieen für die katholiſche Kirche und ſoll wiederholt
eindringlichſt auf die Gefahren hingewieſen hahen,
welche daraus für die Dynaſtie enkſtehen kbunten.
Durch ihre Vermittelung ſoll Krementz, der Pfarrer
von St, Kaſtor in Koblenz/ zunächſt zum Biſchof von
Ermeland und ſpaͤter zum Erzbifchof von Köln er—
naunt worden fein. Dieſe Wahl war vortrefflich,
und die Kaiſerin hat dabei einen Blick bewährt, wie
er manchem Staalsmanne zum Nachtheile für Staat
und Kirche abgeht.
Welche ſegensreiche Thätigkeit Auguſta als Koͤ—
nigin und ſpaͤter als Katferin entfaltet hat, wie ſie
die Anregung zur Ausbildung der Pflege der im
Kriege Verwuͤndeten und Erkraͤnkten gab, wie ſie der
Mitielpunkt aller humanitären Beſtrebungen zur Beſ⸗
ferung des Looſes der Armen und Unglücklichen
wurdẽ, das ſteht auf leuchtenden Blättern eingezeichnet
in dem Buche der Geſchichte. Schmerz und Trauer
blieben ihr nicht erſpart. AWährend ſie ſelbſt mit
einem hartnäckigen Leiden zu kämpfen hatte, ſah fie
blühende Enkelkinder, ſah ſie den greiſen Gemahl und
endlich auch den männlichen Sohn in das Grab
ſinken. Dulderin und Heldin zugleich blieb ſie dem
Werke ihres Lebens, der aufopfernden Liebe treu bis
an ihr Ende und dieſe Liehe wird ihr jetzt und immer—
dar gelohnt ſein in dem Andenken des Volkes.
Deutſches Reich
* Berlin, 8. Jan. Ueber die letzten Lebensſtunden
der Kaiſerin Auguſta wird noch Folgendes mitgetheilt:
Die Kaiſerin, welche ihre Leiden mit ſeltener Stand—
haftigkeit und Geduld ertrug, Hatte die vergangent
Nacht mit Unterbrechungen geſchlafen, war noch bei
voller Beſinnung und richtete wiederholt Fragen an
ihre im Zimmer anweſende nächſte Umgebung. Nach 3
Uhr Nachts wurde die Athmung ſchwerer und weſent—
lich dadurch gehindert, daß die Bruſt ſich ſchnell mit
Schleim füllte, welcher das Aushuſten verhinderte Die
Qungenentzündung trat hinzu. Die Kräfte der Kaiſerin
nahmen um dieſe Zeit ſchuell ab, um 4 Uhr erſchien
das Bulletin, welches dieſe betruͤbende Thatſache feſt—
ſtellt. Infolge dieſes Bulletins ließ der Großher zog
von Baden den Kaiſer und die Kaiſerin wecken.
Der Kaiſer, welcher noch bis 12 Uhr Vachts halb—
ſtüudliche Nachricht über den Krankheitszuſtend ſeiner
Großmutter erhalten hatte, erſchien eine Viertelſtunde
nach erhaltenet Botſchaft im Palais der Kaiſerin
Auguſta, wenige Minuien ſpäter traf die Kaiſerin ein.
ung aufhielt, — al8 ſie ihn plötzlich vor ſich ſtehen ſah.
Ifabella!“ rief er, „ach, verzeihe mir l“
Sie fühlte ſich von jeinen Armen umfaßt und an ſein
Herz gepreßt; er zog fie mit ſich fort zur Laube und ſank
dann machtlo3 neben ihr auf die Bank nieder,
„Kanuft Du mir verzeihen?“ ſchluchzte er, „ich‘ habe Dich
verkannt, ich habe Dich mißhandelt und beleidigt ich verdiene
Deine Liebe nicht mehr, aber ich bin ein Thor geweſen mein
Leben lang !“
„Alfred, Du bift mir alſo nicht mehr böfe!“ fragte fie mit
freudenſtrahlenden Augen und fie weinten zufammen. wie ein
paar große Kinder, die einander lange vermißt und uun
endlich wiedergefunden haben. ?
Alfred Ließ ſein ermüdetes Haupt auf ihre Schulter ſin—
ken und fie {tüßte ihn, zwiſchen ihren Thränen Lächelnd.
Ich hoffte es ein wenig,“ ſaͤgte fie, „Daß Deine Neizbar-
feit nur eine Folge Deiner SOHwäche wäre, aber nun mußt Du
Dich ruhig und ftill verhalten, Alles iſt ja gut!“
„VBerläßt Du mich nicht mehr, Jjabella$“
„Nein Aljred, nicht bevor der Zod uns fcheidet,”
„Und bift Dr nur gekommen, weil e& Deine Pflicht war 2*
Sie wurde purpurroth, indem fie entgegnete:
„Nein, mwenn ich au gewollt hHätte, ich konnte nicht
anders ; ich hHatte Dich gehaßt, gefürchtet, geachtet und endlich
begann i Dih zu lieben, mehr, al8 irgend einen auf Der
Welt. Ich konnte nichts Ddafür, je kKihler Du mir gegenüber
warft, um fo mehr wüchs neine Liebe, D, wa8 habe ich dar-
unter gelitten! SIch glaube, daß e3 begann nach unſerm Ge—
ſpräch auf der Terraffe der Mirecouris,”
„Ach, der unfjelige Tag! Was ich fühlte, Sjabella, al ich
Dich wiederjah, {chöner al8 je, bewundert und gefeiert, WÄhrend
iemand ahıtte, daß Dı allein mir gehörteft, — wa8 i da
empfand, ift meine einzige Cnutfehuldigung. MUnd was dachteſt
Du von mir bei al diefen Begegnungen, bei Dden ‚Mirecourts
und hier in Cohance, o id) Dich fo Hihl und gleichgiltig be⸗
hHandelte 9“ . *
„Sch dachte, daß Du Deine großmüthige That mehr al3
je bereuteft, und daß Du ftatt meiner gern Valentine genom⸗
men hätteſt.“
25. Jahrgang.
Kaiſerin, welche von der Großherzogin von Baden
in der aufopferndſten Weiſe gepflegt wurde. Im Laufe
des Morgens erſchienen die in Potsdam wohnenden
Fürſtlichkeiten und Prinz Wilhelm von Baden. Im
Momente, wo der Geheimrath Dr. Velten konſtatirt
daß das Herz zu ſchlagen aufgehoͤrt habe, knicten
fammtliche Anweſende nieder in ſchluchzendem und ſtillem
Beten und Oberhofprediger Kögel erhob ſeine Sıimme
zum Gebet und Segen an der ſterblichen Hüle. IN
einen weißen Mantel eingeſchlagen, ruht die Leiche
auf dem offenen Lager, in die rechte, offenliegende
Hand iſt ein Zweig von Maiblumen gedrückt! In den
weißen Kiſſen ruht das entſeelte Haupt mit einem
ſeligen Ausdrucke des Friedens. Kein ſchmerzlicher Zug
des Todes entſtellt das mit einem weißen Spitzentuch
umhüllte Haupt.
— Nach der Abends acht Uhr im Sterbezimmer
der Kaiſerin Auguſta abgehaltenen Trauerandacht,
welcher das Kaiſerpaar, die großherzoglich badiſchen
Herrſchaften und die Mitglieder der koͤniglichen Familie
beiwohnten, übernahmen vier Schweſtern des Auguſta⸗
hoſpitals die Todtenwache am Sterbelager. Die Ehren—
wache im Palais war von den Krongardiſten und von
Truppen des Alexander⸗Garderegiments geſtellt. —
Profeſſor Anton von Werner nahm eine Skizze der
Verſtorbenen auf. Von allen deutſchen und fremden
Höfen gingen noch geſtern Abend herzlichſte Theilnahme—
kundgebungen ein.
Auslanð.
Brüſſel, S. Jan. Die Lage im Ausſtands—
gebiet verſchlechtert ſich anhaltend. In Ehatelet,
Dampremy, Silv, Mareinelle, Kour, Coucelles, Forchie
und der ganzen Umgegend iſt der Ausſtand Heute all-
gemein. In Reſſaix legten die Leute geftern die Arbeit
nieder; in Gouillet und Mareinelle mußten die Ziegel—
brennereien aufhören. Zahlreiche Fabriken benachrichtig⸗
ten ihr Berfonal, daß fie ſchließen müßten, wenn
deutſche und engliſche Kohlen nicht anfangs der Woche
einträfen. Der Antagonismus zwiſchen Ärbeiter und
Directionen verſchärft ſich.
* Qondon, S, Jan Die Dockarbeiter bereiten eine
große Dankkundgebung zu Ehren Cardinal Mannings
vor. Zu dieſem Ende iſt auf den 30. Januar eine all-
gemeine Verſammlung einberufen.
* Dublin, 8. Jan. Die Munizipalität lehute den
Antrag, die Königin zur Eröffnung des Kunfimufeums
einzuladen, mit großer Majorität ab. Die nationaliſti—
ſchen Mitglieder erklärten, ihrer Zuſtimmung zu dem
Antrage würde eine politiſche Bedeutung gegeben wer—
den und ſie wuͤrden ſich damit unter die Aufpizien der
Regierung ſtellen, die ſie verabſcheuten.
Rom, 8. Jan. Der Vertrag betr. die theologiſche
Facultät in Freiburg iſt am 4. Januar von dex Re⸗
gierung des Cantons Freiburg und dem General⸗Obern
Valentine? Wer iſt das? Fräulein Mireeourt, das Kind!
Iſabella, Du biſt nicht eitel!“
Aber gehen wir jetzt hHinein, es wird zu kühl für Dich!
Sie dab ihm den Arır und er ſtuͤtzte ſich mehr darauf—
als wohl nöthig war, und ſo traten ſie in das Zimmerchen, wo
die Lampe angezündet mar und wo es plötzlich ſo gemüthlich
und fröhlich ausfah, wie noch nie zuvor.
Als Höonne mit dem Souper kam ſaßen Herr und Frau
Brons nebeneinander Hand in Hand, in ſo eifrigem Geſpräch
daß die gute Seele e8 für nöthig hielt, ihren Herrn 3U war—
nen, damit er ſich nicht zu ſehr ermuͤde.
Alfred und Iſabella dankten für die Theilnahme, und ſie
ſagte in holländiſcher Sprache:
„Sie müßte nur wiffert, daß dies eigentlich unſer erſtes
verträuliches Geſpräch iſt und daß wir bisheran nur aller⸗
tei iebenswürdigkeiten mit einander ausgetauſcht haben,“
Sobald e& möglich ift, ſcherzend über frühere Zerwiürfniffe
zu {prechen, ijt das Vergangene für immer begraben; daher
war jene8 Wort Sfabella8 für Alfred wohlthuender als wenn
* ihn allen ** * hätte, daß fie an das friiher
orgefallene nicht mehr denke. .
g„fäßir werbe)n — die Zeit haben, Alles 4 gut
zu machen,“ ſagte er, ihre Hand mit ſeinen Lippen be—
rend.
* 7* noch eine Frage,“ fagte Iiabella, nachdem ſis das
Souper verzehrt hatten, „Du lebſt wie ein Sinfiedler. Jeder—
mannn wundert fich darüber, Für wen ſparſt Du doh? Denn
die verfehlten Speculationen DeineS Vaters datiren ja erft von
kurzer Zeit!
* * Gcheinuuf
Sch will keine Geheimniſſe von Dir hab —
Sache wirft Du erft ſpatex erfahren, jebt 2 5 * *
daß ein Wölkchen heute Deine Stirne berdutett Gi nicht,
4 * * von Geldangelegenheiten — *
ei ı, daß ich ſo gut wi
Dorenzathe wirft faſt * * — * ſchönes
um Dich und mich zu ernähren 2“ — —— —
Fortſetzung folgt)
—