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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 251 - Nr. 260 (1. November - 13. November)
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Erjcheint tägliO mit Anskahme der Somn- und Feiertage Xnzeige-Blatt für die Amtobezirle Heidelderg,

D Samftags mit Unterhaltungsbeilage,. Preis vierteljaͤhrlich Ladendburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
. @. 1.20 odne Zrägerlohn u. oftanffhlag. Beſtellungen Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach-
Cherbach, Buchen, Walldirn, T.-Bijchofsh. Wertbeim 2<




\ bei ben Poftanfraften u. bei der Erxpebition Zwingerfiraße 7.








Drud, Berlagu Erpedition von Gebr. Yuber

Seidelberg, den 7. Novenber 1890. —⏑



Verantwortlidher Redatteur:
Julius Jeder in Heidelberg.



GPSPAQL0090808008088
Beſtellungen

den „Pfälzer Boten“ für den Monate
] Movember und Dezember werden noch immer bei
f | tämmtlidhen Poſtanſtalten, ſowie in unferer Expedition
Heidelberg, Zwingerſtraße 7 entgegengenommen.
Die Erpedition

) 988S000080008080006808
/ Die Freiburger Freimaurerloge und die Küd-











bemerkt, doch gewiß, weil ex cathedra (d. h. als
eine überall und für immer giltige Lehreniſcheidung
des Papſtes D. Red.) gegeben, dasſelbe Anrecht da-
rauf für unfehlbar anerkannt zu werden, ais die
Erlaſſe ſpäterer Päpfte. *) — Die nicht dem Orden
angehörigen katholiſchen Prieſter athmeten, von ſeinem
Drucke befreit, erleichtert auf und wurden in vielen
Ländern und an pielen Orten eifrige Förderer hu—
maner Anſtalten jeder Art — Auch den Logen
ſchloſſen ſie ſich an und bekleideten vielfach das Auit
des Meiſters vom Stuhl oͤder waren ſonſt an der

Auhänger die Freimaurerei als ein verderbliches In⸗
jtitnt, für ein Werk des Tenfel® erklären, o muß
ſich entweder die Freimaurerei oͤder die fatholijfche
Kirche geändert und dadurch eine Wandiung
des Verhältniſſes hervorgerufen haben 9

Die Freimaurerei iſt nun, wie ſie auch in unter⸗
geordneten Dingen, beiſpielsweife bei den Aufnahme⸗
gebräuchen, dem Geiſt der Beit Rechnung getragen
und die Shreckmittel befeitigt hat, doch nach Ten⸗
denz und Ziveck, wie Sie, geliebter Bruder wiſfen,
unverändert geblieben. Es bleibt alſo nur denk—



Leitung derſelben betheiligt. Unſere Loge zur | Bar, daß Ddie fatHD[tithe Ritdhe {1ich ar
berufunin ʒer zeſliten. *) edlen Ausſicht verdankt, wie aus einem _fixrg[tcb auf= | ändert bat und das * * * 2*
y} . Die ger.‘. und vollt.‘. Fohanniskoge „Zur edlen gefundenen Briefe hHervorgeht, ihre Gründung dem | Her Fall.

Br. .. Karl Schwarzl, Profeſſor der Bajtoral-
iheologie und Stadtpfarrer am Münſter hier Er
war Meiſter vom Stuhl

Das erläuterte freundliche Verhältniß (?) zwiſchen

Ausſicht! Ort.. Freiburg in Baden hat unter dem
1 g D der Maurerei und der katholiſchen Kirche (?) Dauerte,

15. Oftober an alle ihre Mitglieder folgeude Zuſchrift





— A gerichtet: { in ben Jahren 1786 und | 19 fange der Fefnitenorden feiner herr enden Ge-
4* )9 Geliehte Brüder ! 1787. :) — Bon weiteren fatholiidhen Zheologen ge- | walt innerhalb 5 letzteren — * * — Der
* Einerſeits die ſtets häufiger ſtattfindenden An— hörten in der Zeit von 1784 bis 1813 unferer — echt humane, von wirklich chriſtlichem Sinne durch⸗
-| Oriffe der ultramontanen Preffe gegen die Freimanrerei * Mathias Dannenmeyr, Rrofeſſor der — | drungene Geift des katholiſchen Clerus, den wir in
/ oder die Mitglieder derfelben, andererfeit8 die von | SEihichte Dier, Sudww. Ant. Haßler, fpäter Stadt- | Baden als den „Weifenbergifchen“. (aha!) zu bezeich-
m | den ultramontanen Barteiführern beabfichtigten An- | Pfarrer in Rottenburg, E)O\almunb&%eig,v Profeſſor der nen gewohnt find, erhielt fich bei. vielen Fatholifchen
71} träge auf Wiederzulaffung des Fefuitenordens in | Meoraltheologie bahier, Johann — Engeffer, Geiftlichen, wie die Nelteren unter un8 fich erinnern,
— 6 aan ean m fn | DE O ⏑ — e | 28 in die finfgiger Fahre.
wenigen Worten über die Stellung der Freimaurerei 9I1e1t0n 8 22 — 4* — ‚n einem, . von einen Mitglied der Loge ge—

zum Katholizismus auszufprechen. Wenn auch man⸗
Hem liehen Bruder unfere Darlegungen nichts Neues
Dieten dürften, ſo iſt es doch vielleicht für andere,
velche noch nicht ſo genau in die Vethältniſfe einz
geweiht ſind, von Werih, die nachſtehend erläuterten
Thatſachen, von denen beliebig Gebrauch gemacht
werden kann, kennen zu lernen.

Wenn der nicht mit den Verhältniſſen Vertraute
die fortwaͤhrenden Angriffe der ultramontanen Hetz⸗
| Slätter auf unſeren Bund, ohne je einer Erwiderung
anſererſeits zu begegnen, liest, ſo wird er erſtaunt
ſein, daß wir dies alles ruhig über uns ergehen
laſſen. Er wird auch zu dem Schluſſe kommen
müffen, daß Freinaurerei und Katholizi3-
/ mus unverföhnliche Gegner ſeien.

Letzteres iſt nun, wie die Geſchichte uns lehrt,
keineswegs der Fall: Als in der zweiten Hälfte des
vorigen Zahrhunderts der Jeſuiteiorden in immer
Yöherem Maße die Verderoͤlichteit feiner Tenden-
| 3en (?) und die vockerheit ſeiner Anſchauungen über
Moralität (?) befundete, Hob der edle Bapit Cle-
nens XIV. den Orden 1773 wegen ſeiner Gemein—
gefährlichkeit auf. — Dieſes Verbot haͤtte, nebenbei

2 Aus dein Freiburaer Bote“.

Licht und Schatten, — verb.)
Original Novelle vor HanS IJordaens.

Roland erhob ſich und warf noch einen leidenſchaftlichen
— die gebrohene Geftalt vor ihm.
&, er hätte Oeſcic gehabt, eine Henkersxolle zu über-
hehmen, fagte er wild zu ſich und ſirich das Haar von der
eißen Stirne ; —

Da ſaß das Opfer ſeiner Voreiligkeit!

Bas hatte er nun erreicht?
. Er hatte geglaubt, helfend in den Lauf des Schickſals
ä\?gbreifen zu können und hHatte Matalie vielleicht daduͤrch
etödtet.
. Yn der Thür wandte er ſich, um noch einmal nach ihr
inzujehen. ; ;
Doch. fie fühlte nichts von dem verzehrenden Blick den
® auf e zurüdwarf. .

Blaß, mit geichloffenen Augen ſaß ſie da gegen die
aüämdnfi' ihres Stuhles gelehnt, die Hände im Schooß
Sefaltet, alS wünfche fie, durch Gebet fih zu beruhigen.
KRoland jtürmte hinauf auf fein Arbeitszimmer,
Hier warf er fich auf einen Stuhl; — er bededte fein
@e_ficbt mit den Händen und bald rannen helle Thränen
Mbijhen den jchlanken Fingern hervor; — Thränen eines
Delmtüthigen, felbftlojen. Herzens, das feinen. höchften
— darin erkannte, da nicht helfen zu fönnen, wo

] *in Opfer ihm au groß aeweſen war.
al „Doch nicht lange Litt eS ihn in der engen Stube. Er
Mußte wiffen, wie Natalie ihr Leid ertrug. .
8 Er mußte ſie noch einmal fehen und jolte e& duͤrch die

finfte Thuͤrſpalte ſein.

x Borlichtig ging er die Stiegen hinab und betrat leiſe
°n der andern Seite einen nebengelegenen Raum.

In Dochehe er fich noch der VBerbindungsthür hätte nähern

pel wurde dieſe geöffnet und Natalie erſchien in
elben. ; .

Aln U einen Schatten blaſſer noch als vorher, aber äußer-
© rubig mie immer. ; ;

bra Sr mwollte fid zurüdziehen, aber fie Hatte ihn ſchon er⸗

(dt. Ein Enifommen mar nicht möglich.





land, Chorregent — und wohl auch andere. %)

In gleicher Weiſe, wie bei uns, war dieſe Zu—
gehörigkeit der Geiſtlichen zur Loge auch in anderen
katholiſchen Ländern keine Seltenheit ünd ſpeziell
das Amt des Br. .. Redner war häufig in ihren
Händen.

Wenn nun damals Prieſter der katholiſchen Kirche
warme Anhänger und Förderer der koͤniglichen Kunft
waren und jetzt Prieſter derſelben Kirche und ihre





‘) Schöne Beweisführung! Es iſt von katholiſcher
Seite ſchon mehr als hHundert Mal nachnewiejen worden,
daß jene päpſtliche Berordnung Keine Entjheidung ex
cathedra mar und eine ſolche gar nicht jein fann; aber
darum fümmert ſich der Schurzfell-„Gelehrte“ nicht Er
hilft ſich über dieſe Schwierigfeit hinweg, indem er ein-
fach 7 Wahrheit zuwider behauptet: „weil ex cathedra
gegeben“.

*) Diefe Thatjache ift leider wahr. Man veral. „Ge-
ſchichte der Freimaurerloge Zur edlen Ausficht“ in Frei⸗
burg in Baden.“ Bujanmrengeftellt von. Br.'. Hugo Sicke,

reiburg i Br, Gedruct bei BBr.. H. W. Boppen u.
ohn, S. 9. Schwarzl ftarb am 4. März 1819

°) Die Logenbrüder hahen alle Urjache den Weffen—
bergianigmus und den Jofey hinizmus zu preiſen.
Denn nur auf die Verlotterung, welche dieſe Syjteme unter
der Geiſtlichkeit einführten, Ut e3 zurüczuführen, Ddaß

ſchriebenen Artikel der „Freiburger Ztg vom 16.
Suli 1862, welcher die Mngriffe des Profeſſor Aban
Stolz abwehrte, konnte geſagt werden! „Man greift
die Freimaurer au, welche der Kirche kein Leid ge—
than haben? S

Der Jeſuitenorden aber, welcher, dem Verbot
des Papſtes zum Trotz im Geheimen fortbe—
ſtanden hatte, wurde 1814 wieder formell geſtattet 9
und benützte die politiſche Reaktion Dder fünfziger
Jahre, um die kathoͤliſche Kirche und die meiſten
kathol. Regierungen in ſeine Gewaͤlt zu bekommen.



*) Die Frimaureret iſt und bleibt Teufelswerk mögen
aud) einige abtrünnige Seifiliche ihr angehören. Die ktaz
tholifihe Kirche hat ſtels vor der Freimanrerei gewarnt
und fie hat ſis in diejer Hinficht nicht geändert und wird
fih nicht ändern. Mit ettwaz Logit vder natürlichem
Emenid;ermerftaub ſieht das Jeder ein.

Dieſe Zeitung, jeßt „Unparteiifhes Organ für alle
Stände“, diente damal$ und auch gegenwärtig noch den
Zwecken dex Hveintaurerei. WVeral. das oben angetlihrie
Werk von Hugo Ficke S, 128. Dort hHeißt e&: „Die Yuf-
nahmSfogen und fonftigen rituellen Arbeiten . .. werden
ÄtetS einige Tage vorker in der“„Fr. Beitung“ und der
Breisg Big.“ bekaunt gemacht.

Auch dieſes Mal mieder. „ex cathedra“ alſo mit
„unfehHlbarer Wirkung“ ? Davon ſchweiat die „brüderliche”

Logik.





pflichtvergeſſene Prieſter zum Maurerbund traten.



beide Hände, die er an jeine naffen Wugen drückte.

Er vermochte e3 nicht, ihr ein Wort des Troſtes zu
jagen; aber auch fo hatte fie ihn ja verftanden und feine
Theilnahme erkannt.

Sanz überwältigt von ſeinen Gefühlen ſtand Roland
nocQ wie ein Träumender auf derfelben Stelle, al8 fie ihn
ſchon längſt verlaffen haͤtte

‚ Dann roffteer fih plößlich faſt gewaltſam auf, ftürmte
die Stiegen wıeder hHinan und verfchloß fich oben in feinem
Yrbeitszimmer, um weniaftens auf kurze Beit mit fich und
jeinem Schmerze alein zu ſein ;

Bährend im Innern der Billa ſich die eben gefchilderte
Szene zutrug, {hleuderte CamiNa, die uniduldige Veran-
laſſung des ganzen Unheil®, eine Iuftige Melodie vor ſich
hinſummend durch die Laubgänge des Parkes.

Der Regen hatte ſeit dem Miitag Ichon nachgelaſſen
und einer beffern Witterung Plag gemacht, die Camilla
einen Aufenthalt im Freien geftattete.

Sie hatte ihre Zeichnung Ichon geſtern beendet und
fonnte alfojeßt in aller ®emüth8ruhe dem Srjheinen ihres
geftrengen Lehrmeiſters entgegenſehen

Herr Zur Lenne würde jedenfals Herausfommen, da
er geftern von feiner Neife zurücgelehrt war und da wollte
ſie ihn zur Beränderung einmal gleich bei feinem Er{cheinen
hier im ®arten begrüßen. © *

Aber bis zur Ankunft des Erwarteten verſtrichen ohue
Zweifel noch unzählige Minuten, die unter alen Umftänden
mit einer pafijenden. Befchäftigung auszgefült‘ werden
mußten ; denn unthätig nur zwifchen den Bäumen einher-
gehen, das hielt kein vernünftiger Menjch Lange aus..

a$ alfo nun beginnen, das imStande war, wmährend
AWartezeit genügende Unterhaltung zu verjchaffen ?
Yus dieſer jhmwierigen Situation fah. fiG Camila

der

Bernhardinerhund, der foeben in weiten Saͤhen herange⸗


Camilla: empfing den Anfommling mit ſo deutlichen
Sunftbezeugungen, daß diejer darüber. in feiner Freude all⸗



mälig dus Raud und Band zu geratken fchien.









— —





l n 1i iunge Mädchen,
das mit den Händen in feinen Iodigen, ſeidenen Haaren
wühlte, oder im Üebermuthe nach feinen langen Ohren
Hafchte, itedte den Kopf mit den Hugen, glänzenden Augen
jpielend in die Falten der Kleider und ſprang dann au8s
einer Furz gewählten Entfernung fo {türmijd wieder auf
Camilla zu, daß diefe nur durH einen rettenden Baum-
jtamm vor dem vlößlidhen Umfinfen bewahrt blieb.

Doch diefe {türmijhe Laune des großen Bernhardiner3
paßte eben recht zu Camilla’3 Nebermutbh.

BWenn Du Heute befondere Luft haft zum Zagen und
7 ſo bin ich mit von der Bartie. — Hierher Sultan,

nell !”

.. Bei diefen Worten ergriff ſie von dem Beete neben ſich
ein dürres Reis und hielt dasjelbe mit ausgefiredten Urm
wagrecht von fich ab.

Sultan hatte dieſes wohlbekannte Zeichen nicht ſobald

er ohne weitere Aufforderungen dazu abzu-
warten, mehrere Male in gewaltigen Sprüngen‘ über Ddie
improbifirte Hürde hinwegjeßte.
... Die Gewandtheit, die Sultan bei Auzübung ſeiner
Künfte bezeigte, machte Camila ein unbe{chreibliches Bers
gnUgen und ließ in ihr raſch die Luft entjtehen, den qym-
naittichen UNebungen mit ihrem Hunde eine etwas größere
Ausdehnung zu geben. ;

Ven Sultan begleitet, der freudig bellend voraufſprang,
ichlug ſie einen Seitentveg ein, und.bald. war ein geeigneter
Platz zu dem Turniere aufgefunden,

Auf einer kleinen Lichtung machte Camilla Halt und
beganı die dürren Aeſte und Reijer, die der Gärtner hier
auf einen Bündel zufammengetragen. -

23 die jo aufeinander gelegten Reijer ungefähr die
Höhe eine8 niedrigen StuhleS erreicht Hhatten, war Camila
befriedigt. - * }

Sie Hopfte. noch einnat, wie um dem Ganzen mehr
3u geben;, mit den Händen darauf und

Fortſetzung folgt.) *


 
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