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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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bei den Poſtanſtalten u vei der Expedition Plöckſtraße 103.










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Nr. 2







Gedanken eines Steuerzahlers.
(Schluß.)

Das ſind keine gefunden Zuſtände.

Unfere Väter und Mütter wiſen noch zu erzählen
von den Theuerungs⸗ von den Hungerjaͤhren und wie
das Volk durch folche auf lang hinaus an Geſund—
heit und in ſeiner Wirthſchaft herunter gekommen iſt.
Aie froh war man, al3 der menſchliche Erfindungs-
geiſt die Wege fand, durch die verbeſſerten Verkehrs—
mittel die Wiederkehr ſolcher Zeiten vermeiden —
und jebt ſchafft man zu Stenerzwecken eine künſt—
liche Vertheuerung der nothwendigZßſten Le—
bensmittel, die zwar nicht auf einmal ruinirt, die
aber, weil ſie fortdauert, um ſo ſicherer am Wohl—

ſtand und an der Kraft unferer Nation
zehrt.
Alles kann man übermachen, auch in den

— — kann man des Guten zu viel
thun.

Koch vor nicht dret Jahren, als der neuge⸗
wählte Reichstag das Septennat angenommen haͤt,
hieß es überall, jetzt ſind wir jedem Angriff ge—
wachſen jetzt ſei auf abſehbare Zeit alles verwil—
ligt/ was die Bedürfniſſe des Heeres und der Marine
erheiſchen — und doch, wie viel neue Bewilligungen
ſind nur ſeither ſchon wieder dazugetreten! Und damit
ſoll e& noch nicht aus ſein; ſchon wird dem Reichs⸗
tag wieder angeſonnen, in den nächſten Wochen für
das kommende Jahr ſo viele Ausgaben zu verwilligen,
daß die Mittel überhaupt nur duͤrch ein neues An—
lehen von 266 Millionen aufgebracht werden können!
Die laufenden Ausgaben für Heer und Marine ſollen
LB. wieder 9 Millionen ſteigen; die einmaligen
Musgaben für Heer und Marine ſind für dieſes Jaͤhr
auf beinahe 300 Millionen Mark berechnet, darunter
mehr als 30 Millionen als Mnzahlung zum Bau
einer Schlachtflotte! Für ein neues Schiff, das bei
den Flottenmianövern den Kaiſer tragen ſoll — wäh—
rend erſt vor ein paar Jahren das Prachtſchtff Hohen—
zollern für dieſen Zweck gebaut wurde — werden al-
lein 41/, Millionen geheiſcht; um zugleich als katſer—
Iiches Abhiteigqnuartier zu Ddienen, ſoll das neue
Poſtgebäude in Fraukſurt a. M. mit großer Pracht und
mit einem Aufwand von 21/, Millibnen erbaut wer⸗
den und unſere Kolonten fordern auch wieder,
vie Jedermann vorherſehen konnte, für das kommende
Jahr weitere Millionen.

All das wird im Großen und Ganzen auch be—
willigt werden! ſo ſicher die Mehrzahl der Ver—
treter des deutſchen Volkes weiß, daß das Geforderte
über den Rahmen des Nothwendigen weit hinaͤusgeht,
j9 ſicher wird der Reichstag den Muth des Widerftan—
des nicht hHaben, wenn e& darauf anfommi, Es kann
das aud) mit, Recht Niemaud von ihm verlangen ;

Dorenzathe.

Roman von Melati van Java.
Aus dem Bolländifhen Überfeht von L. v. e em ſte de.

B } Fortſetzung.
e 748 gefternt hat er den Anderen Muth zugeſprochen und
— an der Befreiung mitgeholfen; da begann ihr Licht zu
* 4 ihr geringer Mundvorrath mar verbraucht, und er ift
* peiter in dem Gang niedergefunken, Ich werde ihn
id)ein@r ſties hinab und kam bald daͤrauf wieder zum Vor⸗

Brons iſt gefunden !“ rief ev, „Doch ich fürchte *
* Baren hatte Sfjabella den Arni 2 und ſie war
4 anfbar für die Stüße, denn fie fühlte, wie ihre Kräfte fie

erließen ; zu Jange hatte ſie die Probe beftanden,

Imm„sfllutbl Gräfin !“ - fagte er, „alle Hoffnung iſt nicht ver⸗
— ; kann mur . von Srmüdung und Exſchöpfung die
4 m, hr Herr ‚Gemabhl iſt jung und ftark; ich fürchtete,
8 — — * doch gottlob ift das nicht der
7 8 4 * * 4 * zu ſeinem Hauſe führe,

Slayela Heß führen und als ſie in das Ri
wo fie in vor einigen Monaten erft voll 4 2
ſundheit geſehen hatte und mp uun die Schatten des Todes
herrſchten überkam ſie eine dumpfe Verzweiflung.

Sie ſank auf das Sopha nieder in einent Zuſtande der
die der Baron bedenklicher fand, als den Ausbruch
8* * Schmerzes; er gab ihr zu trinken und ſprach ihr
* ein Gott, wenn er ſtürbe! Welch ewiger Selbſtvor⸗
* Müfterte fie endlich und ſprang pLÖGLich gllf‚ * *
— hatte ſie Stimmen erfanıt. € war mır die
* 4 die ihn auftwartete; auf Anordnung des Barons hatte
7 44 eine Matratze auf den Boden ausgebreitet, worauf

—4 niedergelcgt werden ſollte

Da fommen ſie 1“ rief die Frau, „Sott gebe, daß er noch

— der gute, freundlıche Herr !”



79





Heidelberg, — L. Januar 1890.



zum Verwilligen iſt er gewählt und was er fehlt, hat
viel weniger er ſelbſt zu verantworten wie Diejenige: ,
welche im Taumel der künſtlich erzeugten Kriegsfurcht
einen Reichstag gewählt haben, von dem ſie im Vor—
aus wußten, daß er nichts anderes ſein könne, als ein
Werkzeug in der Hand der Regierung!

Hier iſt nicht mehr zu helfen. In wenigen Mo⸗
naten oder vielleicht Wochen aber ſtehen wir wieder
vor einer WahHl, die auf fünf Jahre über die
Geſchicke der Nation entſcheiden wird In welcher Rich—
tung ſich die Reaierung . auch fernerhin bewegen
wird das zeugt uns die Erfahrung der letzten Jahre.

Jeder hat jetzt ſelbſt darüber zu ents
ſcheiden ob er es ſofortgehen laſſen will
oder Nicht, jeder iſt für ſeine Entſcheidung verant—
wortlich und auf jeden kann es ankommen! Will ſich
das Volk auf fünf Jahre gebunden an Händen und
Füßen wie das letzte Mal dem Willen der Regierung
überantworten, . ſo mag es auch ohne Murren tragen,
was dann nicht blos über ſeinen Beutel, ſondern uͤber
es ſelbſt verhängt wird; denkt es aber, daß es an
der Zeit fet, die Regierung zum Wohle des Ganzen auf
ihrem Wege nicht weiter gehen zu laſſen, erinnert es ſich,
daß es Pflicht eines Volkes werden kann, der Regierung
klar zu machen, wie das Volk denkt, dann wird es von
ſeinem Stimmzettel nicht ſeinen kleinen und großen Herren
zu Gefallen ſondern der Wahrheit zur Ehre Gebrauch ma—
chen müſſen; dann wird es allerdings auch andere Männer
nach Berlin ſchicken müſſen als das letzte Mal! Oder
ſolles in der That o fort gehen? (N. N.2B.)

. Deutfches Reich.

* Berlin, 3. Januar.

— Wie man Elſaß-Lothringen nicht für
Deutſchland gewinnt, haben die Straßburger
culturkämpfertſchen Altdeutſchen wieder einm al
gezeigt. Sie führten das Herrig'ſche Luther—
feſtſptel auf und hielten es für gut, in einem zu
mehr als vier Fünftel katholiſchen Lande möglichſt
demonſtrativ Lulhers Kampf gegen den Kathoͤliels⸗
mus zu feiern. Als katholiſche Blätter dagegen
remonſtrirten, glaubte die „Straßburger Poſt? nach
dem ühlichen, Culturkämpfer“-Recept den Widerſpruch
dadurch zu beſeitigen, daß ſte behauptete, die betref⸗
fenden Blätter wollten nur Unruhe ſtiften, die Kaͤthö—
liken ſelbſt ſeien zufrieden. Daraufhin richtete cam
18. Dec) der Straßburger Münſterpfarrer Marbach
einen Brief an den Redacteur der „Straßburger
Poſt? worin er ſagte:

Wenn Sie näheren Umgang mit unſerer katho⸗
liſchen Bepölkerung hätten, ſo würden Sie wiſſen,
daß die meiſten Katholiken hier entrüſtet ſind, und
dieſes Gefühl, das ich perſönlich theile, hat ſich weit
über Straßburg hinaus in das Land ausgedehnt.
Doch Sie verkennen dies, wie Sie ſchon ſo maͤnches

— — ——— —

Jlabella ſtürmte athemlos ins Freie, mo ihnen ein trau⸗
riger Zug entgegenkam.

Auf einer Bahre lag Alfred mit blutigem, ſchon von der
Farbe des Todes überzogenem Angeſicht, in feinem zerriffenen
Aauen Kittel; ein Arm hing. ſchlaff anı Leibe hHewinter, die
Hand des anderen hielt noch eine Hacke uniſchloſſen. Ein Arzt
ſchritt neben der Bahre her, während verſchiedene Arbeiter mit
ihren Angehörigen theilnehmend folgten. „Todt?“ fragte Ifa⸗
bella, und es ſchien, als wenn miehr als ihr eigenes Leben
an dieſer Frage hing.

Eine Geberde des Arztes deutete an, daß er es noch nicht

wiſſe.

Der Kranke wurde auf die Matratze gelegt und Allen
ward geheißen, ſich zu entfernen. Der Baron der Doktor und
Iſabella blieben alein bei dem Verwundeten zurück.

Ich erſuche Sie, raſch zu Werke zu gehen,“ ſagte der
Baron, „Frau Brons iſt in höchſter Spannung über daͤs Loos
ihres Gaͤtten.“

Der Arzt, der von Alfreds Verhältniſſen nicht das Min—
deſte wußte fand dies durchaus natürlich und begann ſofort
ſeine Unterſuchung. Iſabella ſtand ihm mit bewunderungswür⸗
diger Ruhe zur Seite, Das Glas, an ſeine Lippen gebracht,
ward von einem feuchten Schimmer überzogen, worauf der Arzt
Eſſig und Waſſer verlangte, um das Geficht zu wajchen.

Nach einer kleinen hHalben Stunde ſchlug der Ohnmächtige
eben die Augen auf; Ifabella, neben ihm niederknieend, fuhr
mit ihrer zitternden Hand Über ſeine Loͤcken, zum erſten Male
drückte fie ihre Lippen auf ſeine Stirne, und zum erſten Male
* ſie ihn leife und mit bebender Stimme bei ſeinem

amen,

Der Baron wußte ſich vor Erſtaunen kaum zu fajjen und
fah ſie halb argwöhnifeh, halb mitleidig an; der Kranke ſchloßz
inzwifchen wieder feine Mugen, {höpfte tief Athem und madhte
mit ſeiner Hand eine Bewegung, als wenn er etwas ſuche
Ifabela Legte ihre Hand in die Jeine, und darauf ſchien er ſich
zu beruhigen, S ; —

„E8 wird ſich wohl. Fieber einftellen; die Gefahr ift nicht
vorbei, aber e& muß jebt für jeine Ernährung gejorgt werden,





meinte der Doktor.



25. Jahrgang.

andere verkannt haben. Mit dem Bapftzubiläum laßt
ſich das Lutherfeſtſpiel durchaus nicht vergleichen.
Man konnte einen bejahrten, friedreichen Papſt feiern
und dazu das Münſter, eine katholiſche Kirche illu—
miniren, ohne daß damit den Andersglaͤuhigen Dder
geringſte Auſtoß gegeben wurde. Das Lutherfeſtſpiel
konnte jedoch nicht aufgeführt werden, ohne daß
katholiſche Perſönfichkeiten auf die Bühne
gebracht wurden; es wird denſelben eine Lehre
in den Mund gelegt dieniemals die Lehre
der katholiſchen Kirche war; ihr Sprechen ünd
ihr Schweigen, alles iſt daͤrauf berechnet, den großen
Mann hervorzuheben, deſſen Triumph über das Papſt⸗
thum gefeiert werden ſoll. Das iſt es, was bei den
Laͤtholtken den Eindruck einer öffentlichen
Beleidigung zurücklaſſen muß. Wenn dieſe Dinge
ganz im Stillen abgeſpielt worden wären, ſo huͤtte
die katholiſche Preſſe dieſelben vielleicht ignoriren
können. Da man aber durch Aufrufe in mehreren
Blättern die Aufmerkſamkeit Aller darauf gelenkt
hat, da die Zuſammenſetzung des Comites auch ganz
dazu beftimmt ſchien, der Sache nach Außen einen
großen Glanz zu verleihen, da ſelbſt Kat holiken
ſich bewegen laſſen konnten (wie es auch geſchehen
ſein ſoll) dieſen Aufführungen beizuwohnen, ſo war
es Pflicht der katholiſchen Preſſe, ſich üher das
Lutherfeſtſpiel! anszudrücen, Ich und viele, WIr
ſind den Herren Redacteuren recht dankbar dafür.
Ihnen ſelbſt, geehrter Herr, ſind wir ebenfalls Dank
ſchuldig. Indem Sie bei Ihrer Majorität von 4000
Proteſtauten in Straßburg und einer größeren ME
Kreiſe Zabern die Geſammitbevölkerung des Landes
vergeffen, darüber die Gründe der kathöliſchen Preſſe
überhoͤren und ſogar die Zurüchaltung der Biſchyfe
und das Schweigen der Geiſtlichkeit nicht zu wür⸗
digen wiſſen, zeigen Sie uns, was wir zu € X-
warten hätten, wenn die Schickſale des
Landes Männern von Ihrer Geſinnung
anvertraut würden Früher erfreuten ſich ſelbſt
geringe Minoritäten der rückſichtsvollſten Achtung.
Sie ſtirzen das um. Doch Ihr allzufrühes Triumph-
geſchrei wird Manche aus dem Schlafe wecken. Da—
für danken wir Ihnen. GBravo h

Flusland.

Zürich, 1. Januar. Das Stadttheater, ein ehe—
maliges Frauenkloſter, brennt. Das Feuer bräch
kurz nach neun Uhr während der Vorftellung aus.
Aufſichtsrath Kisling trat auf die Bühne und for—
derte das Publikum auf, ruhig das Haus zu ver⸗
laſſen. Mit beiſpielloſer Ruhe verließ alles das
Haus, während die Flammen ſchon den Dachſtuhl er⸗
griffen hatten. Zehn Minuten ſpäter ſtuͤrzte der
Kronleuchter herunter. Gegenwärtig brenut das Hans
ruhig aus; dasſelbe iſt ein altes Franziscanerinnen—

Milch und Bouillon wurden ihm vorfichtig eingeflößt, €&
ſchien ihn zu erquicken denn almählich kehrte ſeine natinliche
Farbe zuriſck. Als der Doktor Leinwand verlangte, um Chars
pie zu machen, begab ſich Iſabella nach oben auf fein Schlafs
zimmer, Es mwar noch einfacher dort al unten, in eifernes
Bett, ein Schrank, ein Stuhl und ein Waſchtiſch bildeten das
ganze Ameublement; über ſeinem Bett aber ſah fie einen Zmweig
Orangenbliüthen, der das Porträt einer fchönen Frau, unzwel-
felhaft feiner Mutter, umrahmte, und mit einer gemiſchten m»
findung von Freude und Wehmuth erkannte fie Ddarin Hen
Biweig, der an ihrem Hochzeitstage ihre Bruſt geziert Hatte, €S
war die einzige Erinnerung an ſeine Frau, doch alle Gecanken an
das, was einſt wie eine hohe Mauer. zwiſchen ihnen geſtanden
hHatte, verſchwanden aus Ifaͤbellas Geiſt; wenn er nur Lebte,
was hatte ſie dann noch zu fürchten?

Ils der Abend laii nahm der Baron Abſchied und

üſterte ihr zu:
4 ** Hin, der Arzt hat mir gejagt, Daß bei guter
Pflege die Gefahr nicht groß ift. Tröften Sie fich
dann gehört Zhn die Zukunft, Ddie noch lange und gfu„tt_cf)
fen fann ; ich gehe jeBt nad) Paris und will, wmenn eS ND hig
jein follte, gerne einen der Herren Medicinal-Profefjoren hers
überfjenden. Haben Sie Ihrer Fran Tante nichts zu beftellen ?

Erzählen Sie ihr alles, was hier vorgefallen ift, und
bitten Sie um ibrebfiäerfieit)ung für mich, daß ich ihr ein Ge⸗
eimniß verborgen Habe,“ .

. 8 8 wachte Sfiabella allein an dem Schmerzenz-
lager ihre8 Mannes; er lag in heftigem Fieber und verlangte
oft nach Waſſer . E B ,
— Du e8, Yıonne?” fragte er, ſie für die Bäuerin
.. Schweigend reichte fie ihm das Glas, und er dankte ; bis⸗
weilen jah er fie mit großen Augen an, aber er erkannte fle
gä?är’ ä;bfbgggf) * 4 Worte über die Ar
ergiwerf, doch i y ;
einsiges Mal g ) ihren Namen nannte er Tein
Der Morgen brach endlich herein,
Vorgen, der das Haideland *







ein trauriger, nebliger
grauer und eintöniger er⸗



ſcheinen ließ. Fortſetzung folat.)


















































































 
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