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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 141 - Nr. 150 (24. Juni - 4. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0589

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Eſchent taͤglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.
amftagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
. 1.20 odne Trägerlohn u. Poftauffhlag. Beftellungen

2 bei den Poſtan ſtalten u. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.



ür Stadt












Anzeige-Blatt für die AmtSbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinhein:, Schwebingen, PhilippSburg’
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach Buchen, Walldlirn, T.-Bifchofeh. Wertheim 2c’











1 4 ſ 4 Verantwortlicher —
+ . Julius Jecker in Heidelberg













— — — —
| Beſtellungen
A den „RPfälzer Boten/ werden bei ämmtlichen
°Tf_anfia(ten ſowie in unſerer Expedition Heidelberg,
‘ Ölbingerftraße 7 entgegengenommen.

‚ Die Expedition.







Die Gewerbegeriehte.
4 * Zer Reichstag hat nunmehr die zweite Berathung
8 Gewerbegerichte, welche volle ſechs Sitzungen in
ruch genommen hat beendet und nicht unerhebliche
derungen der urſprünglichen Vorlage und Neu—
— wichtiger Natur gegenüber dem bisherigen
— OSn tande deſchloſſen.
8 VBisher konnten die Gemeinden auf Grund des S
* der Gewerbeordnung gewerbliche Schiedsgerichte
eten; über die Geſtalten derſelben beſtanden
Merfei Vorſchriften; die Ortsſtatuten unterlagen in
—— Punkten der Genehmigung der Landesbehörden.
56 jtammt denn auch die Mannigfaltigkeit der
8 6* Schiedsgerichte. Der vom Reichstage be—
— Geſetzentwurf iſt gleichſam eine Ausführung
$ 120a der Gewerbeordnung; er enthält genaue
1 etn über die Einrichtung der Gewerbegerichte,
* Zuſtändigkeit, ihr Verfahren zc. Da die Abſicht
Ceſetzentwurfs dahin geht, die Einrichtung des
— ⏑⏑ — nach Möglichkeit zu fördern, ſo wäre
d Q“Dßh_gamriid)e Einrichtung ſolcher Eexichte an allen
©N eigentlich der einfachfte Ausweg Die obligatoriſche
— — ſolcher Gerichte haben nicht nur die Soͤ—
I demokraten gefordert, ſondern auch der Eentralver—
8 Deutſcher Iduftrieller. Der Reichstag hat ſich
4 der Vorlage augeſchloſſen und nur den Gemein-
ja 2nDd Communalverbänden die Möglichkeit gegeben,
—— wo es nothwendig erſcheint, die Gewerbege—
einzurichten. Ergänzend tritt hinzu die Befug-
8 ꝛe Kndeeccntralbchorde, auf Antrag der Bethei-
—— ein Gewerbegericht einzurichten, wenn die Ge—
‘ Mden dies verweigern.
der IC Ortsftatuten unterliegen der Genehmigung
: Öhern Verwaltungsbehörde, alfo in Baden dem
i ÄSamte. Es ift in Bezug auf dieſe Geneh-
ı beſchloſſen warden, daß ſie nux verſagt wer—
—— wenn die Ortsſtatuten den Geſetzen wider—
en.
i ?eäiigficf) der Wahlberechtigung iſt es faſt ganz
8 n Beſtimmungen der Vorlage geblieben. Das







*

Eind paſſive Wahlrecht der weiblichen Arbeiter









Druck/ Verlagu Expedition von Grbr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.

an — —





5. Sabıg.





















iſt trotz der großen Anſtrengungen der Freiſinni—
gen, der Volkspartei und der Sozialdemokraten nicht
angenommen worden, die Wahlberechtigung beginnt
mit dem vollendeten 25., die Wählbarkeit mit dem
vollendeten 30. Lebensjahre.

Die Vorlage hatte die Form des Wahlverfahrens
den Statuten überlaſſen und in den Motiven war
dabei ausdrücklich anerkannt, daß das geheime und
unmittelbare Wahlrecht nicht ausgeſchloſſen ſein ſolle.
Der Reichstag hat die geheime und unmittelbare Wahl
der Beiſitzer gegen die Stimmen der Deutſchkonſerva—
tiven und der Reichspartei geſetzlich vorgeſchrieben.

Die Hauptſtreitfrage iſt wohl die Beſtätigungs—
Bereits im Jahre 1878 wurde dem Reichs—

frage.
tage eine Vorlage wegen der Gewerbegerichte
gemacht, welche daran ſcheiterte, daß die dama—

lige Mehrheit in keiner Weiſe eine Beſtätigung der
Vorſitzenden dieſer Gerichte geſtatten wollte Die ver—
bündeten Regierungen legten angeſichts der diesmali—
gen Commiſſionsbeſchlüſſe einen um ſongroͤßern Werth
auf das Beſtätigungsrecht, als die Urtheile der Ge—
werbegerichte in den meiſten Fällen endgültige ſein
ſollen.

Der Beſtätigung ſollen nach dem Beſchluſſe des
Reichstags nicht unterworfen ſein alle ſtaatlichen und
Gemeindebeamten, welche ernannt oder beſtätigt ſind,
für die Dauer ihres Hauptanıtes. Wenn alſo ein
beſtätigler Bürgermeiſter oder Beigeordneter, oder auch
— was nicht ausgeſchloſſen iſt — ein Amtsrichter
mit dem Vorſitze im Gewerbegerichte betraut iſt, dann
iſt eine beſondere Beſtätigung in dieſer letztern Ei—
genſchaft nicht mehr erforderlich. Andere Perſonen
wird man aber nur in den allerſeltenſten Fällen an
die Spitze eines Gewerbegerichts berufen.

Eine Einrichtung, die von mehrern Seiten ge—
wünſcht wurde, ein beſonderes Sühneverfahren, iſt
nicht getroffen worden. Man hat ſich vielmehr da—
mit beguügt, dem Vorſitzenden im S 48 das Recht
zu geben, bei dem erſten Termine von der Zuziehung
der Beiſitzer abzuſehen, wenn er die Sache Durch
Vergleich erledigen zu kfönnen hHofft. Nach den ſtati—
ſtiſchen Mittheilungen aus verſchiedenen Städten wer—
den die Hälfte bis zu zwei Drittel aller Fälle auf
dieſe kurze Weiſe erledigt, was ſehr begreiflich iſt,
denn die Schnelligkeit der Entſcheidung iſt ja mit eine
Hauptaufgabe der Schiedsgerichte.

Wenn dem Vorſitzenden ein Streitfall nicht klar
iſt, dann kann er gleich zum erſten Termin die Bei-
ſitzer zuziehen und entweder einen Vergleich oder auch
ſofort eine Entſcheidung herbeiführen. Sind die Bei—

ſitzer von dem erſten Termine ausgeſchloſſen, ſo muß
ein zweiter Termin ſtattfinden, während vielleicht ein
einziger genügt hätte.

Die Frage der Berufung wurde im Sinne der
Kommiſſion entſchieden; ſie iſt nur zuläſſig bei einem
Streitgegenſtand, der mehr als 100 ME im Werthe
hat. Dies entſpricht der Gebahrung der auf Grund
franzöſiſchen Rechts in Rheinland und in Elſaß Lo—
thringen beſtehenden Gewerbegerichte, die übrigens in
ihrer Eigenart möglichſt erhalten werden ſollen.

Dem Wunſche der Regierung, alle ſtaatlichen Be—
triebe des Reiches und der Einzelſtaaten von dem
Geſetze auszuſchließen, iſt nicht entſprochen worden;
man ließ es aber trotz der weitergehenden Forderun⸗

gen der Freiſinnigen und Sozialdemokraten bei dem
vermittelnden Kommiſſionsbeſchluſſe, daß mur die

Betriebe der Militär⸗ und Marineverwaltung wegen
ihrer Eigenart von dem Geſetze ausgeſchloſſen bleiben

Der lebhafteſte Streit entſpann ſich über die Frage,
ob und in welcher Form die Innungsſchiedsgerichte
erhalten bleiben ſollten. Nach der Vorlage ſollen die
Innungen und die Innungsſchiedsgerichke zuſtändig
bleiben für die Streitigkeiten zwiſchen Arbeitgebern
einerſeits und ihren Lehrlingen und Arbeitern ander-
ſeits, und durch dieſe Zuſtändigkeit ſoll diejenige eines
beſtehenden oder eines zu errichtenden Gewerbezerichtes
ausgeſchloſſen bleiben. Der deutſchfreiſinnige Abgeord—
nete Eberty hatte beantragt aus S 72 die Beſtimmung,
daß die Zuſtändigkeit der Innungsſchiedsgerichte unde-
rührt bleiben ſoll zu ſtreichen und nur die Aufrechts
erhaltung der Competenz der Innungen für die
Streitigkeiten aus dem Lehrlingsverhällniſſe auszu—
ſprechen! Die in zweiter Leſung vom Reichstage ge-
troffene Entſcheidung, welche in der Annahme des
uxſprünglichen Wortlautes der Vorlage beſtand, iſt
vielleicht noch nicht die endgültige, da dieſelbe mur
mit 122 gegen 114 Stimmen erfolgte.

Im Uebrigen iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß
die Gewerbegerichte in der für ſie in der zweiten
Leſung vom Reichstage in Ausſicht genommenen Ge—
ſtalt eine ſegensreiche Thätigkeit enkwickeln werden.
Es muß daher die Hoffnung ausgeſprochen werden,
daß der Geſetzentwurf in der dritten Leſung Wweitere
weſentliche Abänderungen nicht erfahren möge.

Deutſches Reich.
=— Berlin, 28 Juni Auf dem Feſt Kommers
zu Ehren Wißmanns brachte Staatsſekretär Bötticher
das Hoch auf den Kaiſer, der dem Unternehmen Wiß
manns allerwärts ſeinen Beiſtand geliehen habe.







8 Die ſchwarze Hand. —
1 _ Koman von Lam pert de Ste, Croir,
Atorifirte freie Ueberfebung von Phılipp Freidank. -

8 der Schwelle der Thüre Iag träge hingeſtreckt eine
2— Buldogge, welche den Zugang zu vertheidigen
Agr DON Zeit zu Heit Drehte daS große Zhier Jeinen
‘”e%mpcbten Kopf gegen eine am Fenſter ſitzende Frau,



——4 mit der Ausbeſſerung eines zerriſſenen Maͤnila—
N beichäftigte. ; ;
* üria Srdonnez — denn dieſe war e8 ſchien etwa
Niefig Fabre alt zu ſein. Nach ihren Gefichtszügen zu
'iäb‘;“: wußte ſie fruͤher zu den Schönheiten Spaniens
haben, aber der Kummer hatie fie frühzeitig gealtert,
( m“gßeüanbene Entbehrungen ihre Geſundheit unter-
i“en'[ „Shr Antlitz trug aber mehr die Zeichen großer
gäunmelben‚ wie lörberlicher Lümmerniſſe und e3 er-
| E%u e nicht einer gewiflen Diitinction.. UNes an ihr
fie zeugte von großer Yımuth und entjeßlihem
‚gein' ie bemerkt. flickte ſie an einem Manilaſhawl,
K — ße_megung des Hundes ſie aufzublicken veranlaßte.
460 ir „eigenthümlidhe Gaft der Taverne „Zum Affen“
9 * Treppe Herauf und erwiderte..die Schmeicheleien
Q‘t‘ßuü““t?fß mit einem Streicheln deſſen Kopfes. Beim
8 on ldres Beſuches murde die SGefichtsfarbe Maria
— noch — Ton bläffer. . ;
e p bift c8, Ifidro,“ fagte ſie mit einem gewiſſen Tone
Yeklen veigung in ihrer Stinme, welchen fie nicht zurück-
‚ONnte; „mwaS giebt es denn ? Deine beſtürzte Miene
l — Sutes errathen. Sage mir, was ſich








1

* ie Bofizet ift auf meiner und Deiner Spur,”. ant-



er ÜWbenteurer, aus deſſen Geſichtszügen unver⸗

Schreden {prach. „Ein Mann, weldhen ih im

aun Jobe, ein RBolizift zu fein, Hat eine Menge Er-

— egn über Dich eingezogen.“

— Er ijt diejer Mann?* —

* 8 weiß €& nicht, doch iſt die Gefahr für einige
%en Dorüber. Diefen Abend um 9 Uhr müffen wir noch
; \ln abreifen, von da weiß ich aber nıcht, mwobin






















wir weiter zu flüchten haben.“
Noch einmal abreiſen? Und wenn ich mich nun weigere
mitzunehen 7“ . .
SO werde Dich dazıu zu zwingen verſtehen,“ ſchrie
Iſidre von vlöblicher Wuth ergriffen.

Wie ich ſoll noch einmal dieſes umherziehende Leben
beginnen ?” erwiderte die arme Frau mit bligenden Augen.
„staum zehn Monate Iebe ich mun hier und erfreue mich
endlich einmal einiger Kuhe. Du willſt alfo, daß ich dieſes
Leben voll Kummer und Eiend, welches ich ſeit drei Jahren
führen muß, wieder aufnehme. Nein, das wird niemals
geſchehen Du biſt von jeher der böfe Geiſt meines Lebens
gewejen; ich werde dieſes Mal nicht mehr auf Dich hören.
Du träaſt die Schuld, daß mein Gatte Ehre und Freiheit
verloren hat, und wenn ich bis heute in Deine Vorſchläge
gewilligt habe, ſo geſchah e& nur auf den formellen Befehl
neines Mannes, welcher auf den Philippinen in der Ver⸗
bannung ſchmachtet. Ich habe mich his jetzt blind ſeinen
Anweiſungen gefügt und mich der Bewegung gemidmet,
welche Dı al3 einer der Führer leiteft. Und iH habe Dir
®iauben gefchenkt, als u mir das Vermögen und Das
Slüg, welches, mir und meinem Gatten winken {jollte, in
der Ferne zeintelt! Und wohin hHat uns Alles dies geführt?
Zu nichts als zum entſetzlichſten Elende Ich will von
dieſer Sache nichts mehr wiſſen.

30 verdiene etwas Geld hier, thue Niemand ettwas
zu Leide und will nicht von hier abreiſen Was die Ge-
fahr betrifft, weldhe mir drohen ſol fo fürchte ich ich die—
jelbe nicht. Sollteſt Du ſolche zu befürchten haben, {o be-
kümmere ich mich nicht darum. Ich werde Dich nicht ver-
rathen, denn Du biſt mein Onkel; aber eine Bedingung
ſtelle ich, laſſe mich endlich in Ruhe. Seit einem Iahre
bereits habe ich keine Nachricht mehr von meinem Manne;
ich glaube Dir kein Wort mehr. Ich habe ihm gefhrieben,
daß ich hier wohne und auf ihn wmarten mwerde, bis feine
Strafzeit abaelaufen ijt; in ſechs Monaten wird er ſich
mit mir vereinigen. Du tannſt Dich nun zurüdziehen,
Onfel. Nur das Eine möchte ich noch bemerken, daß ich
Deine Drohungen verlahe. Ih Halte Deine Sicherheit in
meiner Hand, wie Du weißt Adieu.“



Bei dieſen Worten welche ſie mit etwas erhobener
Stimme geſprochen hatte ſich Maria Ordonnez erhoben.
Mann fühlte, daß dieſex Gefühlsausbrauch lange zurücdge-
halten worden war und ſich nun mit elementarer Gewalt
Bahn gebrochen Hatte.

Iſidrs war von dieſem plötzlichem Widerſtande der
Frau welche er bisher als blinde Sklavin feines Willens
betrachtet hHatte, hoch überraſcht, und er ſagte desalb mit
wutherfülller Stimnie:

„Hüte Dich meine Geduld vollſtändig zu erfhöpfen ;
Du haſt bexeits zwei oder drei Mal Vexfuche der Emps-
rung gemacht. Ich kündige Dir an, daß ich mich Heute
Abends um 9.11hr hier einfinden werde, um Dich abzu
hofen. Du wirft um acht Uhr Dein Verkaufslokal Ichließen.
Ich werde dann drei Mal mit meiner Hand an das Fenfter
EHopfen; das iſt das Signal meiner Ankunft und in vier
Stunden werden wir in Sicherheit ſein Haft. Du mich
verſtanden? Wenn nicht. . . *

„Ich werde nicht mitgehen,“ ſprach ſie zwiſchen den
Zähnen. —

Das werden wir fehen,“ erwidexte Iſidro heftig. Er
machte gegen ſeine NMichte eine drohende Handbewegung und
verließ die Stube, Maria Ordonnez als eine Beute tiefer
Entmuthigung zurülaſſend.

Es hatte ſoeben halb 11 Uhr geſchlagen und der Be-
ſitzer des Cafees, in welchem Antonio, wie die Leſer wifjen,
verunglückt war, beganı die Läden ſeines Lokals zu Ichlies
Ben, als ein heftiger Schlag auf die Füllung der Zhüre
zum Cabinet, in welches Iſidro Antonio eingeſchloſſen hatte,
den Cafeetier ſo Heftig erfchredte, daß er einen Ladenflügel
fallen ließ. In dieſem Augenblicke fiel die Fülung, welche
* buntem Glaſe zuſammengeſetzt war in Scherben zur

rde.

Das wird gut,“ ſchrie der Wirth ; „ih habe ja meinen
Betrunkenen ganz vergeffen. Ah, er wird mir den Schaden

ut bezahlen miüfjen. Teufel, wo habe ich nur den Schlüſſel

4444 Endlich habe idn. He! guter Freund, hübich
artig. da Ddrinnen; es iſt durchaus nicht notfwenig, mir
mein Eigenthum zu zertrümmern. Ich werde ſchon aufs
ſchließen! Hortf. folgt.













































































 
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