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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 21 - Nr. 30 (26. Januar - 6. Februar)
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— —— ——— —— — —



— — — —

Vote

; Anzeige-Blatt für ſämmtliche Bezirke
und Land.

des had. Unterlandes, Preiz pro ſpalt. Betitz




— — ⏑ — ß —

v

fälzer

Sriheint Lägliß, Sonn⸗ und Feiertag® auSgenommen.
SamftagS mit Unterhaltungsbeilage. Brei3 vierteljährlich











M, 1.20 ohne Trägerlohn u Poftauffdhlag. Beftelungen
bei den Poſtanſtalten u bei der Expedition — 103,





jür- Stadt

zeile 10 Pfg., bei Wiederholungen Rabatt.
Inſerate finden die weiteſte Berbreitung,





Nr. 25.



Heidelberg, Freitag, 31. Januar 1890.



beſchloſſen:


Centrumspartei.







zuzuwenden.

die Candidatur für das Centrum übernommen.

25. Jahrgang.






wieder Centrumscandidat.
Heidelberg, 29. Jannar 1890.

®



*

Vorſitzender.



zum nennzehuken Zahrestag der Einnahme
des paͤyſtlichen alaſtes Ouirinal.

Von Theodor Palatinuus.

V.

Wie dachte denn der koͤnigliche Vater Humberts
über das Eigenthum an den Quirinal, das ihm die von
der Regierung niedergefeßte Kommiſfion von Juriſten
“überzeugungslo3 zugefprochen hatte? Viktor Emanuel
war von der widerkechtlichen Beſitzergreifuns des Qui⸗
“rinals ebenfo feſt überzeugt, wie jene Advokaten, die
auf Wunſch des Miniſters Sella den Quirinal als
Landeseigenthum erklärten und wie General Lamarmora,
der die Secupation des paͤyſtlichen Lauſes im Auftrage
der. Regierung vornehmen ließ der ſich aber doch per⸗
Jönlich von dem Akte fern hielt, weil er nicht offizieller
Zeuge einer Handlungsweiſe ſein wollte, die er ſelbſt
nach ſeiner Üeberzeugung verurtheilte. Die f&)t_nerg.
lichen Gewiffensbiffe des ſchuldbeladenen Königs hielten
idn vom Quirinal, möglichjt fern; er floh den DQuirinal;
e8 duldete ihn eben einmal nicht recht darin, da ſich

* Schön Elschen.
Rovelle von H. A. Banning,
Aus dem Holländiſchen überſetzt von L. v. Heemſtede.

Fortſetzung.

Gr hätte wohl unſchwer Aulaß gefunden, in eine ÖLechte
aune zu gerathen, wenn er ſich nicht In Anbetracht des Zu⸗
{tandez feine® Töchterchens mit Gewalt bezwungen hätte; denn
Objchon ihr Zuftand nicht das geringjte Bedenken mehr eins
{Bte, {o-wußte er doch jehr ‚gut, daßz fie viel litt, und das
that auch ihm weh. . S

— Gr hatte_gerade Jämmitliche großen und kleinen Propheten
die NRebite yaffiren Laffen und das Buch fHier verzweifelnd zu-
gejhlagen, un e8 noch einmal mit Vater Catz zu verſuchen.
Ql3 der Kopfer auf. die Thlür fiel und die Magd gleich darauf

“ eintrat mit der Meldung, daß Svert Janſen ſich nach der Ge⸗

undhei vdon Fräulein ESlachen erkundigen möchte,

; Obfchon diefer junge Mann bei Bater Rynders nicht hoch
Angejchrieben- {tand, war ihnt doch ſein Beſuch für den Yugen-
5 i willfommen, meil er in ihnı wenigſtens einen kräſtigeren

Undesgenoffen gegen die Langeweile zu finden Hoffte, alz in
üter Cats. !

Er ſagte darum zum großen Erſtaunen ſeiner Frau und
3U micht geringerer Beftürzung ſeiner Tochter, das Mädchen
Möchte den jungen Mann Hereinführen. .

„Sch hHätte dies licber nicht gefehen, Bater,“ wagte feine
Frau zu bemerken, „Ddur weißt, daß Sischen Kopfweh hat und


Derpicht ift« 1 —

9l Ich tann es nicht ändern, Mutter“, gab Rynders zur

S Niwort, „denn ich hHabe ihn geftern, als er mir einen Dienft

A * wollte, etmag Kurz abgefertigt und will dies wieder
4 —

, Cyerr ſtrich fich die Haare ſo glatt wie möglich aus der
5* — — — der Matte abwiſchte, und trat
Nn mit einem fuͤß laͤchelnden Geſicht ein. E
ch bin {o frei, Meilter Ronders3“, begann er, „micdh ein—





ihm hier mit jedem Schritt und Tritt die ruchlofe Ge—
waltthat vor die Seele ſtellte, die ſeine Regierung an
der Perſon des Stellvertreters Jeſu Chriſti veruͤbte,
die er guthieß, die er mit ſeinem Namen deſiegelte Nur
in der letzien Zeit ſeines Lebens kam Viktor Emanuel
nach dem Quirinal, um hier auch zu ſterben. Wo
wird ſein Sohn Humbert ſterben?

Ein König von Volkes Gnaden, um die Gunſt
der Menge werbend, deſſen Krone die Revolution ge⸗
ſchmiedet, iſt keinen Augenblick ſeines Thrones ſicher.
Wie ſollie auch eine Monarchie von Beſtand ſein, die
zu ihrer Gruͤndung und Erhaltung den Ranb des
Erbes Petri glaubie vornehmen zu müſſen, die ſich
aufbaute auf den mit Füßen getretenen Rechten, die
nicht minder geheiligt ſind durch Gottes Wort, als
durch eine neunzehuhundertjaͤhrige Geſchichte? Wehe
einer Monarchie, deren Kraft in einer fortgeſetzten
Schwächung ung Befeindung der Kirche befteht! „Wer
ſagt Autorität, fagt Papft,“ hat einmal Rouffean evs
Härt; und wer darum dieſen bekämpft, bekämpft noth⸗
wendig auch jene. Es iſt daher nux ganz conſequent
geſprochen, wenn der Republikaner Caſtelar den Mo—

mal zu erkundigen, wie es hier auSfieht, denn der Apotheker,
den ich geſtern zu weiner Mutter rufen ließ, ſagte mir, daß
eure Tochter gar nicht wohl ſei. Es iſt nicht mehr als Pflicht,
wenn in ſolchen Fäcken Nachbarn ihre Theilnahnie an den Tas
legen, nicht wahr!“

Ich bin eüch dankbar dafır,“ gab Rynders zur Antwort,
dem Befucher einen Stuhl zuſchiebend „meine Tochter war
geftern jehr frank, doch nun geht es wieder Deffer, und wenn
das Kopfweh nachläßt, wird fie bald ganz wieder hergeſtellt
jein, nicht wahr, Elschen? :

Eloͤchen nicte ſchweigend und ſchloß dann die Augen,
einerfeitz weil das unangenehme Geſicht ihres Gegenüber fie
ber?r_of; und ferner auch, um einer Antwort überhoben
zu fein,

Sch hoffe, daß es ſo ſein wird, Meifjter!“ fagte Evert,
„die Creignifje des geftrigen Tages mußten einen tiefen Ein—
druck auf fie machen, obſchon ich, um Ddie Wahrheit zu ſagen,
vorausfah, daß die Dinge ſo fommen würden.“ ;

Rynder3 biß ſich auf die Lippen. Ala er Svert Janſen,
iu ſeiner Sucht eine Zerſtreuung zu finden, den Zutritt in das
MWohuzimmer verlieh, Hatte er nicht daran gedacht, Ddaß die
Verhaftung Conrad’3z Elachen noch unbefannt war und unde-
fannt bleiben mußte; er fürchtete jeߣ mit nur zu gutem Grunde,
daß Ebert davon reden würde, —

„S3 wird am beſten fein,“ wehrte er ab, „wenn wir die
dumme Geſchichte jetzt ruhen Iaffen, denn Geſchehenes Läßt ſich
nicht ändern; man aͤrgert ſich nur von Neuem darob,“

Das ijt wohl wahr,“ meinte Epert in ſeinem gewöhn-
lichen füßlichen Ton, „aber es iſt doch ſehr natlirlich, daß Fräu—
jein Eischen den Gedanken nicht ſo plötzlich von ſich abwehren
kann, daß . . .“

„Daß Conradb an den Thorheiten der Patrioten theilge⸗
nommen Hat, meint ihr?“ fragte Rynders, bemüht, Evert einen
Wink zu geben.

Das gelang ihm aber nicht, denn der Andere fuhr fort:

„Sanz recht! und auch der Fall mit dem Iunker von
Bleienftein „ . .“

Elschen richtete fich plötzlich in ihHrem Stuhl auf und ließ



narchiſten zuruft: Ihr habt die Rechte des Papſtes
diseutirt, warum wollt ihr uns verbieten, jene der
Könige zu discutiren?“ Wen könnte es daher Wunder
nehmen, daß ſeit dem Tage, an dem Piemont ſeine
fluchbeladene Hand an Roms Mauern legte, die repu⸗
blikaniſche und ſocialiſtiſche Strömung in Italien immer
hoͤher und höher ſteigt; daß der gekrönte Nachfolger
deſſen, der dem heiligen Rom ſeinen rechtmäßigen
Herrn entriſſen, thatſächlich kein Anſehen, kein Vertrauen,
keine Achtung beim guten Volke genießt? Daher auch
die beſtändige Furcht, das bange Gefühl der Ünſicher⸗
heit und der Unmuth in den leitenden Kreiſen und am
Hofe; und dieſe Unbehaglichkeit drückt in dieſen Re-
gionen mit jedem Tage um ſo heftiger, als von allen
Parteien heraus Stimmen der Unzuͤfriedenheit mit der
gegenwärtigen Lage ſich gegen die italieniſche Regierung
richten. Selbſt der ehemalige Garibaldiner⸗ Oberft
Fazzari hat in ſeinem Wahlmanifeſt von der Noth⸗
wendigkeit einer Verſöhnung mit dem Papſtthum ge⸗
ſprochen. Zn ſeinem Briefe vom 26, April 1886 an
die „Nazione“ fordext er dieſe Ausſöhnung um ſo
dringender, als der Geiſt der Anarchie immer größere

ihre großen Uugen voll ängſtlicher Berwunderung von dem
Einen zum Andern gehen.
. t„fi?_aß' iſt 8* und dem Junker vorgefallen 8
ragte fie in athemloſer Svannung, während i ſt
noch 2* verfärbten. —— —
„ Mynders dachte offenbar an das Sprichwort: Wer nicht
hHören wil, muß fühlen“:; den Wink, den erd)nun @ve'rt *4
Tiſch hinüber gab, konnte dieſer doch ganz gewiß nicht miß-
verſtehen

SGleichzeitig‘ wandte er ſich an ſene Tochter und fagte:

Es Dhat eine-Begegnung zwiſchen jenen Beiden ſtattge—
funden, wobei Conrad bemwiejen hHat, wie leicht man vom
@d)linltlmeré zum 8 ©
_ „Um Gotte8 Willen, was iſt gefhehen?“ rief das Mäd
— Die- —⏑
_ . „Sie find geftern aın einander gerathen hei den ToNlheiten,
die hier ftattfanden, das iſt Alles. Das pafſirt ja Leicht, wenn
die * * haben.“

Abey das that Conrad nie,“ vertheidigte ihn Elochen
„warum habt ihr mir dieſen * vorenthalten/ * 7*


„Warum, warum?“ ſagte Nyndeys, dem diefe unerwaͤrtete
Wendung des Geſbräches gar nicht behagte, „nun einfach, weil
Conrad uns nichts mehr angeht, weil ich nicht wüßte, weßhalb
wir un nocd) für einen Heuchler intereſſiren Jollen, ‚der fich
nicht ſchämit⸗ vor meinen Augen ſich an Kundgebungen zu bes
theiligen, die mir ein Greuel find und denen ich mein Haus
verſchließe.“

Elschen fühlte das ganze Gewicht dieſer Worte, Sie
hrachle die Hand an den Kopf, der in den letzten vierundzwanzig
Stunden ſo viel gelitten hatte und jank dann mit einem tiefen
Seufzer in ihre Kiffen zurüc; doch aus ihren gefchloffenen
Lugen ſprangen große Thränen, die ſie umfonft zu verbergen
juchte, Die Rachricht Hatte ſie tief ergriffen, denn fie wußte
wohl, daß mehr vorgefallen war, als man ihr mittheilte und
doch Ddurfte fie nicht weiter danach fragen, denn fie jah mir zu
gut ein, daß Conrad für fie verloren war,

Fortſetzung folgt.)






























































 
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