— — — Seiertage,
m‘l‘mfiagß mit Unterbaltungsbeilage.‘ . Preis vierteljährlich
“ 120 ohne Trägerkohn u. Pofanfichlag. Beftelungen
Verantwortlider Redalteur:
Julius Jeder in Heidelberg.
—
— ——
ungen auf den ‚Bälzer
— Bote“
* bon allen Poſtanſtalten und Briefträgern,
8 von unſeren Agenten, Trägerinnen und in der
tion Zwingerſtaaße Nr. 7 noch fortwaͤhrend
genonmen! Bereits erſchienene ” Nummern
©N nachgeliefert.
— — —
Dr. - Ehädler
fratie jit Meligion.
‘Öocf)anief)niicf)e Verſammlung!
ens des verehrlichen Komitees iſt mir die
8 geworden, über die Stellung der So-
j Emofratie zur Religion zu reden. Ich
0 m die mir zugemeſfene Redezeit nicht zu über—
ſofort auf den Gegenſtand ein, werde auch
© Stellung der Sozialdemokratie zur Religion
Aupt behandeln, ohne die einzelnen Glaubensfätze
gren— bitte aber, m. ©., um Eniſchuldigunz,
© viel mehr eine Vorleſung halten muß als eine
un um feſtzuſtellen, wie ſich die Sozialdemo—
ur Religion ftellt, muß ich die Sozialdemokratie
' ihren Wortführern und ihren Schriften zu
fommen laſſen.
in wir als Chriſten von Religibn reden,
wir darunter die lebendige, durch Chriftus
telte erbindung und Gemeinſchaft des Menichen
it, beftehend Hienieden in der Theilnahme an
Y Önade und Heiligkeit, jenſeits im Beſitze und
a der ewigen Seligkeit. Gerade dem erften und
ln ©0 tt gegenüber nimmt die Sozialdemokratie
11408 und einer ihrer bedeutenften, mwenn auch
j. 0 den „Fungen“ ‘ viel angefeindeten Führer,
[, hat-e8 Har ausgeſprochen in der Reichstags⸗
Düm 31. Dezember 1881 Stenograph. Bericht
) mit den Worten:
hadi Sozialdemokratie ... ihrem Weſen nach
4 den Beſheis dafür ſo weit herholen ? Der Hert
ı Caucht bfos die Aten des Reichstages herzu-
4* dort meine Rede vom Faͤhre 1872, wo ich der
mertreter meiner Bartei in dieſem Haufe war,
* ügen. Ich habe damalz gegen dieſes Wusnahme-
M eint iſt das Sefuiten-Ausweijungsgefeß) geftimmt,
Licht und Schatten. achd verb.)
- Original-Novelle von Hans Yordaen *
( 1 -
N Saffung {don 0 Dift zwiſchen ihm und {feiner
geipielt,” daß ihn ihre etmwas vertwvorrenen Ans
* Yelinidfe Pflichten nicht mehr befremden konnten.
ülnnnen Ton ernfter jedoch, als vorher, fagte der
?Q“btr hat ebenfalls erklärt, mich nicht begleiten zu
Y behauptet, ſich geftern Wbend ſo ermüdet zu
r noch eine Stunde ſchlafen müffe, ehe er
daran denfen fönne, ſich antfleiden zu laffen. —
(© habe nicht nöthig, über die Erziehung des
Oen; fie liegt in Deiner Hand; aber dei
N Ödenken, meine ich, dürfte Dir die Verant-
| —‘_Qm"maä drücend erſcheinen, die Du auf Dich ladeft,
1} 2 Deinem Vorwiffen auf dem betretenen
A geht.“
* A.Datte ernft und mit feiter Stimme gefprochen
letzten Worten verließ er mit füchtigem
\ Ummer ſeiner Mutter ;
N tlzinb.em Weggange ihıes Sohnes nahın die Commer-
| yla 9r Buch mieder zur Hand, das fie im Eifer der
er das elenante Leletiichahen neben ſich gelegt Hatte.
\ ittem Leſen wollte e& {o bald nicht wieder gehen.
—— mußte mieber und Wwieder He-
Ürn ‚dem Sopfe (mütteln über die ganz unbegreif-
8 ÖtS{ofigkeit, die Georg heute Morgen bewies.
erg sltte ihm mur um des Himmels wilen zu joldem
K haben? AWar fie nicht-eine Frau, welche
d Clegten Bilihen genau Kannte? Erzog fie nicht
RE dır mit voWiter Gemifjenhaftigteit ? Georg {jelbit
, Dendige Beweis ihrer vortreiflidhen Erziehungs-
18 „Die ypaar Sahre im Klofter würden es auch
“ Dhaben,“ pbhilofjophirte die Commerzienräthin
eberzeugung vor fich hin, „wenn ich nicht das
2
100
* 4S}
für Stadt
ich habe die Maßregel als in jeder Beziehung verwerflich
auf der einen Seite, al nicht zum Biele führend auf der
andern Seite befämpft,' und ich habe gerade meinen ab-
weichenden Standpunkt damit begründet, daß ich jagte,
ic bekämpfe diefes.Gefeß, , obaleich ich im UeÄbrigen den
Herxen vom Centrum und fpeziell. demientgen Theil der
Seiftlichfeit, un den es fih in dem Gejeße Handelt, in der
feindieligiten Weife gegenüberfiehe. Ich hıbe damalz er-
kärt und damit meine Rede gefehloffen: „Wir erſtreben
auf politiidem Gebiete die Nepublick, au f
dem dfonomijcdhen Gebiete den Sozialigmu's
und auf dem, was8 man heut’ daz religiöſe
SGebietnennt, den Atheismu8 !”
Als bei dieſen Worten auf der rechten Seite des
Hauſes „Hört! hört!“ gerufen wurde, fügte Bebel
noch bei: Ja, meine Herren, ift Ihnen Ddenn das
neu? Ich habe Ihnen vorhin gefagt, daß ich die
Vexantwortung für das, was unz wirklich trifft, voll
und ganz übernihme, und Sie fehen, ich lehne ſie
nicht ab.“
Mit angeführtem Satze hat Bebel zutreffend das
Sie
iſt thatſächlich atheiſtiſch, gottlos; oder um
gleich Alles mit eineminale zu fagen, die Sozialdemo⸗
kratie iſt nicht blos gottlos, fie ift gottfeindlich.
Sanz nackt konnte das anerkannte Organ der Sozial-
demofratie in Deutſchland, der Volksfiaat? ſchreiben:
„Vir ſind Feinde aller Pfaffen und aller
„Kirhen“ an Brincip; jhon deßhalb,
weihwir Atheiſten jind.“ Selbſt der Prote⸗
ſtäntenverein findet keine Gnade, denn das nämliche
Blatt Volksſtaat“ antwortet einer Abonnentin, die
deſſen Urtheil über die Verhandlungen des Prote—
ſtantenvereins erfahren will, Folgendes: „Wir haben
uns mit den Verhandlungen des Prote-
ſtantentages nicht beſchäftigt, da e8 uns
nichtinterejfiren fonnte, was jene gottes⸗
fürgtigen Männer verhandelt Haben...
Wenn Sie glanuben, daß die Zukunft un
ſerer Bartei von dem „ChHriftenthum“ ab-
hinge, ſo dürfte dieß wohl nicht richtig
ſein Auch werden wir un8 auf dieſe Ger
fahr Hin ſtets beſtreben, recht gottlo8 zu
jein!“ An einer andern Stelle heißt e8: „Nie-
mand iſt des Namens eines Sozialiſten
würdig, als wer ſelbſt Atheiſe mit allem
Eifer der Ausbreitung des Athei8mus
jeine Anftrengung mwmidmet.“ (Todt, der
radikale deutſche Sozialismus. Wittenberg, p. 76.)
Nicht einmal das Wort Neliqgion will der
deutſche Sozialismus hHören, denn wie der „Prediger“
des Sozialismus, Jofeph Dietzgen ſagt: „Wenn
die Religion im Glauben an anußer- oder
Anzeige-Blatt für die Mmtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, PHilippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemiünd, Mosbach,
Eberbach Buchen, Waldärn, T Bifchoͤſeh Wertheim 2C.
Druck, Berlag ı. @gfiebition von Gebr. Huber D
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. . lhig
übermaterielle Weſen und Kräfte, im
Glauben an höhere Götter und Geiſter
beſteht, dann iſt die Demokratie ohne Re⸗
ligion An ihre Stelle jeßt jie da Be-
wußtfein von der Unzulänglichkeit des
Einzelnen, der zu ſeiner Vollkommenheit
der Ergänzungund ſomit der Unterordnung
unter das Allgemeine bedarf Die culti-
virte menſchliche Geſellſchaft ijt daz
höchſte Wejen, woran mir glauben, auf-
ihrer fozialdemokratifdhen Geftaltung
beruht unjere Soffnung! Sie erft wird
die Liebe zur Wahrheit machen, fürwelche
die religiöſen Phantaſten bisher nur ge—
ſchwärmt haben! (I. Dießgen, fuͤnf Kanzel-
reden, 3. verm. Auflage. Leipzig 1875, 4
Und, m. H. wiſſen Sie, weiches weiler der ſo⸗
zialde makratiſche SGott iſt? Der nämliche
Joſeph dietzgen hat es ausgeſprochen in einer
„Predigt“ — ſonderbare Predigt! — abgedruckt im
Volkoſtaat“, Organ der ſozialdemokratiſchen Arbeiter-
partei“ im Auguft 1870: „Gott“, dasZ i{ft dDas
Gute, Schöne, Heilige, folt Menſch wer—
den ans dem Himmelanf die Erde kommen;
aber nicht, wie einſt, aufreligiöfe, wun-
derbare Art, ſondern auf natürlichem
irdiſchem Wegen Wir ver Langen den Hei—
land, wir verlangen, daß unfer Evange—
Lium, das Wort Gottes Fleiſch werde.
Doch nicht in einem Individuum, nicht in
einer beſtimmten Perfon foll e3 ſich ver—
kör pern, ſondern mir Alle wollen, das
Volkwill — Sohu Gottes ſein“
Und, m. H., wiffen Sie, welches der Heiland der
ſozialdemokratiſchen Welt iſt? Hr. Joſeph Dietzgen
ſagt es uns wiederum: „Arbeit hHeißt der Hei—
land der neuen Zeit“ und nochmals: „Bewußte,
planmüßige Organifation der ſozialen Arbeit nennt
ſich der erſehnte Heiland der neuern Beit
(Dietzgen, die Religion 20.)
Während Liebknecht am 25. Januar 1890 im
Reichstag es ausſprach: „Die neuͤe Religion für die
Maſſen iſt der Sozialismus“ und der „Vorwärts“
vom 4. Oktober 1876 ſagt: „Die Meligionen ſind die
Irrwege des Srfennens,“ iſt der Sozialiſt B. Becker
von einem ſolchen Haß gegen die Religion erfaßt, daß
er ſchreibt: „Ich bin allem Pfaffenthum f(o
abhold, daß ich auch den Sozialismus
nicht ats Religion aufgefaßt zu jehen
wün ſche.“ (Chriftl.=Jogiale Blätter 1870 p. 8
— — ss 8—
güte Samentorn gelegt hHätte. Nun ja, Leander war
weniger lenkſam, ais Geora; aber das mwürde fich mit den
Jahren ſchon macen. Daß Heute gerabe Sonutag war,
an dem der Kleine fih fo abgemattet fühlte, war zu be⸗
Sauern; aber, Du lieber Sott, €& verlangte doch auch
Niemand das Unmdglidhe. — Schlimm genug war es {dhon,
daß Leander überhaupt fo hänfig über Unwohljein zu
fagen hatte Wäre er {o fräftig oraanifirt wie Seorg,
dann alerdingS . würde bei
manches beſſer von Statten gegangen fein: doch die Rinder
müffen eben individuell behandelt werden. “
Bei dieſem bemerkens werthen Schlußſatze blieb die
logiſchen Inhalt ihrer Beirachtungen.
Sie erinnerte fih, daß ſie Georg hatte bitten wollen,
bei ihrem Hausarzte anzufahren, um diejen zu veranlaſſen,
ſo bald als möglich nach Leander und ihr zu jehen.
Aber Georg war 1o rafch verfchwunden, daß ſie es
über den Disput mit ihm ganz vergeffen hatte.
Ein eiligſt herbeigeſcheſter Diener erhielt daher den
verfchärften Uuftrag, dem Arzt die möglichite SEile anzı-
emp fehlen, da zwei Kranke fich im Haufe befänden.
„O mein Gott, dieſes furchtbare Kopfweh,“ ſtöhnte die
Commerzienräthin mit gejchlofferen Augen, nachdem der
Diener fie wieder verlaffen Hatte, „wenn daͤs nur nicht
bald ein ſchlimmes Ende nimmt.“
Einige Augenblide ipäter griff die Dame von Neuem
zu ihrem Buche, um in einem neuen Kapitel ihres ipannen-
den frauzöſiſchen Senfationsromanes auf kurze Zeit alle
Erdenleiden zu vergeffen.
7. Kapitel.
Es mochten etwa zwei Monate ſeitdem verfloffen fein,
al® bder Commerzienrath eines MorgenZ zu ungewohnter
Stunde Georg in jein Privat-Bürean befheiden Ließ. :
Mehrere Minuten verftrichen, eche der Gerufene mit
allen Zeichen einer neben niedergekämpften, heftigen Auß
regung in den männlich ſchönen Zügen das Bimmer ſeines
Vaters betrat
Der Commerzienrath bemerkte ſofork die VBerftimmung
des jungen ManneS, und da er als Urjache derfelben .
eimas Ceſchaftliches vermuthete, {o fragie er mit- einem
forſchenden Blick auf den Sohn:
Was hat ſich ereignet ?” ;
Sinen Augenblick zögerte Georg mit der Antwort, dann
erwiderte er entihlofjen:
„E3 {hut mir leid, daß ih e3 Dir nicht verſchweigen
42 Ich habe ſoeben wieder einen Auftritt mit Lrander
gebabt“
„Sit e3 niht weiler,” meinte der Banquier mit völlig
beruhigter Miene und legte die Briefe und HZeitungen be= -
Häbig aufeinander, die feinen.Schreibtijh bedeckten, „danı
Fomme jBt und ſetze Dich ruhig zu mir. Ich babe mit
Dir zreden!
„Die Sache iſt doch eruſter als Du vielleicht glaubit,
Bater,” fagte G2:0rg, und eine Wolke des Mıkmuths og
über jeine Stirn, al er bemerkfte, mit wach rubigem
Sleichinuthe der VBater iüber diefe Sache hinwegjah. —
„Hum zweiten Male in den lekten vier Wochen bringe ich
hHeute Morgen in Erfahrung, daß Leander ſich hinter
unſerm Rücken die ndöthigen Mittel zu verſchaffen weiß,
um feine täalich zunehmenden AuSgaben zu beftreiten, wenn
ſein Zafchengeld, das ihHm, denke ich, reichlich bemeſſen wird,
allzu früh ein Ende nimmt. — Auf meine eindringlicen,
gut gemeinten Vorſtellungen Hatte er nur fpöttijche Er-
widerungen, und wenn DN nicht bald mit aler Energie
jeinem Unwejen 3u fteuern fuchft {o weiß ich nicht, wo
da? Unes noch Hinaus wil. — Der FJunge fordert die
ſtrengſte Beauflichtigung.“ S
„ verftehe nicht3 von alledem,“ ſagte der Banquier
verdrießlich und [hob die Bapiere von fich ab, die vor ihm
auf dem Tijhe lagen, „Du berichteft mir Tfeine einzige
&Thatfache, {prichit nur im ANgemeinen, und ich weiß nicht,
was eigentlidh Öreifbares an Dder ganzen Feremiade ift,
bie Du anhebit. Was that alfo Leander, das eine Rüge: -
verdiente?“ ; . —
Fortſetzung folgt)